Coming Home / 1 [JiHope]

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Hoseok

Die eisige Kälte kroch durch jede noch so kleine Faser meiner Klamotten und breitete sich auf meiner Haut blitzschnell aus. Heute war der kälteste 24. Dezember seit langem. Hinzu kam, dass es seit heute morgen ununterbrochen schneite. Es als Schneesturm zu beschreiben war deutlich passender, als davon zu sprechen, dass es einfach „ein bisschen schneite".

Ich hatte mir also zu Hause meinen dicken, warmen Wintermantel, Schal, Mütze und auch ein paar Handschuhe geschnappt, um mich in die Kälte zu begeben und mich durch diesen Schneesturm zu kämpfen. Wahnsinnig konnte man das nennen. Warum ging man bei diesem Wetter freiwillig nach draußen, statt Zuhause bei seinen Lieben zu sitzen und schon mal den Weihnachtsbraten in den Ofen zu werfen?

Der Grund war simpel: Heute war der Tag, an dem er endlich wiederkommen würde. Dieser Gedanke zauberte mir ein Lächeln auf die vom Schnee bereits kalt gewordenen Lippen und verursachte eine wohlige Wärme in meiner Brust. Heute würde ich ihn endlich wiedersehen.

Wie lange war es her, dass er sich in die Staaten aufgemacht hatte? Ein halbes Jahr? Das müsste in etwa hinkommen. Etwa vor einem halben Jahr hatte Jimin das Land verlassen, um einen Schritt ins Unbekannte zu wagen und die Welt zu erkunden. Das war schon lange sein Traum gewesen. Er wollte das Neue kennenlernen, unbekannte Gegenden erkunden, mit fremden Kulturen in Berührung kommen.

Ich hatte es ihm gegönnt. Er hatte es sich so lange gewünscht, hatte sich für dieses Vorhaben unzählige Nebenjobs ans Bein genagelt. Er hatte viel investiert, um diesen Traum Realität werden zu lassen. Was wäre ich für ein Freund gewesen, ihm da rein zu reden? Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln hatte ich ihn unterstützt, hatte ihm geholfen, diesen Weg beschreiten zu können.

Ich stapfte durch den Schnee, der mittlerweile eine beachtliche Höhe erreicht hatte und nahm das dadurch verursachte Knirschen mit einem zufriedenen Lächeln zur Kenntnis. Irgendwie mochte ich dieses Geräusch. Durch unberührten Schnee zu laufen hatte für mich etwas magisches. Schnee konnte ich schon immer sehr gut leiden und freute mich immer über seine Präsenz. Er hatte etwas beruhigendes an sich, was nicht nur dadurch verursacht wurde, dass er den Lärm schluckte und eine angenehme Stille heraufbeschwor, sondern auch damit, dass er vorher kahl wirkende Landstriche in eine wunderschöne Schneelandschaft verwandeln konnte.

Ich erreichte nach einem etwa halbstündigen Fußmarsch den Bahnhof von Busan und kaufte mir in einem kleinen Café erstmal einen Kaffee. So sehr ich den Schnee auch liebte, auf Kälte konnte ich gut verzichten. Natürlich war das irgendwo unlogisch, immerhin würde im Sommer nie Wasser gefrieren und Schneeflocken herbei zaubern, aber es war unweigerlich mein Empfinden.

Ich suchte auf dem Fahrplan nach dem Gleis, auf dem Jimin ankommen würde und verglich meinen Fund nochmal mit der Angabe aus Jimins Nachricht.

Ich hatte noch etwa 15 Minuten, bis Jimins Zug ankommen würde. Daher beschloss ich noch für eine Weile durch das große Bahnhofsgebäude zu streifen, um die Zeit schneller vergehen zu lassen und mich zudem in Bewegung zu halten, da ich befürchtete an einer Stelle festfrieren zu können, täte ich dies nicht.

Es war schon nach fünf Uhr nachmittags und wahrscheinlich saßen die meisten Leute schon bei ihrer Familie und warteten auf das Festessen. Dementsprechend wenige Leute leisteten mir hier Gesellschaft. Ich konnte mich nicht beklagen, ich genoss gerade die Ruhe.

Langsam ließ ich den Blick durch die Schaufenster gleiten und suchte nach irgendetwas, was meinen Blick fesseln konnte. Doch natürlich war da nichts, was befähigt war meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Meine Gedanken wurden von einer einzigen Person beherrscht. Mein Bewusstsein war gerade wie ein Vakuum, in dem einzig und alleine Jimin existieren konnte.

Ihn bald wiederzusehen war wie eiskaltes Wasser, nach einer tagelangen Wanderung durch die Wüste. Die Erfrischung nach einer langen Durststrecke. Das Licht in der Dunkelheit. Die Farbe in meinem von Grautönen dominierten Alltag.

Als Jimin sich in den Flieger gesetzt hat, habe ich bereits gemerkt, wie schwierig es für mich ohne ihn werden würde. Er spielte eine so große Rolle in meinem Alltag, ich hatte mich über die Jahre einfach an ihn gewöhnt, wie sich ein Mensch eben an die Nettigkeit seiner Freunde gewöhnte und sie als Selbstverständlichkeiten wahrnahm. Abgesehen davon, dass seine Präsenz für mich schon lange Zeit wie selbstverständlich gewirkt hatte, hatte sich noch ein anderes Gefühl in mein Bewusstsein geschlichen. Er war für mich schon lange nicht mehr der „gute Freund" gewesen. Nein, auch als meinen „besten Freund" könnte ich ihn nicht mehr bezeichnen. So war er schon lange Zeit viel mehr, als nur das.

Doch das alles spielte nur in meinem Inneren eine Rolle. Ich war nie den Schritt gegangen, diese Gedanken gegenüber Jimin auszusprechen, aus Angst diese besondere Beziehung, die wir hatten zu zerstören.

Ich warf einen Blick auf mein Handy. 17.17 Uhr. In fünf Minuten würde sein Zug im Bahnhof einfahren, wenn er denn pünktlich war. Jimin hatte sich seit er aus dem Flugzeug in Seoul gestiegen war nicht mehr gemeldet, weshalb ich nicht davon ausging, dass er verspätet ankam. Die viel zu grell beleuchteten Anzeigetafeln bestätigten mir diese Annahme nur. Es gab keine Meldung zu einer Verspätung von Jimins Zug.

Ich begann in Richtung Gleis zu schlendern und schluckte die letzten Reste des Kaffees herunter, bevor ich den leeren Pappbecher in einen der vielen Mülleimer warf.

Am Gleis angekommen vergewisserte ich mich, dass ich sein Geschenk auch wirklich eingepackt hatte. Natürlich war es jetzt zu spät, dies zu überprüfen. Sollte ich es zu Hause vergessen haben, war jetzt auch keine Zeit mehr es zu holen. Natürlich hatte ich die Anwesenheit des Geschenks in meiner Jackentasche viele Male auf dem Weg zum Bahnhof kontrolliert, doch brauchte mein Gewissen einen weiteren Moment der Bestätigung, dass alles da war, wo es gerade sein sollte.

Ich begann geistesabwesend meine Handflächen aneinander zu reiben. Zwar trug ich ein paar Handschuhe, doch diese Eiseskälte machte mir trotzdem ganz schön zu schaffen.

17.22 Uhr. Der Zug müsste jeden Moment einfahren.

Ich blickte in beide Richtungen der Schienen und fragte mich, aus welcher Richtung der Zug wohl kommen würde. In beiden Fällen blickte ich in Dunkelheit, die nur durch die gigantischen, weißen Flocken erhellt wurde.

Jimin hatte mir viel erzählt. Dinge, die in den Staaten anders waren, als in Korea. Von Leuten, die er kennengelernt hatte. Leute, die ihm innerhalb kürzester Zeit ans Herz gewachsen waren. Leute, die er ein paar Skype Gespräche später als „Freunde" bezeichnen würde. Ich hatte mich jedes einzelne Gespräch darüber gefreut, was Jimin mir zu berichten hatte. Nicht nur, weil seine Erzählungen einfach spannend waren, sondern auch, weil er eben derjenige war, der berichtete. Von ihm zu hören fühlte sich so an, wie das Licht am Ende eines langen dunklen Tunnels.

Ich vermisste sein Lachen. Zwar hatte ich es oft in den Telefonaten und Videogesprächen gehört und gesehen, doch ich wollte es endlich wieder aus nächster Nähe wahrnehmen. Es war wie Balsam für meine Seele, sein Lachen war unverwechselbar und einzigartig für mich. Ich liebte es, so wie ich ihn als Person insgesamt liebte.

Doch diese unzähligen Telefonate hatten mir nicht nur gut getan, sie hatten auch ihre Schattenseiten. In mir wuchs eine Eifersucht heran, die ich so von mir nicht kannte. Ich neigte sonst nicht zu Eifersucht und wenn ich dann mal eifersüchtig gewesen war, war es mir möglich dieses Gefühl in die hinterste Ecke meines Bewusstseins zu verschieben. In eine dunkle einsame Ecke, in dem sie vor sich hin jammern konnte, ohne mich weiter zu belästigen. Doch das hatte sich verändert. Mit jedem Telefonat wurde es schlimmer, mit jedem neuen Freund, den Jimin gefunden hatte, schnitt mir dieses beklemmende Gefühl tiefer ins Herz. Ich hatte sie erst versucht so wie sonst herunter zu schlucken, doch es war irgendwann unmöglich geworden. Während Jimins Zeit an ihm vorbeizufliegen schien, war es, als würde der Sekundenzeiger meiner Wanduhr nur so dahinkriechen. Die Tage wollten und wollten nicht vergehen, die Zeit schien förmlich stillzustehen. Je langsamer die Zeit voranschritt, desto schwerer fiel es mir, dieses beklemmende Gefühl zu verbannen.

Ich riss mich aus diesem Gedankengang und versuchte mich aufs hier und jetzt zu konzentrieren. Jimins Zug war komischerweise immer noch nicht angekommen. Es war schon 17.31 Uhr und eigentlich sollte er vor neun Minuten kommen. Ich überprüfte nochmal, ob ich neue Nachrichten bekommen hatte, doch dies war nicht der Fall. Die letzte Nachricht im Chatverlauf mit Jimin war immer noch sein:

Es fühlt sich fast irreal an. Bald werde ich dich endlich wiedersehen.

A/N Chemicat13

Frohe Weihnachten euch allen!
Verbringt die Zeit mit euren Liebsten und genießt die kleine Verschnaufpause vom lästigen Alltag.

- Chemicat13

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