40. Kapitel

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Maurice hielt Mara in seinen Armen und dachte nach, während sie miteinander sprachen. Sie wurde hin und wieder sehr redselig nach dem Sex. Selten, aber nicht selten genug, um es zu verleugnen.
"Tut mir übrigens leid, dass es schon wieder hier enden musste", sagte sie in Bezug auf das Bett, in dem sie beide nackt lagen. "Ich will das alles richten, aber ich weiß nicht wie."
"Denkst du, es gibt irgendwas zu richten?", fragte er entnervt.
Er hatte das Thema so satt. Es war doch alles in Ordnung. Vielleicht nicht mit ihr allein, aber mit ihm allein auf jeden Fall und erst recht zwischen beiden. Davon war er bisher stets überzeugt gewesen. Doch in letzter Zeit redete Mara ständig von ihren gemeinsamen Problemen, für die sie keine Lösung parat hätte. Von Problemen, die sie gar nicht hatten. Sein einziges Problem war, dass sie Probleme sah, wo er beim besten Willen keine erkennen konnte.
"Mir ist doch scheißegal, ob wir nach jeder noch so kleinen Meinungsverschiedenheit miteinander schlafen. Im Gegenteil. Lieber das, als das ich Geld für teuren, romantischen Kram zur Versöhnung ausgeben muss."
"Hör auf, Maurice." Sie umfasste sein Gesicht und küsste ihn sanft.
Er schob sie fort. "Womit?", konterte er perplex.
"Gleich streiten wir zum zweiten Mal innerhalb von achtundvierzig Stunden. Da hab ich echt keinen Bock mehr drauf. Das sind grausame Wahrheiten, die du da aussprichst. Ich bin heute einfach zu bequem dafür."
"Das ist 'ne sehr Mara-untypische Antwort", sagte er zweifelnd, voller Argwohn.
"Ich bin nicht typisch. Verwende dieses Wort nie wieder in Zusammenhang mit mir."
Sie stand auf, lief zum chaotischen Schreibtisch und entzündete vor seinen Augen die berühmte Zigarette danach.
Er starrte sie bloß an, nahm alles in sich auf: Die langsam verheilenden Narben, die vornehme Blässe ihres Körpers, die abstehenden Haarsträhnen links, die vom Küssen stark durchbluteten Lippen, die an reife Kirschen erinnerten ... Von außen blieb sie das wunderschöne, erwachsene Mädchen, das sich in sein Herz geschlichen hatte.
Diese Bequemlichkeit, die sie sich eben selbst zugeschrieben hatte, hätte den meisten Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld einiges an Schlägen eingebracht. Von ihr. Irgendwann beziehungsweise irgendwo ließ sie immer unweigerlich die Fäuste sprechen und er liebte sie dafür. Nur war das hier nicht Mara, oder die Mara, mit der er zusammen sein wollte; nicht die Mara, die neben ihm auf der Hollywoodschaukel thronte, so alt und überglücklich: Nicht seine Mara.
"Wenn du mich so anschaust, wünschte ich, ich wäre ein besserer Mensch", lächelte sie bitter. Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Kippe, genoss, wie der warme Rauch ihre Lungen füllte.
"Du bist ein besserer Mensch als so viele. Aber heute? Heute scheinst du mir nicht besser als der Rest." Er erhob sich.
Sie sah zu, wie er sich anzog. Sah zu, wie er nah an sie heran trat.
"Ruf morgen an, wenn du wieder du bist", flüsterte er in ihr Ohr und küsste sie zum Schluss darauf.
"Was, wenn das nicht morgen ist?", fragte sie provokant.
"Ist nicht allzu schwer zu kapieren, dass deine Probleme nicht unsere sind, oder?", erwiderte er lapidar, lächelte sie traurig an und suchte gezwungen das Weite ...
Er verbrachte Zeit mit Sinan, der aufgeregt erzählte, dass er mit Jeanne morgen sein erstes Date hätte.
Wäre Sinan sich im Klaren darüber gewesen, dass Maurice ein wandelnder Kummerberg war, hätte er das unterlassen. Stattdessen zahlte er ihm seine Lobeshymnen auf Mara von damals, als es ihm besonders beschissen ging, heim.
Maurice hörte seinem Freund nicht zu, sondern blendete das sinnfreie Gelaber aus ...
Bei ihm zu Hause war es still. Ein winziger Teil von ihm hatte gehofft, Mara wäre hier, um sich zu entschuldigen. Oder auch nicht. Dieser Teil wünschte sich nur, sie wäre hier.
Er dachte an Leo, bei dem sie sich vielleicht ausheulte, trat wütend gegen seine Küchenzeile, sank bebend zu Boden und schluchzte. Er weinte ...
Es klingelte. Durch den Türspion konnte er seine Nachbarin erkennen. Eine Studentin, durchschnittlich hübsch. Sie stand schon ewig auf ihn, seit seinem Einzug.
Er öffnete mit einem breiten falschen Grinsen.
"Hallo, ich hab so komische Geräusche gehört und wollte wissen, ob alles in Ordnung ist", piepste sie.
"Möchtest du reinkommen?", unterbrach er sie.
"Ähm ... Na gut, gerne." Ihre Hände zitterten, stellte er amüsiert fest.
"Willst du was trinken?", bot er an.
"Ein Glas Wasser, bitte."
Wow, was für eine Langweilerin.
Er füllte Leitungswasser in seine letzte saubere Tasse und gab sie ihr.
"Sorry, ich sollte mal wieder den Geschirrspüler anschmeißen", seufzte er und ließ sich neben sie auf die Polstercouch fallen.
"Kenn ich."
Sie hatte noch kein einziges Mal gelächelt. Bestimmt war sie noch vollkommen überwältigt davon, dass sie tatsächlich hier war. Er ließ sie sonst nie weiter als bis auf die Fußmatte und jetzt berührten sich ihre Beine.
Maurice hatte eine ganze Flasche Whiskey geplättet. Seine weibliche Gesellschaft roch es natürlich, doch sie hoffte so sehr, dass er heute den vielleicht schönsten Fehler seines Lebens machen und mir ihr schlafen würde.
Seine linke Hand glitt von ihrem Knie aus langsam höher. Die rechte Hand schob ihr lockeres T-Shirt ein Stück hoch. Seine Finger trafen auf ihren Bauch und er zuckte zurück.
Das hier war eindeutig nicht seine Freundin. Mara war nicht so braungebrannt und ihre Haut fühlte sich weicher an.
Er durfte das nicht. Er hatte eine Freundin, er durfte sie nicht betrügen.
"Entschuldige", sagte er mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen.
"Nein, ist doch nicht so schlimm", beeilte sie sich und führte seine Hand zurück dorthin, wo er sie eben ablehnend von ihr gerissen hatte.
"Ich kann das nicht machen, ich hab eine Freundin, verstehst du? Bitte geh."
"Aber -" Er zog sie entschlossen von seinem Sofa.
"Los, raus."
"Aber -" Er knallte ihr die Tür vor der Nase zu.
Als sie endlich weg war, griff er sich nur das Nötigste und fuhr zu Mara ...
Sie hörte das Knacken des Schlüssels im Schloss nicht. Wie auch? Der Straßenlärm übertönte ja alles.
Sie umklammerte mit beiden Händen das Balkongeländer. So fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
Ihre Augen hatte sie geschlossen; ließ ihr Leben in Gedanken Revue passieren.
Plötzlich packten sie zwei starke Arme von hinten.
"Lass mich los!", kreischte sie, doch Maurice dachte nicht im Traum daran. Grob zerrte er sie über die Brüstung, schleifte sie ins Schlafzimmer und warf sie auf das ungemachte Bett.
"Was sollte das denn?!", rief er. "Bist du bescheuert?!"
"Was ergibt mein Leben denn noch für einen Sinn?! Mein Vater ist tot, Edda stirbt, Leon auch, früher oder später und du trennst dich von mir! Ich habe keinen Grund, mich weiter so zu foltern!"
Er setzte sich zu ihr, doch sie krabbelte davon, zog die Knie bis zur Nasenspitze an und umschlang sie fest mit beiden Armen.
"Ich trenne mich nicht von dir, wie kommst du darauf?", sagte er. "Jeder hat mal Stress mit dem, den er liebt, aber deswegen legt man doch nicht gleich die ganze Beziehung ad acta."
Sie erwiderte nichts, durchbohrte ihn bloß weiter misstrauisch mit ihren braunen Augen, die eine Nuance dunkler waren als normalerweise.
"Ich hätte gerade fast was mit meiner Nachbarin gehabt", gestand er.
Schweigen.
"Ich liebe dich", meinte Maurice leise.
Maras Schutzwall brach augenblicklich in sich zusammen. In ihren Augen glitzerten Tränen, ihre Beine glitten flach herab, ihre verschränkten Arme lösten sich.
Sie umarmte ihn, strich über seine Wange, küsste ihn zart.
"Ich liebe dich auch", flüsterte sie ...

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