Kapitel 1 - Crescendo Concitato

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Yui war eine begnadete Hexe, doch was sie an Talent besaß, machte sie durch ihre Gedankenlosigkeit und oftmals recht spektakulären Fehlzauber wieder wett. Sezuna war durch sie mehr als einmal in eine fremde Welt geraten und so manches Mal war es mehr als knapp gewesen wieder zurückzukehren. Was damals noch furchtbar und teilweise angsteinflößend war, ist heute zu den gutenalten Zeiten geworden und obwohl sie um das Risiko wusste, besuchte Sezuna ihre beste Freundin immer mal wieder, um zu sehen, was sie so tat und trieb.

So auch heute, an jenem Tag, der von dunklen Wolken beherrscht wurde und es nach einem Sturm aussah, welcher bald schon aufziehen würde.

Die Itari betrat das Zuhause der Hexe, klopfen musste sie schon lange nicht mehr und wanderte am Wohnzimmervorbei, direkt in ihr magisches Laboratorium.

Dies war der Ort an dem, buchstäblich, die Magie passierte und dementsprechend war auch vollgestopft mit alchemistischen Gefäßen, Tiegeln, Fläschchen, Bücher über alle Arten von Magie und in der Mitte prangte ein kompliziertes Symbol auf dem Boden, welches Yuis Magie in die richtigen Bahnen lenken sollte.

„Man könnte sich den Mund fusselig reden und du würdest immer noch versuchen ein stabiles Portalhinzukriegen, oder?", richtete die, scheinbar junge Frau, das Wort an die Hexe, die hektisch zwischen Symbol und einem aufgeschlagenen Buch hin und her wuselte.

„Mit Astrakans Bande und den Glyphen von Mimura sollte es mir diesmal gelingen ein stabiles Tor nach Lucia zu öffnen.", antwortete sie schnell und ihr Kopf ruckte so schnell zum Buch, dass Sezuna es leise knacken hören konnte.

„Warum das etablierte Portalbenutzen, wenn man auftrumpfen, was?", erwiderte die Rothaarige schmunzelnd und lehnte sich an einen der Tische. Ihre goldenen Augen beobachteten die Hexe bei ihrem Experiment interessiert, aber doch vorsichtig. Wenn Yui mit Portalmagie hantierte, konnte man nie wissen, was dabei letztlich herauskam.

Zufrieden mit sich selbst, nickte die junge Frau und fuhr sich kreidebeschmierten Fingern durch ihr dunkles, grasgrünes Haar, wodurch sie sich einige weiße Strähnen in die Pracht zauberte. Doch war dies zweitrangig. Sie war dabei Geschichte zu schreiben, wenn auch eher persönliche Geschichte, aber Geschichte nichtsdestotrotz.

Yui breitete ihre Arme aus, konzentrierte den Sternenstaub und entfesselte die Magie in dem Symbol. Das Zeichen leuchtete hell auf und einem Donnerschlag gleich, öffnete sich das wirbelnde Portal, dessen dunkle Mitte überallhinführen konnte.

Gerade als die Hexe anfing zu jubeln, verstärkte sich die Magie um ein vielfaches und das Portal wurde zu einem Sog, der vor nichts Halt machte. Teile der kostbaren Ausrüstung flogen auf Nimmerwiedersehen hinein und die beiden Frauen hatten Schwierigkeiten sich festhalten.

„Ich dachte dein Ziel war ein Portal und kein verfluchtes schwarzes Loch!", rief Sezuna über den tosenden Wind hinweg und war, trotz der Umstände, doch recht heiter.

„Ich muss mich irgendwo vertan haben! Wir müssen nur durchhalten, bis die Magie erschöpft ist!", rief Yui zurück und versuchte krampfhaft ihre Notizen davon abzuhalten sie genauso zu verlassen, wie die teuren Rauchglaskolben, die gerade an ihrer Nase vorbei ins Portal flogen.

Derweil grub die Itari ihre Finger ins Holz des Tisches, doch musste sie sehr bald feststellen, dass die Tischplatte nicht unbedingt zum festhalten gedacht war und rutschte immer weiter in Richtung des tosenden Sogs.

„Ich rutschte ab!", rief sie, doch konnte Yui sie nicht mehr hören. Just im nächsten Moment verloren ihre Finger sämtlichen Halt und die animalische Vampirin wurde ins Portal gesaugt. Ein letzter, erstickter Schrei, mehr war nicht zuhören und dann war es vorbei. Das Tor schloss sich und Yui ging ruckartig auf die Knie.

„Au... siehst du? Ich hab doch gesagt, dass wir nur warten müssen.", sagte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht und rieb sich ihre Kniescheiben. „Sezuna?",fragte sie und hob ihren Kopf. Als sie ihre langjährige Freundin nicht ausmachen konnte, schaute sie in die Ecken und unter die Tische, doch war keine Spur von ihr zu sehen.

„Oh nein..."


Sezuna fiel aus dem horizontalen Portal in kleines Wäldchen und landete zum Glück auf weichen Mooskissen, die ihren Sturz zwar gebremst hatten, aber dennoch dafür sorgten, dass sie im wahrsten Sinne auf ihrer Nase landete. Der Duft des Mooses war zwar angenehm, doch das Wasser darin, sorgte dafür, dass sie mit ihrem Kopf nach oben schnellte und tief einatmete.

„Oh Göttin!", rief Sezuna aus und drehte sich auf ihren Rücken. Dabei fiel ihr Blick auf die smaragdgrünen Kronen der Bäume und wie das sanfte Licht der Nachtmittagssonne sich durch die Blätter brach. Keine dunkle Wolke war zu erkennen und auch sonst, schien es schöner Tag zu sein. Dies nahm die Itari zum Anlass und zählte eins und eins zusammen.

„Schon wieder? Dreihundert Jahre und ich falle immer noch darauf herein.", murrte sie erst, ehe sie anfing leise zu lachen. Eine neue Welt, eine neue Anekdote zum erzählen. Man musste die Dinge positiv sehen.

Das dachte sie bis zu dem Moment als ihr ein verzierter Geigenbogen entgegen gehalten wurde, welcher vorn einen eleganten Haken aufwies. Ihr goldener Blick folgte dem Bogen, zu der Hand, zum Arm und schließlich zum maskierten Gesicht des Fremden, der sie mit einem Musikutensil bedrohte. Das es sich dabei um eine ungewöhnliche und doch wirksame Waffe handeln musste, erkannte die junge Frau daran, dass der Frosch am Ende des Bogens für ein richtiges Schwertheft ausgetauscht worden war.

„Wieso habe ich das Gefühl, als würde ich dich kennen?", fragte Sezuna scherzhaft, doch kam von dem Fremden kein Mucks.

Erst als er sie mit einer Geste auffordert aufzustehen, sagte er, „Steh auf und machst du auch nur eine falsche Bewegung, dann stirbst du." Ein junger Mann, soviel konnte die Itari sagen. Anhand seines Körperbaus schätzte sie ihn in seinen Zwanzigern, vorausgesetzt, es handelte sich dabei um einen Menschen. Seiner Kleidung nach zu urteilen, war er entweder ein Tambourmajor, der seinen Hut vergessen hatte oder eine Art ehrenvoller Soldat jedweden Ranges.

Seinem Befehl folge leistend, erhob sich Sezuna und putzte sich dabei ihr Kleid ab. Es war ein Geschenk von Allan gewesen und eigentlich sollte es noch eine ganze Weile halten. Leider sah es da mit dem eingerissenen Ärmel und dem weiten Riss an ihrer Seite nicht ganz so gut damit aus.

„Zwei Fragen. Beantworte sie ehrlich und du wirst leben.", sagte ihr der Mann. Sezuna spürte, dass von ihm etwas ausging, was sie sowohl anzog, als auch abstieß. Sie mochte Männer, die wussten was sie wollten, aber da war etwas in seiner Stimme, was sie schwer zuordnen konnte. Es war keine Angst, eher so etwas wie vorsichtige Furcht. Das und er besaß ein beträchtliches Maß an Macht, was die junge Rothaarige deutlichspüren konnte. Sollte es zu einem Kampf kommen, wüsste sie nicht, wer ihn gewinnen würde.

„In Ordnung. Dann frag und ich werde mein Bestes geben, um zu antworten." Sie nickte ihm zu und verschränkte locker die Arme hinter ihrem Rücken, um möglichst ungefährlich auszusehen.

„Erste Frage, wer bist du?" Sein zackiger Ton und seine angenehme Stimme sorgten dafür, dass sich ihre Katzenohren interessiert in seine Richtung bewegten.

„Sezuna Kaya, Tochter der Shioni.",stellte sie sich wahrheitsgemäß vor und verbeugte sich leicht.

„Frage Zwei, wie bist du hierhergekommen? Orchestralia und die angrenzenden Ländereien von Violenstra stehen unter Einreiseverbot." Orchestralia und Violenstra, also. Sie hatte diese Namen noch nie gehört und dies wiederum bestätigte ihre Vermutung, dass sie nicht mehr auf Yama war.

„Ich kam durch ein defektes Portalhierher. Es gab einen fürchterlichen Sog und ich konnte mich nicht mehr festhalten. Ich wurde hinein gesogen und bin hier gelandet. Wo dieses hier auch immer ist." Sezuna wippte leicht auf ihren Zehenspitzen, als würde sie damit ausdrücken wollen, dass sie im Grunde genommen unschuldig in diese Situation hinein geraten war.

„Du-Ihr seid durch ein Portalgekommen?", fragte der Mann überrascht und nahm seinen Geigenbogenhinunter. „Bitte verzeiht. Ich wusste nicht, dass Ihr zu den Weltenschreitern gehört." Mit diesen Worten verneigte er sich elegant vor ihr und als er wieder hoch kam, nahm er seine Maske ab. Zum Vorschein kam ein jungenhaftes, hübsches Gesicht mit einer geraden Nase und aufgeweckten, intelligenten, meerschaumgrünen Augen.

„Ich bin Roman Valeer. Zweite Geige und Hintergrund der Königin Pulcinella.", stellte er sich vor und hängte die tückisch lächelnde Maske an seinen Gürtel. Anschließend folgte noch der Geigen, den er wie ein Schwert in eine kunstvolle Scheide gleiten ließ.

„Zweite Geige und Hintergrund der Königin? Ich verstehe nicht ganz.", erwiderte Sezuna und legte fragend ihre Kopf leicht schief.

„Das werdet Ihr. Doch zunächst, lasst mich Euch zur Hauptstadt begleiten. Die Hilfe eines Weltenspringers kommt gerade wie gerufen." Roman Valeer drehte sich zackig um und wartete darauf, dass die Itari sein Geleit annahm. In Ermangelung anderer Optionen zuckte sie nur leicht mit den Schultern, hakte sich bei der zweiten Geige ein und er führte sie aus dem Waldhinaus in Richtung Orchestralia.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro