KAPITEL 2: DAS HERBARIUM

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Als ich fertig gegessen hatte, stand ich auf und hob meine Schüssel hoch. „Wohin?" fragte ich Ray. „Da drüben. Einfach in die Spüle stellen, ich mach das nachher." sagte sie und deutete in die Küche. Ich tat wie mir geheißen und wandte mich wieder Ray zu. „Und jetzt?". „Jetzt zeig ich dir das Hebarium. Folg mir." 

Sie lief zurück in den Flur und stieg eine Treppe hinauf, von der ich mir fast sicher war, dass sie, als ich angekommen war, noch nicht da gewesen war. Ich folgt ihr. Die Stufen knarzten bei jedem Schritt. Die Treppe führte auf eine Art Balkon innerhalb des Hauses, von dem man in den Flur hinunterblicken konnte. Von dort zweigten drei Türen mit filigran eingeschnitzten Blütenmustern ab. Die vierte war ebenso kunstvoll verziert, jedoch waren dort anstelle der Blüten Sterne und Planeten eingeschnitzt. Ray deutete auf die erste Tür. „Das da ist dein Zimmer. Und daneben das von Avila. Die Tür mit den Sternen gehört zu meinem Zimmer und da-", sie zeigte auf die Tür, die auf der anderen Seite des Balkones lag, „geht's in den Garten.". Ray lief einfach weiter und auch wenn ich mir zu gern mein Zimmer angeschaut hätte, folgte ich ihr. Sie stieß die Tür auf. 

Warme Luft, Sonnenlicht und Vogelgezwitscher fluteten mir entgegen. Den Garten zu betreten war, wie in eine andere Welt zu laufen. Vor allem war ich von der Größe des Herbariums fast umgehauen. Es war so riesig, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich es auf der Hinfahrt nicht bemerkt hatte. In jeder Ecke grünte und blühte es. Biene summten und von überall leuchteten mir Farben entgegen. Ich konnte mindestens zwanzig der Pflanzen, die ich sah, nicht identifizieren. Es duftete nach unglaublich vielen Blumen gleichzeitig. In einigen Ecken plätscherte Wasser, in kleine Teiche. Alle war mit kleinen Kieswegen, die teilweise von Rosenspalieren überdacht wurden, verbunden und in der Mitte thronte ein uralter Apfelbaum. In seinem Geäst flatterten und klingelten zahllose bunte Bänder und Windspiele. 

„Wow." hauchte ich, „Es ist hier echt wunderschön. Fast schon magisch.". Täuschte ich mich, oder war Ray bei dem Wort „magisch" kurz zusammengezuckt? Wahrscheinlich schon, den sie antwortete ganz normal: „Auf jeden Fall. Als ich hier das erste Mal war, wollte ich gar nicht mehr weg. Soll ich dir alles zeigen?". Ray's Bernsteinaugen schienen mir in die Seele zu blicken und sorgten dafür das ein warmer Schauder durch meinen Körper lief. Ich nickte eifrig. „Der große Baum in der Mitte stammt noch aus der Zeit als der Garten hier ein Klostergarten war. Deine Großmutter nennt ihn den Wunschbaum." erklärte sie. Dann packte sie mich am Arm und zog mich weiter. Ich stolperte hinterher. "Das da ist meine Lieblingsecke!" erklärte sie mir dann. Der Duft nach Kräutern war hier am heftigsten. In ein paar Beeten, die in Etagen einen Hang nach oben führten, verteilten sich verschiedenste Kräuter. Ich erkannte nur Pfefferminze und Zitronenmelisse. Der  Rest war mir vollkommen unbekannt. Gut, ich hatte auch nicht wirklich viel mit Kräutern am Hut. Wenn Pflanzen, dann schon eher Blumen und ihre Symbolik. Was auch der Grund war, weshalb ich Ray nach ihrer Lieblingsblume fragte. Möglicherweise auch  ein kleines bisschen in der Hoffnung, sie mit meinen Kentnissen über Blumen zu beeindrucken. Was näher betrachtet ziemlich bescheuert war. "Hast du eigentlich ne Lieblingsblume?" fragte ich also. Ray blickte mich überrascht an, schien sich aber ernsthaft Gedanken über die Frage zu machen. "Ich würde sagen diese rosanen mit den kleinen Blättern, wie Gänseblümchen. Gerdas?" antwortete sie dann. Ich lachte. "Meinst du Gerbera? Die hat nen ganz komischen Plural. Gerbere. Sagt Google zumindest.". Gut vermutlich hatte ich mich grade vollkommen zum Affen gemacht. Unnötige Fakten fallen zu lassen war meine Spezialität. Ray grinste jedoch: "Genau die. Stehen für positive Energie und Freude. Außerdem sind sie hübsch.". "Sehr hübsch.", stimmte ich ihr zu, "Wusstest du das sie auch ein Symbol für Freundschaft und Aufrichtigkeit sind?". 

Irgendein Teil meines Gehirns dachte sich im Moment: "Meine Güte wir hören uns an wie die totalen weirdos!". Wie gewöhnlich ignorierte ich das einfach. Inzwischen hatte ich aufgehört zu versuchen mich anzupassen. Funktionierte doch sowieso nicht. 

Ray nickte. "Und deine?" wollte sie wissen. Ich brauchte nicht lange nachzudenken. "Sonnenblumen. Sommer und Lebensfreude. Sind meine Lieblingsblumen seit ich denken kann." antwortete ich. Ray lächelte. "Hinten beim Fischteich stehen einige. Wollen wir hin?", fragte sie.  "Klaro." erwiderte ich. So schlenderten wir weiterhin nebeneinander durch den Garten. Ray redete wie ein Wasserfall. Seltsamerweise erinnerte sie mich damit an mich selbst, wenn es um ein Thema ging, das ich spannend fand. Mehrfach vielen wir uns ins Wort und ein Gehaspel aus: "Du zuerst." "Alles gut, mach du.", folgte. Die Geschichte mit den Blumen war schon eine weirde Obsession von mir, umso mehr genoss ich es jemanden gefunden zu haben, der das Thema genau so spannend fand wie ich. Meine Einstellung zu diesen Sommerferien hatte ziemlich schnell eine 180° Drehung eingelegt. 

Die Zeit verging wie im Flug. Schneller als erwartet färbte sich der Himmel rot golden. Inzwischen saßen wir auf einer Bank und schmiedeten Pläne. "Wir müssen auf jeden Fall ans Meer! Ist zwar nicht Mallorca aber die Küstenlandschaft ist voll schön." schwärmte Ray gerade. "Da fällt mir ein, morgen müsste ich theoretisch sowieso rüber nach Crotoy zum einkaufen, du könntest mitkommen. Dann kann ich dir die Baie de la Somme zeigen." schlug sie vor. "Klar, wieso nicht." stimmte ich zu. Von der Somme Bucht hatte mir meine Mutter erzählt, als sie mir versucht hatte die Ferien hier schmackhaft zu machen. Sie war die größte  Flussmündung Nordfrankreichs und was noch viel interessanter war: dort lebten Seehundkolonien. Langsam konnte ich über mein Vergangenheits-Ich, was genau genommen nur ein paar Stunden alt war, nur den Kopf schütteln. Wieso genau war ich nochmal so vollkommen dagegen gewesen hierherzukommen. Ach ja, Sommercamp mit Emma. Apropos, die sollte ich mal anrufen. Ich wollte die Konversation mit Ray ungern unterbrechen, jedoch würde mir Emma den Kopf abreißen, wenn sie nicht bald ein Lebenszeichen von mir bekam. "Hey, ähm, ich hab meiner besten Freundin versprochen sie heute noch anzurufen. Passt es wenn ich...?" fragte ich vorsichtig. "Klar doch. Ich wollte auch noch das Geschirr richten. Du findest dein Zimmer oder?" versicherte Ray. Ich nickte. "Super. Dann sehen wir uns nachher beim Abendessen. Komm einfach runter wenn du soweit bist." sagte sie. 

Wenig später saß ich in dem Gästezimmer und diskutierte meine Begegnung mit Ray ins haarkleinste mit Emma. 

"Also das Internet spuckt nichts zu Ray aus. Vielleicht ist es ein Spitzname?"

 "Hast du grad ihren Namen gegoogled?  Ich weiß das du deine Crushes stalkst, aber meine?" 

"Uhh, also ist sie ein Crush?"

Ich konnte förmlich sehen wie sie mit den Augenbrauen wackelte. 

"Vielleicht ein bisschen. Ich kenn sie doch erst einen Tag. " 

"Daphne, du hattest auch auf Elli nen Crush und ihr habt zweimal Hi zueinander gesagt und einander über den Schulhof gewunken." 

"Von mir aus, sie ist ein Crush. Sympathisch ist sie auf jeden Fall." Und extrem süß. 

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