Auf ein neues...

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Es vergingen fünf unauffällige Wochen. Keine Zwischenfälle, keine Nachrichten oder Anrufe, keine Verfolgungen. Dalia konnte sich voll und ganz auf ihre Arbeit und die Hochzeitsvorbereitungen konzentrieren. Sie war dankbar für diese kleine Auszeit ihres problematischen Lebens. Ihr Geburtstag stand vor der Tür und Joyce war bereits Feuer und Flamme etwas zu unternehmen und zu planen. Dalia hingegen wollte dieses Jahr ausschlafen, Frühstücken und den restlichen Tag auf der Couch verbringen. Doch Joyce und Tom redeten auf sie ein, und überzeugten sie vom Gegenteil. Sie hasste es aus tiefstem Herzen wie schnell sie sich umstimmen lies. Sebastian stimmte ebenfalls fürs Feiern. Drei Stimmen gegen eine. Sie entschieden sich abends essen zu gehen und danach in einem Club tanzen zu gehen. Dalia war schon lange nicht mehr aus gewesen. Die Planung überlies sie ihren Freunden, ebenso wie die Gästeliste. Sie suchte sich lediglich einen Club und ihr Outfit aus.

Im Büro lief es super. Mr. Pierce war eine große Stütze. Als seine Sekretärin und Stellvertretung, machte sich Dalia hervorragend. Mittlerweile übernahm sie sogar Vorstellungsgespräche. Aus der ganzen vergangenen Michael Problematik hatte sie dazu gelernt. Jeder Bewerber wurde durch Liam bis aufs kleinste Detail durchleuchtet. Sie wollte nicht, dass sich so etwas wiederholte. Seit dem der Störfaktor Michael nicht mehr in der Kanzlei arbeitete, wuchs sie aus sich heraus und entwickelte sich weiter. Sie machte viele Überstunden, welche bei Sebastian nicht so hoch angesehen waren. Er hatte ihr bereits angeboten ganz mit der Arbeit aufzuhören, wenn sie denn mal verheiratet sind. Schließlich bräuchte sie dann auch keinen Job mehr. Nie im Leben würde sie ihre hart gewonnene Arbeit aufgeben, dafür war sie viel zu Stolz. Sie hatte das ganz alleine geschafft und konnte auf eigenen Beinen stehen, ganz ohne Hilfe. Das würde sie sich nicht nehmen lassen.

Es war bereits fünf Uhr Nachmittags als sie Sebastians SMS las. "Lust heute Abend essen zu gehen und danach an nichts zu denken?" Das war das Codewort für Sex auf dem Balkon. Mittlerweile wurden die Temperaturen abends angenehm wärmer, sodass sie nicht mehr zu Tode erfrieren würde. Sie tippte ihren letzten Satz fertig, speicherte und schloss die Datei ab, und fuhr ihren PC herunter um Feierabend zu machen. Mr. Pierce und alle anderen Angestellten waren bereits gegangen. Es war nur noch sie und Thilo, der in der Lobby auf sie wartete, im Gebäude. „Habe gestern meine Periode bekommen. Wird leider nichts, Baby." Sie schickte die SMS ab und sah auf den ausgeschalteten Display. Schade, dachte sie sich. Sie hatten seit Tag eins nicht verhütet. Sie wusste dass sie Schwierigkeiten hatte, schwanger zu werden, lies es aber entspannt angehen. Wenn es passierte, dann passierte es eben, sagte sie sich immer. Sebastian machte ihr ebenfalls keinen Druck. Sie hatten darüber gesprochen. Eventuell müssten sie eine künstliche Befruchtung in Anspruch nehmen, aber alles zu seiner Zeit.

Noch hatte sie es nicht eilig Mutter zu werden. Erst einmal freute sie sich wie verrückt auf die Hochzeit. Sie schaltete alle Lichter ab und verlies mit Thilo das Gebäude. „Was machst du eigentlich die ganze Zeit während ich arbeite?" Fragte sie ihn neugierig. Er grinste und sah in den Rückspiegel. „Ich lese eine Buch oder erledige Telefonate, Termine und so etwas. Wieso fragst du?" „Ich würde sterben vor Langeweile, wenn ich du wäre." Er räusperte sich bevor er sprach. „Dann ist ja gut dass du das nicht machen musst." Sie nickte und schaute auf ihr Handy. „Wie lange bist du jetzt schon in den USA?" Sie überlegte kurz an welchem Datum sie letztes Jahr in New York angekommen war. „In ein paar Tagen ist es schon ein Jahr." „Wow, wie die Zeit rennt, was? Ich habe mitbekommen, dass du bald Geburtstag hast." Sie verdrehte die Augen. „Lass mich raten: Joyce?" Thilo nickte nur lächelnd mit dem Kopf. „Dachte Ichs mir..." Sie stützte sich mit ihren Ellenbogen auf ihre Knie, „Nicht zu fassen dass ich dreißig werde." „Oh, ein runder Geburtstag, wie schön. Dann wird das bestimmt groß gefeiert oder?" Komisch das er das fragte. Schließlich müsste Sebastian doch bereits mit Joseph besprochen haben wann sie arbeiten werden. Vielleicht ist die Nachricht ja auch einfach an ihm durchgegangen. „Ich fürchte schon." „Schon eine Idee wohin es für euch geht?" Er verhielt sich komisch, vielleicht hatte Dalia aber auch einfache Paranoia nach den ganzen grausamen Monaten. Sie konnte ihm Vertrauen, schließlich vertraute Sebastian und Jo ihm auch. „Das wird eine Überraschung, glaube ich. Ich habe den Befehl bekommen, mich nicht in die Planung einzumischen und daran halte ich mich." „Ich wette das wird eine tolle Party. Du hast wirklich liebe Menschen um dich herum." Er bog die Straße zum Haus ein und öffnete mit einem Klick auf die Fernbedienung, das Garagentor. „Da hast du recht Thilo." Sie lächelte. Sie war wirklich dankbar ihn in ihrem Leben zu haben. Sie wusste nicht, ob er so etwas wie eine Vaterfigur für sie war. Schließlich war er eine ganze Schippe älter als sie. Jo war es jedenfalls bereits. Er hatte ihr bereits bei vielen Angelegenheiten geholfen und war wie ein Vater für sie da. Sie vermisse ihren Dad. Sein Tod war nun mehr als sechs Monate her. Sie wollte nicht mit dieser Situation klar kommen, aber was blieb ihr denn schon groß übrig?

Sie bedankte sich für die Fahrt und verabschiedete Thilo in den Feierabend. Oben angekommen legte sie ihre Jacke und Schuhe ab, und warf die Schlüssel in die Schale am Eingang. „Bin zuhause" rief sie laut, da die Musik ohrenbetäubend war. Sebastian saß auf einer ausgebreiteten Picknick Decke und lehnte sich an die Couch. Er hatte gekocht und alles wie bei einem Picknick angerichtet. Wie kreativ er doch sein konnte. „Hey Liebling." Er stand auf und nahm sie in den Arm. „Wie war dein tag?" Er nahm ihr Gesicht in seine Hände während sie gerade sprechen wollte und küsste ihre Lippen, immer und immer wieder. Er hörte nur vereinzelte Wörter aus ihrem Mund. Sie lachte und entfernte sich etwas von ihm. „Willst du nun wissen wie mein Tag war oder nicht?" „Klar doch, ich will immer alles von dir wissen" sagte er und schmunzelte. Seine Hände ruhten auf ihren Schultern. „Er war gut." Er wartete noch kurz, in der Hoffnung sie würde noch etwas anderes sagen, aber es kam nichts weiter. „Das wars?" Fragte er nach. „Ja.. er war wie immer. Heute ist Donnerstag, kein besonderer Arbeitstag." Er nickte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Okay, na dann komm, setzten wir uns hin." Er zündete die zwei Kerzen an und schenkte ihr etwas Weißwein ein. „Und wie war dein Tag?" Fragte sie während sie sich einen Käse-Trauben-Spieß in den Mund schob. „Ich war nach der Arbeit bei Chris und hab ihm bei der Auswahl seines Anzugs geholfen." „Wie sieht er aus?" Er drehte gerade die Spaghetti auf die Gabel und stopfte sie sich in den Mund. „Ich habe die Befürchtung dass er zu gut aussehen wird."

Dalia musste lachen. „Ich dachte man kann nie gut genug aussehen, deine Worte." „Ich glaube, ich mache mir sorgen, dass meine Verlobte mit meinem Trauzeugen durchbrennen könnte, so gut wie er aussieht. Selbst ich würde mit ihm durchbrennen wenn ich eine Frau wäre." Beide lachten herzlich über seinen Satz. „Liebling, ich glaube du weist gar nicht wie gut du aussiehst. Und ich möchte keinen anderen Mann. Ich will nur dich!" Sie legte ihre Hand behutsam auf seine und lächelte sanft. Bekam er gerade kalte Füße? „Außerdem glaube ich, dass wir uns mehr Sorgen um Joyce machen müssen. Wenn sie sich weiterhin so gut verstehen, werden sie womöglich den Abend noch für etwas anderes nutzen. Sie wird auch grandios aussehen." „Ich dachte genau das sollte sie auch?" Sagte er skeptisch. „Weißt du.." Sagte sie nachdenklich, „...ich liebe Joyce, aber sie hat die Fähigkeiten, Männer zu versauen. Sie ist nicht einfach und kann einem Mann das Leben wirklich zur Hölle machen wenn er nicht ihren Erwartungen entspricht." Sie fühlte sich scheusslich, so über ihre beste Freundin zu reden, aber es war nunmal die Wahrheit. Joyce hatte so auch ihre letzte Beziehung fort gejagt. Das lag zwar bereits drei Jahre in der Vergangenheit, aber sie konnte bereits die Auswirkungen an Tom sehen. „Ich glaube Chris könnte sie ganz gut in Zaum halten. Er hat sowas drauf." „Was, mit schwierigen Frauen umgehen?" Sie grinste und trank einen großen Schluck Wein. „An dem Abend nach dem Brautladen, hatte er sie wirklich sehr gut im Griff. Joyce war wie ausgewechselt. Außerdem schreiben sie seit dem täglich miteinander und telefonieren auch. Ich glaube, er tut ihr gut." Dalia war etwas entsetzt, nichts darüber zu wissen. „Sie schreiben miteinander? Wirklich? Joyce hat mir gar nichts erzählt..." „Ich glaube das sollte auch erstmal niemand wissen." Sie legte das Besteck mit einem klirren ab. „Warte mal eine Sekunde. Wenn ich ihr erst später von etwas erzähle, ist sie sofort eingeschnappt. Aber wenn es bei ihr Neuigkeiten gibt, behält sie diese wochenlang für sich? Wie unfair ist das denn?" Sie klang schon etwas kindisch als sie nochmal über ihren Satz nach dachte, aber auch das war die Wahrheit. Auch als sie ihren letzten „Freund" hatte, war sie die letzte die davon wusste. Dalia konnte nur mit dem Kopf schütteln. „Ich bin mir sicher sie hat ihre Gründe." „Sie findet immer Gründe, Sebastian." „Vielleicht möchte sie nicht in dieser Sache beeinflusst werden, kann doch sein." „Beeinflusst? Sie ist die jenige, die Leute beeinflusst, nicht anders herum. Gott, manchmal macht sie mich echt wütend und ich weiß nicht mal wieso." Er räusperte sich und stellte sein Glas hin. „Ich wollte dir das nie sagen weil ich mich niemals zwischen eurer Freundschaft stellen wollte. Aber Joyce ist..., wie drücke ich das aus ohne bewertend zu werden?" Fragte er sich selbst. „Sag es einfach so wie du es denkst" ermutigte sie ihn. „...Sie ist nicht immer eine tolle Freundin gewesen. Ich habe das Gefühl, dass sie dir nicht immer alles von Herzen gönnt, so wie du ihr." Dalia dachte kurz über seinen Satz nach. „Weißt du noch als sie sagte, ihr gefällt New York gar nicht und dass sie wieder zurück nach Deutschland möchte?" Dalia nickte und hörte ihm aufmerksam zu. „Sie ist noch immer hier weil sie sieht, wie gut es dir hier geht. Ich glaube sie will auch genau das, was du hast und eifert dir etwas nach." „Deswegen auch der plötzliche Kontakt mit Chris..." In ihrem Kopf machte es klick.

„Aber wieso sollte sie neidisch sein? Sieh dir doch an was für eine Scheiße in den letzten Monaten passiert ist. Sie kann unmöglich mein Leben wollen." „Vielleicht nicht diesen Teil..." er schüttelte seinen Kopf und zeigte mit dem Finger auf sie und ihn, „...Aber dafür will sie das, was wir haben." Ein Moment der Realisation für Dalia. Es war als hätte ihr Sebastian die Augen geöffnet. „Sie hat niemanden mehr in Deutschland. Du bist alles was ihr geblieben ist und sie versucht sich verzweifelt an dein Leben zu heften um dich nicht zu verlieren. Was verständlich ist. Es ist schließlich nicht einfach, ganz alleine im Leben zu stehen." Dalia konnte nichts dazu sagen, sie war noch immer viel zu geschockt über all die Wahrheiten die Sebastian aussprach. Nicht dass sie es in ihrem tiefsten inneren nicht bereits wusste, nein, sie wollte es nicht wahrhaben. „Hmm.." Kam es aus ihrem Mund, zu mehr war sie nicht fähig. „Aber lass dich nicht von meiner Meinung beeinflussen, Schatz. Du musst am Ende wissen, wie du mit ihr umgehst und über sie denken möchtest. Vielleicht irre ich mich ja auch, aber das ist das, was ich sehen kann." „Sie hat schon immer weniger in diese Freundschaft investiert als ich, aber daran habe ich unsere Beziehung niemals gemessen. Aber jetzt wo du es sagst, mache ich mir schon Gedanken wie das auch in Zukunft aussehen soll. Weist du ob Chris irgendwann Kinder haben möchte?" „Ja, wieso fragst du?" Dalia grinste und schüttelte ihren Kopf. „Joyce will keine Kinder." „Wirklich? Niemals?" „Nope..." sie wirkte irgendwie schadenfroh, auch wenn sie das nicht wollte, „...na dass kann ja lustig werden." Sebastian bewarf sie mit einer Traube. „Hey! Wenn du so bist unterscheidest du dich kaum von Joyce." Dalias Augenbrauen schossen schneller in die Höhe als eine Weltraumrakete beim Start. „Was sagst du da? Du vergleichst mich jetzt nicht allen ernstes mit Joyce." Er zuckte mit den Schulter. „Ob und wie es mit den beiden funktionieren wird ist nicht unsere Angelegenheit, mein Schatz." Er hatte Recht. Sie wollte sich nicht einmischen und schon gar nicht urteilen. Sie nickte ihm bestätigend zu und kuschelte sich an ihn. „Und jetzt planen wir deinen Geburtstag." „Och nö, doch nicht heute Abend?" „Ich räum das hier ab und danach setzen wir uns vor den Laptop, okay?" Dalia schnaubte und versuchte sich dagegen zu wehren, gab aber schnell auf, da sie absolut keine Chance gegen ihn hatte.

Während er die Küche aufräumte, sprang sie schnell unter die Dusche und machte sich Bett fertig. Beide kuschelten sich gemeinsam unter die Bettdecke und durchforsteten das Internet nach dem besten Club. Nachdem sie fündig geworden waren, besprachen sie noch die Einzelheiten wie die Uhrzeit und wie viele Bodyguards mehr sie benötigten um alle vor etwas zu schützen, wovon sie sich erhofften, dass es nie eintreten würde. „Wissen Joseph und Thilo eigentlich schon bescheid?" Fragte sie nach. „Ja, ich hatte beide schonmal informiert, damit sie sich ihre freien Tage danach besser einplanen konnten. Wieso fragst du?" „Ach, nur so" wimmelte sie ihn ab um ihn nicht unnötig zu beunruhigen. Aber da gab es doch eigentlich auch keinerlei Gründe sich sorgen zu machen. Dalias Paranoia spielte wieder verrückt und hinterfragte jedes für sie auffällige Verhalten doppelt und dreifach. „Gibt es eigentlich so etwas wie einen Notfall Plan?" Sebastian wurde sofort stutzig. „Was ist los? Wieso fragst du so etwas?" Sie schüttelte den Kopf und setzte sich aufrechter hin. „Einfach nur so. Ich sollte doch wissen was genau passiert wenn ein Notfall eintritt oder etwa nicht?" „Welchen Notfall meinst du denn genau?" Er legte den Laptop zur Seite und war ganz Ohr. Ihr Verhalten war komisch. „Welche Notfälle gibt es denn?" Sebastian überlegte kurz und zählte dann ein Fall nach dem anderen auf: „Wir hätten einen Amoklauf, einen Überfall, Kidnapping, Versuchter Mord, Stalking, Drohbriefe-,Anrufe-,Mails und sonstiges. Dann gibt es noch Prügeleien, Naturkatastrophen und versuchte und gelungene...Vergewaltigung." Er räusperte sich bei dem letzten Wort, sehr wohl bewusst, dass Dalia bereits da durch musste. Mittlerweile leider durch sehr viele der Sachen, die er gerade aufgezählt hatte. Sie nickte, überfordert von dem was sie gerade gehört hatte.

„Und...es gibt zu all dem einen eigenen Plan dazu?" „Dafür sind die wöchentlichen Meetings." Sie überlegte welches Notfall Management sie hören wollte. „Was genau passiert bei Kidnapping?" Skeptisch legte er den Kopf in den Nacken. „Willst du das wirklich vor dem schlafen gehen hören? Das ist kein guter Traumstoff, Liebes." „Erzähls mir" sagte sie zuversichtlich. „Naja, erstmal werden die Spuren aufgesucht. Sämtliche Sicherheitskräfte werden bewegt dem nach zu gehen. Dein Handy würde geortet werden, da es einen Peilsender trägt, welches auch funktioniert, wenn das Handy aus ist. Danach kommt Liam in Einsatz, der der Polizei und FBI zur Hilfe kommt. Er würde sich auch in sämtliche Sicherheitskameras der Stadt hacken und dich somit aufspüren. Das ist natürlich alles leichter gesagt als getan, Hindernisse kann es überall geben." Dalia versuchte all die Informationen zu verarbeiten. „Du hast einen Peilsender in mein Handy installiert?" „Klar. Sicherheit ist wichtig." Sie starrte auf die Bettdecke während sie sprach. „Das heißt du weißt immer wo ich gerade bin..." „Ganz genau. Aber keine Sorge, ich spioniere dich nicht aus." Sie bewegte langsam ihr Kopf auf und ab und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Entspann dich" lachte er, „Ich weiß auch ohne Peilsender wo du bist. Du sagst es mir ja immer." Er zwinkerte ihr zu und grinste. „Das stimmt" entspannte sie sich. „Na dann kann mir ja nichts schlimmes passieren, so vernetzt wie ich bin." Sie tätschelte seine Hand und lächelte ihn an. „Es könnte immer etwas passieren. Da draußen gibt es gefährliche Menschen. Ich danke Gott dafür, dass du jeden Tag heil zu mir nach Hause kommst." Seine Miene war ernst und voller sorgen. Dalia rückte näher zu ihm und kuschelte sich in seine Arme. „Keine Sorge Baby. Ich werde dir den Rest deines Lebens auf die Nerven gehen." Beide lachten. Sein angespannter Körper kam zur Ruhe und legte sich bequem hin um mit Dalia in seinen Armen einzuschlafen. „Ich liebe dich Dalia..." Er drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. Sie lächelte gegen seine Brust. „...wie verrückt" antwortete sie ihm und drückte sich näher gegen seinen Körper.

Sebastian hatte Recht. Das abendliche Gespräch war wirklich kein guter Traumstoff. Sie wachte mitten in der Nacht, schweißgebadet von einem Alptraum auf und war hellwach. Sie machte das Licht an und versuchte sich erst einmal zu orientieren, bevor sie aufstand und aus dem Schlafzimmer ins gegenüber liegende Badezimmer ging. Sie wollte sich den Schweiß von ihrem Körper waschen und wollte Sebastian nicht aufwecken. Alles klebte an ihr und sie dachte über ihren Alptraum nach, während sie sich auszog. Das warme Wasser entspannte ihre Muskeln. Sie dachte darüber nach, wie wohl der Plan bei einer Naturkatastrophe aussah oder bei versuchtem Mord. Eigentlich wollte sie sich nichts davon genauer vorstellen. Ihr Alptraum allein war schon gruselig genug. Sie hatte von Michael geträumt. Er war wieder im Büro und nutzte jede Gelegenheit mit ihr aus. Sie war wie gelähmt und er verging sich an ihr, somit hatte sie keine Chance zu entkommen. Gott sei dank war das nur ein Alptraum, ein Hirngespinst. Sie betete dafür, dass das auch immer einer bleiben würde. Nachdem sie ausgiebig geduscht hatte, war sie natürlich hellwach. Es war gerade mal zwei Uhr morgens. Sie entschied sich den Fernseher anzumachen, in der Hoffnung sie würde wieder müde werden. Als sie die Treppe runter lief, hörte sie ein lautes Poltern. Sie ging ans Fenster und sah nach draußen, konnte aber nichts auffälliges erkennen. Außerdem hätte die Alarm Anlage sofort Meldung gegeben, falls etwas nicht stimmen sollte. Als sie in den Himmel sah, entdeckte sie helle Blitze. Ein Gewitter. „Ein Gewitter, es ist ein simples Gewitter. Jetzt drehst du völlig durch." Leise sprach sie mit sich selbst und setzte sich kopfschüttelnd auf die Couch.

Sie drückte sich durch die verschiedenen Kanäle und blieb an dem Esoterik Kanal hängen. Ein Mann war in der Leitung der Hellseherin und wollte wissen, ob er in dem nächsten Jahr das große Geld verdienen würde. Die Lady mit den vielen verschiedenen, klimpernden Armkettchen wirkte euphorisch als sie die Karten aufdeckte. Sie versprach ihm einen sechs stelligen Bereich auf seinem Konto innerhalb der nächsten acht Monate. Was für ein Bullshit, dachte sie sich und wählte die angegebene Telefonnummer auf ihrem Handy. Erst tat sich nichts, danach wurde sie direkt mit der Zentrale verbunden und glücklicherweise direkt zur Hellseherin Iris durchgestellt. Was für ein Zufall, Normalerweise würde man ewig brauchen um in einer dieser Leitungen zu kommen. Etwas nervös war sie schon etwas. Nicht weil sie dem ganzen wirklichen Glauben schenkte, sondern weil sie mit einer Fremden am Telefon sprechen musste. Am Telefon war ein freundliches Hallo zuhören, ebenso im Fernsehen. Dalia zögerte kurz und dachte darüber nach, einfach aufzulegen. Aber jetzt war sie schon durchgekommen und zahlte lächerliche 3$ pro Minute, also musste sie das nutzen. Sie schaltete den Fernseher leiser und stellte sich vor. „Hi, mein Name ist Dalia und ich frage mich, was das Leben für mich in nächster Zeit bereit hält." Wow, das klang selbstbewusster als es sich in ihrem Kopf anhörte.

„Liebe Dalia, lass mich für dich in den Karten nachsehen." Sie legte drei Karten von rechts nach links umgedreht auf den Tisch und deckte die erste Karte von links nach rechts auf. „Ich sehe hier die Herrscherin. Diese Karte ermuntert sie dazu, sich mehr zuzutrauen und an ihrem Selbstbewusstsein zu arbeiten." Sie deckte die nächste Karte auf. „Die zweite Karte ist die Karte der liebenden. Sie haben eine tiefgründige Beziehung zu ihrem Partner und stehen vor einer größeren Veränderung." Damit könnte sie die Hochzeit meinen, dachte sie sich und bestätigte es ihr mit einem „Hmm". Nun war die letzte Karte dran. „Diese letzte Karte, meine liebe Dalia, zeigt den Teufel. In ihrem Umfeld gibt es jemanden, der sehr besitzergreifend zu sein mag und alles dafür tun würde, ihnen alles zu nehmen was ihnen Freude bereitet. Ich kann spüren, dass sehr viele negative Energien vorhanden sein werden. Seien sie vorsichtig und schützen sie sich. Reinigen sie sich von den negativen Auren in ihrem Umfeld." Der Teufel? Ernsthaft? Iris verabschiedete sich und wünschte eine Gute Nacht. „Danke, ihnen auch" sagte Dalia freundlich und legte auf. Besitzergreifend, hallte es noch in ihrem Kopf. Könnte Sebastian damit gemeint sein? Etwa wegen dem Peilsender? Nein, das konnte sie nicht glauben. Sollte vielleicht Michael noch einmal in ihrem Leben eine große Rolle spielen? Dalia bereute ihre Entscheidung im Fernsehen angerufen zu haben sofort. „Die einzigen negative Energie die ich spüre ist deine, meine liebe Iris" äffte sie nach. Sie schüttelte den Kopf und schaltete um auf eine Tiersendung. Blauwale, die Götter der Meere. Gutes Traummaterial. Zu der rauen und beruhigenden Stimme des Dokumentation Kommentator konnte sie bestimmt gut einschlafen. Sie machte es sich auf der Couch bequem und schloss die Augen, hörte aber aufmerksam zu und malte sich die Bilder in ihrem Kopf aus. Es funktionierte. Sie wurde müde und schlief tatsächlich bis zum späten Morgen durch.

Sebastian wurde wach und bemerkte die Kälte auf Dalias Bettseite. Er zog sich ein T-Shirt über und ging die Treppe hinunter. Auf der Couch entdeckte er sie friedlich schlafend. Er streichelte ihr über ihren eiskalten Arm und deckte sie sanft zu. Einen Moment lang stand er vor ihr und sah sie an, bevor er in der Küche verschwand und Frühstück machte. Lautes klirren und das brummen der Kaffeemaschine weckte sie unsanft. Sie rieb sich ihre müde Augen und gähnte aus voller Kraft. Das Display ihres Handys zeigte sechs Uhr morgens an. Sie hatte noch genug zeit sich für die Arbeit fertig zu machen. Freitag war immer ein kurzer Arbeitstag und sie musste erst um neun in der Kanzlei sein. „Guten morgen" krächzte sie noch müde und ging auf Sebastian zu. „Morgen Liebling" sagte er und reichte ihr die fertige Kaffeetasse. „Wieso hast du auf der Couch geschlafen?" Er klang traurig nicht neben ihr aufgewacht zu sein. „Ich hatte einen Alptraum und konnte dann nicht mehr schlafen, da bin ich runter gegangen und habe eine Wal Doku angeschaut und muss dann eingeschlafen sein. Sorry, Babe." Sie lächelte ihn an und behielt die kleine Info des nächtlichen Telefonats bei einer TV-Hellseherin für sich. Sebastian schenkte so etwas sowieso kein Glauben. „Muss ja eine spannende Doku gewesen sein wenn du einschläfst" sagte er lachend. „Scheint so" zuckte sie mit den Achseln. Beide frühstückten gemütlich, teilten sich die Pläne des Tages mit, besprachen beim Antreffen von Joseph den Zeitplan und machten sich fertig. Thilo hatte frei bekommen, da er freiwillig vier schichten von Joseph übernommen hatte. Als Dalia in ihren Pumps schlüpfte und Sebastian sich gerade die Schuhe zu band, öffnete Jo die Tür und entdeckte einen Brief auf den Boden. Er wurde mit einem Stein beschwert, damit er nicht weg flog. „Was ist das?" Sie hatte den Brief als erstes bemerkt und wollte ihn gerade aufheben, als Jo sie schnell davon abhielt. „Nicht anfassen, miss. Ich hole ein paar Handschuhe." Verdutzt sah sie Sebastian an. „Wieso denn jetzt Handschuhe?" Die Farbe aus Sebastians Gesicht verschwand von Minute zu Minute, er sagte aber keinen Ton. Joseph kam mit schwarzen Handschuhen aus der Küche zurück und hob den Brief vorsichtig hoch.

„Er ist an sie adressiert." Sie verstand nun gar nichts mehr. „Wieso darf ich den nicht anfassen?" Joseph räusperte sich und sah flüchtig zu Sebastian. „Der Brief wurde vor der Haustür platziert.." Er wartete einen Moment, in der Hoffnung sie würde von selbst drauf kommen, was er genau meinte. Leider war das nicht der Fall und Dalia sah verwirrter als sonst aus. „...wer auch immer das dahin gelegt hat, ist über die Mauer geklettert und hat die Sicherheitsanlage gekonnt umgangen. Vielleicht finden wir Fingerabdrücke auf dem Umschlag." Dalia verstand nun endlich worum es sich hier handelte. Also waren die Geräusche von vergangener Nacht nicht nur ausschließlich von dem Gewitter. Gott, und sie war im Wohnzimmer und hat seelenruhig geschlafen. „Ich habe heute Nacht Geräusche von draußen gehört. Als ich aus dem Fenster gesehen habe, konnte ich aber nichts außer das Gewitter sehen. Ich dachte das wäre das Donnern gewesen." Sebastians Augen weiteten sich und er sah sie verärgert an. „Was denn?" Fragte sie vorsichtig. „Du warst gestern wach, hast draußen etwas gehört und weckst mich nicht?" Er klang wirklich verärgert. „Da war ein Gewitter. Und ich habe niemanden draußen gesehen. Auch die Kamera hat nichts vernommen." Er schüttelte den Kopf und sah Joseph an. Der arme musste viele solcher Gespräche aushalten. „Machen sie ihn auf" bat ihn Dalia. Er nickte und riss vorsichtig den weißen Umschlag auf. Als Dalia die vielen bunten und aufwändig geschnittenen Buchstaben sah, verstand sie sofort, dass das ein Drohbrief war, wie man ihn kannte. Joseph hielt ihr den Brief entgegen sodass sie ihn lesen konnte. „Du hast mir alles genommen. Nun werde ich dir das Leben nehmen."

Dalias Mund brachte nur widerwillig jedes einzelne Wort heraus. Das war nicht ein normaler Drohbrief, das war eine Morddrohung. Sebastian hatte seine Hand vor dem Mund und war mucksmäuschenstill. Auch Joseph wirkte bedrückt. Dalia war einfach nur geschockt.Sie konnte weder etwas sagen, noch etwas denken. „Das klingt für mich stark nach Mr. Brown. Ich werde damit zur Polizei gehen, schicke aber Liam vorher noch ein Foto davon." Sebastian nickte wortlos und sah Dalia an. „Ich habe kein gutes Gefühl dich heute in die Kanzlei gehen zu lassen, Dal." Berechtigter Einwand. Aber sie glaubte nicht dass Michael so auffällig war, und direkt am Tag nach dem Drohbrief irgendetwas tat. So blöd war er nun auch nicht. „Sie hat recht. Ich werde trotzdem zusätzlich Verstärkung anfordern die den Eingang des Gebäudes bewachen." Sebastian nickte ihm bestätigend zu. Sie gingen gemeinsam zum Auto und fuhren los. Vor der Kanzlei angekommen, rief Jo einige seiner Kollegen an, um sie in die Kanzlei zu platzieren. Außerdem würde die Polizei ebenfalls bescheid wissen, sobald er dort ist und ihnen den Brief zeigte. „Du rufst mich jede Stunde an, verstanden? Und falls dir irgendetwas komisch vorkommt, schließt du dich in deinem Büro ein und rufst Joseph an. Ist dein Handy aufgeladen?" Sebastians Reaktion machte sie zunehmend nervöser. Seine Aufregung übertrug sich und sie begann zu schwitzen. Sie sah auf den Ladezustand ihres Akkus und bestätigte ihm die volle Batterie. „Egal was es ist, ruf mich an. Wenn du dich nicht bei mir meldest, wird Jo nach dir sehen, okay?" Sie nickte. „Warte, was ist wenn ich Klienten habe?" „Dann entschuldigst du dich freundlich und gehst auf die Toilette um anzurufen." Ihr gefiel es nicht, aus einem Klienten Gespräch raus zu gehen. Das war ganz und gar nicht professionell und könnte sie ihren Job kosten. „Würde es reichen, wenn ich dein Handy in diesem Fall nur kurz anklingeln lasse? Ich kann nicht einfach so aus einem Kundengespräch verschwinden." Er überlegte kurz, war aber damit einverstanden. „Okay, dann wünsche ich dir trotzdem einen einigermaßen angenehmen Arbeitstag, okay?" Skeptisch verzog sie den Mund. „Angenehm ist anders. Aber okay." „Ich weiß Baby. Aber wir müssen das heute irgendwie durchstehen. Pass auf dich auf. Und falls was sein sol-." „Ich weiß, Jo anrufen" unterbrach sie ihn schnell. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und sah sie an. „Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt." Sie zwang sich ein Lächeln auf die Lippen und küsste ihn. „Ich liebe dich auch."

Joseph öffnete ihr die Tür und brachte sie bis in ihr Büro. Auch er verabschiedete sich für die nächste halbe Stunde um Sebastian zur Arbeit zu fahren. Aber vorher warteten beide auf Jo's Kollegen, die im Gebäude aufpassen sollten. Als sie ankamen und eine kurze „Übergabe" erhielten, fuhr er los. An diesem Tag passierte, wie bereits vorhergesagt, nichts. Dem Himmel sei dank. 

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