43 Warum gibt es eigentlich Woodwalker?

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Samiya wachte auf, weil es unter ihr auf einmal ordentlich rüttelte und rumpelte. Schnell schlug sie die Augen auf und schaute aus dem Fenster. Es ging gerade ziemlich steil bergauf, von der Straße war nicht mehr viel übrig geblieben – der Pfad war übersät von Geröll und abgebrochenen Ästen. Dort wo keine Steine lagen, tauchte dann mit Sicherheit ein Schlagloch auf, das sie alle immer wieder kräftig durchschüttelte.

Samiya kniff schnell die Augen wieder zu und versuchte sich an ihren Traum zu erinnern. Es war so ein seltsamer Traum gewesen, leider verblassten die Bilder jetzt immer mehr, sie konnte sie nur schwer festhalten. Nur ein Satz hallte in ihren Gedanken noch deutlich nach:

Warum gibt es Woodwalker? Wo kommen sie her?

Samiya erinnerte sich, dass sie früher schon einmal etwas Ähnliches geträumt hatte, als sie noch viel kleiner war. Sie hatte dann ihre Omi gefragt, aber die hatte ihr nur vage erklärt, das würde sie schon noch selbst herausfinden, wenn sie bereit dafür wäre. Kurz darauf hatte Samiya den Traum vergessen. Aber jetzt war er wieder da, warum gerade jetzt, wo sie auf dem Weg ins Nirgendwo waren?

Da holte ihr Sitznachbar sie aus ihren Gedanken.

„Na, gut geschlafen? Du hast beinahe die restliche Fahrt verpennt, wir sind jetzt gleich da."

„Oh wirklich? Das ist ja mal ne gute Nachricht!" Samiya gähnte und streckte sich einmal ausgiebig, dabei fiel ihr der kleine weiße Kopfhörer aus dem Ohr. Sie hob ihn auf und gab ihn Jeffrey zurück.

„Vielen Dank, das hat mich echt gerettet! Und deine Playlist ist auch ziemlich gut."

„Das ganze Oasis-Album war da aber nicht drauf, als ich dir das Ding gegeben habe," Jeffrey schaute Samiya mit hochgezogenen Augenbrauen an, als erwarte er eine Erklärung.

„Ich weiß. Aber jetzt ist deine Sammlung EXTREM gut!" Samiya lachte und schaute Jeffrey an, als wäre das das ja wohl völlig klar.

Da gab es auf einmal einen lauten Knall, der Bus bekam leichte Schräglage, rumpelte noch ein bisschen stärker als vorher und blieb dann ganz stehen.

Sofort entstand ein ziemliches Chaos im Bus, jeder wollte aus den Fenstern schauen, naja fast jeder – Cookie lag, vor Schreck verwandelt, auf dem Gang und stellte sich tot.

„RUHE BITTE! ALLE SETZEN SICH AUF IHREN PLATZ!" Das war Mr. Brighteyes Stimme, die alles übertönend durch den Bus schallte. Mrs. Clearwater stellte sich gerade neben ihn und erklärte in wenigen Sätzen was passiert war.

„Ein Reifen ist geplatzt. Glücklicherweise sind wir schon ganz in der Nähe von unsrem Zielort, wir werden also schön ordentlich alle aussteigen und den Rest zu Fuß gehen. Das Gepäck nehmen wir mit, denn es wird vermutlich eine ganze Weile dauern, bis wir einen Ersatzreifen aufgetrieben haben und der Bus wieder flott ist. Also, zeigt uns mal was Ordnung ist und steigt ruhig und ohne zu drängeln aus. Nehmt alles mit, was ihr für die nächste Woche braucht."

Naja, das mit dem ordentlich Aussteigen klappte dann doch nicht so ganz, in Wahrheit brach ein ähnliches Chaos aus, wie vor der Ansprache der Schulleiterin. Schließlich standen aber doch alle Passagiere draußen, jeder mit einem mehr oder weniger großen Rucksack auf dem Rücken, sogar Cookie hatte es geschafft, sich zurück zu verwandeln.

„Na zum Glück waren wir eh im Schneckentempo unterwegs, sonst lägen wir jetzt als Schrotthaufen da unten." Dorian deutete mit einem Kopfnicken die steile Böschung hinunter, mehrere Meter ging es da abwärts.

Brandon kickte ein paar kleine Steine aus dem Weg, die vor seinen Schuhen lagen, seine Stirn lag in Falten.

„Ist das überhaupt eine Straße für Autos? Sieht mir mehr nach einem Trampelpfad aus..."

„Das kann auch nur einer Wandlerschule einfallen, auf dieser Geröllhalde mit einem Bus aus dem Mittelalter einen Ausflug zu machen," Henry sah ziemlich entsetzt aus. Klar, was seine Erfahrung unter Menschen und Autos anging, sollte man hier wohl allerhöchstens mit einem Allrad-Geländewagen, Marke Jeep zum Beispiel herumgurken.

„Also, sind alle bereit? Hört auf zu meckern, und los geht's! Gesessen seid ihr schließlich lang genug!" Mr. Bridger hatte sich an die Spitze ihrer Gruppe begeben und startete schon bergauf. Zügig setzte sich die ganze Horde in Bewegung. Eigentlich waren alle froh, endlich aus diesem Bus entkommen zu sein, gegen eine kleine Wanderung hatte eigentlich niemand etwas.

Samiya fand sich zwischen Henry und Dorian, Holly und Brandon kamen gleich hinter ihnen. Jeffrey hatte sich wieder zu seinen Wölfen gesellt, schließlich hatte er sein Rudel jetzt lange genug vernachlässigt.

In Samiyas Kopf rumorte immer noch die Frage aus ihrem Traum. Wie eine Melodie, die sie nicht mehr losließ. Schließlich entschied sie sich, den Moment zu nutzen und die anderen zu fragen. Vielleicht war die Antwort ja auch ganz einfach und sie sah es nur nicht.

„Hey ihr beiden, habt ihr euch eigentlich schon mal gefragt, warum es Woodwalker gibt? Also wo kommen wir her?" Als Reaktion blickten sie zwei Jungs – ein Frosch und ein Kater in zweiter Gestalt – an, als käme sie von einem anderen Stern.

„Warum es Woodwalker gibt? Also ich kann dir das sicher nicht beantworten, ich wusste bis vor Kurzem ja nicht mal, dass es ÜBERHAUPT Woodwalker gibt. Ich wusste ja nicht mal, dass ich einer bin..." Henry zuckte mit den Schultern und schaute Samiya entschuldigend dabei an. „Aber interessante Frage... warum gibt es Woodwalker..." Der Froschwandler murmelte die Frage noch ein paar Mal leise vor sich hin, als könnte er so die Antwort darauf finden.

„Ehrlich gesagt, ich hab mich das auch schon manchmal gefragt, ist ja schon eine seltsame Sache... aber leider gibt's bei mir niemand, den ich hätte fragen können, also, keine Ahnung, leider..." Dorian hatte ein nachdenkliches Gesicht aufgesetzt. „Vielleicht solltest du jemanden fragen, der eine ganze Wandlerfamilie im Hintergrund hat und auch so aufgewachsen ist – Carag zum Beispiel, oder Lou, oder Tikaani." Der Katzenwandler schaute sich um und entdeckte Carag gleich hinter Holly und Brandon. „Hey Carag, komm doch mal her, wir brauchen deinen weisen Rat." Jetzt überzog ein leichtes Grinsen Dorians Gesicht.

Doch auch Carag hatte keine Antwort parat. Er begann dafür, sich ernstlich zu fragen, warum er sich über diese Sache selbst noch nie gewundert hatte. Er war als Pumawandler aufgewachsen, seine ganze Familie ebenso – das war einfach völlig selbstverständlich gewesen. Aber warum war das so? Gute Frage. Wie kam Samiya nur auf solche Gedanken?

Samiya hatte auf dem Weg auch noch Gelegenheit mit Lou und Tikaani zu sprechen, beide konnten ihr allerdings ebenso wenig eine Antwort geben. Tikaanis Geschichte war trotzdem sehr interessant:

„Also ich bin mir sicher, dass unsre Dorfältesten das wissen, doch das nützt uns auch wenig, denn die alten Geheimnisse, egal um was es geht, werden immer nur innerhalb des Ältestenrates weiter gegeben. Ich weiß gar nicht, ob noch andere bei uns davon wissen könnten. Vielleicht sollte ich das nächste Mal zu Hause ein bisschen neugierig sein..."

Das war zwar immerhin ein Anhaltspunkt, doch im Moment nützte er Samiya reichlich wenig. Sie hatte irgendwie so ein seltsames Gefühl, so als müsste sie jetzt unbedingt herausfinden, was es mit dieser Sache auf sich hatte...

***

Nach einer halben Stunde Fußmarsch erreichten sie schließlich ihr Ziel: ein doch recht geräumiges Blockhaus, zweistöckig, ganz aus Holz gebaut, mit einer überdachten Veranda und Feuerstelle dahinter. Vor der Veranda standen lange Bänke aus Stämmen geschnitzt, auf die sich die Mehrheit der Wanderer erstmal niederließ. Samiya hatte mittlerweile einen ziemlich großen Hunger, immerhin war es jetzt Mittagszeit - sie überlegte gerade, ob sie schnell mal von ihrem gepackten Vesper einen großen Bissen nehmen sollte, als Mr. Brighteye auch schon kurz in die Hände klatschte um sich Gehör zu verschaffen. Holly saß schon mit einem Nussriegel in der Hand da und fing gerade an zu knabbern.

„So – willkommen auf Wild Falls Cabin! Bestimmt seid ihr alle hungrig, also werden wir jetzt erstmal hier vespern, ihr könnt euch setzen wo ihr wollt, bleibt nur in Sichtweite, also in der Nähe hier."

„Wild Falls Cabin? Heißt das hier sind irgendwo Wasserfälle?!" Samiya konnte ihr Glück gerade kaum fassen – sie liebte Wasserfälle, immerhin war sie an einem aufgewachsen!

„Sehr richtig erkannt Samiya. Die Wild Falls sind hier ganz in der Nähe. Sie werden auch unser erstes Ausflugsziel sein. Gleich heute Nachmittag."

Was nun folgte war ein regelrechter Applaus. Die meisten waren noch nie an einem Wasserfall gewesen und waren natürlich nun dementsprechend aufgeregt. Die Vorfreude war bei allen groß.

Carag setzte sich neben Samiya auf die Wiese und packte hungrig sein Vesper aus.

„Samiya of White Falls zu Besuch bei den Wild Falls – hört sich doch gut an oder?" Mit einem Lächeln nahm Carag einen Riesenbiss von seinem Sandwich. Irgendwie hörte sich der Satz nach Abenteuer an, je länger er darüber nachdachte.

Samiya schaute ihn etwas verträumt an. In Gedanken war sie bei ihren Wasserfällen, den White Falls. Samiya of White Falls bei den Wild Falls? In ihrem Inneren fing es leicht an zu kribbeln. Konnte das alles Zufall sein? Oder hatte das Ganze hier etwa etwas mit ihrem Traum zu tun? Sie meinte sich dunkel zu erinnern, dass auch da Wasserfälle eine Rolle gespielt hatten...

„Hey Sam – willst du nichts essen? Nachher marschieren wir sicher wieder ewig in der Gegend herum." Samiya kam wieder in der Realität an, als Carag mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum wedelte.

„He lass das! Klar, will ich was essen!" Und damit fand der Proviant der jungen Pumawandlerin in kürzester Zeit sein Ende.

Carag hingegen wunderte sich insgeheim, was gerade mit Samiya los war, irgendwas war anders. Wie kam sie auf diese Woodwalker-Frage? Irgendwas passierte hier gerade, er wusste nur noch nicht genau was...

***


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