Taehyung

"Wo gedenkst du eigentlich jetzt noch einen Weihnachtsbaum aufzutreiben?", wollte ich von ihm wissen, woraufhin Jeongguk mit den Schultern zuckte und mir ein breites Grinsen schenkte. "Na, im Supermarkt", liess er verlauten und ich hob die Augenbraue. "Du meinst die Bäume, die seit zwei oder drei Wochen bereits vor den Türen stehen und vermutlich mehr Brennholz sind, so ausgetrocknet, wie die mittlerweile sein müssen?", spezifizierte ich nüchtern, woraufhin er bloss mit einem Schnalzen der Zunge die Hände verwarf. "Es tut mir ja leid, dass unser beider Flug gestrichen wurde und wir nun beide ohne Christbaum dastehen! Aber ich glaube kaum, dass die Baumverkäufer noch hübsche Bäume haben, also muss der Supermarkt-Baum dir reichen, werter Geschäftsmann!"

Mit einem leisen Lachen und einem kleinen Schulterzucken stellte ich den Blinker, da auf der anderen Strassenseite bereits der nächste, grosse Supermarkt zu finden war, und vor diesem eine Reihe von kleinen Tannenbäumen. Einer von denen würde es sicherlich für uns tun. Ich fuhr auf den grossen Parkplatz und suchte dann nach einem gelegenen Parkplatz. Die Autos, die bereits dort parkiert waren, hatten durch den unverändert starken Schneefall schon eine kleine Decke Schnee auf den Dächern und Motorhauben. "Wir sollten uns beeilen, damit war noch grösseres Chaos auf den Strassen umgehen können", meinte ich relativ nüchtern, denn bereits der Weg hierher hatte eine Viertelstunde länger gedauert als üblich durch die Wetterverhältnisse und die Unfälle, die nun überall passierten. Es schneite doch nie so heftig bei uns in der Stadt, also war auch nicht wirklich jemand vorbereitet auf das Schneegestöber.

Jeongguk neben mir nickte zustimmend, als ich schliesslich einen Platz fand, um den Jeep zu parken. Wir schnallten uns ab und stiegen aus, wobei mir die Kälte des Winters mit voller Wucht entgegen schlug und ich instinktiv, mit einem leichten Frösteln die Schultern hochzog und die Augen zusammenkniff. Nun bereute ich es, aus modischen Gründen keine Mütze angezogen zu haben, denn zwar gaben der Schal und mein Mantel warm, doch mein Kopf blieb dabei ungeschützt.

Mit grossen Schritten eilten wir zum Eingang des Supermarktes, denn auch Jeongguk schien es ähnlich zu gehen wie mir mit der Kälte und den dicken Schneeflocken, die unaufhörlich auf uns hinab fielen. Bei solchem Wetter war man immer lieber drinnen vor einem Feuer im Kamin oder zumindest in einen warmen Sweater gekuschelt.

Wir machten Halt vor der Ansammlung an Tannenbäumen vor den automatischen Eingangstüren des Supermarktes und besahen uns die ersten Bäumchen. "Also, Jeongguk - du bist doch bestimmt ein Experte darin, einen passenden Baum zu finden", meinte ich gespielt enthusiastisch und erntete ein kleines Schnauben von ihm. Er hatte seine Hände tief in der Bauchtasche seines Hoodies vergraben, die Schultern hochgezogen und stakste nun los, um einen der Bäume herum. "Wichtig ist, dass die Zweige relativ gleichmässig verteilt sind, sodass es nicht nur eine schöne Seite hat, während die andere leer aussieht oder dass es irgendwo ein Loch mit den Tannenzweigen hat", erklärte er halblaut und musterte die ersten Bäume. Ich folgte ihm einfach mal und sah mich ebenfalls um. "Du meinst so wie der da?", hakte ich dann nach und deutete auch einen Baum, der auf einer Seite relativ kahl aussah. Jeongguk nickte zustimmend. "Genau so."

Still liefen wir weiter, musterten die verschiedenen Bäume und schlugen immer wieder einen neuen vor, bis wir uns letztendlich auch auf einen einigen konnten, der uns beiden gefiel. Er war eher klein, doch er war noch erstaunlich hübsch, dafür, dass er bestimmt schon länger hier stand und wir heute den vierundzwanzigsten hatten und damit schon unzählige Leute vorher bereits Bäume hier gekauft hatte.

Der Verkäufer packte den Baum mithilfe von Jeongguk in ein Netz, bevor ich dem Schwarzhaarigen nach dem Bezahlen half, ihn auf die Ladefläche meines Jeeps zu wuchten. Mit einem zufriedenen Geräusch streckte er mir die Hand hin, um einzuklatschen, bevor wir beide wieder einstiegen und er mich durch die Stadt zu seiner Wohnung lotste, um dort die Dekorationen zu holen.

Er brauchte kaum fünf Minuten, um vollbepackt mit zwei riesigen Einkaufstüten wieder beim Auto zu erscheinen und während er eine auf die Rückbank zu meinem Trolley stellte, so stieg er mit der anderen wieder auf dem Beifahrersitz ein und stellte sie sich auf den Schoss. Neugierig reckte ich den Kopf und musterte den Inhalt, wobei ich allerdings nur eine Tüte Mehl erkennen konnte. Meine Augenbrauen wanderten wie von selbst in die Höhe und ich schenkte dem Schwarzhaarigen einen kritischen Blick. "Ich wusste nicht, dass man Mehl für das Dekorieren eines Baumes braucht", meinte ich trocken, fädelte mich aber auch bereits wieder in den Verkehr ein.

"Du glaubst doch nicht, nur mit schmücken ist alles getan? Kekse gehören gneauso dazu!"

Guter Gott, worauf hatte ich mich eingelassen?

@Taeoxic