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Im unteren Stockwerk befinden sich unzählige Türen. Die meisten gehen rechts und links vom Flur ab, zwei befinden sich an den Stirnseiten und eine, die Schwingtür, durch die wir vorhin gegangen sind, führt in den Garten. Fast alle sind verschlossen. Die einzige, die sich öffnen lässt, führt in ein geräumiges, altes Badezimmer.

Max beobachtet mich dabei, wie ich an jeder Klinke rüttele, wie ich das Bad durchsuche und wie ich letztendlich wütend Richtung Treppe stampfe. Dabei folgt er mir mit einem guten Abstand und sagt keinen Ton.

Während ich die Stufen ins Obergeschoss keuchend vor Zorn und Aufregung herauf eile, läuft er mir gemächlich hinterher.

Oben gibt es genau zwei Zimmer, die er nicht vor mir versperrt hat: der Raum, in dem nur das Bett steht und ein weiteres kleines Bad. Der Rest ist verriegelt.

„Es muss einen Keller geben", murmele ich leise in mich hinein, während ich im Bad stehe, starr geradeaus die Fliesen ansehe und Max den Rücken zugewandt habe. Ruckartig fahre ich herum. Max lehnt an der gegenüberliegenden Wand der offenen Badezimmertür und mustert mich unverhohlen.

„Wo ist der Keller?", frage ich.

Sein Blick bleibt ausdruckslos.

„Wo ist der scheiß Keller?", werde ich lauter.

Genervt verdreht er die Augen. „Na hier oben ganz bestimmt nicht."

Zornig marschiere ich aus dem Bad, steuere wieder auf die Treppe zu, doch Max ist damit wohl nicht einverstanden. Plötzlich greift er nach meinem Arm und hält mich fest.

„Lass mich los", quetsche ich hervor und versuche, seinen Griff von mir zu lösen. Schweigend beobachtet er mich dabei, bis ich irgendwann die Faust des freien Arms balle, um auf seinen Arm einzudreschen.

„Jetzt ist Schluss", sagt er bestimmt und packt blitzschnell auch meinen zweiten Arm am Handgelenk. „Hör auf!"

Meine Brust hebt und senkt sich viel zu schnell, ich bin so unfassbar wütend auf ihn. Zornig funkele ich ihn an. „Warum musst du sie da mit reinziehen?"

Da ist es wieder, sein kleines, widerliches Lächeln. „Ist das nicht offensichtlich?"

„Nein", antworte ich laut. Er lacht. Ich hasse es, wenn er lacht. „Und jetzt halte mir nicht schon wieder vor, dass ich doch schlau bin und gut in der Schule war und das doch wissen müsste."

Er zuckt mit den Schultern. „Dachte, das hörst du gerne."

Warum hast du sie her gebracht?", hake ich erneut nach.

Stirnrunzelnd legt er den Kopf schief. „Na, weil das Haus so groß ist."

Wütend entziehe ich ihm meine Hände, er lässt es zu. „Hör auf mich zu verarschen."

Das Gesicht ahnungslos verziehend verschränkt er die Hände im Nacken. „Denk mal gut drüber nach, Lilly. Du kennst mich vielleicht nicht, aber ich dich dafür umso besser."

Mit diesen Worten wendet er sich von mir ab, lässt mich wie bestellt und nicht abgeholt stehen und schlendert entspannt zur Treppe, um dann nach unten zu verschwinden.

Nachdem ich nochmal jede einzelne Tür in diesem beschissenen Haus erfolglos bearbeitet habe, dann das gleiche mit dem in der Küche sitzenden und Kaffee trinkenden Max versucht habe, der mich aber nur angeschwiegen hat, während ich neben ihm zwischen Ausrasten und in Tränen ausbrechen geschwankt bin, habe ich mich zurück nach oben geschleppt und im Bad verkrochen. Ich konnte die Tür nicht abschließen, den Schlüssel hat sicher Max. Jetzt sitze ich in der Duschkabine auf dem trockenen Boden hinter dem hässlichen karierten Duschvorhang mit an die Brust gezogenen Knien und tausend Gedanken im Kopf.

Es kann doch nicht sein, dass ich hier nicht raus komme. Irgendwie muss das doch gehen! In Filmen rennen die doch auch immer gegen Türen und dann sind sie plötzlich offen. Wenn ich daran denke, tut mir gleich die Schulter weh. Da fällt mir wieder ein, dass ich vorhin auf ebendiese gestürzt bin. Könnte also auch daran liegen.

Und wenn ich es raus schaffe? Was mache ich dann? Ich bin hier mitten in einem beschissenen Wald, abgeschnitten von allen und ich habe kein Handy.

Max hat Marthas Handy.

Martha und Mio sind hier irgendwo.

Er hat sie hier eingesperrt und vermutlich leiden sie noch viel mehr als ich.

Meine Brust wird eng, der Blick verschwimmt.

Und da wird mir plötzlich klar, warum er sie hier her gebracht hat – weil er genau wusste, dass ich darunter am allermeisten leiden würde.

Das hier ist eine Racheaktion. Eine völlig übertriebene, wahnsinnige Revenge, die in keinster Weise zu dem in Proportion steht, was er damals erleiden musste, als ich ihn nicht zurück geliebt habe.

Ich meine, wie irre ist er denn bitte? Er kann das doch nicht wirklich tun, weil ich nichts von ihm wollte als wir noch Kinder waren.

Das kann er doch nicht machen!

Du siehst doch, dass er das kann, Lilly. Oder glaubst du, du bildest dir das alles nur ein?

Als ich noch jünger war, habe ich mich in Situationen, in denen ich geglaubt habe, nur zu träumen, immer in den Arm gezwickt. Meistens bin ich dann aufgewacht, oft war ich wirklich bei vollem Bewusstsein und habe blaue Flecken davongetragen.

Obwohl ich mich diesmal nicht selbst kneife, weiß ich, dass das hier wirklich passiert.

Und das macht mir eine scheiß Angst.


„Sag mir, was du willst."

Max sitzt immer noch in der Küche, die Hände um eine dampfende Tasse gelegt. Seit ich den Raum betreten habe, sieht er mich schweigend an.

Tief einatmend lehnt er sich auf seinem Stuhl zurück. „Ich hab alles, was ich will."

Ich presse die Lippen aufeinander. „Was muss ich tun, damit du sie gehen lässt?"

Er zieht kurz die Mundwinkel nach unten, bevor er den Kopf schüttelt. „Gar nichts. Also, ich lasse sie nicht gehen. Sie sind doch gerade erst gekommen."

Ich muss mich wirklich zusammenreißen, nicht zu explodieren. „Du willst mir weh tun, das habe ich mittlerweile verstanden. Dann tu mir weh! Schlag mich, brich mir die Knochen – was auch immer du willst", sage ich verzweifelt und werde immer lauter dabei. „Aber bitte lass meine Schwester und Mio in Ruhe." Plötzlich habe ich einen Kloß im Hals. Plötzlich ist die Angst wieder so viel größer als die Wut.

Ich hasse mich dafür, dass ich nicht stark bleiben kann. Ich wäre so viel lieber zornig als ängstlich.

Und ich wäre so gerne stärker.

Denn plötzlich brennt meine Nase wieder und bevor er meine Tränen sehen kann, wende ich mich ab, greife mir ins Haar und atme zittrig durch.

„Du hast schon damals alles auf dich genommen, um die beiden zu schützen. Ich weiß noch, wie Mio mal Stress mit irgendwelchen Typen aus der Parallelklasse hatte. Und du hast dem einen einfach ins Gesicht geboxt. Dafür hast du eine Verwarnung und fast eine Anzeige kassiert, aber das war dir egal, weil sie Mio dafür in Ruhe gelassen haben."

Mir wird eiskalt bei seinen Worten. Natürlich erinnere ich mich noch genau an diese Geschichte und Max hat recht – es war mir egal, dass ich unfassbar großen Ärger von meinen Eltern bekommen habe und es war mir egal, dass ich mir bei dem Schlag selbst fast die Hand gebrochen habe. Es war mir egal, weil sie Mio nie wieder drangsaliert haben.

Und Max weiß das noch. Er weiß genau, wo meine Schwachstelle liegt und ich weiß, dass er sie deswegen nicht freilassen will.

Wenn er mir wirklich, wirklich weh tun will, dann wird er einen Teufel tun, sie je wieder nach Hause gehen zu lassen.

„Ruh dich ein bisschen aus, Lilly. Nimm 'ne heiße Dusche und reg dich ab. Dann geht' s dir besser."

Schnaubend schüttele ich den Kopf. „Fick dich doch."

Alles geht so schnell, dass ich nicht rechtzeitig reagieren kann. Etwas knallt, ganz nah neben meinem Kopf und ehe ich realisieren kann, was Max getan hat, ist er bei mir, hat seine Hand auf meine Kehle gedrückt und presst mich gegen die Wand. Er drückt so fest zu, dass ich keine Luft bekomme und meine Fingernägel panisch in seine Hand kralle. Meine Sicht verschwimmt, dann klart sie wieder kurz auf und sein Gesicht ist meinem ganz nah. Ich spüre seinen Atem, während mir meiner ausbleibt.

„Ich will dir nicht weh tun, dafür ist es noch zu früh. Aber so solltest du nicht mit jemandem sprechen, der dir körperlich in jeglicher Hinsicht überlegen ist."

Selbst wenn ich darauf etwas entgegnen wollen würde, selbst wenn ich mutig genug wäre, ihm ins Gesicht zu spucken – aus meiner Kehle kommt nur ein ersticktes Krächzen.

Mir wird schwindelig.

„Hast du verstanden?", fragt er leise, bedrohlich. Er wird immer leiser, mir wird immer übler.

Ich kann weder nicken noch „Ja" sagen und ich will es auch nicht. Max lässt auch so endlich von mir ab. Als ich die Wand herab rutsche, weil meine Knie weich wie Pudding sind, ist er schon aus der Küche verschwunden.


Er hat die Kaffeetasse nach mir geworfen. Er wollte mich nicht treffen, denn wenn er das gewollt hätte, hätte ich jetzt keine Verletzungen an der Unterseite meiner Oberschenkel und am Po sondern im Gesicht und vermutlich eine gebrochene Nase oder so.

Ich bin in die Scherben gesunken, was ich erst gar nicht gemerkt habe, weil der Schmerz in meinem Hals zu vordergründig war und ich damit gekämpft habe, meine Lungen mit Luft zu füllen.

Jetzt stehe ich im Bad, habe die blutige Leggins ausgezogen und presse Klopapier auf die Schnitte in meiner Haut.

Irgendwie kann ich gar nicht mehr weinen, obwohl sich ein unfassbar starker Druck in meiner Brust ausgebreitet hat. Ich zittere. Die Hand, die die Blutung versucht zu stillen, ganz besonders stark, aber ich weine nicht.

An meiner Kehle hat Max so fest zugedrückt, dass sich dunkle, schmerzempfindliche Hämatome wie eine schwere, hässliche Kette um meinen Hals winden. Nur einmal habe ich in den Spiegel gesehen, jetzt traue ich mich nicht mehr.

Ich kann mir selbst nicht mehr in die Augen schauen.

Vorhin war ich schockiert, als er mir eine gescheuert hat und jetzt steige ich in die Dusche und versuche nicht zu hyperventilieren, während ich mir das Blut von den Beinen wasche.

Die Schnitte sind zum Glück nicht allzu tief. Zumindest hört es irgendwann auf zu bluten. Das Brennen bleibt. Ratlos öffne ich die Badezimmerschränke, bis ich ein Handtuch finde, das ich mir um die Hüften wickele, um dann eilig in mein Zimmer zu schleichen.

Mein Zimmer. Jetzt nenne ich es schon mein Zimmer.

Auf dem Bett liegen Klamotten und ein Verbandskasten. Während ich große Pflaster über die Verletzungen klebe, hören meine Finger endlich auf zu beben und ich spüre, wie mein Herzschlag sich langsam beruhigt.

Was bildet er sich eigentlich ein? Vorhin noch hat er mir an den Kopf geknallt, ich hätte meine Beine aus Bildheit und Naivität für jemanden breit gemacht und wirklich widerliche Sachen gesagt und er erdrosselt mich beinahe, weil ich mir nicht alles von ihm gefallen lasse?

Kopfschüttelnd steige ich in die weiche Jogginghose, die er mir hingelegt hat.

Wieso wundere ich mich noch über irgendetwas, das er tut? Er hat mich entführt. Mich und meine Schwester und meinen besten Freund, weil sein sechzehnjähriges Selbst das Gefühl hatte, von mir abgewiesen worden zu sein. Weil der Stolz eines Teenagers verletzt wurde.

Das ist einfach nur komplett irre. Er ist komplett irre.

Was soll ich jetzt machen?

Ein Geräusch reißt mich aus meinen Gedanken. Ein Klicken im Türschloss.

Er hat mich eingesperrt.


Kein Auge bekomme ich zu. Und das schlimmste daran ist, dass ich hier drinnen nicht das geringste bisschen Zeitgefühl habe. Es könnte mitten in der Nacht sein oder helllichter Tag – ich hab keinen blassen Schimmer.

Will er mich damit dazu zwingen, mich abzuregen? Bin ich ein Kindergartenkind, das man in die Ecke stellen muss, weil es einen Schreikrampf hat?

Bin ich seine verdammte Puppe, die er wegsperren kann, wenn es ihm passt?

Wenn er erwartet, dass ich hier drinnen den Verstand verliere, hat er sich gewaltig geschnitten. Ich werde das hier aussitzen und wenn er mich wieder raus lässt, werde ich ihm zeigen, dass ich nicht seine Marionette bin, mit der er machen kann, was er will.

Das Blöde ist nur, dass meine Blase längst nicht so entschlossen und standhaft wie der Rest von mir ist. Irgendwann muss ich furchtbar dringend auf' s Klo und als ich es nicht mehr aushalte, stehe ich auf und hämmere mit der flachen Hand gegen die Tür.

„HEY!", brülle ich und presse die Schenkel zusammen.

Er lässt sich Zeit, natürlich lässt er sich Zeit. Ich muss bestimmt fünf Minuten warten, bis er plötzlich von der anderen Seite der Tür ebenfalls einmal gegen das Holz drischt.

„Was gibt' s, Prinzessin?"

„Ich muss mal", sage ich mit knirschenden Zähnen.

„Und?"

„Lass mich raus", fordere ich.

„Zauberwort?"

Es fällt mir wirklich schwer, ihn nicht zu beleidigen. Ich muss mir auf die Zunge beißen, um nicht „Fick dich" zu sagen. Stattdessen zwinge ich mir ein „Bitte" über die Lippen.

„Im ganzen Satz?"

Wütend haue ich gegen die Tür. „Lass mich bitte raus."

„Na, voll gerne."

Nachdem er aufgeschlossen hat, reiße ich die Tür auf, doch statt mich zur Toilette rennen zu lassen, greift Max nach meinem Handgelenk und zieht mich an sich. Ungeachtet dessen, wie unwohl ich mich dabei fühle, schenkt er mir ein zuckersüßes, heuchlerisches Lächeln. „Und wenn du nochmal randalierst, lasse ich dich nächstes Mal in dein Zimmer pinkeln."

Damit lässt er mich los und gibt mir einen kleinen Schubs Richtung Badezimmer.

„Danach kannst du übrigens runter kommen. Ich hab uns was zu essen gemacht."


Er hat Sandwiches geschmiert. Und da es in der Küche ein Fenster gibt, vermute ich, dass es früher Abend ist. Draußen dämmert es langsam.

„Schinken oder Salami?", fragt er.

„Ist mir egal", antworte ich mürrisch.

Achselzuckend schiebt er mir einen Teller vor die Nase und beißt in sein Brot.

„Wie geht' s deinen Schnitten?", fragt er.

Ich weiß nicht warum, aber seine Art macht mich krank. Dieses gespielt freundliche, gleichzeitig schadenfrohe und betont Beiläufige, wenn er spricht. Wieso hält er nicht einfach die Klappe?

„Bestens", murre ich, weil er mich immer noch fragend ansieht.

„Muss es genäht werden?", hakt er nach.

„Woher soll ich das wissen?", fauche ich.

Beschwichtigend hebt er die Hände. „Entschuldige bitte, dass ich mich um dich sorge."

Unfassbar, wie oft ich ihm in dieser kurzen Zeit schon sagen wollte, dass er seinen Mund halten soll.

„Ich könnt' s mir ansehen", bietet er plötzlich an.

Würde ich mein Sandwich anrühren, würde ich mich nun vermutlich verschlucken. „Auf gar keinen Fall", wehre ich entschieden ab. Ich kann nicht glauben, dass er das wirklich gesagt hat.

Ja sicher, Max. Ich zieh mich gerne vor dir aus. Voll gerne.

Mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass er das irgendwann vielleicht wirklich verlangen könnte. Dass er mich dazu zwingen könnte, ...

Daran will ich gar nicht denken.

Hör auf zu spinnen, Lilly.

„Ich hab eine Ausbildung als Rettungssanitäter hinter mir", behauptet er.

„Selbst wenn ich dir das glauben würde – ich werde dir ganz sicher nicht meinen nackten Arsch zeigen", stelle ich klar.

Max zieht überlegen die Augenbrauen hoch. „Das werden wir noch sehen."

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