♔ Sechs Minuten

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Rih flog durch den Wald, doch das Pferd auf dem Sofia geritten war schien auch nicht gerade langsam zu sein. Die Äste knackten unter unserem Gewicht. Ich trieb den schwarzen Hengst dazu noch ein wenig schneller zu laufen, versuchte mit aller Kraft mein Gleichgewicht zu halten.
Einerseits könnte ich dafür gelobt werden, dass Pferd, hoffentlich, gefangen zu haben.
Anderseits konnte es mich auch meinen Platz kosten, denn eine Wache hätte es auch zurückholen können. Ich hoffte auch letzteres.

"Treib du sie von links, ich reite rechts.", hörte ich plötzlich eine vertraute Stimme. Mein Blick glitt kurz zur Seite und ich erkannte ein weißes Pferd. Nathaniel.
In diesem Moment hätte es keinen Sinn gemacht mich ihm zu widersetzen, wir mussten dieses Pferd auf jeden Fall fangen - und zu zweit standen die Chancen es einzutreiben nunmal einfach besser.
"Wird erledigt.", rief ich ihm zu und begab mich augenblicklich auf die linke Seite.
Adalid war noch ein wenig schneller als Rih, aber er war schließlich auch das Pferd des zukünftigen Königs von Dour.

Rih schaffte es aufzuholen, wir ritten jetzt genau neben der weißen Stute.
"Melida, brrr.", versuchte Nathaniel sie zu beruhigen. Für einen Moment schaute sie ihn an, lief dann aber doch selbstständig durch den immer dichter werdenden Wald.
Einige Äste schürften über meine Arme, einer hinterließ einen zuckenden Schmerz an meiner Wange. Melida lief und lief, bis sich vor ihr ein umgefallener Baum auftat. Zuerst war ich mir sicher, sie würde springen und nichts und niemand konnte dieses Pferd jemals aufhalten, doch sie kam zum stehen. Stieg, weigerte sich über den Baum zu springen.

Nathaniel blieb neben ihr stehen, griff in sekundenschnelle nach ihren Zügeln.
Melida kam augenblicklich wieder zur Ruhe. Als würde die Präsenz des schwarzhaarigen alleine ausreichen um ihr zu versichern, dass sie jetzt wieder in Sicherheit war.
Mein Herz raste noch immer. Ein wenig außer Atem ließ ich die Zügel locker und meinen Körper auf den Rücken von Rih sinken.

"Du blutest.", sagte Nathaniel trocken. Ich spürte seinen Blick auf meiner Haut.
Meine Augen fanden seine. Seine Haare hingen ihm zerzaust in der Stirn. Er fixierte mich.
Ich wischte mir leicht über die Wange. Der Ast hatte einen Kratzer hinterlassen, nicht weiter schlimm und defintiv kein Grund zur Sorge. Ich war mir sicher, dass konnte ich einfach überpudern.

"Meinst du ich bekomme Ärger?", fragte ich leise. Schaute ausnahmsweise nicht weg. Ließ unsere Blicke sich miteinander und ineinander verweben.
"Das du blutest ist dir also egal?", griff er seine Frage erneut auf. Er stieg von seinem Pferd und band die beiden an einem Baum fest. Sie waren ein hübsches Team.
Das Licht und die Dunkelheit.
Melida und Adalid.
Eadlyn und Nathaniel.

Schnell verwarf ich diesen Gedanken wieder.
Er kam mit zwei großen Schritten auf mich zu und reichte mir seine Hand. Ich wollte nicht von diesem Pferd absteigen, ich fühlte mich ausordentlich sicher auf diesem Rücken.
Doch mein Körper gehorchte mir nicht, also legte ich meine Hand in seine.
Mit einer geschickten Bewegung half er mir vom Pferd, bevor er auch Rih's Zügel um einen Baum legte.

Sein Blick lag nun wieder ganz auf mir.
"Das war dumm von dir.", sagte er leise, stand nur einige Zentimeter vor mir. Er überragte mich beinahe um einen ganzen Kopf. Die Ärmel seines Hemdes waren hochgekrempelt und gaben Ausblick auf die kleine Krone, die ihm in den Arm gebrandmarkt wurde. Sie war verziert mit einem schnörkligen B.

Ich hielt das schon immer für barbarisch, doch Nathaniel hielt zu seiner Familie. Sagte, so konnte er immer als Prinz widererkannt werden, falls er einmal entführt oder entstellt werden sollte.
Aber auch solche Male konnten rausgeschnitten werden, ich würde den Plan jetzt also nicht als wasserfest einstufen.

"Ich wollte sie nur zurückholen." Meine Stimme klang fest und hart, doch meine Unterlippe zitterte ein wenig. Nathaniel berührte mit seinem Daumen sanft meine Wange, strich das Blut von ihr. Doch ich zuckte automatisch zurück. Seine Haut auf meiner Haut hinterließ ein kleines Prickeln, doch ich hoffte, mir das nur einzubilden.

"Tu das nicht, Lyn.", flüsterte er kaum hörbar. Seine Hand schwebte noch immer in der Luft über meiner Haut. Ich schluckte schwer.
"Was soll ich nicht tun?", fragte ich. Dabei wusste ich die Antwort, ohne das er sie laut aussprechen musste.
"Lass mich dich berühren. Verschließ dich nicht vor mir.", bat er mich.
Seine Stimme war dunkel, rau - und sie warf sehr viele meiner Zweifel auf einmal über Board.

Ich schloss meine Augen. Nur für einen Moment. Doch er wusste, dass das bedeuetete ich kämpfte mit mir selbst. Er nutzte es aus.
Seine Hand legte sich sanft auf meine Wange. Seine Haut war im Gegensatz zu der vieler anderer unglaublich weich. Seine Finger strichen über die Linien meines Gesichts.
Als ich meine Augen wieder öffnete, wirbelte ein Sturm in seinen.
Verzweiflung, Verlangen, Einsamkeit. Ich wusste nicht, welches Gefühl die Oberhand in seinem Körper gewonnen hatte. Und ich wusste nicht welches die Oberhand in meinem gewinnen würde.

"Ich werde nicht, ich kann nicht -.", begann ich, mein Satz eher ein Stottern von Worten.
Doch er legte seinen Daumen auf meine Lippe, fuhr sanft über sie und brachte mich damit zum schweigen. Ich atmete schwer.
Bitte nicht die Fassung verlieren, Eadlyn.
"Lass es mich kurz genießen.", hauchte er rau.
"In ein paar Wochen bin ich mit einer anderen Frau verheiratet."
Sein Blick ließ keine Sekunde von mir ab. Keine einzige.

"Mit einer anderen Frau?", fragte ich, hätte mir dafür aber am liebsten auf die Zunge gebissen.
Wo ist mein Hass geblieben, meine Verachtung? Mein Schmerz, den ich immer und immer wieder mit dem Mann vor mir verbinde? Wieso reichen ein paar Berührungen aus, um mich vollkommen aus dem Konzept zu werfen und meine Moralvorstellungen quer zu legen?

Ein ganz leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Als hätte er nur darauf gewartet, dass ich ihm diese Frage stellen würde. Als wäre ich die Maus und gerade in seine Falle gegangen.
"Du willst mich nicht heiraten. Das weiß ich. Ich kann es dir ansehen. Zumindest meistens." Den letzten Satz betonte er stärker. Gerade war ich Wachs in seinen Händen und das wusste er ganz genau. Ich schluckte schwer, straffte meine Schultern ein wenig.

"Richtig. Das will ich keinesfalls. Ich bin nur wegen meiner Mutter hier."
Ich sammelte mich, versuchte ihn und seine Berührung auszublenden. Aber anstatt seine Hand von mir zu nehmen, ließ er sie über meinen Hals gleiten, über mein Schlüsselbein und meine Arme. Er berührte mich überall dort, wo Kleidung ihn nicht daran hindern konnte.
Wo ich ihn spüren konnte. Seine Haut auf meiner.
Mein Atem beschleunigte sich.

Er beugte sich ein Stück vor, seine eine Hand ruhrte auf meiner Hüfte, die andere zog kleine Kreise auf meiner Schulter.
"Du bist also nur hier wegen deiner Mutter?", hauchte er mir ins Ohr. Die Haare in meinem Nacken stellten sich augenblicklich auf. Gänsehaut überzog meinen Körper.
Er spielte meinen Körper gegen mich selbst aus. Das war alles andere als ein faires Spiel.

"Richtig.", sagte ich, doch meine Stimme war nur ein Flüstern, kaum hörbar und unglaublich schwach. Er lachte leise und ich erwischte einen verdammt blöden Schmetterling dabei, wie er in meinem Bauch aufstieg.
Verdammt Eadlyn, bring dich unter Kontrolle!, versuchte ich mir selbst zu befehlen. Aber jegliche Kontrolle lag in seinen Händen, ich hatte sie abgegeben, überschrieben an Prinz Nathaniel Theodore Black.

"Nat.", hauchte ich, seine Lippen schwebten über meinen. Sie waren nur weniger Milimeter voneinander entfernt und ich wusste, wenn ich jetzt keinen Rückzieher machen würde -
dann war es erstens um mich geschehen, und zweitens würde ich mir das in meinem Leben nicht mehr verzeihen können. Ich wollte mir die schlechten Dinge über ihn in den Sinn rufen. Die schlechten und grausamen Dinge die man über seine Familie erzählt. Doch sie kamen nicht, sie wollten einfach nicht kommen. Mir fiel ganz plötzlich kein einziges dieser Dinge mehr ein.

"Es ist nur ein Moment. Ein paar Sekunden. Lass sie zu.", flüsterte er beinahe gegen meine Lippen. Würde ich? Wollte ich? Konnte ich?
Er war so nah. Ich vernahm den vertrauten Geruch nach Minze. Erinnerte mich daran, wie ich damals mit der Hand durch seine schwarzen Haare gestrichen hatte.
Zittrig hob ich meine Hand, stoppte aber kurz bevor ich sie hätte berühren können.
"Es ist okay. Tu es."

Meine Hand gehorchte ihm, strich sanft durch seine Haare.
Ein leises stöhnen entwich seinen Lippen. Und ein zweiter verdammter Schmetterling machte sich auf die Reise. Sie fühlten sich gut an unter meinen Fingern, weich, vertraut.
Nach alter Liebe aus vergangenen Tagen.

Nathaniels Daumen strich erneut leicht über meine Lippe. Als würde er auf meine Erlaubnis warten. Mein Kopf fuhr Karusell, rebellierte, doch mein Herz wollte heute nicht auf ihn hören.
Ich nickte ganz leicht, hatte Angst, dass er es nicht gesehen hatte.
Doch ein Lächeln huschte über seine Lippen, bevor er beinahe meine mit seinen streifte.
"Eure Hoheit!", rief einer der Wachen aus dem Wald.
Mein Körper zuckte zusammen.

Augenblicklich machten wir beide einen Schritt voneinander weg.

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