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„Das Haus sieht aus als sei es komplett umgebaut worden. Weshalb hat man den Keller nicht ausgeräumt?"

Bea wusste es nicht.

„Ich kann euch die Baupläne von damals raussuchen, wenn ihr wollt."

Melinda lehnte ab. So genau wollte sie es dann doch nicht wissen.

Nachdem Melinda ihrer neuen Mitbewohnerin das Schlafzimmer gezeigt hatte, zog diese sich zurück. Sie sagte, dass sie noch ein paar Absätze für ihr neues Buch schreiben wollte.

„Wenn du das nächste Mal im Buchladen bist, frage nach Büchern von Patricia Morgan. Sind alle von mir! Mein Pseudonym."

Melinda versprach es und wünschte eine gute Nacht.

Zurück in der Küche setzte sie Wasser für einen Tee auf. Arndt hatte den Tisch abgeräumt und sich den Abwasch vorgenommen.

„Die Teeauswahl ist fantastisch. Wer hier wohl eingekauft hat?"

Melinda stand vor dem geöffneten Hängeschrank und betrachtete die übereinander gestapelten Verpackungen.

Arndt kämpfte mit dem Schaum. Er hatte zu viel Spülmittel ins Wasser getan.

„Ist sie im Bett?"

„Ist sie. Wusstest du, dass sie schreibt?"

„Nö. Was schreibt sie denn?"

„Romane. Unter Pseudonym. Sie nennt sich Patricia Morgan."

„Nie gehört."

„Die Brandstiftung am Kino ... Was hältst du davon?"

Sie hatte sich entschieden und nahm den Ingwertee mit Hibiskusblüte.

„Deine Zeichnungen helfen uns vielleicht weiter."

„Und du, hast du wieder was gehört?"

„Ja, aber ich weiß nicht genau ..."

Unvermittelt fing sie an, eine Tonfolge zu pfeifen.

Arndt lächelte als er den blitzeblanken Soßentopf aus dem Wasser hob und ihn verkehrt herum auf die Abtropffläche stellte.

„Das ist Händel. Georg Friedrich Händel. Die Feuerwerksmusik."

Melinda sah ihren Kollegen verblüfft an. Zwischen ihren Fingern baumelte der Teebeutel.

„Das passt ja wie die Faust aufs Auge!"

Arndt ging zur Garderobe und holte sein Buch. Als er es auf den Tisch legte und aufblätterte, kam es ihm vor als würde er die Arbeiten eines Fremden betrachten. Sie schienen nichts mit ihm zu tun zu haben.

Wohl ahnte er schon seit längerem, dass die wilden Kritzeleien nie zufällig entstanden, sondern sich etwas in ihnen manifestierte, was heimatlos in den Tiefen seines Unterbewusstseins herumgeisterte. Doch wusste er auch, dass ihm deren Bedeutungen ohne Melindas Hilfe verborgen geblieben wären.

Aus ihrer Hosentasche zog sie eine Packung Taschentücher, zerriss einige von ihnen und legte die Papierfetzen anschließend auf Arndts Zeichnung. Mit bedächtigen Bewegungen schob sie sie hin und her, drehte sie mal nach rechts, mal nach links. Dann lehnte sie sich zurück und betrachtete ihr Werk.

Mit einem Händeklatschen und einem zufriedenen Grinsen signalisierte sie Arndt, dass sie fertig war.

„Ich habe diejenigen Teile deiner Zeichnung abgedeckt, die für mich nicht zum Kern der Botschaft gehören. Dieser Bereich hier, oder dieser."

Melinda zeigte auf eine Fläche am Rand des Blattes, dann auf eine Stelle, an der das Papier vom Druck des Stiftes fast zerrissen worden war.

Auch wenn Melinda sich große Mühe gab und scheinbar etwas entdeckt hatte, er selber konnte beim besten Willen nichts in dem Gestrichel erkennen.

Erst als Melinda das Buch zu ihm herumdrehte und sich die Formen, die vorher auf dem Kopf gestanden hatten, neu für ihn sortierten, begriff er was sie meinte.

Ein Gesicht blickte ihn an. Die Augen waren nur Punkte und Kringel, der Mund bestand aus mehrfach übereinander gezeichneten Strichen. Arndt sah starke Augenbrauen, gebildet aus kurzen, kratzigen Bleistiftspuren. Es war eindeutig ein männliches Gesicht.

„Was hat er auf dem Kopf? Ohrenwärmer?"

„Er hat Händels Feuerwerksmusik gehört!"

„Während er die Brandsätze gezündet hat? Du meinst, das sind Kopfhörer?"

„Sogar ziemlich auffällige Exemplare, wie ich finde!"

„Was für ein Freak!"

Arndt sprang auf. Er musste mit Bea sprechen.

Sie saß aufrecht im Bett, im Rücken ein Berg von Kissen. Auf ihrem Schoß leuchtete der Laptop. Bea hatte weder Arndts Klopfen noch sein Hereinkommen bemerkt. Als er sie leise von der Tür aus ansprach, zuckte sie zusammen.

„Such' uns morgen Früh bitte alle Brandstiftungen der letzten fünf Jahre raus!"

Bea benötigte einen Augenblick, um zu verstehen. Dann griff sie neben sich und zog einen Schreibblock unter der Decke hervor. Mit einem Kugelschreiber schreib sie ein paar Worte darauf und legte ihn anschließend auf den Nachttisch.

„Wird erledigt!"

Ihr Blick war unmissverständlich. Sie wollte in Ruhe gelassen werden.

„Danke, und gute Nacht, Patricia Morgan!"

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