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Jimin

Ich könnte vor Nervosität an die Decke gehen, ernsthaft. Während ich hier vor Yoongi's Haustür stehe frage ich mich, was ich mir überhaupt dabei gedacht habe, herzukommen. Alle Worte, die ich mir überlegt habe, sind wie weggefegt und in meinem Kopf herrscht gähnende Leere. Ich traue mich einfach nicht, zu klingeln. Wie ein Wahnsinniger laufe ich vor der Tür auf und ab, mir immer wieder durchs Gesicht wischend. Herrgott, es kann doch nicht so schwer sein, auf einen blöden Knopf zu drücken!

Okay, was kann schon groß passieren? Kooks sagte, dass Yoongi jeden Tag da war, also muss er nochwas für mich empfinden. Aber wie soll das jetzt weitergehen? Ich habe keine Angst vor seiner Nähe, im Gegenteil. Ich habe bloß Angst davor, dass Yoongi mich nicht mehr so behandeln wird wie vorher. Ach, was genau mache ich hier eigentlich? Es ist egal, was ich sage. Er wird mich trotzdem immer mit anderen Augen sehen. Am Besten gehe ich einfach wieder.

Gesagt, getan. Also verlasse ich das Grundstück und laufe langsam wieder zurück. Während ich den Weg entlanglaufe, beobachte ich die Menschen um mich herum. Etwa eine kleine Familie, eine Frau und einen Mann mit einem hellblauen Kinderwagen, die beide ihre Hand auf den Griff gelegt haben und dabei Händchen halten. Ein junges Mädchen mit einem Golden Retriever, die in den Park hineinläuft und sich mit ihrem Hund 'unterhält'. Am interessantesten ist aber der alte Mann, der an einer Hauswand lehnt und seelig lächelt. Was er wohl schon alles erlebt hat? Niemandes Leben ist wirklich leicht und jeder trägt eine Last mit sich herum. Die Einen mehr, die Anderen weniger. Und trotzdem lächelt er.

Woher der Mut kommt weiss ich nicht, aber ich gehe langsam auf ihn zu und lehne mich neben ihm an die Wand. Nach einer Weile traue ich mich dann auch, etwas zu sagen. "Entschuldigung, wenn ich Sie störe, dürfte ich Sie etwas fragen?" frage ich vorsichtig und sehe ihn höflicherweise an. Der Mann dreht seinen Kopf zu mir und sagt, ohne mich überhaupt zu kennen, einfach "Ja." also räuspere ich mich kurz und frage schließlich: "Warum lächeln Sie?" und dann gibt er mir eine Antwort, mit der ich nicht gerechnet habe. Eine simple, aber aussagekräftige Antwort. "Weil heute ein schöner Tag ist."

"Danke" sage ich noch schnell und verbeuge mich ergeben vor ihm, bevor ich wieder loslaufe. Zurück zu Yoongi. Wenn dieser Mann es schafft zu lächeln, einfach weil es ein schöner Tag ist, dann werde ich es ja wohl auch schaffen, mit Yoongi zu reden, oder nicht? Also renne ich schon fast den ganzen Weg zurück zu diesem riesen Haus und stehe japsend vor der Haustür. Nachdem ich wieder halbwegs Luft bekomme, klingle ich ohne darüber nachzudenken und trete auf der Stelle hin und her, aber es öffnet niemand. Also klingle ich nochmal und klopfe dazu noch an der Tür. Nichts. Okay, vielleicht ist er ja im Garten.

Also gehe ich einmal ums Haus herum und drücke die Klinke der Gartentür runter, die auch tatsächlich nachgibt und die Tür öffnet sich quietschend. Langsam tapse ich den Steinweg entlang und luge vorsichtig um die Ecke, damit ich Yoongi, falls er hier draußen ist, nicht erschrecke. Aber auch im Garten sehe ich nichts. Es soll wohl einfach nicht sein.

Als ich aber gerade wieder zurück an der Gartentür bin und sie öffnen will, höre ich lautes Klirren und Geschrei aus dem Haus und lausche auf. Schnell laufe ich weiter in den Garten und eile auf die Glastür zu, die zu meinem Glück offen steht und gehe rein. Ich folge dem Geräusch weiter, bis zu Yoongi's Fotozimmer und der Lärm wird immer lauter. Sofort öffne ich die Tür, bleibe aber im Türrahmen stehen. Yoongi hockt da, inmitten von demolierten Möbeln und zerrissenen Fotos. Er weint und schlägt immer wieder um sich. "Warum?" und "Komm zurück zu mir!" sind bloß zwei der Dinge, die er immer wieder brüllt.

Ich habe keine Ahnung, wie ich reagieren soll, aber ich muss ihn irgendwie beruhigen und aus diesem Wahn rausholen, aber wie?

Ich atme tief durch, bevor ich meinen Mut zusammen sammle und einen Schritt auf den Älteren zugehen. Vorsichtig strecke ich meine Hand nach ihm aus und berühre ihn gerade so mit meinen Fingerspitzen, während mein Mund sich schon öffnet, um ihn anzusprechen, da schlägt er auf einmal wieder um sich und trifft mich mit Karacho direkt an der Hüfte. "Aua! Fuck, Yoongi! Ich bin es!" stoße ich schmerzerfüllt aus und falle auf die Knie. Man ey, der hat aber auch viel mehr Kraft, als man meint.

"Jimin? Scheiße, was machst du hier?" gibt er von sich, bevor er sich die Tränen aus dem Gesicht wischt. Dabei fällt mir auf, dass er noch immer ein Foto fest in der Hand hält. Der Rapper sieht mich mit seinen verheulten, geschwollenen Augen an, so als könnte er nicht glauben, dass ich tatsächlich hier sitze. "Willst du mich weiter anstarren, oder hilfst du mir auf?" kommt es aus mir und das war wohl wie ein Schalter, den ich bei ihm umgelegt habe, denn er springt sofort auf und stellt sich neben mich. Zögerlich fasst er mich am Oberarm an, als wäre ich aus Glas und als ob er mir den Arm direkt brechen würde, wenn er richtig zupackt.

Genau das war meine Angst.

"Yoongi, ich bin nicht aus Zuckerglas. Ich zerspringe nicht, wenn man mich anfasst, also würdest du mir jetzt bitte aufhelfen?" werde ich langsam ungeduldig und will mich schon selbst langsam aufrichten, da packt er plötzlich doch fester zu und zieht mich mit einem Ruck wieder auf die Beine. "Danke." bringe ich raus, aber dann wird es still im Raum.

Zu still.

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Jaaaaaa, schlafen is wohl nicht so mein Ding.

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