Dylan: "Impressionsweise" von _Jay_M_

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Hallo, herzlich Willkommen und einen schönen Abend (oder Morgen oder Nachmittag, ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie lange ich zum Tippen brauche [einen Teil der Antwort kenne ich jetzt: zu lang und liebe _Jay_M_ es tut mir total leid] - oder wann ihr das Kapitel lest). Seid ihr bereit für ein Experiment? Dann macht mal die Augen zu und ... okay, ich sehe einen kleinen Denkfehler bei dem Experiment. Den Job überlasse ich wohl besser _Jay_M_, die euch in ihrer Geschichte "Impressionsweise" in die Welt der blinden Ronja entführt.

Und ich warne euch vor: In diesem Feedback geht es deutlich mehr um Geschmacksachen als sonst. Oder wie würde Elmar sagen? Es geht mehr um die Impressionsweisen.

Das erste Thema, über das ich heute gerne sprechen würde, sind Dialoge. Die sehen in "Impressionsweise" nämlich ein bisschen außergewöhnlich aus und an anderer Stelle habe ich das schon in Grund und Boden verurteilt, würde es hier aber gerne etwas vorsichtiger handhaben. Du verzichtest nämlich praktisch vollständig auf Inquits (danke an die Leute, die mir diesen herrlichen Begriff beigebracht haben, einmal winken bitte), also Anhängsel an die wörtliche Rede. Warum habe ich das an anderer Stelle bemängelt? Weil es verflucht schwer werden kann, dem Dialog zu folgen. Bei dir habe ich allerdings das Gefühl, dass es absichtlich passiert - und dass du sicher genug im Schreiben bist, um dir des Effekts bewusst zu sein.

Und jetzt kommt die Einschränkung: Ich bin ehrlich gesagt trotzdem kein allzu großer Fan davon. Ich habe zwischenzeitlich vermutet, dass du die Entscheidung getroffen hast, um Lesende mehr in Ronjas Wahrnehmung eintauchen zu lassen, die eben nicht durch visuelle Eindrücke geprägt ist. Und ein großes Problem gibt es definitiv nicht: Ich hatte nie Schwierigkeiten, zu verstehen, wer gerade spricht. Warum wird sich dann beschwert, könnte hier eine Frage zu recht lauten. Und ich habe eine grandios einfache Antwort darauf: Es ist abgehackt und zu schnell. 

Ich sehe irgendwo den poetischen Wert, ich sehe, dass es deine Stilentscheidung ist, aber Gespräche in der "Realität" laufen immer mit gewissen Zwischenhandlungen ab. Durch die von dir verwendete Dialogdarstellung stehen die Figuren für mein Empfinden voreinander und lesen ihren Text vor. Mir fällt es schwer, Emotionen zu begreifen, Satzmelodien zu unterscheiden (was nicht heißt, dass dein Text nicht emotional ist, dazu später mehr). Aber hier überlässt du zu viel der Vorstellung der Leute, die deine Geschichte lesen.

Jetzt habe ich mich auf ein Thema festgeschossen, jetzt muss ich noch kurz dabei bleiben, es gibt nämlich noch einen weiteren kleinen Dialogkritikpunkt. Halte durch, du schaffst das, es folgt auch noch einiges an Lob.

Lass mich die häufigsten Dialogmuster in deiner Geschichte vorstellen.

Nummer 1:

"Guten Morgen, XY."

"Guten Morgen, Ronja. Wie geht es dir heute?"

"Mir geht es heute gut, danke für die Nachfrage."

"Mach es gut, Ronja."

"Mach es gut, XY. Bis morgen."

Nummer 2 (häufig in Textnachrichten-Form):

"Liebe XY, geht es dir gut? Ich möchte dich nicht nerven."

"Liebe Ronja, mir geht es gut. Du nervst nicht und bist eine tolle Person."

Stellenweise kam bei mir dann ein gewisser Augenroll-Effekt durch, auch wenn ich mir dabei auf die virtuellen Finger hauen wollte. Irgendwann hatte ich es auf dem Schirm, dass Ronja nicht nervst, dass Alice eine tolle Person ist, dass es Joe wichtig ist, wie es Ronja geht.

Aber auch hier wieder meine Einschränkung: Ich vermute ganz stark, dass du einiges davon absichtlich machst. Und ich sehe, dass Ronja vorsichtig ist, ich sehe, dass sie nervös ist, abgewiesen zu werden. Genau so, wie ich sehe, dass du ihre täglichen Begegnungen nicht kürzen möchtest. Denke ich (ich bin heute wieder groß im Machen von Annahmen). Aber manche davon wirken auf mich etwas leer und dann in der Konsequenz repetitiv, weil die gleichen Muster immer und immer wieder ausgetauscht werden. Und das ist so schade, weil ich es eigentlich bewundere, wie du einen Menschen in ein Umfeld einbindest, das sich tatsächlich kümmert.

Das ist nämlich eines meiner großen Lobpunkte an deiner Geschichte und warum ich sie aus dieser Sicht für so wertvoll halte: Die Figuren kümmern sich umeinander. Sie nehmen Rücksicht auf die Gefühle der anderen. Sie fragen nach, wie sie etwas sehen. Sie kommunizieren (meistens). Ihre Beziehungen haben Tiefe. Verdammich, wenn das nichts Positives ist! 

Und deswegen wohnen - ach - zwei Seelen in meiner Brust (Faust-Referenz anyone?). Einerseits ist bei den vielen Nachfrage- und Vorsichtigkeits-Dialogen beinahe Langeweile bei mir aufgekommen, weil es so unglaublich oft passiert. Andererseits ist gerade diese Wachsamkeit füreinander schön. Was bin ich froh, dass ich das Punktegeben Finn überlassen kann, ich hätte hier nämlich keine letztendliche Antwort. Vielleicht kann mir jemand von euch weiterhelfen?

Wenn wir jetzt schon bei sich kümmernden Figuren sind, können wir doch auch direkt genau darüber reden: Figuren. Was für eine ungewöhnliche Zusammenstellung von Hauptfiguren. Eine ungeplant schwangere Kellnerin, ihre blinde Freundin und ein autistischer Junge. Es bietet sich gerade dafür an, über ungewöhnliche Wahrnehmungen und Impressionsweisen zu reden. Einen tollen Cast hast du dir da geschaffen. Ich liebe die Gespräche darüber, wie sie alle die Welt unterschiedlich wahrnehmen und ich habe es geliebt, die Beziehung von Alice und Ronja sich entwickeln zu sehen, insbesondere in den letzten Kapiteln der Geschichte. Ein ganz großes Lob hier von meiner Seite. Ich habe mich beim dümmlich Grinsen erwischt, als (SPOILER) Ronja und Alice am Ende doch noch zusammengefunden und eine Familie gegründet haben (SPOILER ENDE). Es war ein ganz ganz großes YEEESSS. In diesem Sinne: Die Auflösung dieser Beziehung und damit deiner Handlung gelingt dir großartig und wie ich tatsächlich auch in der Geschichte angemerkt habe, dein letztes Kapitel hat mir unglaublich gut gefallen. Erwähnte ich, dass es für euch immer ein sehr gutes Zeichen ist, wenn ich kommentiere (mache ich sonst aus Zeitgründen eher nicht)? Dann hat mich etwas echt erwischt.

Einen Kritikpunkt hätte ich aber noch: Ich fand die Entwicklung der Beziehung von Ronja zu Elmar etwas unorganisch. Dadurch, dass deine Dialoge und Kapitel eher kurz sind und durch deine Dialoggestaltung einige Eindrücke fehlen, konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, wie sich die Zuneigung der beiden entwickelt. Auf einmal waren sie befreundet und in meinem Kopf ist ein bisschen die Frage offengeblieben, warum das so ist. Viel mehr als über Farben geredet haben sie gefühlt nicht (die E-Mails später einmal ausgeklammert, aber da waren sie schon befreundet) und später war es auch der oben bemängelte Austausch von "Wie geht es dir heute". Ich finde, im späteren Verlauf funktioniert die Beziehung der beiden gut, gerade über die eben besprochenen E-Mails. Aber mir fehlt diese anfängliche Entwicklung von "Hey, vielleicht haben wir doch ein bisschen mehr miteinander zu tun und finden uns ganz sympathisch". Und das passiert teilweise auch dadurch, dass du die Dialoge so kurz hältst, aber gleichzeitig sehr detailliert schreibst, sodass jedenfalls für mich die Erklärung, dass ja viel zwischen den Zeilen passiert, nicht so richtig zieht. Ich lasse mich allerdings auch gerne vom Gegenteil überzeugen.

Jetzt sind wir auch schon am Ende (ich brauche echt eine Alternativformulierung, das klingt ja furchtbar). Was ich sagen will: Mir hat deine Geschichte alles in allem gut gefallen, auch wenn sich das mit meinem Gemecker hier vielleicht etwas anders angehört hat. Ich finde deinen Ansatz unglaublich spannend und habe die Tiefe der Beziehungen zwischen deinen Figuren und ihre unterschiedlichen Wahrnehmungen sehr genossen. Man merkt, dass dir das wichtig war und wenn ich jemandem zeigen wollen würde, wie eine gesunde Beziehung geführt wird, dann würde ich definitiv deine Geschichte empfehlen. Muss doch nicht immer um Lug und Trug und Mord und Totschlag gehen. Für mein Empfinden könnten vorrangig nur die Dialoge und insbesondere ihre "Umgebung" noch etwas Zuwendung vertragen, damit hier etwas Leben hineinkommt. Aber wie sagst du so schön? Es kommt auf die Impressionsweise an.

Alles weitere: Hopp hopp in die Kommentare!


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