13 - Lucifers wahre Absichten

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Mein Schädel dröhnt wie ein Presslufthammer. Ich setze mich langsam auf und fasse mir stöhnend mit der Hand an die Schläfe.

Habe ich etwa einen Kater?

Ich wünschte, meine Kopfschmerzen wären auf so einen simplen Grund wie zu viel Alkohol zurückzuführen, doch schon nach wenigen Sekunden fluten mehrere Erinnerungen mein Hirn.

Vor allem die beiden Wörter Brautkleid und Vermählung hallen dabei wie eine Melodie des Grauens in meinem Kopf wider.

Scheiße! Hat mich Lucifer wirklich mit Absicht ausgetrickst und hinter das Licht geführt?

Mit einem mulmigen Stechen in der Magengrube klettere ich aus dem Bett. Ein flüchtiger Blick nach draußen verrät mir, dass es früh am Morgen sein muss, denn am Horizont geht gerade die Sonne auf. Zumindest denke ich, dass es sich bei dem grauen Klumpen um die Sonne handeln soll.

Leise schleiche ich zu meiner Zimmertür und öffne sie. Ich versuche, mich an die gestrige Schlossführung von Heiß und Heißer zu erinnern und mache mich auf den Weg zu Lucifers Schlafgemach.

Nach etwa fünf Minuten habe ich es tatsächlich gefunden.

Ohne vorher anzuklopfen, reiße ich die Tür auf und marschiere mit selbstbewussten Schritten in das dunkle Zimmer hinein. Es dauert ein paar Sekunden, bis sich meine Augen an die schwarze Farbe gewöhnt haben, doch dann erkenne ich die Umrisse von Lucifers Körper in dem riesigen Himmelbett.

Während er auf der rechten Betthälfte liegt und leise schnarcht, haben es sich Pinkabella, Heiß und Heißer auf der linken Seite bequem gemacht. Es sieht wirklich süß aus, wie friedlich die drei Drachen miteinander kuscheln.

Scheinbar bin ich so sehr von den schuppigen Fabelwesen abgelenkt, dass ich gar nicht bemerke, wie Lucifer seine saphirblauen Augen aufschlägt. Erst als er neben mir steht und mit seinen Fingerspitzen über meinen Unterarm streicht, erwache ich aus meiner Trance.

„Verdammt!", entflieht es mir. „Du hast mich beinahe zu Tode erschreckt!"

Lucifer grinst frech. „Sagt diejenige, die sich heimlich in mein Schlafzimmer schleicht und Stalkerin spielt ..." Er schnappt sich meine Hand und führt mich aus dem dunklen Raum zurück in den Flur. Dann fragt er mich: „Was liegt dir auf der Seele, Hails? Oder bist du einfach nur eine Frühaufsteherin und sehnst dich nach meiner Gesellschaft?"

Lucifers Lächeln betäubt mich. Es spült all meine Zweifel und negativen Gefühle hinfort.

Ich bin mir sicher, dass es keinen Haken an unserem Deal gibt.

Oder?

„Wir ... Wir müssen reden", schaffe ich es, nach einigen Sekunden zu krächzen.

„Okay."

Gemeinsam verlassen wir das Schloss und setzen uns draußen auf eine Bank, die in einer Art Rosengarten steht. Die warmen Sonnenstrahlen tanzen gerade über die Erde und wecken mit ihrem goldenen Licht die Natur auf.

„Also Hailee ..." Lucifer sucht meinen Blick. „Was ist los?"

Kurz überlege ich, ihn mit einer lahmen Ausrede abzuspeisen, doch am Ende ist es meine Ungewissheit, die siegt. Das ist auch der Grund, weshalb ich verunsichert von ihm wissen möchte: „Auf wessen Hochzeit gehen wir heute?"

„Warum interessiert dich das so sehr?", stellt mir Lucifer eine Gegenfrage.

Direkt wird der Kloß in meinem Hals größer. Meine Stimme zittert und bebt gefährlich, als ich ihn frage: „Ist es deine Hochzeit?" Ich stocke. Obwohl ich Angst vor der Wahrheit habe, korrigiere ich mich ängstlich: „Unsere Hochzeit?"

Für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl, als würde die Welt um mich herum stillstehen. Da sind nur noch diese blauen Saphiraugen, die sich geradewegs in meine Seele bohren und mein Herz zum Stillstand bringen.

Ich möchte Lucifer vertrauen – wirklich! – doch das Stechen in meiner Magengrube wird immer unangenehmer.

„Seit mehreren Jahrtausenden regiere ich die Hölle allein", weicht Lucifer mal wieder einer konkreten Antwort aus, „aber in der letzten Zeit hat sich etwas verändert. Die toten Seelen haben sich verändert!"

„Wie ... Wie meinst du das?"

„Die Seelen können nicht mehr nur durch Angst und Schrecken kontrolliert werden", erklärt mir Lucifer. „Sie sehnen sich nach Hoffnung. Nach Menschlichkeit. Nach einem Licht in der Dunkelheit. Nach jemandem, der sie versteht und ihnen zuhört. Nach einem Vorbild."

Mit jedem Wort, das seine Lippen verlässt, wird mein Herz schwerer. „Warum kannst du den Seelen nicht einfach geben, was sie wollen?"

Lucifer seufzt. Tief und frustriert. „Ich bin der Teufel und verkörpere das Böse. Wenn ich plötzlich Hoffnung und Zuversicht spenden würde, würde das ganze Konstrukt der Hölle in sich zusammenfallen", behauptet er.

Auch wenn ich seine Erklärung nicht zu hundert Prozent nachvollziehen kann, presse ich ein „Okay" hervor.

„Deshalb habe ich beschlossen, eine Frau mit reinem Herzen und guter Seele zu suchen", spricht Lucifer weiter, womit er ein elektrisierendes Kribbeln in meinem Körper auslöst. „Sie soll das Gegenteil von mir sein und die Toten auf ihrem Weg durch die Hölle begleiten. Ihnen helfen, in die Zwischenwelt und abschließend in den Himmel aufzusteigen. Sie soll für all diejenigen eine rettende Hand sein, die nicht mit Angst und Schrecken zu bändigen sind."

So langsam verstehe ich, was Lucifers Intention ist. Ich hole einmal tief Luft, ehe ich ängstlich von ihm wissen möchte: „Bin ich diese Frau?"

Er muss mir gar nicht antworten. Sein stechender Blick spricht Bände.

„Scheiße!", fluche ich und raufe mir die Haare. „Du willst mich ernsthaft dazu zwingen, dich zu heiraten?" Meine Stimme klingt viel zu schrill und viel zu hysterisch. Außerdem hämmert mein Herz so kraftvoll gegen meinen Brustkorb, dass ich befürchte, es könnte jeden Moment herausspringen.

„Ich zwinge dich zu gar nichts, Hailee", entgegnet Lucifer seelenruhig. „Du hast unserem Deal freiwillig zugestimmt."

Ist das sein Ernst? Wut keimt in mir auf und entfacht ein loderndes Feuer in meinem Herzen. „Hätte ich gewusst, dass ich dich heiraten soll, hätte ich niemals zugestimmt!", fauche ich hilflos.

Kurz sieht es so aus, als würde ein Fünkchen Enttäuschung in Lucifers blauen Saphiraugen aufblitzen, doch binnen eines einzigen Wimpernschlages legt sich wieder ein emotionsloser Schleier über seine Pupillen.

„Zu spät!", zischt er leise.

Fassungslos starre ich Lucifer an. Obwohl ich es nicht möchte, sammeln sich brennende Tränen in meinen Augen, die sich wenig später einen Weg an die Freiheit erkämpfen. „Wa-Warum ich?", hake ich mit zittriger Stimme nach.

Tatsächlich formen sich Lucifers Lippen nun zu einem mitleidigen Lächeln. „Es gibt heutzutage nicht mehr viele Menschen, die versuchen, einen Dämon oder gar den Teufel heraufzubeschwören", erklärt er mir. „Als Kinsley einen Dämon gerufen hat, habe ich meine Chance genutzt und mir ihre Bitte angehört. Sie hat mir viel von dir erzählt und mich in ihre Erinnerungen über dich eintauchen lassen. Da wusste ich direkt schon, dass du die perfekte Frau an meiner Seite wärst."

Übelkeit und Schwindel mischen sich unter den Zorn, der wie ein Maschinengewehr in meiner Brust pulsiert.

Es fällt mir unglaublich schwer, zu realisieren, dass ich den Teufel höchstpersönlich heiraten soll.

Eigentlich mochte ich Lucifer bis jetzt sehr gerne, doch plötzlich spüre ich nur noch Abneigung und Wut, wenn ich an ihn denke. Er hat mich mit Absicht hinter das Licht geführt und ruiniert nun mein ganzes Leben.

„Ich werde dich nicht heiraten, Lucifer!" Zum Glück klingt meine Stimme stark und selbstbewusst. Nicht so schwach und ängstlich, wie ich mich innerlich fühle.

„Du hast keine Wahl, Hailee." Lucifer möchte nach meiner Hand greifen, doch ich ziehe sie rechtzeitig zurück. „Einen Deal mit dem Teufel kann man nicht brechen. Nur, wenn man sich freiwillig opfert und stirbt."

Was?!

Panik flutet meinen Körper und mir wird kotzübel. Wie schon so oft in letzter Zeit tanzen schwarze Sterne vor meinen Augen herum, die mich immer weiter in Richtung Ohnmacht lotsen.

„Keine Sorge, Hails", wispert Lucifer so leise, dass ich ihn kaum verstehe, „ich verschiebe unsere Hochzeit auf morgen. Dann hast du noch ein bisschen Zeit, um dich mit dem Gedanken von uns als Brautpaar anzufreunden."

Das ist das Letzte, was ich höre, bevor ich in die Finsternis eintauche.

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