Auch wenn Veni sich vorgenommen hatte nicht weiter runter zu schauen, so konnte er nicht verhindern, dass sein Blick kurzzeitig zu weit runter ging und er Tobi in den Schritt schaute. „ Meine Augen sind hier oben du Idiot.", nuschelte Tobi verlegen. Hastig hob er den Blick, um Tobis hoch rote Wangen zu sehen. Hatte er das einfach nur gesagt, oder hatte er es wirklich gemerkt. Aber wie? „ Ich weiß nicht, wohin du genau geschaut hast, aber definitiv zu weit unten. Ich hab das irgendwie gespürt.", erklärte Tobi sich zaghaft. Seine Wangen glühten mittlerweile wie Feuer und waren auch ein wenig heiß, als er Tobi eine Hand an die Wange legte. „ War keine Absicht. Ich hab nichts gesehen.", versicherte er Tobi glaubhaft und schwenkte dann das Wasser auf sich um. Das hier war etwas, was er sich nie erträumt hatte zu tun. Er hockte nackt mit seinem besten Freund auf dem Boden der Dusche. Wie absurd konnte es bitte noch werden? Als auch er einigermaßen nass und runter gekühlt war, stellte er das Wasser ab und griff nach einem Shampoo. Er gab einen Klecks davon auf seine Hand und schäumte es dann in Tobis Haare ein. Tobi hielt still, die Augen geschlossen. Eine seiner Hände lag auf seinem Oberschenkel, die andere hatte sich vorsichtig voran getastet und lag jetzt auf Venis Schulter. Er wollte einfach nicht mehr allein gelassen werden. Denn so fühlte es sich an, wenn Veni die Hände von seinem Körper nahm. Veni merkte dieses Drang nach Nähe und ständiger Verbundenheit. Nahm daher Tobis Hand in seine und drückte sie immer und immer wieder beruhigend. „ Ich geh nicht weg. Das kannst du vergessen kleiner. Ich unterstütze dich." Schwach lächelte Tobi ihn an und zog ihn dann noch näher zu sich, sodass Veni das Gleichgewicht verlor und auf Tobi drauf kippte. Sie fingen beide an zu lachen, weil es einfach total bescheuert aussah. Das sie dabei nackt waren, störte keinen der beiden so wirklich. „ Gleichgewicht konntest du auch mal besser halten, du Fettsack.", neckte Tobi ihn lachend. Veni verdrehte die Augen und gab Tobi dann einen Klaps auf den Hinterkopf, bevor er sich wieder aufrappelte und seine eigenen Haare einschäumte. Dabei behielt er Tobi stets im Auge. Er suchte nicht seine Nähe, was wohl dem verschuldet war, dass sich ihre Knie noch berührten und er so nicht das Gefühl bekam ganz alleine zu sein. „ Weißt du Veni, ich find es toll, wie du dich so schnell an die neuen Gegebenheiten angepasst hast. War sicher nicht leicht für dich. Umso mehr schätze ich es. Nicht mal meine Familie hat diesen Umgang so schnell rausbekommen, wie du. Dafür wollte ich einfach mal danke sagen." Nicht deswegen. Nicht wegen so etwas banalem. Er war einfach da, hatte zum richtigen Zeitpunkt das richtige gesagt, weil er seinen besten Freund einfach gut kannte. Das konnte jeder. Und außerdem hatte er noch mal einen ganz anderen Blickwinkel auf alles, da er eher außenstehend war und nicht zum engsten Familienkreis gehörte. Das beeinflusst das Verhalten auch ziemlich stark. „ Du bist mein bester Freund. Ich würde alles für dich tun Tobi. Sofort und ohne zu darüber nachzudenken. Und es ist weird dir das zu sagen, während wir beide nackt unter der Dusche hocken." Tobi lachte sich noch bevor er den Satz beendet hatte den Arsch ab, was es ihm alle mal wert war. Es war aber auch ne komische Situation. Während Tobi sich immer noch den Arsch ablachte, griff Veni nach dem Duschgel und begann sich einzuseifen. Nachdem er fertig war und Tobi sich immer noch nicht einbekommen hatte, gab er noch mehr Duschgel auf seine Hand und begann Tobis Schultern und Oberarme einzuseifen. Mit einem Mal wurde Tobi ganz ruhig und blickte mit geschlossenen Augen ungefähr in seine Richtung. „ Kann ich das selber machen? Ich find es immer noch komisch, wenn Leute mich so antatschen." Veni gluckste. Klar er war Tobis bester Freund, aber Tobi konnte ihm nicht erzählen, dass er es nicht mochte, wenn man ihn so berührte. Das konnte er sich echt nicht vorstellen. „ Ach komm, du vermisst es doch bestimmt so angefasst zu werden.", grinste Veni, nahm aber seine Hände von Tobis Körper. Egal weshalb er ablehnte, er lehnte ab und das respektierte Veni. „ Ehrlich gesagt wurde ich noch nie so angefasst." Das erklärte einiges. Veni ließ es einfach so stehen und griff stattdessen zärtlich eine vom Tobis Händen und drehte sie mit der Handfläche nach oben, sodass er ein wenig Duschgel drauf geben konnte. „ Mach ruhig langsam. Wir haben Zeit. Es ist überhaupt nicht schlimm." Veni wollte einfach den Stress ein bisschen rausnehmen. Tobi fühlte sich nicht mehr ganz so wohl, wie noch zu beginn. Es dauerte länger als erwartet, bis Tobi seinen kompletten Körper eingeseift hatte, doch das war okay. Schließlich hatte er das Problem Tobi die ganze Zeit nicht irgendwo hinzuschauen, wo sein Blick definitiv nicht liegen sollte und nicht er. Lieber ließ er sich Zeit und hatte danach ein besseres Gefühl, als umgekehrt. Nachdem Tobi sich richtig eingeseift hatte, griff Veni erneut nach dem Duschkopf und richtete ihn auf Tobi. „ Nich irgendwelche letzten Worte, bevor das Wasser, welches ich berühre deine Haut trifft und den schützenden Schaum von dir wäscht?" „ Idiot!" Innerhalb von Sekunden hatte Veni das Wasser angestellt und Tobi sah aus wie ein begossener Pudel. Doch er musste über seinen blöden Spruch schmunzeln. Langsam fand Tobi echt wieder Spaß am Leben und das war auch gut so. Langsam aber sicher bekam er den Tobi zurück, den er kannte. Und er freute sich unheimlich, dass es so war. Er hatte diesen Tobi ziemlich vermisst. „ Du sag mal, wollen wir heute mal schauen fahren, was für dich in Frage kommt in Sachen Blindenhund? Wir müssen ja keinen mitnehmen. Nur das wir vielleicht schon mal nen Plan haben und eventuell einkaufen könnten. Alternativ würde ich vorschlagen, dass du dir mal anhörst, was ich zum Thema Reha zu sagen hab. Drum rum kommen wirst du so oder so nicht." Damit war Tobis gute Stimmung dahin. Doch irgendwann musste es angesprochen werden. Je schneller das vom Tisch war, desto besser ging es ihm, wenn er Tobi hier lassen musste.