«5» old friends

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"Vielen Dank." Ich nicke dem Barista zu, der meinen dampfenden Kaffee vor mir abstellt.

"Ich verstehe bis heute nicht, wie du heißen Kaffee trinken kannst", stößt Cindy theatralisch aus und visiert mich über den Rand ihrer schwarzen Sonnenbrille an.

Sie tut immer so, als wäre es das Widerwärtigste der Welt, seinen Kaffee heiß zu genießen; auch wenn die Sonne auf den kleinen Platz scheint, auf dem wir sitzen, und es ein schöner Sommertag ist.

Um Cindy zu provozieren, spitze ich die Lippen und schlürfe an meinem Getränk, obwohl es eigentlich noch zu heiß ist, um meine Speiseröhre hinunterzurinnen.

Mit einem Schmatzen stelle ich die Tasse wieder auf dem runden Tisch ab.

"Bah!" Sie würgt die Luft zwischen ihren Fingern.

"Mädels, ist gut jetzt. Tracy hat eben einen etwas fragwürdigen Geschmack. Allerdings nicht, wenn es um Bodyguards geht." Blaue Augen bohren sich in meine. "Wo hast du den denn schon wieder aufgegabelt?"

Allisa legt ihr aschblondes Haar über die Schulter und wirft meiner ungeladenen Begleitung, die ein paar Tische weiter sitzt, einen kurzen Blick zu, bevor sie nach ihrem Iced-Coffee greift.

Die Sonne brennt auf unsere Häupter, bricht sich in meiner Sonnenbrille und lässt den blonden Mann im Schatten des Cafés für mich hinter einem gleißenden Strahl verschwinden.

Ich drehe mich wieder um, grinse in die Runde und schiebe mir die Sonnenbrille ins Haar. So muss ich zwar alle zwei Sekunden blinzeln, habe aber wenigstens nicht die ganze Zeit über meine Haare im Mund. Unbeeindruckt zucke ich mit den Schultern.

"Da müsst ihr meinen Vater fragen. Er beschafft mir schließlich jedes Mal diese jungen Götter."

Wir prusten ungeniert los.

Allisa hält sich schnell die Hand vor den Mund, um ihren Kaffee nicht in hohem Bogen auszuspucken. Ihre Fingernägel sind in einem knalligen Orange lackiert, passend zum Rahmen ihrer Sonnenbrille.

Mit ihren hellen Haaren, der neonfarbenen, transparenten Jacke und den vollen Lippen könnte man sie direkt an den Strand von Miami setzen. Sie würde nicht auffallen.

Vielmehr passt sie nicht nach Michigan. Wanderstiefel und Wollmütze passen weder zu Allisa noch zu Cindy, die ihre spanischen Wurzeln nicht nur in sich trägt, sondern auch auslebt.

Ich hingegen liebe nicht nur heißen Kaffee, sondern auch lange ausgiebige Wanderungen - was bei meinen letzten verbliebenen Freundinnen auf noch mehr Unverständnis stößt.

Und mit Freundinnen meine ich Freundinnen und nicht Personen, mit denen man sich ab und an mal schreibt, bei den Konversationen aber nie viel rumkommt.

"Wir können nicht zufällig die Väter tauschen?" Cindy leckt sich über die Lippen und schaut über meine Schulter in 721's Richtung.

Ihr Lippenherz schimmert beinahe weiß unter der dicken Schicht Lipgloss, die sie trägt. Sie ist eine kleine Diva durch und durch, trägt das Herz aber am rechten Fleck, was man bei ihrem äußeren Erscheinungsbild vielleicht nicht sofort vermuten mag.

"Manchmal hätte ich wirklich nichts dagegen", seufze ich und verschränke die Arme vor der Brust.

"Er hat mir dieses Exemplar praktisch als Wachhund aufs Auge gedrückt. Er lässt mich keine Sekunde des Tages aus den Augen und steht sogar vor meiner Zimmertür wache!"

"Auch nachts?", kreischt Allisa.

"Nein, nicht nachts."

Auch Allisa und Cindy haben Bodyguards, wobei ich behaupten möchte, dass sie unter ihren nicht so zu leiden haben, wie ich unter Nummer 721.

Allisas Vater ist mit einem Start-up-Unternehmen praktisch über Nacht zum Millionär geworden, während Cindys Mutter eine renommierte Kunstsammlerin und Kunstkritikerin ist, die ganz nebenbei vom spanischen Adel abstammt.

Es mag verrückt klingen, aber das ist es auch, wenn man zusammenzählt, wie oft schon versucht wurde, eine der beiden zu entführen. Die Menschen da draußen haben zu viel Zeit, um vom schnellen Geld zu träumen.

Ich recke meine Arme über den Kopf und genieße die sich aufbauende Spannung zwischen meinen Schulterblättern.

"Er sieht wirklich wahnsinnig gut aus."

"Mein neues Spielzeug."

Allisa nickt mir anerkennend zu. "Wenn unsere lieben Männer im Anzug mal so eine gute Figur machen würden", bringt sie hervor.

"Da gebe ich dir absolut Recht, Allisa. Ich meine, Chris ist unansehnlich und als Leibwächter nicht gerade beeindruckend", seufzt Cindy und wischt sich vorsichtig eine Träne aus dem Augenwinkel. Ihre Wimpern sind ungefähr einen Zentimeter zu lang für ihr kleines, ovales Gesicht.

"Und diese Gesichtstattoos...", fährt sie verträumt fort.

"Nur leider ignoriert er mich komplett. Dazu kommt noch ein Redeverbot; ausgesprochen von meinem Vater höchstpersönlich. Sicher, dass ihr ihn immer noch gegen eure Väter eintauschen wollt?"

"Ein ... Redeverbot?"

"Ist schon in Ordnung, du kannst lachen. Ich weiß, wie lächerlich das klingt", sage ich an Cindy gewandt.

"Er hat noch kein einziges Wort zu mir gesagt. Und glaubt mir ... ich habe schon so einiges versucht. Ich will es eigentlich nicht zugeben, aber es macht mich wahnsinnig." Ich gebe ein Knurren von mir und hebe beide Fäuste.

"Dieses Verhalten wirst du dir doch wohl aber nicht gefallen lassen, oder?", fragt die Schwarzhaarige mit einem vielsagenden Blick ein.

"Oh, glaub mir, ich arbeite dran."

Meine Freundinnen lachen amüsiert. Insgeheim weiß ich, dass ich wie immer für ihre beste Unterhaltung sorge.

"Und das alles nur wegen Rikky?", wirft Allisa ein.

Ich gebe ein ablehnendes Geräusch von mir und Cindy lenkt geschickt vom Thema ab.

"Vielleicht ist er schwul?"

"Was? Die krumme Nummer? Nein..." Ich ziehe das letzte Wort in die Länge.

"Ach, komm schon. Das kannst du doch überhaupt nicht wissen", sagt sie und schlägt ihre Beine übereinander. "Du weißt doch wie es ist, sie sind entweder schwul oder vergeben. Du hast bis jetzt eben nur unverschämtes Glück mit den Männern gehabt."

Sie dreht eine Strähne ihres Haares um den Finger. Es glänzt wie flüssiges, schwarzes Gold. Ich beneide Cindy jedes Mal um den Glanz ihrer Haare. Und bis heute schwört sie, dass dieser natürlich ist und nicht vom Friseur stammt.

"Ich würde mich ja schon damit zufriedengeben, wenn er mich nicht so kalt von oben herab behandeln würde. Ein paar einstudierte Sätze am Tag und ich fühle mich nicht mehr ganz so mies." Ich lehne mich zurück und schaue in den blauen Himmel hinauf.

"Stellt euch einfach mal vor, mit einem stummen Schatten herumzulaufen! Er schaut mir nur in die Augen, wenn ich so dicht vor ihm stehe und ihn dazu zwinge."
Ich demonstriere ihnen den zehn Zentimeter Abstand mit meiner flachen Hand und seufze erneut.

"Also dafür, dass er dich angeblich so krass ignoriert, guckt er dich ziemlich oft an. Und zwar so, als ob er dich gerade mit seinen Augen ausziehen würde." Allisa hat sich mit den Ellenbogen auf den Tisch gestützt und sieht mich mit wackelnden Augenbrauen an.

Ich kann es nicht verhindern, dass mir das Blut aus dem Gesicht sackt. Cindy kichert.

"Ihr macht Witze, oder?" Meine Stimme ist zwei Oktaven zu hoch.

"Willst du etwa, dass er dich mit seinen Augen auszieht?!", stößt Allisa gespielt empört aus.

Jetzt kann Cindy nicht mehr an sich halten. Ich beginne verlegen herumzudrucksen.

"Hier." Allisa drückt mir ihren Taschenspiegel in die Hand, den ich mir sofort unauffällig vor das Gesicht halte, um Nummer 721 hinter mir auszumachen.

Er sitzt nach wie vor an dem Tisch im Schatten der Hauswand und hat ebenfalls eine weiße Tasse vor sich stehen.

Sein Anzug ist einer hellbraunen Slacks mit passendem blau-weiß gestreiftem Hemd gewichen. Seine Haare wehen im Wind und haben in seiner Stirn einen zerzausten Mittelscheitel gebildet.

Sein Blick ist deutlich in unsere Richtung gerichtet. Nichts Abwegiges, wenn man bedenkt, dass er hier zum ersten Mal richtig seiner Arbeit nachgehen kann.

Ich kneife die Augen zusammen und beuge mich vor, um das Spiegelbild schärfer zu stellen. Dabei lasse ich beinahe den silbernen Spiegel fallen.

Seine Augen wandern in diesem Augenblick tatsächlich an meinem Stuhl herunter. Sein Gesicht ist entspannter als sonst. Er fühlt sich offensichtlich unbeobachtet.
Oder ich sitze auf einer Bombe, ohne es zu wissen. Ich lache fluchend.

"Nur weil er dir nicht gleich nachgibt, wirst du jetzt schon ganz feucht, oder was?" Cindy rümpft die Nase.

"Nein! Mit ihm ist das anders." Ich klappe den Spiegel geräuschvoll zu und gebe ihn an Allisa zurück, die bis über beide Ohren grinst.

Mein schwarzhaariges Gegenüber lehnt sich zurück und gibt einen selbstsicheren Gesichtsausdruck zum Besten.

"Also, wenn du mich fragst, ist jeder, der eine Militärausbildung genossen hat, gut im Bett. Ich habe jedenfalls noch keine anderen Erfahrungen gemacht, die diese Aussage widerlegen könnten. Deswegen würde ich es dir auch nicht verübeln, wenn du vielleicht doch ein bisschen auf ihn stehst. Die Kombination aus Muskeln und grazilem Geschick würde jede Frau aus dem Konzept bringen."

Der Fakt, dass sein Blick allein es gerade geschafft hat, mich aus dem Konzept zu bringen, beunruhigt mich etwas. Allisas blaue Augen betrachten mich amüsiert.

"Vergiss es, ich stehe ganz bestimmt nicht auf ihn", unterbreche ich ihr Kopfkino. "Nach dem, was mit Rikky abgelaufen ist, habe ich wirklich kein Interesse."

"Was war denn schon? Ihr habt gevögelt, wurdet erwischt und dein Vater hat ihn achtkantig rausgeworfen."

"So war das nicht-", versuche ich zu sagen, doch Cindy würgt mich ab.

"Alles, was sie sagen will, ist, wir verurteilen dich nicht. Das Leben ist zu kurz, um keinen Spaß zu haben."

"Nein!", rufe ich aus. Ein Gast am Nebentisch dreht sich zu mir um. "Sieht so für euch Spaß aus?! Dieser Junge ist ein stummer, kalter Fisch. Alles, was ich will, ist, dass er kapiert, dass er mich nicht in der Hand hat, nur weil Dad ihm das vermittelt hat."

Zwei äußerst überraschte Gesichter mit erhobenen Augenbrauen sind mir zugewandt und eine unangenehme Stille macht sich breit, in der nur das Klirren von Cindys Eiswürfeln zu hören ist.

Am liebsten würde ich mir noch mal den Spiegel greifen und nachsehen, ob er mich immer noch taxiert. Ich ignoriere das Flattern in meiner Magengrube und kneife kurz die Augen zusammen.

"Ihr seid meine besten Freundinnen. Anstatt hier so stumm herumzusitzen, solltet ihr mir lieber sagen, was ich mit ihm machen soll."

"Stell dich nach dem Duschen nackt vor ihn und guck, was er tut. Anders kann ich dir auch nicht weiterhelfen", sagt Allisa trocken und zuckt mit den Schultern.

"Ernsthaft?" Cindys Ton wirkt säuerlich.

"Ihr seid so eine große Hilfe", seufze ich und blicke zu dem Mann, der eben nach meinem Ausruf zu mir geschaut hat.

In solchen Momenten wird mir klar, dass wir drei bei genauerem Hinsehen ein trauriges Bild abgeben müssen.

Drei junge Frauen, deren Leben in kleinen, bewachten und sorgsam abgesteckten Zirkeln stattfindet. Nach außen glänzen nur unsere Kleider und unsere makellose Haut, nicht aber die Dinge, die unser Leben ausfüllen.

Ich wende mich wieder zum Tisch und nippe an meinem warmen Kaffee.

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Happy Sunday my loves!

Apropos Sonntag; wie steht ihr zu diesem Tag? Ist er noch genauso schön wie der Samstag oder ergreift euch die Melancholie, dass das Wochenende schon wieder vorbei ist?
Also manchmal ist mir der Freitag lieber als der Sonntag... Just sayin...

Aber wie freue ich mich drauf, wenn erstmal wieder Sommer ist und man sich tatsächlich mal in Straßencafés setzen kann.... *seufz*

Und jetzt möchte ich noch eine kleine Diskussion vom Zaun brechen:
Kaffee heiß oder kalt?

Ich muss mich das ganz klar gegen Tracy positionieren. Meine Kaffee darf höchstens lau sein (aber keine Eiswürfel!), wobei ich auch eher Milch mit Kaffee trinke... xD

Das Kapi zu schreiben hat echt Spaß gemacht :)
Was sagt ihr zu Cindy & Allisa?

In the next chapter, you're gonna meet Mrs. Patrickson!!

All my Love,
Lisa xoxo

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