Chapter 1

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Der kühle Wind umhüllte mich und wirbelte meine Haare in der Luft hin und her, als ich den allerersten Schritt aus der breiten Tür machte. Mein Blick schweifte zu dem großen, muskulösen Kerl mitte zwanzig, der mir mit einer kalten Miene zu nickte. Ohne die grauen Wolken am Himmel sahen die vielen kleinen Sterne selbst in einer Großstadt wunderschön aus.

Elf Uhr schlug es vor ein paar Sekunden oder Minuten erst, so hatte ich es zumindest auf der winzigen Uhr in der Bar entdeckt. Ella und Janine waren noch dort drinnen, aber ich hatte sie schweren Herzens zurücklassen müssen. Erstens hatten meine Füße langsam aufgeben, weil sie schon einen langen Tag hinter sich gehabt haben, und zweitens hatte ich bis spätestens zwölf wieder in unserem Hotelzimmer stehen zu müssen. Danach gäbe es keinen Zutritt mehr in das luxuriöse Gebäude. Es war ihnen einfach komplett egal. Wir hatten den Raum für drei Personen bezahlt, doch konnten sie sich, wenn sie noch weiter feiern wollten, einfach einen Lover suchen oder sich für ein paar Stunden Schlaf bei irgendwelchen komischen Leuten einquartieren und dann morgen früh wieder zurück zu mir kommen. Sie waren schließlich Single. Würde ich die Dinge tun, die sie taten, wäre ich Bruno schon längst los. Natürlich wollte ich das nicht, da er mir den nötigen Halt in meinem Leben verschaffte und irgendwie auch der Grund für mein Lächeln war. Irgendwie.

Nachdem Janine, Ella und ich viele teilweise nicht mal sehr interessante Sehenswürdigkeiten besucht hatten, wollte ich eigentlich nicht mehr weg, weil der Schmerz meiner Füße unerträglich war. Wenn man allerdings zwei begabte Überredenskünstlerinnen an der Seite hatte, konnte man seine eigenen Pläne kaum durchsetzen. Zumindest, wenn sie mir versprachen, mir danach eine große Tafel Schokolade zu kaufen. Damit würde mich jeder herumbekommen. Möglicherweise würde es sogar einer dieser gruseligen dunkel gekleideten Männer schaffen, die Kinder mit Süßigkeiten verführten um sie zu schnappen und ihnen Dinge an zu tun. Darüber wollte ich ehrlich gesagt gar nicht nachdenken.
Entschuldigung, aber dieser dunkelbraunen Köstlichkeit konnte ich einfach nicht widerstehen.

Es war spät, die Sonne hatte schon seit Stunden nicht mehr geschienen. Doch in New York war es nie dunkel. Auch, wenn ich diese Stadt das erste Mal besucht hatte, wusste ich das. Schließlich befand ich mich in der berühmten "Stadt, die niemals schläft". In tausenden Wohnungen schien noch das Licht zu brennen, hunderte Menschen bewegten sich von einem Ort zum anderen. Ab und zu ertönten die schrillen Sirenen von Krankenwagen, manchmal sogar von der Feuerwehr.

Ich wusste, dass ich genau drei Straßen kreuzen muss, danach nach rechts in die vierte einbiegen und auf der anderen Seite der Straße in das Hotel spazieren soll. Eigentlich wusste ich das. Trotzdem verlor ich mich viel zu schnell in meinen Gedanken. Als ich bei der fünften anstatt der vierten Ecke abbog und das leuchtende Schild des Hotels nicht sichtbar war, bemerkte ich, wie falsch ich war.

Mein spontaner Plan war es nun, die Straße weiter entlang zu gehen bis ich nach rechts biegen konnte - normalerweise sollte ich dann in der richtigen Straße sein.

Ich drehte mich zweimal um mich selber, versuchte, irgendwie einen guten Durchblick zu bekommen. Ein paar Autos fuhren über die Ampeln auf der ungewöhnlich kleinen Straße hinter mir, über die ich gerade schnellstens gegangen war. Dafür, dass ich mich in einem etwas stillerem Teil von New York befunden habe, war es noch ziemlich laut und befahren. Je weiter ich den Weg nach außerhalb genommen hatte, desto ruhiger wurde es um mich herum.

Ein paar Sekunden machten diese Nacht zu einer grausamen. Ein paar Sekunden, in denen ich einfach nur da gestanden hatte, während meine Augen alles mitverfolgten. Reagieren konnte ich nicht. Es war alles viel zu schnell, zu unübersichtlich und zu plötzlich.

Nach einem Taxi oder einem Menschen, der mir vielleicht weiterhelfen konnte, hatte ich mich nämlich weiterhin suchend umgesehen. Doch die Menschen, die ich entdeckte, waren gefühlt Tausende Kilometer von mir durch die Kreuzung entfernt. Komischerweise fühlte ich, dass irgendetwas schief lief, aber ich wusste nicht, was. Mir wurde schwindelig und gerade, als ein Taxi in meinen Blick fiel, passierte es. Niemand hatte so etwas erwartet.

Viele Artikel würden von Journalisten hier rüber geschrieben werden, es würde nach Personen gesucht werden, die vielleicht bezeugen konnten, wer es ausgelöst hatte. Aber an so etwas konnte man in diesem Moment noch nicht denken. Viel zu groß war der Schock und die Angst, um das Geschehen und die Menschen, die daran teilgenommen hatten. Unfreiwillig. Wurden einfach mit hinein gezogen, ohne eine Vorwarnung.

Die Ampel zu meiner Rechten hatte sich zu rot gewendet, ich sah es genau. Keine Ahnung, wie ich das noch wissen konnte, aber ich glaube, mein Unterbewusstsein hatte diesen Fakt einfach abgespeichert, ohne mich darüber zu informieren.
Ein silbernes Auto (oder es war weiß, das Licht ließ es mich nicht genau sehen) raste mit einer viel zu hohen Geschwindigkeit weiter, raubte mir den Atem. Vermutungen über das, was passieren würde, benebelten meinen Verstand und ließen mich einen Schritt nach hinten springen. Zur gleichen Zeit, war die Ampel zu meiner Linken sicherlich schon auf grün umgesprungen. Alles, was ich wahrnahm, war, wie ein schwarzes Auto versucht hatte, links über die Kreuzung abzubiegen.
Ziemlich schnell fuhr es an, fuhr weiter, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass noch jemand anderes von links oder rechts auf die Kreuzung fahren könnte. Schließlich hatten sie doch rot gehabt, nicht wahr?

Das Geschehen, was direkt vor meinen Augen ablief, werde ich niemals vergessen.
Niemals wird die Erinnerung aus meinem Gedächtnis weichen, wie das silberne Auto in die rechte Seite des schwarzen raste. Wie es herum geschleudert wurde, zwei Menschen mit sich riss. Und wie die Wolken sich über mir zusammen taten und plötzlich alles viel dunkler schien als vorher. Als wären die Lichter aus, als stände die Zeit still.

Es lief ab, wie in einem dramatischen Film. Tausende Fragen drängten sich in meinen Kopf, verwandelten den leichten Druck in starke Kopfschmerzen und ließen mich erschrocken aufkeuchen. Die Tränen konnte ich nicht unterdrücken, mehrere verschiedene Schreie waren zu hören und mir wurde klar, dass ich gerade dabei zusehen musste, wie Menschen verletzt wurden.

All das hier war unglaublich, so, wie man es immer im Fernsehen hörte oder in Geschichten.
Alles war zu leicht, zu schnell.
Hoffte, es wäre alles gar nicht real.

Mit aufgerissenen Augen drehte ich mich auf dem schmerzenden Fuß weg, lief. Ich lief einfach. Wohin war mir nicht klar, überall hin, nur nicht zurück.

Elf, zwölf, dreizehn. Der Kopf machte für mich die Arbeit und zählte die unendlich lang scheinenden Sekunden, die das Geschehen her gewesen war. Vor fünfzehn Sekunden erst hatten die Autos sich berührt, etwas ausgelöst, was alle drum herum nie vergessen können. Siebzehn. Achtzehn.

Scheiße.

Meine Beine bewegten sich schneller als zuvor, ließen meinen Körper durch die kalte Abendluft schweben und schienen niemals stoppen zu wollen. Zu groß war die Angst, die Verzweiflung, die Trauer, die Wut.

Warum passierte so etwas?
Warum gerade jetzt, wo ich so alleine durch die Stadt lief, ohne einen Plan, wo ich mich befand?
Wenn ich niemanden hatte, dem ich weinend in die Arme fallen könnte?
Der den Schock in meinem Gehirn etwas lindern würde?

Viel zu egoistisch diese Gedanken.

Wütend den Kopf schüttelnd erhöhte ich mein Tempo. Die Gefühle, die Emotionen wollte ich nicht spüren.
Auf den schwarzen hohen Schuhen konnte ich mich nicht mehr halten und knickte weg.
Die Geschwindigkeit verringerte sich, ich fiel auf die harten Steine unter mir. Selbst die reflexartig ausgestreckten Hände konnten nicht verhindern, dass mein Gesicht und die von einer Strumpfhose bedeckten Beine Kratzer erlitten. Eine geringe Menge an warmen Blut spürte ich langsam fließen und vermischte sich mit den heißen Tränen, die ununterbrochen flossen.

Irgendwie musste ich mich beruhigen. So konnte das nicht die ganze Nacht weitergehen.

Einatmen, ausatmen. Vergiss, was gerade passiert ist und beruhige dich.
Einatmen, ausatmen, Louisa.

Schwer atmend und still weinend lag mein zierlicher Körper auf den kleinen Steinen, die zu einem Weg zusammengesetzt wurden. In einer Straße, die viel dunkler schien, als die anderen. Viel lebloser. Von irgendwo schien eine Lichtquelle zu kommen, aber es war nur eine einzige, nicht mehrere.

Ich war zu erschöpft in diesem Moment, um darüber einen klaren Gedanken fassen zu können, schloss also einfach vorsichtig meine Augen und atmete erneut tief durch.

Alles wird gut, irgendwie.

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