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Die Stille wirkte wie eine Ewigkeit, in der die beiden in ihren Positionen verharrten und warteten. Kook nutzte die Chance und betrachtete das entspannte Gesicht des Wesens, welches von Blässe geziert war. Er nahm sich vor, in der nächsten Nacht zusammen mit Hoseok zu kommen. Dieser sollte sich ein Bild von dem geschwächten Antlitz machen und versuchen, aus der Küche geeignete Kräuter für einen Tee zu beschaffen, wenn der Hellhaarige das Essen schon so strikt verweigerte. Möglicherweise könnte er somit ein wenig Hilfe beisteuern.

„Bleibst du bei mir?", flüsterte der Sterngeist, holte leise Luft und hauchte mit zitternder Stimme: „E-es ist so...so schrecklich einsam hier unten in der Dunkelheit"

Er hatte Recht, so ungern es der Sterngeist akzeptieren wollte zuzugeben. Seine Augenlider drohten unter ihrem eigenen Gewicht nachzugeben, die hellen Augen brannten aus einer Mischung Müdigkeit und Weinen, womöglich riefen die vielen Tränen die Reizung hervor. Der Mensch vor ihm verlagerte geschickt sein Gewicht und zwang sich zu einem beruhigenden Lächeln, jedoch spiegelte sich immense Traurigkeit in seinen Gesichtszügen wieder und er murmelte voller Reue: „Ich...ich weiß nicht wie ich dir in die Augen sehen kann. Nach allem, was ich verbrochen habe"

„Du hast nichts...", der Satz wurde von einem Gähnen verschluckt, und so wie sich sein Gegenüber mit der Hand über die Augenpartie strich, war es wirklich ein goldiger Anblick. Man möchte glatt vergessen, dass die Gitterstäbe zwischen ihnen nicht da seien. „...verbrochen. Der Kapitän ist ein Pirat, ohne Erbarmen und ohne Gnade im Blut. Hätte er mich nicht gefangen, hätte er seinen Frust an einem von euch ausgelassen"

Ein plötzliches Geräusch von Stimmen und mehreren Füßen schreckte die beiden auf. Furcht spiegelte sich sofort in den Augen des Geschöpfes als es erkannte, dass der Mensch ihn nun verlassen müsste. Eine Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel, hatte es die schweigsame Gesellschaft doch ungemein genossen und wertgeschätzt. Kook zog seine Hand zurück und wollte sich zu seiner Kajüte stehlen um nicht erwischt zu werden, als er die Stimme des übermüdeten Geschöpfes ein letztes Mal vernahm: „Lauf in die andere Richtung. Du würdest ihnen sonst geradewegs in die Arme laufen"

Dass sich Kook im letzten Moment hinter einem Fass in Sicherheit brachte, konnte das Wesen nicht mehr sehen. Es hoffte jedoch, dass der Mensch auf seinen Rat gehört und einer bitteren Strafe entkommen konnte. Nur zu gern würde es diese Gesellschaft wieder genießen. Es spürte das wilde Klopfen seines Herzens als die Zellentür aufgesperrt wurde und er in die funkelnden Augen des Kapitän's blickte. Angstvoll drückte es sich enger an die Stäbe um so ein wenige Abstand zu den gierigen Händen zu gewinnen, die sich auf seinen verdreckten Körper legten und pure Horrorvorstellungen in dem Kleinen auslösten. Was würde dieser Mann mit ihm anstellen? Foltern? Verkaufen? Töten? Wo war Kook?

„Mein Schatz", sprach er mit dunkler Stimmlage und die erste Träne rollte über die blasse Wange, starr vor Schreck traute es sich nicht einmal mehr zu atmen. Kalter Schweiß überzog seinen Körper und er fühlte, wie ihm lediglich die Anwesenheit des Kapitän's in eine völlig neue Dimension der Panik zerrte, ohne Erbarmen und Nachsicht mit dem gebrochenen Willen des Kerlchens. Der Alte tätschelte das helle Haar ungehalten und meinte: „Alle dachten, ich wäre verrückt. Das die See mir den Verstand austrieb. Aber jetzt müssen sie mir glauben, und wenn sie es einmal tun werden diese Armleuchter einsehen, dass es für Vergebung zu spät ist". Er packte die Haare und riss das verängstigte Gesicht an sich, bohrte seinen Blick in die mit Tränen gefüllten Augen und ergötzte sich an der herben Wirkung, die er auf das Häufchen Elend ausübte. „Danach werde ich dich mit deinen Geschwistern vereinen um-"

„Kapitän Fontane!"

Von dem Geschrei in Schreck versetzt, schluchzte das Wesen heftig auf und verspürte den Drang, bei Kook zu sein. Auf unerklärliche Weise verschnellerte sich der Herzschlag des Gefangenen und als er den eben genannten tatsächlich auf der anderen Seite der Gefängnisstäbe im Schein der Laterne erkannte, stiegen ihm mehr salzige Perlen in die Augen. Aus Erleichterung. Kook würdigte ihn keines Blickes und schenkte seine Aufmerksamkeit ganz dem verärgerten Kapitän, der über die Störung nicht gerade entzückt war. Dem Schwarzhaarigen war ein wütender Vorgesetzter allemal lieber als ein traumatisierter Sterngeist – vorausgesetzt, Kook schaffte es ihn von Bord zu schmuggeln und in Sicherheit zu bringen, bevor ihm etwas so schreckliches angetan wurde, wie ihm im Kopf spukte.

Würde dies geschehen, könnte Kook für nichts garantieren.

„Was treibst du dich hier herum wo ich doch den Befehl gab, es zu unterlassen? Muss ich dich erst mit härteren Maßnahmen an meine Autorität als Kapitän erinnern?", bellte er und ließ von dem Geschöpf ab, welches mit zitternden Knien zurück an die kalte Schiffswand krabbelte. Fontane baute sich vor Kook auf und ohne sich dessen Anliegen anzuhören, verpasste er ihm eine schallende Ohrfeige. Verängstigt kauerte sich das hellhaarige Wesen in seiner Ecke zusammen und beobachtete, wie sich Kook's Muskeln anspannten. Sein Herzchen wummerte ununterbrochen und es japste keuchend nach Luft, je schmerzhafter das Pochen wurde. Kook sollte es aufhören lassen, er sollte ihn in seine Arme ziehen und ihm so behutsam wie eben zeigen, dass es in Sicherheit war. Kook würde ihn nicht verletzen.

„Ihre Position auf dem Schiff ist mir bewusst, Kapitän", raunte der Schwarzhaarige mit funkelnden Augen. „Deshalb dachte ich mir, dass es für Sie von Interesse wäre, sich Ihren Männern anzuvertrauen. Ansonsten liegt eine Meuterei nicht mehr weit"

„Wie bitte?"

„Die letzten Tage habe ich da so einiges gehört. Die Besatzung ist sehr unzufrieden. Also Kapitän, ich bitte um Verzeihung das ich Sie aufgesucht habe, jedoch möchte ich das Festland nicht mit durchtrennter Kehle erreichen", erlog sich Kook mit bemüht fester Stimme und trotzte der undeutbaren Mimik des Älteren. Dass die Besatzung allmählich eine Erklärung verlangte stimmte und Sohan sah diesen Aspekt als einziges Mittel, mit dem er Fontane's Aufmerksamkeit von dem geängstigten Fabelwesen auf sich ziehen konnte. Die Ohrfeige würde er noch morgen und Tage danach fühlen, trotzdem konnte er nicht untätig Zeuge werden, wie Fontane seinem Gefangenen solche Angst machte und darüber hinaus noch den Tod in Aussicht stellte. Selbst für diesen Mann, dessen Gerüchte offenbar alle der Wahrheit entsprangen, war dies ein grausamer Zug.

Nachdenklich nickte der Kapitän, beschloss seine Mannschaft zu versammeln und reinen Tisch zu machen. Eine Meuterei lag nicht in seinem Interesse und so schnell wie er bereits die erste im Keim erstickte, würde er es dieses Mal nicht anders tun. Er führte Kook an Deck und nach kurzer Zeit standen sämtliche Besatzungsmitglieder um sie herum. Hoseok fand den Blickkontakt zu seinem schwarzhaarigen Freund, der noch immer zur Seiten des Kapitän's stand und keinen Mucks von sich gab.

„Ihr fragt euch, weshalb ich Euch mitten in der Nacht um Gehör ersuche", begann er seine Rede und schnalzte mit der Zunge. „Nun, die Angelegenheit dürfte relativ schnell geklärt sein. Ich als Euer Kapitän sehe es nicht gerne, wenn meine Befehle missachtet werden. Und damit noch einmal klargestellt wird, was eigenmächtiges Handeln für Konsequenzen nach sich zieht, sehe ich mich gezwungen ab sofort mit härteren Maßnahmen zu agieren"

Cyril trat nach vorne und stieß Sohan an den großen Hauptmast, kettete ihn fest und ließ ein düsteres Schmunzeln um seine Lippen tanzen. „Wie interessant. So etwas haben wir hier schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen"

Kook rüttelte an den Eisenketten und wandte sich schnaubend an Fontane: „Was soll das? Wieso kettet Ihr mich hier fest, als wäre ich ein Tier? Antwortet!"

Hoseok hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und hielt den Atem an. Was er dann hörte, konnte er beinahe nicht glauben: „Seht Ihr, Männer? Davon habe ich gesprochen. Euch ist Euer Platz klar, genauso wie Euch meiner klar ist. Seit vielen Jahren herrscht ein reibungsloses Zusammenleben auf meinem Schiff. Dann heuere ich Jungspunde an und dieser hier denkt, er könnte nach seinen eigenen Regeln leben und tun und lassen, wie es ihm gerade passt. Er besitzt die Dreistigkeit mir in's Gesicht zu sagen, ich solle meine Mannschaft besser im Griff haben, ansonsten finde ich mich in einer Meuterei wieder!". Fontane erhielt abwertendes Geflüster und böse Blicke von der Mannschaft, die einzig und allein durch seine Worte beeinflusst Kook galten. Der Schwarzhaarige schluckte und fühlte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Nervös glitt sein Blick über die in Aufruhr versetzten Männer. Fontane war berüchtigt für seine gespaltene Zunge, doch dass er imstande war diese Leute mit so wenigen Sätzen um den Finger zu wickeln, erfüllte ihn mit gesunder Furcht. Er drehte Kook die Worte im Mund um und hetzte so die Besatzung gegen ihn auf.

„Seht dies als Eure erste und letzte Warnung an, Seeratten: wer glaubt mir nicht Folge leisten zu müssen, wird genauso enden wie der Bursche. Cyril!"

Schaudernd versuchte sich Kook aus den Ketten zu lösen und seine Angst zu unterdrücken. Es gelang nicht. Weder die Flucht noch die Beherrschung. Atemlos fühlte er das rasende Klopfen seines Herzens und als der sadistisch veranlagte Cyril mit einem erfreuten Grinsen sein weißes Hemd zerriss und damit seinen Rücken entblößte, war sowohl Kook als auch Fontane klar, was das wahre Gesicht des Kapitän's war. Grausamkeit. Bittere und unerschütterliche Grausamkeit.

„Du hast nicht nur mich hintergangen, sondern auch meine Männer an der Nase herumgeführt. Ihnen eine Meuterei anhängen, die einzig und allein von dir überhaupt angestachelt wurde? Pf, wie erbärmlich", spuckte er dem Schwarzhaarigen in den Nacken und dieser zuckte zusammen. Ob die Angst oder der Ekel überwiegte, konnte er nicht sagen. Aus den Augenwinkeln erspähte er Hoseok, der mit geweiteten Augen auf ihn starrte und nichts tun konnte, als Cyril mit einer Peitsche ausholte und mit dem ersten Schlag die entblößte Haut zerfetzte. Kook biss sich tapfer auf die Lippe und widerstand dem Drang vor Schmerz zu schreien. Diese Genugtuung wollte er Fontane nicht geben, eher würde er die ganze Nacht hier stehen. Der nächste Hieb traf sein Ziel und als nach dem siebten beinahe sein gesamter Rücken blutüberströmt der Besatzung zur Schau gestellt war, fielen die ersten Tränen. Doch egal welch unvorstellbare Qualen er in dieser Nacht hinnehmen musste: kein einziger Laut verließ seine Lippen.

Denn in dieser Nacht hatte er das Richtige getan und dem Sterngeist bewiesen, dass er es ernst meinte.

Sein tauber Rücken ertrug so viele Hiebe wie das Schiff Crew Mitglieder zählte, ehe er von den Ketten befreit wurde und mit vernebeltem Blickfeld kraftlos zusammenbrach. Am Rande des Bewusstseins merkte er, wie er von Hoseok zurück in die Kajüte gebracht und notdürftig verarztet wurde. Der Kapitän hatte zur Beruhigung der Gemüter den Kurs bekannt gegeben, und als Kook unter größter Anstrengung seine Schmerzen ertrug, verlangte er von Arlo zu erfahren, weshalb dieser eine so betroffene Miene zog.

„Weil du mir nicht gesagt hast, was du all die Nächte machst und wo du dich rumtreibst. Ich hätte dir helfen können, Wache stehen oder dergleichen", warf er ihm vor und tupfte so sanft er konnte das verdreckte Blut von Kook's sonnengebräunter Haut. Dieser verkniff sich ein Wimmern und bat unter zusammengekniffenen Zähnen um Entschuldigung. Schnell waren die beiden Freunde wieder versöhnt und Hoseok's Worte begleiteten den Schwarzhaarigen in einen schrecklich unruhigen Schlaf:

„Der Kapitän lässt Kurs auf die Blue Cub Bay setzen...in den alten Geschichten wird diese Insellandschaft als Ort benannt, an dem schwarze Magie ihr Zuhause innehat. Fontane will dem Sterngeist dort seine Kräfte rauben um die Weltherrschaft anzustreben. Bitte, Kook, bitte verfalle nicht dem Sterngeist, du würdest dich nur selbst zugrunde richten. Ein solches Ritual endet immer mit einem Toten"

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