4. Kapitel

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Jace

Wütend betrat ich die Küche und wich den fragen Blicken von Clary und Izzy einfach aus.
Natürlich musste mein Parabatai der sturste Shadowhunter in ganz Brooklyn sein…
Klar, Alec hatte Recht damit, dass ich ihn einfach auf das Ganze hätte ansprechen können. Allerdings waren wir Brüder und sogar durch einen Teil unserer Seelen miteinander verbunden.
War es da zu viel verlangt, dass er mit mir über die Dinge sprach, die ihn belasteten?
„Und? Was ist jetzt?“, wollte Izzy wissen.
„Er ist ein Idiot!“, kam es aufgebracht von mir zurück.
„Da habt ihr ja was gemeinsam.“
Izzys trockene Antwort machte die Situation nicht wirklich besser, doch ich ging nicht weiter darauf ein.
Ich wusste schließlich, dass sie sich einfach nur Sorgen um Alec machte. Apropos… wo blieb der eigentlich?
Ungeduldig drehte ich mich zu meinem Parabatai um, der gerade dabei war, die Treppe nach oben zu laufen.
Bei Raziel, wenn er auch nur daran *dachte* sich wieder in sein Zimmer zu verziehen, musste ich ihn wohl umbringen… 
„Alec!“, blaffte ich ihn, zugegebener Maßen nicht sehr einfühlsam, an.
Mein Bruder zuckte kurz zusammen, trottete dann jedoch gehorsam in die Küche.
„Wow, ich kann verstehen, warum er sich in seinem Zimmer verschanzt“, meinte Clary und sah mich dabei mehr als deutlich an.
Die Botschaft war klar, ich sollte gefälligst freundlicher sein. Im Augenblick war das jedoch schwerer, als gedacht.
Alec setzte sich schweigend an den Esstisch und mied es dabei, einen von uns anzusehen. Ich seufzte leise und ging dann zu Clary.
„Sorg dafür, dass er hier sitzen bleibt“, flüsterte ich ihr zu, „zur Not hast du von mir auch die Erlaubnis, ihn zu fesseln.“
Alec hob den Kopf, vermutlich hatte er meine Worte gehört.
Umso besser.
Meine Freundin runzelte die Stirn und es war offensichtlich, dass sie von der Idee Alec irgendwo festzubinden nicht viel hielt.
Doch ich tat, als würde ich ihren Blick nicht bemerken und ging stattdessen auf das andere Ende der Küche zu, während ich mein Handy aus meiner Hosentasche zog.
Ich wählte bereits die Nummer von Taki’s, als mich Izzy plötzlich am Arm nahm und in die nächste Ecke schleifte, weit genug von Alec und Clary weg, damit die zwei uns nicht hören konnten.
„Also, wie geht’s ihm wirklich?“, fragte die Schwarzhaarige besorgt, „Ist alles okay?“
Ich zuckte mit den Achseln.
„Er schließt sich seit drei Wochen in seinem Zimmer ein, weiß der Himmel wann er zuletzt was gegessen hat und sieht aus wie ein Welpe, den man zu oft verprügelt hat. Klar, mit dem ist alles okay.“
In meinem letzten Satz schwang unüberhörbar der Sarkasmus mit und Izzy schlug mir gegen den Oberarm.
„Verdammt, Jace, könntest du wenigstens so tun, als wäre er dir *nicht* vollkommen egal?“, schnauzte sie mich an.
„Glaub mir, er ist mir nicht vollkommen egal!“, knurrte ich und fuhr mir kurz durch die Haare, „er ist nur verflucht anstrengend…“
„Was erwartest du denn?“
Izzy verschränkte die Arme vor der Brust.
„Sein Freund hat mit ihm Schluss gemacht!“
Erneut ein Achselzucken meinerseits.
„Ich erwarte von ihm, dass er rausgeht, ‘nen neuen Freund findet und Magnus dann unter die Nase reibt, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht hat, als er mit Alec Schluss gemacht hat“, meinte ich ohne mit der Wimper zu zucken.
Izzy öffnete den Mund, doch ich ließ sie nicht zu Wort kommen. Stattdessen widmete ich mich wieder meinem Handy.
„Ich bestelle bei Taki’s, willst du auch was?“, erkundigte ich mich.
Sie lächelte.
„Hey, ich könnte auch einfach was kochen“, schlug sie vor, „Alec hat mir eh versprochen, dass ich mal was zum Mittagessen machen darf, also…“
Ich starrte Izzy an, als hätte sie mir gerade vorgeschlagen eine lebende Tarantel zu essen. Ironischer Weise würde die Tarantel vermutlich besser schmecken, als das, was Izzy uns vorsetzen würde.
„Äh… ich hab keinen Hunger“, versuchte ich sie von ihrem Vorhaben abzubringen, „ich bestell einfach für Alec was und dann…“
„Gut, dann koche ich halt nur für Alec.“
Beinahe provokant musterte die Schwarzhaarige mich.
„Lieber nicht. Es gibt einfachere Wege, ihn umzubringen…“, murmelte ich leise.
Wohl nicht leise genug, denn ich sah, wie Izzy empört ihre Hände in die Hüften stemmte.
„Wie bitte?“, knurrte sie mit bedrohlich leiser Stimme.
Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch ich kam nicht dazu. Stattdessen wich ich in letzter Sekunde einem Mixer aus, welcher auf mich zugeflogen kam. Der Mixer segelte durch die Luft und kollidierte dann, unter lautem Krachen, mit der Wand hinter mir.
„Ich… Hast du mich gerade mit einem Küchengerät beworfen?“, entfuhr es mir.
Izzy sah mich vernichtend an.
„Ja. Und jetzt nimm das zurück!“
Kurz überlegte ich, ihre Forderung einfach zu ignorieren, allerdings bemerkte ich, dass meine Schwester direkt neben der Mikrowelle stand.
Einen kaputten Mixer konnte ich ertragen. Und vielleicht auch Maryse und Robert erklären. Aber was die Mikrowelle anging…
Ich traute Izzy zu, dass sie auch mit dem Ding werfen würde.
„Okay, es tut mir leid und du kochst wundervoll“, meinte ich schnell und in einem, mehr oder minder, versöhnlichem Tonfall.
Ein zufriedenes Grinsen erschien auf Izzys Lippen, ehe ich mich umdrehte und ging.
„Und ich bestelle trotzdem bei Taki’s!“, rief ich ihr noch zu, dann verließ ich die Küche.
Im Vorbeigehen blickte ich noch einmal zu Clary und Alec.
Die Rothaarige schien darum bemüht zu sein, mit meinem Bruder eine halbwegs anständige Konversation zu führen, doch Alec gab nur einsilbige Antworten von sich und starrte weiter auf die Tischplatte.
Super. So ging das *definitiv nicht* weiter.
Ich entfernte mich einige Meter von der Küche und hob dann das Handy an mein Ohr. 
In wenigen Sätze bestellte ich schließlich etwas zu essen und als ich wieder auflegte, machte ich mich auf den Rückweg zu den anderen.
Ich hatte wirklich gehofft, dass sich Alec zumindest Mühe geben würde, aus dem dunklen Loch zu kriechen, in dem er seit gut drei Wochen drin steckte.
Und als er zugestimmt hatte, mit mir in die Küche zu kommen hatte es wirklich den Anschein gehabt, als wollte er zumindest versuchen, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Umso überraschter, wenn auch wütender, war ich, als ich meinen Bruder nicht mehr am Esstisch vorfand.
„Was um Engels Willen… Ich war gerade mal zwei Minuten weg! Wo ist er hin?“, fragte ich Clary lauter, als beabsichtigt.
Die Rothaarige verzog das Gesicht.
„Hoch in sein Zimmer“, antwortete sie.
Eine Antwort, die ich irgendwie erwartet hatte.
„Und du hast nicht versucht ihn davon abzuhalten?“
Langsam war ich wirklich genervt. Ich setzte mich auf den Stuhl gegenüber von Clary und sah meine Freundin vorwurfsvoll an.
„Nein“, erwiderte sie kurz, „was sollte ich denn machen? Ich kann ihn nicht zwingen, hier zu bleiben. Und festbinden werde ich ihn auf *gar keinen Fall*!“
Ich stöhnte entnervt auf.
Alec wollte sich wieder verkriechen? Schön, meinetwegen. Was soll’s.
Izzy, die unser Gespräch gehört hatte, hob den Kopf. Sie war gerade dabei gewesen, die Überreste des Mixers aufzuräumen, doch nun ließ sie die Trümmerteile einfach liegen und stellte sich zu uns.
„Wirst du ihm nicht hinter her gehen und wenigstens versuchen herauszufinden was los ist?“, fragte sie mich wütend.
„Warum denn?“, gab ich, nicht weniger gereizt, zurück, „wenn er reden will, dann wird er von selbst her kommen. Ich bin nicht dafür da, um ihm nach zu laufen.“
Wie aufs Stichwort begann meine Parabatai Rune zu brennen. Das wunderte mich nicht sonderlich, denn in den letzten drei Wochen hatte sie das ständig getan.
Wer weiß, vielleicht wurde ich ja allergisch gegen Alec…
Trotzdem kratzte ich an der Rune herum, um das ekelhafte Jucken daraus vertreiben zu können. Was natürlich nicht funktionierte.
Clary schenkte mir auf meine Worte hin einen finsteren Blick und sah dann zu meiner Schwester.
„Warum lassen wir eigentlich diesen Gefühls-Legastheniker mit Alec reden?“, wollte meine Freundin wissen.
Izzy schnitt eine Grimasse.
„Weil dieser Gefühls-Legastheniker leider Alecs Parabatai ist. Und damit hat er die besten Chancen Alec aus seinem emotionalem Tief zu holen“, erwiderte sie.
„Hey, ich kann euch hören“, knurrte ich wenig angetan davon, dass die Beiden über mich sprachen, als wäre ich nicht da.
Und ein Gefühls-Legastheniker war ich auch nicht. Ich sah nur nicht ein, wieso ich Alec nach rennen sollte. War ja nicht so, als ob er mit mir über irgendetwas reden würde.
„Umso besser!“, knurrte Izzy zurück, „und jetzt geh gefälligst nach oben und kümmere dich um unseren Bruder.“
Demonstrativ griff sie nach dem Kochlöffel zu ihrer Rechten und ich stand schnell auf um sie davon abzuhalten, damit nach mir zu werfen.

Ich liebte meine Schwester und ich wusste, dass sie sich nur so aufführte, weil sie sich Sorgen um Alec machte.
Aber mit Gegenständen zu werfen ging dann doch zu weit.
„Na schön“, grummelte ich und verließ dann den Raum.
Klar, ich machte mir auch Sorgen um meinen Bruder. Aber dass er nicht mit mir sprechen wollte und sich einfach in seinem Zimmer verkroch, machte mich wirklich wütend.
Aber ich war nicht nur wütend auf Alec oder die momentane Situation. Ich war vor allem sauer auf einen bestimmten Hexenmeister.
'Wenn das so weiter geht, werde ich Magnus wohl beide Arme und Beine brechen müssen', dachte ich grimmig und lief die Treppe nach oben.
Als ich vor Alecs Zimmer an kam zögerte ich kurz, dann hob ich meine Hand um anzuklopfen.
Wie zu erwarten kam keine Antwort von meinem Bruder und meine Rune begann nun heftiger zu brennen.
Mit verzogenem Gesicht rieb ich an meiner Seite herum.
Konnten Runen kaputt gehen? Denn die hier fühlte sich wirklich so an…
„Alec, mach die Tür auf“, bat ich ungeduldig und klopfte erneut.
Und erneut kam keine Antwort aus dem Zimmer.
Ich griff nach der Klinke, halb in der Erwartung, Alec hätte sein Zimmer wieder abgeschlossen. Doch überraschender Weise ließ sich die Tür einfach öffnen.
„Ich komme jetzt rein“, informierte ich Alec, nicht darauf achtend, ob mich mein Bruder überhaupt hörte.
Dann betrat ich den noch immer stockdunklen Raum. Ich musste einige Sekunden warten, bis sich meine Augen an die Schwärze, die um mich herum herrschte, gewöhnt hatten, ehe ich damit begann, nach Alec zu suchen.
Doch zu meinem Erstaunen befand er sich nicht in dem Zimmer. Er lag weder in, noch unter seinem Bett und in seinem Kleiderschrank würde ich nicht erst nach schauen.
Also ging ich auf die Badezimmertür zu und klopfte fest dagegen.
„Alec, bist du da drin?“, wollte ich mit lauter Stimme wissen.
Aus dem Bad erklang urplötzlich heftiges Gefluche und gleich darauf zog ein schmerzhaftes Stechen durch meine Parabatai Rune.
Was bei Raziel…
„Alec, was ist los?“, rief ich alarmiert und rüttelte an der Klinke herum. 
Klar, das Bad hatte er abschließen müssen…
Mein Bruder antwortete nicht, doch das Fluchen drang noch immer durch die geschlossene Tür zu mir durch. 
Ich zögerte kurz, dann traf ich eine Entscheidung.
Keine Ahnung, was Alec im Bad machte, aber ich würde bestimmt nicht hier warten bis er von selbst rauskam und es mir erzählte. Abgesehen davon brannte die Rune an meiner Seite noch immer wie Feuer.
Also trat ich kurzerhand die Tür ein.
Mit einem lauten Krachen flog sie aus den Angeln und ich sah, wie Alec schnell zur Seite auswich, um nicht von ihr erschlagen zu werden.
„Bei Raziel, was machst du denn?“, fuhr Alec mich an, während er wenig begeistert das ramponierte Bad betrachtete.
„Das sollte ich dich fragen!“, schnauzte ich zurück und stieg einfach über die Überreste der Tür um zu Alec zu gelangen, „Du bist derjenige, der…“
Ich verschluckte mich fast an meinen eigenen Worten, als mein Blick auf meinen Parabatai fiel. Oder eher gesagt, auf seinen Arm.
Sein linker Arm war übersät mit kleinen Schnitten und in der rechten Hand hielt Alec ein Messer.
Mein Bruder runzelte verwirrt die Stirn; er schien nicht zu wissen, was mich derart aus der Bahn geworfen hatte.
„Was zum Teufel ist das?!“, brachte ich heraus, meinen Blick weiterhin auf den blutüberströmten Arm meines Bruders gerichtet, ehe ich auf ihn zu rannte und ihm das Messer aus der Hand riss.
Die Klinge des Messers war blutverklebt und mir wurde schlecht bei dem Gedanken, dass Alec sich das hier gerade selbst angetan hatte.
Aus Alecs Verwirrung wurde Erkenntnis, dann Scham und schließlich Angst.
Blitzschnell zog er den Ärmel seines Shirts über seine Wunden und sprang dann von dem Rand der Badewanne auf, auf dem er gesessen hatte.
„Hör mal… das ist… kompliziert“, begann er nervös. 
„Warst du das?“, wollte ich mit leiser Stimme wissen.
Hinterher betrachtet war die Frage bescheuert. Ich hatte ihn mit dem Messer in der Hand erwischt, wie er sich selber schnitt. Abgesehen davon war Alec allein im Badezimmer. 
Wenn ihn also nicht gerade das Waschbecken angegriffen hatte, dann musste er sich ja selbst verletzt haben.
„Ja, schon, aber…“
Noch immer stand die Angst Alec ins Gesicht geschrieben, doch es war mir unmöglich zu sagen, vor was er sich fürchtete.
Vor meiner Reaktion vielleicht?
Für einen Moment standen wir uns einfach nur schweigend gegenüber, das einzige was uns trennte, waren die Trümmerteile der Badezimmertür.
Dann fand ich endlich meine Sprache wieder.
„Sag mal, warum tust du das?“, blaffte ich Alec an, „Das ist… krank!“
Die Angst verschwand aus dem Gesicht meines Bruders, stattdessen sah ich seinem Blick an, dass ich anscheinend genau das Falsche gesagt hatte.
„Schon klar“, murmelte er bitter, einen verletzten Ausdruck im Gesicht. 
Dann ging er an mir vorbei und in sein Zimmer.
„Alec, warte“, hielt ich ihn auf.
Als mein Bruder nicht stehen blieb, lief ich ihm einfach nach.
„Ich wollte nicht… Ich kann nicht glauben, dass du *sowas* tust!“
Dabei starrte ich auf seinen, jetzt mit dem Shirt bedeckten, linken Arm. Alec blieb in der Mitte des Zimmers endlich stehen und drehte sich zu mir um.
Schweigend sah er mich an und wartete scheinbar darauf, dass ich ihn anschrie. Auf der einen Seite hätte ich das auch nur zu gerne getan. Es war schließlich nicht normal, was er machte.
Aber auf der anderen Seite jedoch fühlte ich mich unendlich schuldig.
Und zwar deswegen, weil ich nicht bemerkt hatte, wie mies es meinem Bruder wirklich ging.
„Warum tust du das?“, stellte ich schließlich die entscheidende Frage.
Alecs Schultern sackten nach unten und er ließ sich einfach aufs Bett fallen. In diesem Moment sah mein Bruder nicht einfach nur verletzt aus. Ich sah in seinen Augen, dass er innerlich gebrochen war.
„Keine Ahnung“, murmelte er, „es ist einfach nur… seit Magnus mit mir Schluss gemacht hat…“
Er brach ab.
Sein leerer Blick glitt kurz durchs Zimmer und blieb dann an mir hängen.
Ich sah die Angst in seinem Gesicht, die Abscheu vor sich selbst und vor allem seine Trauer.
Es war ein Ausdruck, der mir das Herz brach. Ich setzte mich neben ihn und versuchte, meine aufgewühlten Gedanken zu ordnen.
„Und deswegen schneidest du dich?“, entfuhr es mir, „Ich meine… wieso?“
„Das würdest du nicht verstehen.“
Alecs Stimme klang dumpf, unbeteiligt.
„Versuch es mir zu erklären“, bat ich, „verdammt, Alec, rede mit mir! Tust du das echt nur wegen Magnus? Der Kerl ist das nicht wert!“
Alec biss sich auf die Lippe und drehte den Kopf von mir weg. Einen Augenblick lang befürchtete ich, dass er nie wieder mit mir reden würde, dann begann er zu sprechen.
„Ja, es ist wegen Magnus. Ich weiß, dass ein emotionaler Kühlschrank wie du das nicht kapieren kann, aber ich liebe ihn. Er hat alles für mich bedeutet. Er war der Grund für mich, warum ich morgens aufgewacht bin. Und seit er weg ist…“
Alec zögerte kurz.
„Ich weiß nicht, aber seit er weg ist, fühlt es sich irgendwie seltsam an“, fuhr er fort, „als wäre mein ganzer Körper taub. Als würde ich nicht einmal mehr am Leben sein. Aber gleichzeitig ist da noch dieser Schmerz in meiner Brust, der einfach nicht weg geht. Und wenn ich mich dann schneide…“
Wieder ein Zögern, diesmal länger.
„Wenn ich mich schneide ist es, als würde ich ein kleines Stück von mir töten, nur um mich ein kleines Stück mehr am Leben zu fühlen“, murmelte er leise, „und dann ist da noch dieses Gefühl von Befreiung und Kontrolle. Und der Gedanke, dass ich jeden dieser Schnitte verdiene… Aber wie gesagt, das verstehst du nicht. Du weißt nicht, wie ich mich fühle.“
Er drehte sich wieder zu mir, und hielt stumm meinem bohrenden Blick stand. Dann wandte er sich ab.
Ich hatte meinem Bruder konzentriert zugehört, dann stand ich auf.
„Nein, ich verstehe es echt nicht“, gestand ich, „und ich weiß wirklich nicht, wie du dich fühlst. Aber was ich weiß, ist, dass heute jemand sterben wird!“
Damit machte ich Anstalten, aus dem Zimmer zu gehen.
„Hey, wo willst du hin?“, rief mir Alec nach, noch ehe ich die Tür erreichte.
„Ich werde dafür sorgen, dass Magnus sich wünscht niemals aus dem Unterleib seiner Mutter gekrochen zu sein!“, knurrte ich entschlossen.
Sofort sprang mein Parabatai auf und hielt mich am Arm fest.
„Nein!“, meinte er entschieden, „Ich will nicht, dass du zu ihm gehst. Und ich will nicht, dass du irgendwem hiervon erzählst!“
Ich starrte meinen Bruder an, als sei er verrückt geworden.
„Wie stellst du dir das vor? Natürlich müssen wir mit jemandem darüber reden“, gab ich zurück, „ich meine… so geht das doch nicht weiter. Oder willst du alle paar Stunden ins Bad rennen und dir den Arm aufschlitzen?“
Erneut hatte ich das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben, doch diesmal kümmerte mich das nicht. Alec brauchte Hilfe.
„Nein“, murmelte er, „aber ich will trotzdem nicht, dass jemand es weiß. Weder Mom noch Dad oder Izzy. Ganz besonders nicht Izzy! Und bitte lass Magnus da raus.“
Einen Augenblick lang haderte ich mit mir selbst, dann seufzte ich ergeben.
„Okay, ich behalte es für mich“, versprach ich und sah, wie sich Erleichterung auf Alecs Gesicht ausbreitet.
„Aber“, fuhr ich fort, „dafür tust du das nie wieder, verstanden?“
Die Erleichterung verschwand fast so schnell wieder, wie sie gekommen war.
„Jace“, begann mein Bruder, doch ich schnitt ihm das Wort ab.
„Tu es nie wieder!“, wiederholte ich, „Oder willst du wirklich, dass ich dir für den Rest deines Lebens alle Waffen abnehme?“
Mein Bruder ballte seine Hände zu Fäusten, doch er widersprach nicht.
„Gut. Ich mach’s nie wieder“, meinte er leise.
Trotzdem hatte ich das dumpfe Gefühl, dass das Ganze noch nicht vorbei war. Die nächsten Tage würden der Horror werden…

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