Kapitel 1: Die Einladung

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 Könnt ihr euch vorstellen, wie es wohl ist, wenn die eigene beste Freundin die kleine Schwester einer der talentiertesten, kreativsten, berühmtesten und einflussreichsten Musiker unserer Zeit in Südkorea ist? Nein?

Nun, nach dieser Geschichte könnt ihr es vielleicht.

BTS- Bangtan Boys- war jedem wohl irgendwie ein Begriff. Und sei es, weil man es nur mal bei jemanden aufgeschnappt hatte. Selbst Menschen, die keine Ahnung hatten, was K-Pop war, hatten schon mal von BTS gehört.

Meine beste Freundin Sora war die kleine Schwester von einem der Mitglieder. Besser gesagt, die kleine Schwester von Jung Hoseok, auch bekannt als J-Hope. Ja, das war mindestens genauso abgefahren, wie es klang. Immer wenn ich daran dachte, konnte ich es selbst nicht glauben. Dennoch war ich ihrem Bruder nur ein bis zweimal privat bei ihnen zuhause begegnet, wenn er und seine Bandkollegen ausnahmsweise mal frei hatten und ihre Familien besuchten.

Dies war bestimmt schon fast zwei Jahre her. Sora bedauerte, dass sie ihn seit dem nicht mehr all zu oft gesehen hatte. Ich wusste zwar, dass ihr ihr Bruder meistens ziemlich auf die Nerven ging, weil er stets sehr aufgedreht war, dennoch liebte und verehrte sie ihn inständig.

Wir waren gemeinsam zur Schule gegangen, waren 21 Jahre alt und uns ziemlich ähnlich. Wir waren beide relativ selbstbewusst und emanzipiert. Dennoch war ich eher der Typ Mensch, der sich zu viele Gedanken um alles und jeden machte und sich oft in vieles hineinsteigerte. In solchen Momenten war ich Sora stets dankbar um ihre Ruhe gewesen, die sie bestimmt nur dank ihrem Bruder Hoseok erlangt hatte.

Wir gingen weiter gemeinsam auf das gleiche College und planten unsere Zukunft. Dass diese allerdings sehr viel mit der Laufbahn von Hoseok zu tun hatte, hatte wohl besonders Sora niemals gedacht.

Eines Abends videotelefonierte Sora wie so häufig mit ihrem Bruder. Ich übernachtete an dem Tag bei ihr und war darum dabei.

Hoseok erzählte ganz aufgeregt, dass sie von BigHit, ihrem Management, die Erlaubnis bekommen hatten, jemanden zu einem wichtigen Fotoshooting einzuladen, was laut seiner Aussage, seine Idee gewesen war, weil er Sora vermisste.

„Ach ja?", scherzte Sora. „Und das soll ich dir glauben?"

„Natürlich!", scherzte ihr Bruder zurück. „Du weißt, dass ich dich vermisse und damit du dich nicht so allein fühlst, würde ich dich, Yuna, auch gerne einladen"

Yuna. Das war übrigens ich.

Aufgeregt sprang ich hoch und schrie: „Wirklich? Ich darf auch mit? Ist das dein Ernst?"

„Ja, klaaaaar", betonte er. „Ich hab den Jungs so viel von dir erzählt, Sora, sie sind total gespannt, dich kennen zu lernen"

„Na toll", schmollte Sora belustigt. „Wahrscheinlich hast du ihnen nur die ganzen negativen Dinge erzählt. Zum Beispiel, dass ich dich früher immer gehauen hab oder so was"

„Neeein, wie kommst du nur darauf?", lachte Hoseok und Sora beschimpfte ihn lachend und verkündete, wie gerne sie ihm jetzt ein Kissen ins Gesicht schleudern würde.

Ihr Bruder versicherte uns, dass wir uns um nichts Sorgen machen mussten, wir müssten nur zum Flughafen- das Personal wusste dort wegen unseren Karten Bescheid- anschließend ins Flugzeug steigen und nach dem Landen nach Mitarbeitern von BigHit Ausschau halten. Es klang so einfach und im Grunde war es das auch. Auf dem College waren zurzeit Semesterferien und Sora und ich waren beide sehr gut in der Schule und brauchten uns darum also auch keine Sorgen machen.

Auf die Frage, wem die anderen einluden, gab er die Antwort, dass die meisten ihre Geschwister einluden.

Wie bereits vorhin erwähnt, war ich jemand, der sich um alles Sorgen machte, so war es mir leider auch nicht möglich zu entspannen, wie es uns Hoseok befohlen hatte. Ich machte mir viel zu viele Gedanken darüber, was ich wohl anziehen und ob ich mich schminken sollte.

Sora versuchte mich zu beruhigen und zu einem gewissen Grad gelang ihr dies auch. Doch bei dem Gedanken bald vor Namjoon zu stehen, konnte ich einfach nicht ruhiger werden. Ich fragte mich wirklich, wie Sora so gelassen sein konnte.

Während Sora, ich und die anderen Geschwister in verschiedenen Flügen auf dem Weg zu unseren Angehörigen waren, herrschte im BigHit-Gebäude reges Treiben. Alles wurde auf unsere Ankunft vorbereitet und besonders Sumi, die neueste BigHit-Mitarbeiterin der Abteilung Versorgung von BTS, war aufgeregt. Es war ihr erster Auftrag in ihrer neuen Arbeitsstelle, die sie dank ihrer langjährigen Freundin Lyn, die bei BigHit als Choreografin arbeitete, bekommen hatte. Sie war so glücklich darüber. Sie liebte kochen und Musik und bei BigHit konnte sie beides verbinden. Lyn hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass es Künstler gab, die ständig Extrawünsche hatten und diese auch genauso ständig wieder änderten. Doch das machte Sumi nichts aus, versicherte sie und sie bekam tatsächlich die Stelle. Als ihr gesagt wurde, dass sie hauptsächlich für das Wohlergehen von den Bangtan Boys zuständig sein würde, hatte sie für ein paar Sekunden aufgehört zu atmen, versuchte allerdings gelassen zu bleiben.

Letzte Woche hatte sie angefangen und war den Jungs das erste Mal begegnet. Sie waren alle so unfassbar nett und natürlich. So überhaupt nicht abgehoben. Lyn hatte daraufhin gesagt, was für ein Glück sie habe, denn nicht alle im KPop-Business waren so nett wie BTS. Sie seien nur hinsichtlich ihrer Energie und Lautstärke anstrengend, hatte Lyn gesagt. Außerdem sei es bei manchen auch nicht immer einfach, sie zum Tanztraining zu motivieren. Doch Sumi war sich sicher, dass dies bestimmt nur an Lyns Perfektionismus lag, der die Jungs manchmal den letzten Nerv raubte. Sie wusste, wie schlimm Lyn diesbezüglich war.

Nun, eigentlich stimmte es nicht, denn Suga und V waren die einzigen Beiden, denen sie immer noch nicht begegnet war. Sie wusste selbst nicht, woran es lag.

Sie schleppte gerade einige Kartons, gefüllt mit verschiedensten Leckereien, vor sich her und sah nicht sonderlich gut, wohin sie ging. Oder wer ihr entgegen kam. Sie hörte nur, dass jemand auf dem Flur leise vor sich hin summte. Doch bis Sumi reagieren konnte, war es zu spät. Sie hatte die Person bereits über den Haufen gerannt und beide, sowie die Kartons, waren zu Boden gefallen.

„Oh, entschuldigen Sie, das wollte ich nicht!", sagte sie aufgeschreckt, stand auf und ging zu der Person hin und streckte ihr die Hand entgegen. Und dann sah sie, wer es war. V von BTS. Auch bekannt als Kim Taehyung. Einer der beiden, denen Sumi noch nicht begegnet war.

„Oh, oh! Das tut mir so leid!", verkündete sie weiterhin.

Er grinste, nahm ihre Hand und stand auf. „Ist schon okay. Sie konnten mich ja nicht sehen, ich Sie aber. Der Fehler lag bei mir"

Sofort war Sumi von seinem strahlenden Lächeln verzaubert und konnte sich nur mit Mühe davon abwenden.

„Sollten wir uns nicht besser duzen?", fragte sie. „Immerhin bin ich diejenige, die dafür sorgt, dass ihr nicht verhungert"

„Gerne", grinste er weiterhin. „Dann musst du Sumi sein. Die Freundin von Lyn"

„Richtig", nickte Sumi. „Hast du schon von mir gehört?"

„Ja, Kookie, Jin und Hobi schwärmen von deinem Essen"

„Das freut mich"

Und das tat es wirklich. Sumi bereitete es immer Vergnügen, wenn sie die Rückmeldung bekam, dass ihr gekochtes Essen schmeckte. Es gab wohl kaum jemanden, dem dies nicht gefiel.

Nervös und wütend tippte Lyn mit verschränkten Armen immer und immer wieder auf den Boden. Sie hatte extra nachgezählt, weil ihr etwas komisch vorkam. Und tatsächlich standen nur sechs der sieben Mitglieder von BTS vor ihr. Sie hasste es, wenn jemand zu spät kam. Es fühlte sich an, als hätten die Bands, die sie trainierte, keinen Respekt vor ihr. Natürlich wusste sie, dass es nicht so war- dafür sorgte Lyn schließlich schon- dennoch konnte sie nichts daran ändern, dass sie sich schlechter dabei fühlte.

„Ich bin mir sicher, er ist jeden Moment da", versuchte Namjoon sie zu besänftigen und war mehrere Schritte auf sie zu gegangen.

Doch das nützte nichts. Sie war wütend.

„Das Training hat vor zehn Minuten begonnen", erwiderte sie streng. „Also wirklich, was ist bloß los mit euch? Hoseok wäre auch fast zu spät gekommen" Sie sah J-Hope böse an, doch dieser lachte nur breit grinsend auf und schien das Ganze so wenig, wie immer, ernst zu nehmen. „Ausgerechnet jetzt, wenn bald eure eingeladenen Angehörigen kommen, solltet ihr euer Bestes geben und zeigen, was ihr könnt"

„Ich schätze, wir sind einfach nervös, Lyn...", sagte Namjoon.

„Ach, was!", schimpfte sie. „Ihr seid BTS! Ihr tretet vor Millionen von kreischenden Fans auf!"

„Unsere Familien sind aber noch mal etwas anderes", ertönte nun die leise Stimme von Jimin, einem der besten Tänzer von ihnen.

Es beeindruckte sie immer wieder, wie schnell und präzise Jimin sich sofort neue Choreografien einprägen und umsetzen konnte. Im Übrigen hatte Lyn in all den Jahren als Choreografin und Trainerin selten so ein Tanzgenie wie Jimin gesehen. Dabei war er stiller und zurückhaltender, als es die meisten KPop-Idols waren. Manchmal hatte sie den Eindruck, als wäre er sich dem ganzen nicht bewusst. Als wüsste er nicht, wie fantastisch er eigentlich in dem war, was er tat.

Und immer wieder erwischte sich Lyn bei solchen Gedanken über Jimin und verstand einfach nicht, warum. War sie lediglich beeindruckt von ihm und seinen Fähigkeiten oder hatte sie sich etwa...?

Wie dem auch sei, Jimin sprach unaufgehalten weiter: „Natürlich bedeutet uns unsere ARMY auch viel, aber unsere Familien sind einfach... unsere Familien"

Alle nickten zustimmend und in diesem Augenblick stürmte V endlich in den Tanzraum, blieb vor ihr stehen und verneigte und entschuldigte sich mehrfach bei ihr.

„Entschuldige, Lyn, ich bin in Sumi, unserer Köchin, rein gelaufen und dann ist alles herunter gefallen"

Lyn stöhnte genervt auf. „Eine bessere Ausrede fällt dir wohl nicht ein, was?"

„Das ist keine...", wollte sich V gerade herausreden, doch Lyn unterbrach ihn unbarmherzig. „Du wirst hundert Liegestützen machen, bevor du mit den anderen tanzen darfst"

„Was?", kam es nicht nur aus V's Mund völlig empört.

„Lyn, ist das nicht ein bisschen zu hart?", wagte sich Namjoon erneut heran.

Böse sah sie ihn an. „Ihr wisst, wie sehr ich es hasse, wenn jemand zu spät kommt und wenn du weiterhin versuchst, den Kopf für Taehyung hinzuhalten, machst du auch die hundert Liegestütze mit, Namjoon"

„Lyn ist ja heute besonders streng", hörte sie J-Hope zu Jungkook flüstern.

„J-Hope!", schrie sie ihn an. „Jetzt machst du die Liegestütze mit V!"

Es war Lyn völlig egal, dass J-Hope und Namjoon älter waren als sie, doch Strafe musste sein. Nur durch Disziplin konnte man schließlich etwas im Leben erreichen.

Widerwillig taten J-Hope und V wie ihnen befohlen, während sie die anderen Fünf trainierte.

Es war nicht so, als würde es ihr Freude bereiten, so streng sein zu müssen, dennoch wusste sie, dass es manchmal sein musste. So leid es ihr im Nachhinein tat.

Anschließend war allerdings nicht nur Lyn nicht sie selbst gewesen, auch V war nicht mit vollem Einsatz und Kopf dabei, sondern dachte die ganze Trainingseinheit, sowie den restlichen Tag an die Köchin Sumi.

Am nächsten Tag war es nun soweit und Sora, die anderen Angehörigen und ich erreichten das Gebäude von BigHit. Ich konnte es gar nicht glauben, tatsächlich davor zu stehen.

Augenblicklich bekam ich wieder totales Herzklopfen und das Atmen fiel mir schwer. Solche Attacken hatte ich leider oft, wenn ich total aufgeregt und überfordert mit etwas war. Selbst vor manchen Prüfungen hatte ich das, was sehr unpraktisch und meistens auch peinlich war.

„Okay, Yuna", sagte Sora und legte ihren Arm um meine Schultern. „Wir vergessen jetzt nicht, wie atmen geht, okay?"

„Das würde ich aber gern", seufzte ich.

„Nein, nein, dann tun wir es erst recht nicht"

„Aber eigentlich weiß ich gar nicht, was ich hier soll", sagte ich. „Immerhin ist keiner von BTS ein Familienmitglied von mir. Ich habe keinerlei Berechtigung hier zu sein"

„Mein Bruder hat dich eingeladen", sagte Sora bestimmend. „Also hast du genauso viel Berechtigung hier zu sein, wie jeder andere von uns"

„Aber da ist" Ich zeigte flüsternd auf das Gebäude. „da ist Namjoon drin"

„Richtig!", rief Sora voll motiviert. „Und genau deswegen gehen wir da jetzt rein!"

Sofort schritt sie, mit mir immer noch im Arm, los und die anderen Angehörigen folgten uns glücklich und freudig auflachend.

Scheinbar wurden wir schon sehnlichst vom Chef von BigHit (ich hatte seinen Namen vergessen, wenn ich ihn denn je wusste), sowie einigen Angestellten erwartet. BTS selbst standen nicht im Eingangsbereich. Nach einigen Begrüßungsfloskeln, die meine Nervosität ins Unermessliche steigen ließen, wurden wir von wenigen Angestellten endlich in den Raum geführt, in dem BTS bereits auf uns warteten.

Meine Nervosität verschwand für einen kurzen Augenblick, als man quer durch den halben Raum J-Hopes schrille Stimme Soras Namen schreien hörte. Er kam auf uns zu gerannt, nahm sie erstmal hoch und in den Arm und die sonst so gefasste Sora konnte sich nicht entscheiden, ob sie lachen oder weinen sollte, weshalb sie beides tat. Ein Zustand, den ich noch nie an ihr gesehen hatte. Ich schwöre, noch nie.

Auch die anderen Mitglieder kamen und begrüßten ihre Angehörigen und jeder wurde jedem vorgestellt.

„Jungs, das ist meine Schwester Sora", sagte J-Hope.

Sora wischte sich die letzten Tränen aus den Augen, bei denen ich immer noch nicht wusste, ob es Freudentränen waren.

„Freut mich, euch alle endlich kennen zu lernen", antwortete sie.

Während der kompletten Begrüßung hatte ich mich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten, weil ich niemanden im Weg stehen oder stören wollte. Und weil Sora gemein war und wusste, dass ich nicht so gern im Fokus der Leute stand, schob sie mich vor, grinste und sagte: „Das ist übrigens meine Freundin Yuna. Mein Bruder war so nett, sie auch einzuladen"

Bevor ich verlegen jedem zu winkte und mich verneigte, warf ich Sora einen tödlichen Seitenblick zu, den sie mit einem verkniffenen Lachen erwiderte. Fiese Kuh!, dachte ich mir.

„Hi, es freut mich sehr, euch kennen zu lernen"

Ich wusste nicht, warum das manchmal so war. Eigentlich war ich relativ selbstbewusst, zwar nicht so wie Sora oder andere Frauen, dennoch gab es manchmal, wenn auch selten, Momente wie diesen, in denen ich kein Wort heraus bekam und am liebsten gestorben wäre vor Scham. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, dass ich ich selbst blieb. So viel dazu.

Alle grinsten mich an und ich hoffte, sie lachten mich nicht aus. Leider traute ich mich kaum in Namjoons Richtung zu schauen, sonst wäre ich womöglich wirklich gestorben.

Dabei hoffte ich inständig, dass es ihm nicht auffiel, dass ich ihn versuchte zu ignorieren. Ich hoffte, dass es in dem ganzen Trubel und J-Hopes wildem Freudentanz unter ging.

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