Der Weltreisende

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Als ich ihn das erste Mal sah...
Ich weiß auch nicht.
Ich musste ihn einfach anstarren.
Er war groß und gut gebaut, hatte starke behaarte Unterarme und einen Bart, trug seine Haare zu einem kleinen Man-Bun gebunden und stand an der Theke des Cafés wo ich immer frühstücke.
Das war es aber nicht, was ihn auffallen ließ, auch nicht der Hals, welcher, wie die Arme, mit lauter bunten Bändchen umschnürrt war.
Auch über den großen Reiserucksack auf seinem Rücken konnte man hinwegsehen.
Er bildete keine sehr große Ausnahme zu anderen Reisenden, welche ich bereits einmal gesehen hatte.
Aber die Art, wie er redete und lächelte, diese Augen hinter dem leicht verdunkelten Glas seiner Sonnenbrille, machten ihn anders.
Das Größte aber, war seine Art zu zahlen.
Ich weiß noch genau, was er sich bestellte,
Ein Karamell-Latte mit Sahne und Muskat To-Go, dazu ein Bagel, Vollkorn, ohne alles.
Dann zog er einen Beutel aus seiner Tasche und legte eine kleine goldglänzende Münze auf den Tisch. "Ich muss noch Geld wechseln!", erklärte er wie entschuldigend, winkte dem Bartender und verließ das Café.
Der Mann hatte Gold auf den Tresen gelegt ...
Es war nicht lange später, da sah ich ihn erneut, wie er durch die Einkaufsmeilen ChinaTowns lief.
Nunja, ich folgte ihm mehr oder weniger. Er war unermüdlich, lächelte, testete Speisen und Gerüche aus und kickte kurz mit ein paar Jungs Fussball, bevor ihn sein Weg weiter Richtung Zentrum brachte und in den Central Park. Dort verlor ich ihn dann zuerst aus den Augen.
Doch als ich in die U-Bahn Station hinunterhing und währenddessen über ihn nachdachte, war er wieder da, stand bei einer kleinen Band, welche mit allerlei Gegenständen Musik machten und machte dann schlussendlich auch hier kurz mit.
Er war nicht schlecht, musste man zugeben.
Ich weiß nicht warum, aber konnte nicht anders, als ihn wirklich faszinierend zu finden.
Als dann die nächste U-Bahn zischend und rumpelnd zum Halt kam, sah er auf, gab einem der Typen, seinen Trommeleimer zurück und lief mit einem breiten Lächeln auf den Lippen los.
Ich fuhr mit der selben Bahn und musste ihn immer wieder ansehen, hatte das Gefühl er fühle sich nicht ganz wohl.
Er starrte durchgängig aus dem Fenster und musterte die Tunnelwände, welche unter den ganzen Graffiti schon fast verschwanden.
Dann stieg er aus, ein paar Stationen eher als ich und ich sah ihm nach, wie er sich neben einen Streetdancer stellte und zusah und dann doch wieder weiterlief.
Er ging mir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf.
Am nächsten Morgen und die Tage darauf, habe ich ihn dann auch nicht mehr gesehen, aber ich las bald einen Artikel in der New York Times;
"Der Weltreisende - Ein Kind der Erde"
Er ist so gut wie jedem, der ihn kurz gesehen hat, sicher aufgefallen.
Der Mann in weiten Klamotten, bunte Bänder um Arme und Hals, ein großer Rucksack und immer ein Lächeln auf den Lippen.
Wir haben den "Weltreisenden", wie er sich selbst nennt, einmal befragt!
Was tut er?
Warum tut er es?
Was fasziniert ihn daran?
Würde er sein Leben ändern wollen?
Und vor allem, was hat er uns zu sagen?
..."
Ich las den ganzen dreiseitigen Artikel während meines Frühstücks durch und musste lächeln.
Ein Bild von ihm mit dem Reporter war abgedruckt und daneben ein Zitat des mysteriösen Mannes.
"Ich lebe, weil ich die Vielfalt suche. Für jeden ist Leben etwas anders. Die einen sehen das perfekte Leben als Sesshaft mit Familie. Die anderen Karriere und Erfolg in einem tollen Job. Für die einen ist der Job nur ein weg, sein Hobby zu finanzieren.
Für mich ist es eher letzteres. Ich arbeite, um weiterzureisen. Mal länger Mal kürzer.
Und das einzige was mich antreibt, ist die Gewissheit, ich werde etwas unglaublich Wunderschönes im nächsten Ort vorfinden."
Sein nächstes Ziel? Hoch nach Kanada und über die Rocky Mountains bis nach Alaska.
Ich musste einmal lachen und sah fasziniert das Bild an.
Wenn einer sein Leben lang so lächeln könnte, dann nur er.

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