𝟔. 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 | Sein wahres Gesicht

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„Vergiss es." Entschlossen trat ich einen weiteren Schritt zurück. Dummerweise landete ich so wieder mit dem Rücken an der Mauer. Julian sah mich ausdruckslos an, aber seine Augen blitzen gefährlich auf.

„Du willst die Antwort also nicht?" Doch, natürlich wollte ich die Antwort

Ich wollte wissen, bei was er dabei gewesen war und mich daher so gut kannte. Aber dafür müsste ich ihn wieder küssen. Und das wollte ich nicht mehr. Er würde die Gegenleistungen steigern. Was mit einem Kuss begann, würde wahrscheinlich in einer Vergewaltigung enden. Wenn man es überhaupt eine Vergewaltigung nennen konnte, da ich dann ja mit dem Sex einverstanden wäre. Aber das war ich nicht. Das war es mir dann doch nicht wert.

„Lass mich gehen", forderte ich ihn auf, da er sich mir weiterhin in den Weg stellte. Amüsiert sah er mich an.

„Du weißt gar nicht, wie sehr ich diesen Satz liebe..." Seine Stimme hatte einen gefährlichen Klang angenommen, während er mir sanft mit der Hand über das Kinn fuhr. Mein Atem beschleunigte sich und ich presste mich gegen die Wand.

Ich stemmte meine Hände gegen seine Brust, um ihn in einem gewissen Abstand zu mir zu halten, doch es misslang mir.
Es konnte daran liegen, dass sich seine Brust so unglaublich fest unter meinen Händen anfühlte, dass ich meine Hände ein bisschen tiefer wandern ließ und sie auf seinem ebenfalls festen Bauch liegen blieben.

Er war unglaublich durchtrainiert... Und diese Augen brachten mich noch um den Verstand.

Seine Hand war mittlerweile an meinem Nacken angekommen und er näherte sich gefährlich mit dem Kopf meinem Gesicht. Ich konnte schon seinen Atem auf meiner Wange spüren, er kitzelte mich leicht und ich bekam eine Gänsehaut. Kurz bevor seine Lippen meine erreicht hatten, wandte ich mein Gesicht ab.

„Nein, hör bitte auf." Ich nahm meine Hände von seinem Bauch, aber er blieb so nah vor mir stehen.

„Dir gefällt es doch..."

„Ich meine es ernst, hör auf, sonst-"

„Sonst was?" Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ich erschauerte unter dieser Berührung. Ich schluckte und sah ihm dann fest in die Augen.

Sonst trete ich dir dahin, wo es weh tut." Er lachte auf und ehe ich mich versah, hatte er mich so fest gegen die Wand gedrückt und meine Beine mit seinen eingeklemmt, dass diese Möglichkeit wegfiel. Verdammt. Ich funkelte ihn an und das erste Mal ekelte ich mich wirklich vor ihm.

Es war kein Zufall gewesen, dass wir uns kennengelernt hatten. Er hatte es geplant. Und er wollte irgendwas von mir. Nur was?

Er umfasste meine Handgelenke und drückte sie neben meinem Körper gegen die Wand. Als ich auf keuchte, schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht.

Dann beugte er sich wieder zu mir, ich konnte mich nicht dagegen wehren. Hilflos stand ich an die kalte Hauswand gedrückt da.

„Erinnerst du dich an einen langen, dunklen Flur? Mit einer Decke, so hoch, dass sie von der Dunkelheit verschluckt wird?" Er flüsterte diese Worte in mein Ohr, dabei berührten seine Lippen es. Meine Muskeln verkrampften und ich riss panisch meine Augen auf. Natürlich erinnerte ich mich daran! 

Ich träumte diese Szene jede Nacht. Ich kannte jedes Detail. Im Traum sah ich danach eine schreckliche Narbe, aber ich verstand den Zusammenhang nicht.

„Du erinnerst dich also", meinte Julien zufrieden, als er merkte, wie sehr ich mich verspannt hatte.

„An was erinnerst du doch noch?" Anstatt ihm von der Narbe zu erzählen, presste ich meine Lippen zusammen. Tränen stiegen mir in die Augen. Dieser Flur, er war nie nur ein Traum gewesen. Es war Realität gewesen. Er gehörte zu meiner Vergangenheit. Langsam wollte ich gar nicht mehr wissen, was noch alles passiert war...

„Erinnerst du dich an ein Zimmer?" Verwirrt sah ich ihn an und das schien ihm als Antwort zu reichen.

„Woran erinnerst du dich noch?", wiederholte er seine Frage, nur dieses Mal ein bisschen energischer. Ich antwortete nicht. Mich beschlich der Verdacht, dass Julien mehr mit meiner Vergangenheit zu tun hatte, als ich jemals geahnt hatte.

„Antworte mir, verdammt nochmal!", schrie er mich an und ich zuckte vor Schreck zusammen. Grob drückte er meine Hände gegen die Wand, sodass die kleinen Steinchen, die in dem Putz waren, meine Haut zerschnitten. Ich biss meine Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz zu schreien. Diese Genugtuung würde ich ihm nicht geben.

Er ließ eines meiner Handgelenke los, um seine Hand an meinen Hals zu legen.

„Antworte mir, sonst -"

„Sonst was?", schnitt ich ihm, wie er mir, das Wort ab und sah ihn provozierend an. Mein Herz schlug so laut, dass er es garantiert hören konnte.

„Sonst..." Er beendete den Satz nicht, sondern fing an, zuzudrücken. Langsam bekam ich keine Luft mehr und meine Augen weiteten sich panisch. Mein Herz schlug schneller, meine Lungen fingen an zu brennen. Sie brauchten Sauerstoff. Dringend.

Blitzschnell zog ich meine freie Hand über sein Gesicht. Mit meinen Fingernägeln zerkratzte ich ihm die Wange und er fuhr erschrocken zurück und ließ mich frei. Fluchend hielt er sich seine Wange, aber ich achtete nicht mehr darauf. Es war dunkel geworden und ich rannte auf die Hauptstraße zu. Ich wollte aus dieser kleinen Gasse heraus, die nur von einer einzigen Straßenlaterne erleuchtet wurde. Ich wollte von Julien weg. Ich wollte ihn nie wieder sehen. 

Tränen brannten in meinen Augen, aber ich kämpfte darum, dass sie auch dort blieben. Ich schnappte keuchend nach Luft und ignorierte meinen schmerzenden Hals. Auch den Schmerz während des Luftholens ignorierte ich. Ich wollte nur noch weg. Meine Beine zitterten, ich hatte das Gefühl, als würde die Hauptstraße nie näher kommen. Noch ein paar Meter...

„Leyla!", schrie Julien hinter mir meinen Namen, aber ich reagierte nicht, sondern rannte weiter.

„Leyla! Erinnerst du dich an das hier?" Seine Stimme verfolgte mich, aber ich wollte mich nicht umdrehen. Ich wollte nicht stehen bleiben. Endlich hatte ich die Hauptstraße erreicht und blieb stolpernd auf dem hell erleuchteten Bürgersteig stehen. Hier würde er mir nichts mehr antun. Hier wären wir nicht mehr alleine.

„Leyla!" Er schrie meinen Namen so laut, dass ich zusammenfuhr und mich zu ihm umdrehte. Julien stand genau unter der Straßenlaterne. Er hatte sein Oberteil hochgezogen und ich starrte sein Sixpack an. Meine Vermutung, dass sein gesamter Körper mit Tätowierungen verziert war, wurde damit bestätigt. 

Als er merkte, dass ich ihn endlich ansah, drehte er sich langsam um.
Ich konnte seinen Rücken sehen. Auch dieser war voller bunter Bilder, die gemeinsam zu einem einzigen Kunstwerk wurden. Aber ich konnte noch etwas anderes sehen, trotz der bunten Farbe auf seiner Haut.
Mitten auf seinem Rücken. 

Eine lange, gezackte Narbe.

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