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Die Bäume mit ihren mächtigen Stämmen boten ihnen einen guten Sichtschutz. Schritt für Schritt arbeiteten sie sich um das Haus herum, wobei sie die Fenster im Ober- und Untergeschoss nicht aus den Augen ließen. Plötzlich hörte Melinda ihren Kollegen vor sich aufstöhnen. Beinahe wäre sie ihm in den Rücken gestolpert.

„Was ist?"

Arndt zeigte zur Rückseite der Villa, oder zu dem was davon noch übrig war. Spätestens jetzt wusste Melinda, dass sie am richtigen Ort waren.

Vor ihnen ragten verkohlte Balken und abgebrochenes Mauerwerk in den nächtlichen Himmel. Arndt und Melinda sahen verbranntes Mobiliar. Stühle, Schränke, ein Bett mit dem heraushängenden Metallgerippe einer Matratze. Von den einstigen Innenwänden schälte sich schwarze Tapete. Ein Bild, eine Alpenlandschaft, hing schief in einem angesengten Rahmen.

Der Brand musste schon lange Zeit zurückliegen. Junge Birkentriebe hatten sich ihren Weg durch die Trümmer gesucht. Ausladende Brennnesselfelder und anderes Kraut überwucherten die Schuttberge, ganz so als wollten sie eine untilgbare Schande verdecken.

Kaum vorstellbar, dass in diesem Haus noch Menschen lebten. Zur Straße hin ein Prachtbau, von hinten eine Brandruine. Wie passte das zusammen? Ein furchtbarer Verdacht schoss Arndt durch den Kopf. Konnte das hier Sebastians Werk sein? Arndt und Melinda waren sich plötzlich nicht mehr so sicher, dass sie hier bleiben und ihre Suche fortsetzen wollten.

Arndt hob einen der herunter gestürzten Mauersteine auf. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.

„Hast du dich schon mal gefragt wonach genau wir eigentlich suchen?"

Melinda zuckte mit den Schultern.

„Nach Aufzeichnungen, Plänen, Brandbeschleuniger? Sag du es mir!"

„Ich vertraue auf unser Glück."

Arndt sah seiner Kollegin in die dunklen Augen.

„Versprich mir, dass du Bescheid gibst wenn du wieder was Interessantes hörst!"

„Verspürst du den Drang zu zeichnen?"

„Nein!"

„Sehen wir uns das Gartenhaus an!"

Sie suchten sich einen Weg hinter dickstämmigen Birnenbäumen entlang, durch verwehte Laubberge und Haufen heruntergefallener, spitzer Äste, die ihnen beim Hindurchsteigen die Hosenbeine aufschrammten.

Die Hütte war größer als sie aus der Entfernung vermutet hatten und war etwa so groß wie eine Garage. Dichter Knöterich überwucherte Wände und Dach und hatte sich an einigen Stellen bereits durch die Lattung ins Innere gezwängt. Ein massiver Holzbalken verriegelte die zweiflügelige Tür. Kein Schloss, keine Kette. Arndt lief einmal um das Haus herum, doch die zwei Fenster erwiesen sich als ungeeignet für einen Einstieg, und das Geräusch von zerbrechendem Glas wäre in diesem Moment wenig hilfreich gewesen. Also blieb ihnen nur die Tür. Leider wurde die Sicht auf sie durch keinen Baum oder etwas anderes verstellt. Vom Haus aus würde man es sofort sehen wenn sie sich daran zu schaffen machten. Würden Sebastian oder jemand anderes aus einem der Fenster im Obergeschoss hinausschauen, hätten Arndt und Melinda keine Chance rechtzeitig in Deckung zu gehen. Doch sie mussten das Risiko Wohl oder Übel eingehen.

„Ich versuche mich an der Tür und du behältst das Haus im Auge!"

Melinda zog eine Schnute. Arbeitsanweisungen unwidersprochen entgegen zu nehmen bereitete ihr Magenschmerzen. Doch war dies jetzt kein guter Zeitpunkt für Diskussionen. Widerwillig schluckte sie ihre Einwände hinunter und tat was Arndt ihr sagte.

Neben der Hütte stand das Kraut hüfthoch. Wenn sie sich dort auf den Boden hockte war sie so gut wie unsichtbar und konnte gleichzeitig das Haus im Blick behalten.

Sie hörte Arndts Schnaufen als dieser sich an dem Holzbalken zu schaffen machte. Ein Schaben, ein Kratzen, dann fiel etwas mit einem hohlen Poltern ins nasse Gras.

„Verdammt!"

Arndt kam zu Melinda ins Gebüsch gehumpelt. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er blickte zum Haus hinüber. Es blieb alles ruhig.

„Na? Balken auf Fuß?"

Melinda konnte sich ein leises Glucksen nicht verkneifen. Arndt sah sie strafend an.

„Entschuldige!"

Sie tätschelte ihm die Schulter. Noch immer kein Licht und keine Bewegung in der Villa. Zum Glück. Die Hütte war jetzt offen und sie konnte sich in aller Ruhe darin umsehen. Melinda besah sich Arndts Fuß.

„Und ...?"

„Tut weh!"

„Okay. Dann gehe ich. Wenn sich am Haus was tut, klopfe gegen die Scheibe!"

Arndt nickte stumm.

Melinda betrat die staubige Gartenhütte und zog die Tür hinter sich zu. Dann kramte sie ihre Taschenlampe aus der Jackentasche und schaltete sie an.

„Oh mein Gott!"

Sie schlug sich die Hand vor den Mund.

Vieles hatte sie in den vergangenen Dienstjahren schon gesehen. Von Einbrechern kurz und klein geschlagene Wohnungseinrichtungen, von Feuerwerkskörpern zerstörte Kinderzimmer. PKWs, die von der Straße abgekommen und in Wohnhäuser gerast waren. Was sie jedoch hier vor sich hatte überstieg all das bei weitem. Sie spürte einen Würgreiz, zog sich jedoch rechtzeitig den Schal über die Nase.

Abgedämpft, aber noch immer an der Grenze des Erträglichen drang ihr der Gestank nach Teer, verbrannten Haaren und Verwesung in die Nase. Obwohl sie ahnte, dass der Effekt bei Null liegen würde, zog sie sich den Schal noch weiter ins Gesicht bis Mund, Nase und die Hälfte der Augen bedeckt waren. Als sie die Taschenlampe auf die hintere Wand richtete, begann diese zu funkeln und zu blitzen, als hätte jemand eine Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet. Melinda trat einen Schritt näher. Neben den üblichen Dingen, die man in einem Gartenhaus erwarten konnte, alte Fahrräder, eine Handkarre ohne Hinterachse, diverse, in die Ecke geschmissene Gartengeräte, gestapelte Blumentöpfe, aufgerissene Säcke mit Blumenerde, hatte hier jemand noch eine Sammlung ganz besonderer Art angelegt.

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