♤47

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

„Du musst mit dir selbst im Einklang stehen, um die Energie deiner Umwelt in dich aufnehmen zu können. Lass dich von der positiven Aura der Sonne führen, sie wird dir den Weg zeigen", flüsterte Tae leise und atmete tief durch, um seinen Herzschlag zu verlangsamen. Diese Worte hatte ihm Montago zugewispert, als er versuchte ihm zu helfen die Magie in seinem Inneren zu wecken. Es schien keine Sonne am Himmel, triste graue Wölkchen verhinderten jegliche Lichtquelle von außen und so farblos die Tallandschaften vor Tae's Augen brachlagen, genauso entmutigt fühlte er sich. Es gab kein Licht, keine Wärme...kein Zuhause.

Tinto, der mit zwei gepackten Rucksäcken hinter ihm den felsigen Weg erklomm, verschnaufte und blickte die Berge vor seinen Augen an, schätzte ab ob eine Überquerung der Hügelkämme glücken könnte. Er würde es mit Leichtigkeit überstehen, die langen Jahre Seefahrt unter Fontane's Befehlston hatten ihn abgehärtet. Der kräftige Mann schielte aus den Augenwinkeln zu dem Sterngeist, dessen Schritte sich merklich verlangsamten. Ob der Kleine die beschwerliche Reise über die Gebirgspässe und in der eisigen Kälte verkraften würde?

„Tinto?", fragte Tae und drehte sich um, seine großen hellen Augen bildeten einen starken Kontrast zu der düsteren Gegend und selbst sein Haar, welches ihm inzwischen beinahe auf die Schultern reichte, wirkte zu perfekt an ihm. Jedoch war er ein Sterngeist, ein irdisches Wesen mit der Schönheit und der Anmut der Himmelsgötter beschenkt. Er konnte gar nicht anders, als perfekt zu sein. Eleganz und Anmut lag in seinen Genen. „Wirst du mir helfen? Dein Wissen über die alten Geschichten und die tiefe Verbindung zwischen Natur und Himmel ist sehr kostbar...denn all die Dinge, von denen du mir berichtet hast, sind mir auf meiner Insel nie erzählt worden"

Tae unterdrückte einen Hustenanfall und kniff die Augen zu. Yushimong, sein kleiner Elfenfreund, hatte ihm nie auch nur ein Wörtchen über seine Herkunft oder den Zweck seiner Existenz eröffnet. Er hatte zusammen mit ihm und den Wasserläufern gespielt, ihm leckere Früchte zu essen gegeben und ihm die Sternenbilder und Konstellationen der Kometen erklärt, die sich am nächtlichen Firmament zeigten. Dass der Sterngeist allerdings mit Zauberei und Magie im Herzen geboren wurde, verschwieg er. Womöglich weil der Elf sich sicher wiegte in dem Glauben, kein Mensch würde diese versteckte Insel jemals finden. Doch es war geschehen – und jetzt musste Tae den Preis für Yushimong's Verschwiegenheit zahlen.

Der Mann nickte und nahm einen Schluck des Quellwassers, das er in einem Wasserbeutel mitführte. „Natürlich, ich werde dich nicht zurücklassen. Wir suchen uns einen sicheren Ort und dort werde ich beginnen, dich zu lehren, deine Gefühle nicht länger die Natur beeinflussen zu lassen. Du hast miterlebt, wie gefährlich es nicht nur für andere in deiner Anwesenheit ist, sondern auch für dich selbst", meinte er sanft, ohne den Kleinen kränken oder beschuldigen zu wollen – für das Wesen hörte es sich allerdings wie ein Vorwurf an. Die Stürme und Gewitter der letzten Tage waren auf ihn und seine Unfähigkeit zurückzuführen, die Magie zu beherrschen. Er war eine wandelnde Zeitbombe.

Tae nickte, senkte bedrückt den Kopf und legte eine Hand auf die Stelle seines Herzens. Es tat weh. Er dachte bislang, dass die Sterngeister unrechtmäßig gejagt und abgeschlachtet wurden, dass sie reine Wesen ohne böse Absichten waren. Aber...Tinto erzählte die Wahrheit. Tae hatte seine Gefühle keineswegs unter Kontrolle und die Trauer und Verzweiflung hatte ihn zu heftigen Erdbeben getrieben, die Furcht ließ ihn weinen und übertragen auf seine Magie bewirkte es starken Regen, lange Regenfälle mit Blitz und Donner, die ihm nur noch mehr Angst machten. Die Emotionen des Sterngeistes lösten gefährliche Naturkatastrophen aus. Und nach diesem Gespräch verstand er.

Tae war keineswegs zu Unrecht auf der Flucht.

Er war eine Gefahr für die allgemeine Sicherheit.

Sterngeister, so erkannte er, hätten diese Erde nicht betreten dürfen.

„Verzagt nicht, mein Freund", versuchte Tinto ihn aufzumuntern und legte ihm seine Hand auf die Schulter, um ihn Mut zuzusprechen. Ihm zu verdeutlichen, dass er nicht alleine war. Nicht mehr. „Gut Ding will Weile haben, besagt ein altes Sprichwort. Bitte, setzt euch nicht unter Druck"

„Ich setze mich keineswegs unter Druck", flüsterte Tae und straffte die Schultern, hob den Blick und atmete ruhig aus. Er musste sich zusammenreißen und lernen, sich zu beherrschen. „Unter Druck setzen würde bedeuten, ich muss mein Ziel erst finden. Ich habe mein Ziel gefunden – und das beinhaltet, niemals wieder in die Zivilisation zurückzukehren", sprach er entschlossen aus, obwohl seine Stimme in einem leichten Zittern endete. Der Unmut stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich könnte nicht verkraften, am Tod der Kinder und Eltern verantwortlich zu sein"

„Du möchtest für immer ein Ausgestoßener aus der Gesellschaft sein?", erwiderte Tinto fragwürdig, er weigerte sich dies zu akzeptieren. Tae war kein Monster, nicht wie er sich selbst sah. „Was ist mit deinen Freunden? Sie sorgen sich bestimmt um dich und deinen Verbleib"

Tae lächelte traurig, stützte sich auf seinem Stock und entlastete seine schmerzenden Beine etwas. Das viele Gehen und Laufen war neu für ihn, auf seiner Insel legte er sich am helichten Nachmittag gern in das duftende Gras und ließ sich von Mutter Sonne wärmen und verwöhnen wie ein junges Kätzchen. Dieses Leben das er fernab dieser egoistischen Menschen führte fühlte sich an, als habe es nur in einem Traum existiert. Tae biss tapfer die Zähne zusammen und war dankbar für den Stock, er musste sich erst an sein neues Leben als Flüchtling gewöhnen. „Der letzte lebende Mensch, den ich als Freund glaubte zu haben, wandte sich gegen mich und versuchte mir einen Dolch in's Herz zu stoßen. Du siehst also, Tinto...es gibt niemanden, zu dem ich zurückkehren kann. Niemand wartet auf mich. Niemand sucht mich. Niemand...außer Fontane", holte er tief Luft und legte sich den Gurt einer der Provianttaschen um die Schulter, rappelte sich ächzend hoch und zog sich die Mütze tiefer in die Stirn, denn der kälter werdende Wind der Gebirge brauste auf. „Und diesem Schuft darf ich nicht in die Hände fallen. Ich wäre sein ultimatives Werkzeug zur Zerstörung, er würde sich die Welt unterwerfen indem er meine Magie an sich reißt. Nein. Es gibt keine andere Möglichkeit...ich muss weggehen"

Mit diesen Worten setzte er seinen Weg fort, bestritt den engen Pfad so gut er konnte. Nicht weil er wollte, sondern weil er musste. Es zerriss ihm innerlich das Herz wie ein Blitzhagel sich in die einsamen Gebirgsketten zurückzuziehen, doch was war noch übrig? Nichts. Kook war tot, und er würde nie wieder mit seiner sanften Stimme Tae's Sorgen beruhigen. Ihn nicht mehr umarmen wenn er sich fürchtete. Er war nicht mehr da. Und das war allein die Schuld des Sterngeistes, mit der er sein Dasein abfristen musste.

Tinto blickte ihm mit geöffneten Mund nach, überrascht und gleichermaßen besorgt um das Wohl des Kindes. Diese Aussage wollte er nicht in Frage stellen, ihm war klar, dass Tae in seiner derzeitigen Lage so dachte und sich aufgrund seiner fehlenden Übung im Umgang mit der Magie vor sich selbst schreckte. Die größte Angst hegte der Sterngeist inzwischen nicht mehr vor Fontane, sondern vor sich selbst. Vor den Kräften die in ihm begannen zu erwachen, die er nicht kontrollieren konnte. Also flüchtete er, blickte sich nicht mehr wieder um und setzte den Weg zu den steilen Gebirgsketten fort, in denen er sich eine neue Existenz aufbauen würde.

Allein.

Einsam.

Keine Gefahr für niemanden.

Mit dem schweren Gepäck am Rücken rang Tinto mit sich, ob er Tae von Kook's Überleben berichten und ihn umstimmen sollte...entschied sich jedoch dagegen. Tae würde versuchen einen Weg zurück zu dem Schwarzhaarigen zu finden und dabei Menschen in Gefahr bringen, solange er nicht lernte sich zu beherrschen. Der Sterngeist wartete nicht auf den ehemaligen Anhänger des Piratenkapitän's, schritt weiter und verschloss sein Herz mit jedem weiteren Fußstapfen hinter einer eisigen Mauer. Zumindest war es das, was er anstrebte, denn er war nicht davon überzeugt, die Kunst der tiefen Magie jemals beherrschen zu können. 

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro