20. Kapitel

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Leider, das musste Maurice zugeben, hatte Philian ein gutes Händchen für künstlerische Kompositionen.
Vor ihnen tat sich ein flammendes Inferno auf, aus Sex, Drugs und Rock&Roll.
"Tja, deshalb haben wir ihn unter unsere Fittiche genommen", sagte Mara als hätte sie seine Gedanken gelesen. "Er ist ein dummer Drecksack, aber die Schiene, die er fährt spricht für sich. Siehst du die Schatten?" Sie fuhr die Konturen eines weiblichen Busens nach. "Du wirst nirgends so weiche Schatten finden wie in seinen Bildern. Seine Pieces haben Wiedererkennungswert, ungefähr so wie deine Stimme."
"Ich fühle mich geehrt", antwortete Maurice. "Den haben deine Pieces aber auch."
"Ist vorausgesetzt, wenn du ins Graffity Collective willst", sinnierte Mara.
"Wollten wir nicht noch zu dir?", fragte er vorsichtig.
Sie lachte. "Ich vergaß, du genießt deine sexuelle Blütezeit."
"Das war vollkommen frei von Hintergedanken", erwiderte er.
"Das glaub ich dir nicht."
"Dann eben nicht." Er hob sie hoch und warf sie über seine Schulter.
Maurice liebte ihr Lachen.
"Du kriegst 'nen Fünfer von mir, wenn du mich erst vor meiner Haustür wieder absetzt", hörte er sie sagen.
"Wie lang dauert das noch, bis wir da sind?"
"Bei deinem Tempo?" Sie überlegte kurz. "So 'ne Viertelstunde vielleicht."
"Kannste knicken, ich bin schon jetzt kaputt, du Zweitonner" Er stellte sie sanft zurück auf den Asphalt.
"Menno", schmollte sie, ging aber ohne Trara zu machen an seiner Seite weiter.

"Da folgt uns jemand", bemerkte Mara.
Maurice drehte sich um. Der mutmaßliche Student, er trug einen Kapuzenpulli mit dem Logo der Humboldtuni, zwinkerte ihm zu, salutierte und machte eine Kehrtwende.
"Problem gelöst", erkannte Maurice und umschloss Maras Hand mit seiner eigenen.
"Höfliche Fans, habt ihr", bewunderte sie die simple Lösung des Problems. Zum Glück war ihr der Typ kein Stück bekannt vorgekommen. Das fehlte ihr gerade noch, dass einer ihrer Konzertfreunde sie zusammen sah.
"Alle gut erzogen", bestätigte Maurice.
"Ich will noch Brötchen holen für morgen früh." Mit diesen Worten verschwand sie im türkischen Bäcker.
Maurice zerrte sich die Kapuze über den Kopf. Mit Mara fühlte er sich in der Stadt am helllichten Tage weniger schutzlos. War er nicht in ihrer Begleitung unterwegs, trieb ihn paranoide Hektik und auch heute kam es ihm wieder so vor, als lauerten die Leute nur so auf ihn.
Ganz ruhig, dachte er.
Die Minuten verstrichen und knapp vor seiner Panikattacke, stand Mara plötzlich wieder neben ihm.
"Du bist kreidebleich", konstatierte sie besorgt.
"Lass uns gehen", sagte er dumpf.
Sie nahm erneut seine Hand. Gemütlich schlenderten sie zu ihrer Wohnung.

"Ist alles okay?", fragte sie oben. Sie verstaute die Backwaren und kehrte zu ihm zurück. "Hey", meinte sie vorsichtig, schob seine Kapuze runter und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände.
Maurice nickte, lehnte seine Stirn gegen ihre und schaute in ihre wunderschönen Augen. Sie küsste ihn sachte, doch er erwiderte nur schwach.
Ein bisschen beschämt wandte sie sich ab. "Ich setze Wasser auf und mach mir einen Tee. Willst du auch einen?"
"Kamillentee oder so", murmelte er.
Mara verließ den Flur und ließ ihm seinen Freiraum.
Der wird ihm fehlen, dachte sie.
Indes beschlagnahmte Maurice den kleinen Balkon, der ans Schlafzimmer angrenzte und entzündete seine Zigarette. Er musste runterkommen. Das Adrenalin, das gerade noch durch seine Adern gepumpt worden war, hinterließ im Nachhinein ein Taubheitsgefühl.
"Dein Tee." Mara reichte ihm die Tasse. Dann war sie weg.
Als er nach der zweiten Kippe reinging, kauerte sie über einem Haufen Notizen an ihrem Schreibtisch.
"Ich bin auch labil", sprudelte es aus ihm heraus.
Mara sah ihn mit großen Augen an.
"Ich leide unter Verfolgungswahn. Eigentlich brauch ich Hilfe", fuhr er fort.
Sie grübelte darüber nach. "Du kannst das ziemlich wirksam verstecken", sagte sie schließlich.
"Nein. Es geht mir gut, wenn du bei mir bist. Aber als du gerade beim Bäcker warst, wäre ich fast abgehauen. Einfach geflohen - Die beobachten mich."
Hatte er nicht gesagt, er hätte seine Anonymität freiwillig aufgegeben? Das würde implizieren, dass er sich damit selbst geschadet hatte.
"Mara?", riss er sie aus ihrer Welt.
"Just because you're paranoid, don't mean they are not after you", zitierte sie Kurt Cobain. "Du brauchst keine Angst zu haben."

Er fiel auf ihr Bett und zog wahllos eins ihrer Bücher aus dem Regal. Die Brautprinzessin.
"Eine Art Märchen für ältere", beschrieb sie. Sie krabbelte zu ihm und legte ihre Kopf auf seiner Brust ab.
"Liest du's mir vor?", bat sie ihn.
"Ich les nicht immer fließend", wehrte Maurice sich. Mara sagte nichts darauf, sondern forderte ihn bloß mit unaufhaltsamem Blick auf.
"In dem Jahr, als Butterblume geboren wurde, war die schönste Frau der Welt ein französisches Küchenmädchen namens Annette ...", begann er also und stoppte nicht mehr. Er stotterte sich auch nicht wie sonst durch einige der Textpassagen und sie lasen bis spät in den Abend hinein das ganze Buch.
"Dann schloss Fezzik die Augen und hatte nur noch einen Gedanken: Gott sei Dank war ich eben doch ein Riese ...", endete Maurice. Er klappte den Roman zu.
"Du darfst unseren Kindern dann auch mal was vorlesen", entschied Mara mit schläfriger Stimme. Es war Mitternacht und sie war sehr müde.
Maurice lächelte und küsste sie auf die Stirn. "Alle Achtzehnjährigen müssen jetzt ins Bett", provozierte er sie.
"Da bin ich schon", murmelte sie. Er glaubte schon, sie wäre eingeschlafen, da rappelte sie sich auf und tapste ins Badezimmer. Die Dusche ging an.
Er schloss die Balkontür, die die ganze Zeit offen gewesen war. Sie hatten es nicht bemerkt, so vertieft in die Geschichte waren sie gewesen. Er fröstelte leicht und drehte die Heizung auf.
Das erste Buch, das er vollständig gelesen hatte seit sieben Jahren. Und das an nur einem Abend. Der Mara-Effekt.

Ein Föhn wurde angestellt. Sie wäre bald fertig.
Aufgewärmt entledigte er sich seiner Kleidung, bis auf die Boxershorts. So konnte er am besten schlafen.
Draußen plätscherten Regentropfen gegen die Fenster.
Er blätterte reflexartig durch die Sachen, die auf Maras Schreibtisch verteilt. Eine Anleitung in mehreren, differenzierten Schritten, wie man bei der Hotelzimmerreinigung vorgehen sollte, Sketches, Unterlagen für die Berufsschule, die sie nächste Woche antreten musste ...
"Kannst du in Zukunft nicht mein Zeug durchwühlen?", fragte sie und ein verletzter Unterton schwang in ihrer Stimme mit. Sie war lediglich in ein weißes Handtuch gekleidet.
"Entschuldige", sagte er reumütig. Mara kramte ein langes blaues T-Shirt und einen seidene Stoffshorts aus ihrem Schrank.
Sie hasste es, wenn man ihre Privatsphäre überstrapazierte. Maurice speicherte es innerlich ab.
Er umarmte sie von hinten und küsste sie auf die Stelle zwischen Hals und Schulter, weil er wusste, dass sie es mochte. "Ich hab nicht nachgedacht", flüsterte er.
"Dabei lohnt es sich in den meisten Fällen und dein Gehirn kommt, entgegen aller Erwartungen, auch nicht zu Schaden", meinte sie geduldig und fuhr mit ihren Fingerspitzen die Linie seines Kiefers nach.
Sie liebte ihn. Wie könnte sie ihm je böse sein?

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