𝟐𝟖. 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 | Falsche Entscheidung

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„Miss Watson?" Dumpf hörte ich die Stimme des Polizisten. Aber ich reagierte nicht.

An diesen Namen musste ich mich erst mal wieder gewöhnen. Langsam drehte ich ihm mein Gesicht zu.
Einen kurzen Moment lang huschte ein Schatten über sein Gesicht.

Ich zog die Decke, die sie mir gegeben hatten, fester um meinen Körper. Ich fühlte mich hier nicht sicher. Ich fühlte mich beobachtet und irgendwie auch bloßgestellt. 

Sie behandelten mich, als ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. Als ob ich mir das alles nur ausgedacht hätte. Es fiel mir schwer, über das zu sprechen, was in den letzten Wochen passiert war.

Ich fühlte mich von den ganzen Polizisten beobachtet, die meine Aussage aufnahmen. Und von denen, die sich im Hintergrund hielten, deren Ohren aber bei mir auf dem Tisch lagen, damit sie ja nichts verpassten.

Sowas gab es hier in dem Kaff, in dem ich gelandet war, anscheinend sehr selten.
Ein Mädchen, was als verschwunden zählte und dann verletzt auf einem Polizeirevier stand, sah man eben nicht oft. Ich schien hier jedenfalls die Erste zu sein. 

„Miss Watson?", wiederholte der Polizist, mit dem ich vorher noch nichts zu tun gehabt hatte und ich schüttelte kurz meinen Kopf, um die Gedanken zur Seite zu schieben. Ich musste mich konzentrieren, nur so konnte ich den Beamten helfen, damit sie Julien fanden. Sodass er bestraft werden konnte. Damit er nicht mehr hinter mir her war. 

„Ja?", fragte ich mit zitternder Stimme.

„Sie müssen noch einmal mitkommen." Er trat einen Schritt zur Seite und ich verließ auf unsicheren Schritten den kleinen Raum, in den sie mich gesetzt hatten.

Ich vermutete, dass es der Pausenraum war, da eine Kaffeemaschine in der Mitte stand und in den Regalen nur Schrott zu finden war.
Der Polizist führte mich in ein kleines Büro und schloss die Tür hinter uns. Meine Atmung beschleunigte sich sofort. Ich kam mir eingesperrt vor und sah mich panisch um.

Seufzend öffnete der Beamte die Tür wieder ein Stück und bat mich, auf dem Stuhl der ihm gegenüber stand, Platz zu nehmen. Ein aufgeräumter Tisch trennte uns. Dafür war ich sehr dankbar. Geduldig beugte der Polizist sich vor und legte seine verschränkten Hände auf den Tisch. 

„Miss Watson. Sie haben in ihrer Aussage gesagt, Sie wären über mehrere Monate von einem gewissen Julien festgehalten worden. Sie hätten sich bei ihm im Haus in einem Keller befunden. Stimmt das?", vergewisserte er sich nach einem kurzen Blick auf meine Akte, in der sich wohl meine Aussage befand. Ich nickte. 

„Und dieser...Julien, hat sie misshandelt? Geschlagen?" Wieder nickte ich.
Diesmal mit Tränen in den Augen.

Ich wollte das nicht noch einmal alles durchgehen. Das erste Mal war grausam genug gewesen. Jemandem in die Augen sehen und laut aussprechen zu müssen, dass man misshandelt worden war. Es gab nichts schlimmeres. 

„Und können Sie mir sagen, wo das gewesen ist?" Er klatschte einen Stadtplan vor mir auf den Tisch und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle.

„Hier sind wir. Und hier hat unsere Streife sie nach ihrem Anruf eingesammelt." Er zeigte auf eine andere Stelle und sah mich dann eindringlich an. „Wie sind Sie dahin gekommen?" Traurig schüttelte ich mit dem Kopf. 

„Ich weiß es nicht." Der Polizist seufzte genervt und lehnte sich dann zurück. 
„Was ist passiert, als sie das Haus von diesem Julien verlassen haben?" 

In meinen Augen sammelten sich weitere Tränen und ich presste meine Lippen zusammen. Ich wollte nicht mehr darüber reden. Nie wieder.

Ich wollte gar nicht mehr daran denken.
Langsam ahnte ich, wieso ich mein Gedächtnis verloren hatte. Mein Gehirn wollte mich schützen, damit ich einigermaßen normal weiter leben konnte. Aber jetzt hatte ich meine Erinnerungen wieder.
Zumindest den größten Teil davon.

An meinen Nachnamen, Watson, konnte ich mich um ehrlich zu sein nicht wirklich erinnern. Aber die Beamten meinten, er würde so lauten. Ich glaubte ihnen das. Warum sollten sie mich auch anlügen? 

„Er war verletzt", fing ich mit zitternder Stimme an zu erzählen und starrte auf die Tischplatte vor mir. „Ich...ich habe ihn verletzt in seinem Keller liegen lassen. Dann bin nach oben und durch die Haustür raus.

Ich bin ziellos irgendwelche Straßen entlanggelaufen. Ich wusste nicht, wo ich war. Bis ich dann die Frau getroffen habe, die mir ihr Handy gegeben hat, mit dem ich die Polizei angerufen habe..." Kurz sah ich zu dem Polizisten, der langsam resigniert wirkte. 

„Das ist alles? An mehr können sie sich nicht erinnern?" 

„Nein", gab ich ermüdet zu. Er beugte sich wieder zu mir vor. Ich schluckte. 
„Wie sah das Haus aus? Waren Stromleitungen in der Nähe? Haben sie einen Zug gehört? Einen Bus gesehen? Irgendein Geschäft? Irgendwas? Irgendeinen Anhaltspunkt?" 

„Nein, habe ich nicht", antwortete ich wieder. Entrüstet sprang der Polizist auf und ich zuckte vor Schreck zusammen. Mit einem lauten Knall landete seine Hand auf dem Tisch und ich kniff meine Augen zusammen. Ich wartete darauf, dass seine Hand meine Wange treffen würde. Es war normal. 

In den letzten Tagen wurde ich oft geschlagen, ich kannte es nicht mehr anders. Aber der Schlag blieb aus. Genauso wie der Schmerz. 

Was logisch war. Schließlich stand nicht Julien vor mir. Aber wenn ich meine Augen schloss, dachte ich immer noch, ich wäre bei ihm. Ich hatte noch nicht realisiert, dass es vorbei war. Aber war es schon vorbei?

Schließlich hatte die Polizei ihn noch nicht gefunden. 

„Denken Sie doch mal nach! Glauben Sie wirklich, ich würde Ihnen diese Geschichte abkaufen?!", schrie er plötzlich und ich riss meine Augen wieder auf.
Er schleuderte die Akte auf den Tisch, öffnete sie und schüttelte, bis die darin enthaltenen Zettel herausflogen und unordentlich auf dem Tisch und Boden verteilt liegen blieben. Mittlerweile zitterte ich am ganzen Körper. Es war ein Fehler gewesen, zur Polizei zu gehen.

Ich hätte daran denken müssen, dass sie mir nicht glauben würden. Aber sie waren meine einzige Hoffnung gewesen. 

Mit einem Satz war der Beamte um den Tisch herum gekommen und baute sich vor mir auf. Ich zog meine Knie nach oben und schlang schützend meine Arme darum. Ängstlich sah ich zu ihm hoch.
Seine Wangen waren rot vor Wut, er erinnerte mich an Julien, als dieser die Kontrolle verlor. Panik wallte in mir hoch. Ich wollte hier weg. 

Ich warf einen kurzen Blick zur Tür. Gehässig lachte der Polizist und stieß sie mit dem Fuß zu. Jetzt waren wir allein. Völlig alleine, abgeschottet von seinen Kollegen. Von den anderen Beamten, die mir vielleicht helfen würden.
Falls sie helfen würden und mich nicht auch wie dieser hier für Irre hielten. 

„Wegen so einem Schwachsinn wurde ich hier aufs Revier bestellt! Um mir von jemanden anhören zu müssen, er wäre misshandelt worden! Wissen Sie eigentlich nicht mehr, was ihr Beruf ist? Sie sind eine verdammte Nutte! Eine Hure! Die hat ihre Beine breit zu machen, wenn sie dafür Geld bekommt oder sich anfassen zu lassen!", brüllte er mich an.

Bei jedem Wort zuckte ich zusammen. Jedes Wort schmerzte so sehr wie ein Messerstich. Aber der Polizist hörte noch nicht auf. Nein, er drehte das Messer in meinem Fleisch noch weiter herum. 

„Es ist Ihre eigene Dummheit gewesen!" Ich klammerte mich an meinen Knien fest und kämpfte weiter tapfer gegen meine Tränen an.
Ich spürte gar nichts mehr. Alles war taub, ich konnte nicht glauben, was er mir da an den Kopf geworfen hatte. 

„Antworten Sie mir!", schrie er mich an. Panisch sah ich zu ihm hoch. Mir blieb keine andere Wahl, als zu antworten.

„Nein, das...das stimmt nicht...es ist so, wie ich es ihren Kollegen gesagt habe...", stotterte ich tonlos. Mit jedem Wort verdüsterte sich sein Gesicht. Dann riss er mich am Arm grob nach oben. Mittlerweile konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten.
Ich hätte bei Julien bleiben sollen. 

Er behandelte mich besser als dieser Mann hier vor mir, dessen Job es eigentlich war, mir zu helfen. Ich wünschte mir jemanden, der mir helfen würde. Ich würde mich sogar über Julien freuen.

Er würde mich beschützen. Das hatte er immer getan. Er hatte mich vor der Welt beschützt. Er hatte Recht gehabt.

Die Welt und die Menschen waren grausam. Ich hätte einfach bei ihm bleiben sollen.
Ihm ein Baby schenken sollen. Es wäre so einfach gewesen. Aber ich war dumm gewesen und bin vor ihm geflohen. Vor dem einzigen Menschen auf dieser Welt, dem ich in irgendeiner Weise etwas bedeutete.
Ich hätte bleiben sollen. 

„Lüg. Mich. Nicht. An!", wies der Polizist mich zurecht. Grob drückte er meinen Arm fester zu. Ich keuchte vor Schmerz auf.

„Lassen Sie mich los", presste ich mühsam zwischen zusammengebissenen Zähen hindurch. Ich wusste nicht, woher ich die Kraft und den Mut nahm, so mit ihm zu sprechen. Aber er bedrohte mich. Ich war Schläge gewohnt, ich war es gewohnt, wie Dreck behandelt zu werden. Ich hatte scheinbar nichts Besseres verdient. 

„Von mir aus." Grob stieß er mich von sich. Ich verlor mein Gleichgewicht und fiel rückwärts auf den Boden. Hart prallte ich auf, die Luft entwich keuchend aus meinen Lungen. Dabei rutschte die Decke zur Seite. Ich trug darunter immer noch das schwarze, heiße Dessous, was Julien mir gegeben hatte. Meine Brüste quollen daraus hervor, ich war quasi nackt.

Der Polizist leckte sich mit seiner Zunge über die Lippen. Begierig sah er auf mich herab. Ohne zu zögern, drehte er den Schlüssel im Schloss herum. Aus weit aufgerissenen Augen sah ich zu ihm hoch. 

„Glaub nicht, dass ich dich jetzt ficken werde", versicherte er mir schnell und stellte sich neben mich. „Ich vögle keine dreckigen Frauen."

Dann trat er zu. Nur einmal, aber das reichte. Sein Fuß traf nicht ganz meinen Bauch, streifte ihn aber. Sofort schoss ein unangenehmer, drückender Schmerz durch meinen Körper. Ich verkrampfte mich, meine Hände wanderten automatisch zu meinem Oberkörper und ich schlang meine Arme darum.

Es fühlte sich an, wie damals. Als Julien die Kontrolle verlor. 

Ich hätte nicht hierher kommen sollen.

Ich hätte bei Julien bleiben sollen. 

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