12| Kaffee und Pläne

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Warum muss ausgerechnet der Beta auf die Nichte und ihre kleine Freundin aufpassen. -Sehe ich etwa aus wie ein Kindermädchen?

~ Bryan

~~

KALIE

Der warme Sommerwind streicht sanft über meine Haut und bringt meine Haare leicht durcheinander. Genießerisch schließe ich die Augen und halte das Gesicht ins wärmende Licht der Sonne, doch bevor ich den Moment richtig genießen kann, reißt mich ein lautes Bellen abrupt aus den Gedanken.

Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich, dass ich auf einer Wiese am Waldrand stehe. Alles ist übersät mit bunten Blumen und die Blätter der Büsche und Bäume glänzen im Sonnenschein.
Mit großen Sprüngen kommt ein mittelgroßer, wirklich süßer Hund mit langem braunen Fell und weißer Brust schwanzwedelnd auf mich zu gesprungen, was sofort ein Lächeln auf mein Gesicht zaubert.

Ich wollte schon immer einen Hund. Und dieser hier ist einfach nur knuffig!

Lachend gehe ich in die Hocke und streiche dem kleinen Wirbelwind glücklich durch sein weiches Fell, als ich den langen Stock in seinem Mund bemerke.
Einen Moment halte ich verdutzt inne, da mir dieses kleine Detail vorher irgendwie noch nicht aufgefallen zu sein scheint, doch als der Hund den Stock vor meinen Füßen ablegt, sich ein Stückchen von mir entfernt ins Gras der Wiese setzt und mir seinen süßesten bitte-bitte-Blick schenkt, begreife ich.

In hohem Bogen fliegt der Ast über die Wiese und ich sehe zu, wie das kleine Fellknäuel fröhlich kläffend die Verfolgung aufnimmt. Als er - völlig zufrieden mit seiner Leistung - wieder zu mir zurück tapst, den Stock ablegt und erwartungsvoll zu mir hochblickt, wiederhole ich die Bewegung nochmal.

Und nochmal. Und nochmal.

Irgendwann sind meine Arme schwer und mein Gehirn gelangweilt von der sich stetig wiederholenden werfen-aufheben-werfen-Kombination. Erschöpft lasse ich mich ins Gras sinken und streiche dem wuscheligen, caramellbraunen Hund, der sich mittlerweile - ein bisschen enttäuscht von meiner nicht vorhandenen Ausdauer bezüglich des Stöckchenwerfens - zu mir gesellt hat.

Die Vögel in den Bäumen zwitschern vergnügt und irgendwo in den Tiefen des Waldes kann ich einen Specht sehr energisch ein Loch im Baum Klopfen hören.
Jetzt, wo ich darauf achte, klingt das Klopfen komischerweise zunehmend hohler und wird immer lauter.

"Kalie!"

Verwirrt drehe ich den Kopf zum Hund, der gerade mit ziemlich tiefer Stimme meinen Namen gesagt hat und zucke zusammen.

Statt eines kleinen, caramellfarbenen Retrievers, steht der große braune Wolf, den ich eigentlich entschieden aus meinem Kopf verbannt habe, vor mir.

"Kalie! Kalie McCartneeey", knurrt er mit lauter Stimme, während er langsam auf mich zutritt. Mit ängstlich klopfendem Herzen will ich zurückweichen, kann mich aber plötzlich nicht mehr bewegen - als würden all meine Glieder eine spontane Lähmung erleiden.

Der Wolf hat sein Tempo mittlerweile beschleunigt und prescht mit voller Geschwindigkeit auf mich zu.
Ich will schreien, schützend die Hände vors Gesicht heben oder mich ducken, doch ich schaffe es nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen.

Der Wolf kommt näher und näher. Setzt zum Sprung an. Fliegt mit gefletschten Zähnen auf mich zu und-

-

Panisch öffne ich die Augen und setze mich abrupt auf. Eine Sekunde lang starre ich verwirrt auf die weiße, mit altrosafarbenen Blumen verzierte Tapete und den weißen Kleiderschrank daneben, bis es mir wie Schuppen von den Augen fällt.

Ein Traum. Alles nur ein Traum.

- Alles?

Ein energisches Klopfen an der Tür, welches mich seltsamerweise sehr an das Geräusch des Spechts in meinem Traumwald erinnert, zieht meine Aufmerksamkeit auf den Ausgang des Zimmers.
Neben einem regelmäßigen Rufen nach mir, hämmert jemand immer wieder seine Fingerknöchel mit einer Wucht gegen das Holz der Tür, dass ich mir sicher bin, bald eine Delle an genau der Stelle vorzufinden.

"Kalie McCartney?", fragt eine tiefe, unheimlich genervt klingende Stimme ein weiteres Mal, was mich dazu bringt zügig aus dem Bett zu hüpfen.

"Moment!", vertröste ich meinen unbekannten Besucher hastig, während ich zum Kleiderschrank laufe um mir schnell etwas überzuziehen.
Auch wenn meine Figur nicht so schrecklich ist, möchte ich definitiv keine neuen Bekanntschaften in Unterhose und knappem Top schließen.

Flink greife ich nach der nächstbesten Jeans und einem nicht ganz so kurzen Shirt, streife mir alles hektisch über, ehe ich endlich zur Zimmertür eile um sie zu öffnen.

Das weiß gestrichene Holz schwingt beiseite und gibt den Blick auf einen großen schwarzhaarigen Mann frei, der sich mit verschränkten Armen in meinem Türrahmen aufgebaut hat. Seine honigbraunen Augen graben sich kritisch in meine grünen und bringen mich automatisch dazu, mich unwohl zu fühlen.

"Hast du die Nacht durchgemacht oder hörst du einfach nur schlecht?", erkundigt er sich trocken, während sein Blick weiterhin anklagend auf mir lastet.

"Ähm...", ich will gerade etwas sagen, merke dann aber, dass keine der beiden Antworten, die er mir vorgeschlagen hat, mich einigermaßen gut aussehen lassen würden und entscheide mich deshalb kurzerhand für eine Ausrede.
"Ich schlafe mit Ohrstöpseln, da höre ich nicht immer alles was so in meinem Umfeld passiert."

Ich setze ein entschuldigendes Lächeln auf, hoffe aber im gleichen Moment auch, dass mein Gesichtsausdruck nicht zu triumphierend aussieht. - Innerlich freue ich mich nämlich gerade ziemlich über die gelungene Notlüge.

Der Mann streicht sich nachdenklich über seinen Dreitagebart, scheint das Thema dann aber abhaken zu wollen und nickt mir kaum merklich zu. "Wie auch immer. Es gibt Frühstück."
Mit diesen knappen Worten macht er auf dem Absatz kehrt und verschwindet wieder den Gang entlang.

Ich starre ihm einen Moment lang, verdutzt über den plötzlichen Abgang, aber auch nachdenklich hinterher. Irgendwie kommt er mir bekannt vor...

Diese kantigen Gesichtszüge, der kalte, berechnende Blick, irgendwo habe ich diesen Mann schonmal gesehen. Während ich mein noch von Müdigkeit benebeltes Gehirn nach einer hoffentlich aufschlussreichen Erinnerung durchforste, mache ich mich auf den Weg nach unten, damit ich noch rechtzeitig zum Essen komme.

Oder wenigstens nicht noch später.

~~

"Noch Kaffee?", fragt Onkel Jeffrey mich, während er seine Tasse zum bestimmt vierten Mal füllt. Dieser Mann trinkt Kaffee wie ein Loch. Mit einem dankbaren Lächeln lehne ich ab. "Nein danke, eine Tasse reicht mir." Denn während Jeff von der heißen, meiner Meinung nach eher mittelmäßig schmeckenden Brühe kaum genug zu kriegen scheint, bekomme ich morgens nicht mehr als eine Tasse von diesem Zeug hinunter.

Schulterzuckend stellt er die Kanne wieder ab und nimmt einen großen Schluck aus seiner 'mein Haus - meine Regeln' Tasse.
"Wir haben es gestern übrigens geschafft, deine Koffer aus dem kaputten Taxi zu bergen", teilt er mir beiläufig mit. "Bryan hier kann sie dir gleich nach oben bringen."

Mein Blick fällt auf den griesgrämig dreinblickenden Mann neben Jeffrey, der vorhin beinahe Kerben in meine Tür gehämmert hätte, um mich zu wecken.
Die Tatsache, dass er auf genau demselben Platz wie gestern zu sitzen scheint und der mürrische Blick, gepaart mit dem Koffein des Kaffes haben mein Gehirn endlich wieder in Betriebsmodus verholfen, weshalb ich nun auch weiß, woher ich diesen Bryan kenne.

Er war der Zettelverteiler, der bei der Besprechung die Gruppen eingeteilt hat und mich zu 'neu' fand, als dass ich bei der Suche hilfreich sein könnte.

"Ich habe gehört dass deine Cousine dir bis jetzt Klamotten geliehen hat?", erkundigt mein Onkel sich weiterhin und sieht fragend zu dem blondhaarigen Zombie neben mir, der schon seit Stunden gähnend Salz in seinen Kaffee kippt.
Irgendwie ist er im Moment derjenige, der das Tischgespräch so gut es geht am Laufen hält - was mit zwei übermüdeten Teenagern und einem schlecht gelaunten Kollegen gar nicht mal so einfach zu sein scheint.

Clary hebt den Kopf mit einem fragenden Blick zu Jeffrey. Ich nutze die Gelegenheit um ihr unauffällig das Salz aus der Hand zu pflücken und es außerhalb ihrer Reichweite zu befördern.
"Du hast Kalie Anziehsachen geliehen", wiederholt mein Onkel geduldig, während sein Blick verwirrt auf ihre nun gut gewürzte Kaffeetasse gerichtet ist.

Meine Cousine nickt langsam, wobei sie ein Gähnen unterdrückt. "Ja. Ich hab ihr ein paar Sachen ins Zimmer gelegt", bestätigt sie und nimmt einen großen Schluck salzigen Kaffee.

Den kleinen Fehler, den sie bezüglich des weißen Pulvers gemacht hat, scheint sie nicht im geringsten zu bemerken.

Kopfschüttelnd wende ich mich wieder meinem Croissant zu und nehme einen großen Bissen von dem leckeren Gebäck.
Zwar ist Clary normalerweise immer Labertasche und Wirbelwind von Beruf, nur nicht in den ersten zwei Stunden nach dem Weckerklingeln. In dieser Zeit verwandelt sich die aufgedrehte Partymaus in einen verschlafenen Morgenmuffel, der nur alle hundert Jahre freiwillig ein paar Worte von sich gibt.

"Danke, sehr nett von dir", nimmt Jeffrey das Gespräch schließlich wieder auf und lehnt sich entspannt im Stuhl zurück. "Ich würde in den nächsten Tagen gerne eine kleine Tour mit euch machen, damit ihr das Dorf und den Nationalpark ein bisschen kennenlernt. Schließlich ist es gut zu wissen in welcher Umgebung man seine Ferien so verbringt, oder?"

Zwar bin ich etwas skeptisch gegenüber der Idee, mit meinem Onkel als selbsternannten Stadt- beziehungsweise Dorfführer die Gegend zu erkunden, erkenne aber, dass dies eine gute Chance ist um einen Einblick auf seine beruflichen Aktivitäten zu bekommen, die mir ja schon seit meiner Ankunft ein Rätsel sind.

Denn eins ist sicher: Niemand kann sich so eine riesige Villa mit hunderten von Angestellten leisten, indem er nur ein paar Bäume im Wald abholzt.

Und wenn ich mir Jeffrey McCartney so ansehe, scheint er sich dieser Tatsache durchaus bewusst zu sein. Bestimmt ist sie nahezu der Hauptgrund für seinen seht-euch-meine-tolle-Arbeit-an-Ausflug. Er will Zweifel vernichten.

"Gerne, das wird bestimmt interessant!", antwortete ich also mit einem interessierten Lächeln und sehe zu meiner Cousine, die ihre Tasse mittlerweile geleert hat und nun über ein Schokocroissant herfällt, "oder Clary?"

Das blondhaarige Mädchen gibt nur ein bestätigendes Brummen von sich, während ihre Aufmerksamkeit weiterhin genießerisch auf das halbe Croissant gerichtet ist.

"Sehr schön", freut sich Jeffrey, wobei sein Blick zur Uhr über der Tür wandert, die er von seinem Platz aus gut im Blick hat. "Leider habe ich heute noch viel zu tun, deshalb können wir frühstens morgen losfahren." Er wirft einen Blick zu seinem stummen, übellaunigen Schatten rechts von ihm. "Vielleicht kann Bryan euch ja wenigstens das Grundstück zei-"

Der Angesprochene unterbricht ihn mit einem lauten Räuspern. Der eindringliche Blick, den er Jeffrey zuwirft, gibt zu verstehen, dass er nicht gerade begeistert von dessen Idee ist.

Mein Onkel erwidert den Blick ohne mit der Wimper zu zucken und lächelt Bryan freundlich an. "Ich bin sicher er kann es kaum erwarten, euch ein bisschen herumzuführen...", vermutet er scheinheilig.
Bryans Miene verändert sich kaum merklich, nur in seinen Augen ist eine Sekunde lang ein Hauch von Trotz zu erkennen. Dann nickt er widerstrebend und durchbohrt mich beinahe mit seinem Blick.

Ich zucke kaum merklich mit den Schultern, als Zeichen dass ich ja wohl auch nichts für diese Situation kann. "Das ist echt nett, aber hatte Elias nicht vor, heute etwas mit uns zu unternehmen?", erinnere ich mich vage und sehe fragend zu Clary.

Die hebt den Blick, scheint einen Moment zu überlegen, ehe sie schließlich ihren Bissen herunterschluckt. "Wasser", teilt meine Cousine die sehr hilfreiche Info mit mir.
Ich ziehe fragend die Augenbrauen hoch. "Wasser? Du willst Wasser?"

Sie schüttelt den Kopf. "Nicht ich. Elias."

Nun starren sie alle verständnislos an. Clary verdreht die Augen und wischt ihre Hände an der Servierte ab. "Er will mit uns ans Wasser. Im Wald soll es angeblich einen tollen See geben, an dem sich öfter Jugendliche zum Baden treffen", klärt sie uns auf, während sie sich durch die vom Schlaf noch etwas zerzausten Haare fährt.

"Apropos, wir wollen in einer Stunde los, ich muss mich noch fertig machen!" Durch die plötzliche Realisation wie vom Blitz getroffen, springt sie auf. Jegliche Müdigkeit scheint aus dem Gesicht meiner Cousine verschwunden zu sein, als sie mit einem gehetzten Blick auf die Uhr fragt, ob sie schon aufstehen kann.

Da alle soweit gegessen haben, entlässt Jeffrey sie mit einem Nicken.
Ich will ebenfalls aufstehen und Clary aus dem Raum folgen, werde aber von dem Mann mit den kurzen, dunkelblonden Haaren aufgehalten.

"Warte Kalie, nicht so schnell - können wir kurz reden?", fragt er mich mit einem plötzlich sehr ernsten Blick, der nichts Gutes verheißen lässt.

~~

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A/N:

Heyy ihr alle! :3

Ich habe gerade gesehen dass mein Buch schon über 1k reads hat, wahnsinn!! Danke an alle, die diese Geschichte angefangen haben und regelmäßig mitverfolgen - ihr seid einfach die Besten. <3

- Auch wenn ich jetzt ein bisschen ein schlechtes Gewissen habe, weil ich euch hier ein waschechtes, sogenanntes Übergangskapitel präsentiere... O.o

Aber ab jetzt nimmt die Handlung eh wieder Fahrt auf, keine Sorge. ;P

Und mit dem Gespräch mit Jeffrey fange ich an...

Schon Ideen worüber er mit Kalie reden will?

LG Loony ♡

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