Enem

Ungeduldig klingelt Yeonjun ein zweites Mal, kann sich gerade noch so bremsen, gleich Sturm zu klingeln – immerhin hat er was Wichtiges zu sagen! – und klopft stattdessen. „Jisung?"

Hinter der Tür hört man ein Poltern und Yeonjun klopft energischer. „Ich kann hören, dass du da bist, bitte mach auf."

„Nein", dringt durch die Tür. Gefolgt von: „Was machst du hier? Warum bist du nicht beim Essen?"

Hinter der Tür rumort es und Yeonjun sieht ein wenig verzweifelt auf das mitgebrachte Essen, das er balanciert. „Weil ... Ist doch egal. Magst du Sushi?"

„Ich hasse Sushi", dringt durch die Tür.

„Verdammt", murmelt Yeonjun und kneift die Augen zu. „Und ... Bubble Tea – magst du den?"

Jetzt klappert es hinter der Tür, dann öffnete sie sich einen Spalt und Jisung linst heraus. Seine Hand verschwindet fast in einem weißen Ärmel, aber die Finger klammern sich um das Holz. „Du hast Sushi und Bubble Tea? Was ist denn das für eine Kombination?"

Leidlich verzagt zuckt Yeonjun die Schultern. „Ich weiß ja nicht, was du magst."

„Beides", gibt Jisung knurrend zu, macht aber keine Anstalten zu öffnen.

Dabei will Yeonjun doch nur mit ihm reden. Himmel, warum war das schwer? „Das heute war nicht so wie du denkst", versucht er es also. „Okay, das klingt abgedroschen, aber es ist die Wahrheit. Lässt du mich bitte rein, ich will es dir nur erklären."

„Kannst du auch hier", murmelt Jisung und rührt sich immer noch nicht. Yeonjun seufzt. Nein, er wird garantiert nicht über all die verwirrenden Gefühle reden, die so schlagartig bei ihm aufgeploppt sind, dass er sich selbst nicht mehr wiedererkennt und permanent wie ein Idiot fühlt. Schon gar nicht hier, vor der Tür.

„Hannie bitte", versucht er es nochmal. „Lass mich nicht einfach hier so stehen."

Jisung kramt hinter der Tür herum, murmelte leise und seufzt schließlich. „Das geht nicht, ich bin nicht angezogen."

So ein Blödsinn. Beinahe hätte Yeonjun gelacht, immerhin klemmt der weiße Ärmel so in der Tür, dass er sogar sein halbes Gesicht verdeckt und – ja, dann wird ihm klar, was das bedeutet. Ruckartig hebt er den Kopf. Sein Herz schlägt plötzlich wie verrückt.

„Darf ich es sehen?"

Dass die Worte tatsächlich aus seinem Mund gepurzelt sind, wird ihm erst klar, als er sieht, wie Jisung erschrocken die Augen aufreißt und die Tür noch ein Stück weiter zudrückt. Oh nein! Das hat er doch nicht gewollt! Warum ist er so unbeholfen? Und warum plappert sein Mund ohne Funkkontakt zu seinem Gehirn?

„Nicht!" Er greift ebenfalls in die Tür und für einen Moment hat er Angst, dass Jisung die Tür zuschlägt und ihm alle Finger bricht. Aber noch sind sie heil. „Nicht ... verstecken", flüstert er, doch als Jisung nach einer gefühlten Ewigkeit tatsächlich zögernd die Tür aufmacht, wäre ihm beinahe das ganze mitgebrachte Essen aus den Händen gefallen. Sein Blick gleitet über die weiß bestrumpften Füße, die verschämt aufeinandergestellt sind, über seine Beine, die unter dem hellblauen Miniröckchen verschwinden und schließlich über den weißen Pulli, der ihn beinahe verschluckt.

Der Anblick bringt ihn mehr durcheinander, als er erwartet hat, gleichzeitig macht er aber auch was mit ihm und plötzlich glaubt Yeonjun zu verstehen, was der Auslöser für seine verwirrenden Gefühle gewesen ist.

Jisung schiebt schmollend die Unterlippe vor. „Willst du jetzt reinkommen oder nur dastehen und glotzen?"

Nahmichan

Vor ihm läuft Yeonjun rot an und nickt schnell. „Rein," stammelt er dann noch. „Sorry ich bin schon wieder unhöflich."

Als er die Wohnung betritt stellt er brav die Schuhe ab und hängt seine Jacke auf, während Jisung in die Küche flüchtet und Stäbchen holt. Er kann spüren, wie Yeonjuns Blick auf ihm liegt. Aber dieser ist nicht abwertend, wie es ihm oft ergeht und auch nicht anzüglich. Nein, er mustert ihn eindringlich und seit langer Zeit, fühlt sich Jisung wieder begehrt. Leise setzt er sich aufs Sofa und zieht die Decke über seine Knie.

Stumm schiebt ihm Yeonjun das Essen zu. Dann zeigt er auf die Bubble Teas „Erdbeer und Mango, wusste nicht welchen du magst." Gerade sieht er etwas verlegen aus, diese Seite hat Jisung noch nie an ihm gesehen. „Ok, ich esse jetzt und so lange hast du Zeit mir alles zu erklären. Also nutze die Zeit."

Schnell nickt Yeonjun und versucht seine Gedanken zu ordnen. „Seulgi, also die Frau von vorhin. Ich habe, nein hatte, einen Vertrag mit ihr. Die Agentur wollte, dass ich eine feste Freundin präsentiere. Ich schwöre dir, ich habe sie nie angefasst oder dergleichen. Ein Kuss auf die Wange war das Intimste, für ein Foto. Ich hatte sie gebeten, mir eine Auszeit zu geben, weil ich jemanden kennengelernt habe und endlich einen richtigen Partner will, aber sie musste mir ja heute eine Szene machen. Kurz sie ist eifersüchtig und ich habe den Vertrag aufgelöst." Hektisch schnappt er nach Luft, da er fast vergessen hat zu atmen. Beim Blick zu Jisung erstarrt er.

Dieser sieht ihn aus aufgerissenen Augen und mit sichtbar vollen Wangen an. Verdammt ist der Kerl niedlich, wenn er so weitermacht bekommt er noch einen Zuckerschock. Erst als Jisung schnipst, merkt er, dass er sich schon wieder doof aufführt.

Schnell schluckt Jisung seinen Bissen runter. „Ok, also nicht mehr deine Freundin verstanden. Erklärt mir aber nicht, warum du mit Essen bei deinem Visagisten auftauchst." Nun muss er sich tatsächlich ein Schmunzeln verkneifen, aber es ist zu süß, wie sich Yeonjun windet.

„Naja ich wollte ja mit dir neu anfangen und eigentlich wollte ich dich auf ein Date bitten. Ein richtiges mit schickem Essen, Kino oder was immer du willst." Yeonjun schaut ihn erwartungsvoll an.

„Und warum sollte ich das machen? Damit ich wieder bloßgestellt werde? Oder kommt wieder Beomgyu dazu? Und von der Presse will ich gar nicht erst anfangen." Schmollend sieht er zu Yeonjun.

„Zu der Sache mit Beomgyu kann ich mich nur nochmal entschuldigen. Er weiß, dass du genau mein Typ bist und musste da natürlich Stimmung machen. Was die Presse denkt oder schreibt ist mir völlig egal. Ich werde aber dafür sorgen, dass dein Name nicht genannt wird, solange du das nicht willst. Jisung ich mag dich. Auch wenn das schräg klingt. Bitte?" Nun sieht Yeonjun schon fast verzweifelt aus. Ob er wirklich nur tapsig ist und sich deshalb oft um Kopf und Kragen redet?

„Ok, ein Date, ich sage wann und wo. Und wenn es mir nicht gefällt, werden wir nur Freunde und du akzeptierst es. Deal?" Dabei streckt er seine Hand zu Yeonjun aus, welcher ohne zu zögern einschlägt.

„Date, äh Deal meine ich. Also beides."

(¯'·.¸¸.·'¯'·.¸¸.-> Date or Deal, - Ende <-.¸¸.·'¯'·.¸¸.·'¯)