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Schnaufend wuchtete Kook die schweren Seile auf deren Platz und machte sich daran, den Boden zu schrubben. Seufzend bückte er sich nach dem dreckigen Lappen und reinigte ihn provisorisch, kniete sich auf die Holzbalken und ging seinem Verdienst nach. Das harte Holz scheuerte erbarmungslos über seine Knie und mit jedem weiteren Armzug stieß der Schwarzhaarige keuchend den Atem aus. Körperliche Strapazen wurden dem jungen Mann beinahe wie die Milch in die Wiege gelegt, auf der Landwirtschaft seiner Verwandten gehörte es zu seinen Pflichten, sich um das Vieh zu kümmern und bis spät am Abend die Felder zusammen mit seinem Onkel zu bestellen. Markttage hatte er von allen besonderen Ereignissen am liebsten gemocht: es gab viele verschiedene Bauern mit den vielfältigsten Waren, überall lockende Attraktionen zur Unterhaltung der Kinder und jedes Jahr besuchten sie hunderte von Reisenden, welche einzig und allein dem berühmten Rufes des regen Treibens folgten. Sein Onkel hatte ihn immer auf seinem schönsten Ross reiten lassen und dort oben, auf dem Rücken des Tieres, traf das Sprichwort „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde" in's Schwarze.

Kook's siebter Marktbesuch war es gewesen, an dem er sich das erste Mal versuchte an seine Eltern zu erinnern. Das Lächeln seiner Mutter wenn sie froh war, das herzhafte Grinsen seines Vaters wenn er seinem Sohn etwas beigebracht hatte...der kleine Junge strengte sich sehr an, jedoch war es vergebene Mühe. Die Gesichter seiner Eltern waren zu schemenhaften Schatten verschwommen, die liebevollen Kindheitstage lagen so weit zurück in der Vergangenheit, dass er die kurzen Bildersequenzen oder einst erlebten Gefühle schon längst nicht mehr wiederfinden konnte. Es war einfach zu weit, zu lange her. Seine Tante erzählte ihm daher oft von der Güte seiner Mutter, dem Heldenmut seines abenteuerlustigen Vaters und die Frau tat es in guter Absicht, der besten überhaupt. Für Sohan waren es nicht mehr als Geschichten aus dem Mund eines Menschen, der diese Abenteuer niemals selbst erlebt hatte.

„Sieh an, Rabenkind"

Bereits an der Dreistigkeit dieses unfreiwillig auferlegten Spitznames musste sich der junge Mann ein verärgertes Knurren verkneifen. Von allen Besatzungsmitgliedern trug er das dunkelste Haar auf dem Haupt – daher Rabenkind. Ein paar Mal, in Zeiten von Schlaflosigkeit bei Nacht, wunderte sich Kook, ob dieser Name nicht zu einem Funken aus Wahrheit geformt wurde. Immerhin hatte er seine Eltern vergessen. Seine eigene Mutter war zu einer Fremden geworden, der Vater mit dem stolzen Strahlen in den Augen wurde zu einer Figur aus einer längst vergangenen Zeit. Kook sollte dies nicht so schmerzlich treffen, er konnte am Verlauf der Vergangenheit nun ohnehin nichts mehr ändern oder rückgängig machen, jedoch tat es weh zu wissen, dass er allein in dieser Welt nach seinem Platz suchen musste.

Hatte er denn einen?

Oder war es ihm seit Geburt an bestimmt, haltlos in seiner Existenz zu pendeln und nie das zu finden, was er sich tief gehütet in seinem Innersten so sehr wünschte?

War ein bisschen Zuneigung zu viel verlangt?

Jemanden, der ihn für das lieben konnte, was er unter der Maske, die er trug, tatsächlich war? Ein einsamer Hund, seiner Familie beraubt. Verlassen. Mehr Erwachsener als Kind, er musste eben lernen sich in dieser grausamen Welt ohne Rückhalt durchzuschlagen.

„Auf deinen Knien scheinst du Talent zu haben, Rabenkind", höhnte der Pirat mit dem wackelnden Bierbauch unbekümmert weiter und trat den Eimer Wasser um, sodass die mühevoll geschrubbten Planken auf's neue mit dem übel riechenden Dreck überschüttet wurden – um welche Substanzen es sich dabei handelte, wollte niemand wissen. Ein kleiner Stich zuckte durch Kook's Magen – Machtlosigkeit, das war es. Es wäre ein Leichtes, dem vorlauten Gauner den Lappen in den Mund zu stopfen. Ihm einen Tritt zu verpassen und dabei zusehen, wie er sich wie eine Qualle auf dem Trockenen winden würde. Dieser kurze Moment der puren Wohltat würde allerdings verfliegen, sobald die anderen Matrosen auf seine Aufmüpfigkeit aufmerksam würden und ihn in seine Schranken zurückwiesen. Als das wohl jüngste Besatzungsmitglied stand er an letzter Stelle, was so viel bedeutete wie kein Mitspracherecht und keine Forderungen geltend machen zu können.

„Deine Mutter wohl eher nicht", murrte Kook mit gedämpfter Stimme, griff sich seufzend den Lappen und fing an, die Sauerei wegzuwischen bevor der Kapitän etwas davon mitbekommen würde. „Sonst wäre sie so schlau gewesen, dich zu schlucken"

Hätte der Schwarzhaarige gewusst, auf was er sich einließ als er das Schiff betrat, wäre er vermutlich zurück in die Kneipe gestiefelt und hätte sich das erste Mal in seinem Leben betrunken. Denn in der einen Woche, in der er schon über das Meer schipperte, hatte er neben essen, schlafen und putzen nichts wirklich Spannendes erlebt. Hoseok war einer der Küchenhilfen und schälte Tag ein Tag aus irgendwelches Gemüse, bereitete die Mahlzeiten zu und doch hatten sich die beiden angefreundet. Sehr gut, sogar. Hoseok kehrte niemals ohne etwas Essbares in die Kajüte zurück, teilte es mit Kook und hörte dessen Erzählungen zu. Welche Geschichten ihm die Männer der Besatzung über vergangene Reisen erzählten, von fernen exotischen Orten und von den schönen Frauen, die ihnen auf diesen Abenteuern begegnet und im Gedächtnis geblieben waren.

„Ich möchte auch eine Freundin haben", seufzte der Braunhaarige oft vor dem Schlafen gehen und erträumte sich eine Zukunft an der Seite einer attraktiven Frau, seiner Liebsten und wenn er Kook davon erzählte in der Hoffnung, dieser Wunsch würde sich in naher Zukunft bewahrheiten, rang sich dieser jedes Mal ein Schmunzeln ab. Für Hoseok. Er war ein Träumer, doch womöglich waren es eben die Träumer, die am Ende des Tages das schönste Leben führten und die im Endeffekt viel zu selten auf dieser Erde lebten. Die Welt brauchte Träumer – die Welt brauchte Hoseok. Der Braunhaarige dachte nur leider nicht ansatzweise so darüber, wie Kook. Trotzdem war es in Ordnung, denn Kook war sich ganz sicher, dass Hoseok eines Tages seinen Menschen treffen und lieben würde, wie er es verdiente. Und bis dahin lag es eben in Kook's Hand seinem Kameraden zu zeigen, dass auch er ein wichtiges und in keinster Weise wegzudenkendes Rädchen in der großen Maschine darstellte, die sich Leben nannte.

„Der Kapitän hat mit seiner ersten Hand ein paar interessante Details über diese Mission besprochen", rückte Kook nach einem weiteren anstrengenden Tag heraus, während er mit Hoseok auf seinem Bett lümmelte und die Trauben und die getrockneten Brotscheiben aß, die vom heutigen Abendessen übrig blieben. Es störte niemanden, dass die Reste an die beiden gegeben wurden. Es waren ohnehin die Überbleibsel viel köstlicherer Speisen und in den Augen des Kapitän's ein Beweis seiner endlosen Großzügigkeit.

Seine Mannschaft nicht verhungern zu lassen ist also großzügig?, dachte Kook säuerlich und behielt seine frustrierten Gedanken für sich. Den Alten zu provozieren stellte klar, wie lebensmüde man eigentlich war.

„Woher weißt du dann davon? Oder bist du seine rechte Hand?", weiteten sich Hoseok's Augen überrascht. Kook verdrehte die Augen, kam aber um ein amüsiertes Lächeln nicht umhin. „Wäre ich tatsächlich dieser Postenträger, würden wir garantiert keine verschrumpelten Trauben und getrocknete Brotreste essen"

Einleuchtend nickte sein Freund und benickte die Aussage. Der Schwarzhaarige schluckte eine Frucht und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: „Ich stand zufällig vor der Tür und hab vielleicht...ein wenig gelauscht. Dabei erfuhr ich, dass der Kurs in die Karibik gesetzt ist. Fontane muss einige Märchenbücher gewälzt haben, denn er wiederholte immer wieder, dass dieses Feendings, irgend so ein Sternennebel nur dort leb-"

„Du meinst bestimmt einen Sterngeist", verbesserte Hoseok und erhielt durch ein Nicken die Bestätigung. Seine kleine Schwester und er hatten seit sie sprechen konnten als Abendgeschichte stets die tollkühnsten Erzählungen ihrer Mutter mit in die Träume genommen, von fliegenden Wasserschlangen und feuerschluckenden Menschen, verzauberten Paradisfrüchten und exotischen Feenwesen, welche die Verkörperung von Eleganz darstellten. Der Küchengehilfe erinnerte sich an jede dieser Mythen und erklärte daher ausführlich: „Sterngeister existieren eigentlich nicht mehr, seit König Rhod die letzten dieser Art vor über 500 Jahren bei lebendigem Leib verbrennen ließ. In etwa so wie diese Hexenverbrennungen. Sterngeister galten damals als missratene Geschöpfe der Evolution, obwohl sie den Legenden nach fern der Menschen lebten und sich vor uns sogar fürchteten. Kann ich ehrlich gesagt auch nachvollziehen, bei der Art und Weise wir unsere Vorfahren sie gejagt und abgeschlachtet haben"

Bei dem Gedanken an brennende Menschen – nein, falsch. Brennende Fabelwesen. Bei diesem Gedanken verdrehte es Sohan den Magen und obwohl er nicht daran glaubte, empfand er Mitleid. Das Schicksal dieser Wesen wünschte er sich nicht am eigenen Leib zu erfahren, es war grausam und einfach unmenschlich. Vor ein paar Jahren hatte er selbst als Zeuge mitansehen müssen, wie ein benachbarter Bauernjunge öffentlich gehängt wurde, weil er von einem fremden Garten ein paar Äpfel vom Boden gesammelt und seiner Familie gegeben hatte. Nicht nur die Regierung, sondern auch das Denken der Menschen war fehlgeleitet und besaß keinen Funken Glaubwürdigkeit. Dieser Junge, 14 Jahre alt war er gerademal, musste mit dem Tod bezahlen weil er seiner kranken Mutter und den drei Geschwistern Äpfel brachte, die der Gutsbesitzer höchstens noch seinem Vieh verfüttert hätte.

Also ja, Kook besaß ein weiches Herz unter seiner rauen Schale und er fühlte mit den erdachten Sterngeistern mit. Der Tod konnte niemals die Antwort auf etwas sein. Die Schreie des Jungen damals, dieser Moment der bitteren Furcht, als er die lechzenden Flammen betrachtete wie sie dem weinenden Kerlchen das Fleisch von den Knochen fraßen...Kook würde es nie vergessen oder vollständig verarbeiten können.

„Jedenfalls, Fontane ist der festen Überzeugung, dass es noch Exemplare von diesen Sterngeistern gibt. Er will sie fangen und sich deren Macht bereichern. Was er dann vorhat, ist eigentlich logisch"

„Was denn?", fragte Hoseok gespannt. Kook seufzte und schilderte seine Vermutung: „Weltherrschaft. Hättest du ein allmächtiges Sterndings in deiner Gewalt, würdest du diese Macht sicherlich genauso wenig für dich behalten. Außerdem ist Fontane ein Pirat. Es liegt in seiner Natur, böse zu sein"

„Naja, er hat uns immerhin als einziger angeheuert und dir dadurch diese Überfahrt ermöglicht. So böse kann er also nicht sein"

„Wart's nur ab", meinte der Schwarzhaarige und gähnte. „Irgendwann werden wir sein wahres Gesicht zu sehen bekommen. Wahrscheinlich wenn er einsehen muss, dass es diese Geisterfeen nicht gibt und nie gab – und dann werden wir uns wünschen, dieses Schiff niemals betreten zu haben"

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