1. Kapitel

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Mara wartete seit sieben Minuten. Sie konnte Warterei nicht ausstehen. Ihr war immer langweilig und sie brauchte vernünftige Beschäftigung währenddessen.
Sie lauschte. Obwohl es schon spät war, die Zeiger einer Armbanduhr, die jemand hinter ihr in der Schlange trug zeigten kurz vor acht, zwitscherten Vögel. Verträumt überlegte sie wie es wohl wäre fliegen zu können, über die Dächer der Stadt hinweg zu gleiten, sich hochzuschrauben und die weißen Wolken mit den Fingerspitzen zu berühren. Es waren die Gedanken eines Kindes, das war Mara wohl bewusst. Aber womit sollte man sich schon die Zeit vertreiben, wenn alle Freunde fort waren und man allein für die Taschenkontrolle anstand?

Ihr Blick fegte suchend über die Menge hinweg. Vorn verhandelte Chloe, Maras beste Freundin, mit dem Türsteher. Ein paar Meter weiter weg flirtete Magnus, Chloes Verlobter, mit einer kleinen brünetten Schönheit. Auch mit Mara hatte Magnus schon geflirtet und sie konnte ihn nicht leiden. Er war ein hoffnungsloser Player, von dem sich Chloe einfach nicht loseisen konnte. Zu allem Überfluss hatte er ihr vor einigen Wochen, weil er eine Wette verloren hatte, auch noch einen Heiratsantrag machen müssen, den Chloe natürlich annahm. Sie war betrunken vor Glück gewesen und Mara war so wütend auf Magnus, dass sie ihm mit einem gezielten Schlag ins Gesicht die Nase gebrochen hatte. Nach der OP musste sie frustriert feststellen, dass Chloe ihn jetzt für noch gutaussehender befand.
Dabei war er ein Arschloch und Mara hätte Chloe am liebsten die Freundschaft gekündigt, weil sie ihn derart vergötterte. Ob es ein Problem wäre, wenn er mit zum Konzert käme, hatte sie Mara gefragt und die stand kurz davor, Chloe den Kopf abzureissen. Schließlich waren die Karten ein Geburtstagsgeschenk ihrer Mutter gewesen und allein für Mara und Chloe gedacht. Ja, es wäre ein verdammt großes Problem, hatte Mara geantwortet und trotzdem hatte Chloe ihn mitgeschleppt.

Neben ihr wurden die Leute unruhig und ein Mädchen kreischte laut.
Maras Blick wanderte wie der aller anderen zum Fenster. Maurice von FIA winkte grinsend aus einem der oberen Stockwerke. Sie hatte das Gefühl, das Strahlen seiner Augen sogar bis hier sehen zu können. Wieder so ein alberner Kindergedanke.
"Danke, dass du hier geblieben bist", seufzte Chloe. "Da ist wirklich nichts zu machen." Deprimiert beobachtete sie den Türsteher, der sich nicht von ihr hatte bestechen lassen.
"Wäre er eine sie oder schwul, könnten wir Magnus auf ihn ansetzen", kommentierte Mara bissig. "Jetzt geht das schon wieder los. Er hat sich seine Karte selbst gekauft, ich kann ihn nicht einfach wegschicken."
Mara verdrehte die Augen. Sie erwiderte nichts darauf.
Ein paar Minuten schwiegen sie einander an, da entdeckte Chloe ihren frech kokettierenden Freund. Ihre Augen wurden erst traurig und kurz darauf enttäuscht. Sie hatte den typischen Blick einer Frau mit gebrochenem Herzen. Mara hatte Mitleid, obwohl sie wusste, dass Chloe sich den Mist selber eingebrockt hatte.
"Hast du Maurice am Fenster stehen sehen gerade?", versuchte sie sie notdürftig abzulenken.
"Ja." Chloe lächelte gequält. "Er war oberkörperfrei."
Mara war nicht unschuldig, aber auf die Distanz war es ihr nicht aufgefallen. "Schade, gar nicht mitbekommen."
"Hast was verpasst", grinste Chloe mit funkelnden Augen.
Du wirst nochmal wie dein Geliebter, dachte Mara bitter, sprach es aber nicht aus, weil es ihr voreilig und damit vielleicht unfair erschien.
Da rauschte die Band vorüber. Mara war schnell und griff auf gut Glück nach einem starken Arm. Überrascht darüber, dass sie ihn tatsächlich zu fassen bekam, brachte sie erst einmal keinen Ton hervor.

Maurice musterte Mara gründlich. Sie war hübsch ohne Frage, sah aber selten dämlich aus mit ihrem leicht geöffneten Mund; wie ein Karpfen. Er verkniff sich das breite Grinsen, aber ein kleines Schmunzeln bahnte sich trotz aller Bemühungen, es zurückzuhalten, den Weg auf seine Lippen. Noch immer hatte sie kein Wort herausgebracht. Also übernahm er. "Hallo, fremde Schönheit."
Ein süßer Rosaton färbte ihre Wangen. Er erinnerte ihn an die Sonnenuntergänge, die er von seiner Terrasse aus genießen konnte.
"Hallo. Könntest du uns ohne Umwege reinbringen?", fragte Mara mit einer unverblümten Direktheit, die dieses Mal Maurice die Sprache nahm.
Ihre Augen gefielen ihm besonders; diese beruhigende Wirkung, die sie auf ihn hatten, obwohl sie glommen wie nächtliche Lagerfeuer am Strand oder städtische Straßenlaternen, deren Licht mit Anbruch des Tages gedimmt wurde.
"Maurice!", rief Niko und trieb ihn zur Eile an.
"Ich erwarte eine Gegenleistung dafür", beeilte er sich zu sagen. Neugierig auf ihre Antwort, verschränkte er die Arme vor der Brust.
Aber sie antwortete gar nicht.
Maurice hatte Mara ja auch keine Frage gestellt.
"Mach deinen Vorschlag und ich entscheide, ob es mir das wert ist", sagte sie nach einer Weile.
Er überlegte. "Hast du zufälllig deinen Personalausweis mit?"
"Wieso?"
"Ich stelle die Fragen. Du kannst dich nicht ausweisen? Du musst genauso lange anstehen, wie alle anderen auch."
Mara begann auf ihrer Unterlippe zu kauen. Maurice lächelte sie an.
"Warte bis das hier vorbei ist und komm dann nochmal auf mich zu. Oder ich lasse deinen Namen für all unsere Konzerte in Zukunft sperren. Deal?"
Maurice hielt ihr seine Hand entgegen. Sein Vorschlag gefiel ihm selbst. Er war abgesichert.
Mara schlug ein. Dann kramte sie ihren Pass hervor und reichte ihn Maurice.
"Mara Jasephin Plinta", las er bewundernd vor, wobei er die Lippen schürzte. "Netter Name." Grinsend griff er, wie sie vorhin, nach ihrem Arm und ehe sich Mara versah, zog Maurice sie auch schon mit sich.
"Wer ist das?", fragte Tarik.
"Das ist Mara Jasephin Plinta, sie möchte sich vordrängeln."
"Vordrängler sind mir unsympathisch", provozierte Niko.
Mara zuckte die Schultern. "Mir ist ziemlich egal, was du denkst."
"Meinetwegen." Sie verwunderte Niko mit ihrer Reaktion, als sie ihm das Bier in die Hand drückte, dass ursprünglich ihr eigenes gewesen war.
"Korrekt", bedankte er sich.
Maurice war beeindruckt. Niko die Stirn zu bieten, lag nur den wenigsten Frauen.
Mara schaute sich indessen nach Chloe um. Sie war ihnen nicht gefolgt und es war ihr nur recht. Sollte sie sich doch mit Magnus einschleusen.
"Kommst du mit auf die Bühne?" Mara war Tarik suspekt. Was, wenn Maurice einen Fehler machte? Sie sah sehr jung aus. Er würde seine Bedenken später äußern, denn sie verneinte.

Während der Veranstaltung behielt Maurice Mara im Auge. Sie stand ganz vorn, neben dem Mädchen mit dem sie in der Reihe angestanden hatte. Sie kannte alle Texte.
Aus einer Laune heraus sprang er zu ihr und hielt ihr bei seinem Part das Mikrofon an den Mund.
Mara war überrascht. Eine Zeile sang sie, dann machte sie ein Zeichen, dass Maurice besser wieder übernehmen sollte. Er verstand nicht sofort, weshalb eine Sekunde lang nur der Beat zu hören war und er einen bösen Blick von Niko erntete.
Mara gefiel das Konzert. Sie konnte feiern und Chloe zusehen, wie sie endlich wieder unbeschwert tanzte. Sie hatte sich erst mit Magnus in aller Öffentlichkeit gestritten und ihn dann seiner Wege ziehen lassen. Er war immer noch hier.
Vielleicht mit dieser Brünetten, dachte Mara.
Es war gegen ein Uhr nachts, als sie Maurice endlich entdeckte. Und es kostete nochmal fünf Minuten zu ihm vorzudringen.
"Hey", meinte er.
Sie stellte sich näher vor ihn. Sie berührten einander fast.
"Wie alt bist du eigentlich?", fragte er, Tariks Rat befolgend.
"Einundzwanzig." Mara log wie gedruckt. Er nahm es ihr ab. Im Nachhinein konnte er nicht sagen, ob sie vielleicht genau die Antwort gegeben hatte, die er in diesem Moment hören wollte.
Er führte sie nach draußen, ohne sich von Niko oder Tarik zu verabschieden.
Blöderweise lief ihnen Sinan über den Weg. "Wo willst du hin?", fragte er Maurice, der genervt die Augen verdrehte. Er zeigte auf Mara, womit er sich einen verwirrten Blick einfing. "Wollten wir nicht noch was trinken?" Maurice umarmte seinen Kumpel freundschaftlich. "Sinan, das werden wir auf morgen verschieben." Sein Ton machte klar, dass er keinen Protest duldete. Sinan kratzte sich am Kopf und sah den beiden hinterher als sie gingen.
Das war der Beginn des Abends, an dem sich für Mara und Maurice noch so einiges ändern sollte.

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