32| Enthüllungen und Regelbrüche

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Von einer Bedrohung der Allgemeinheit zum einzigen Vertrauten und Freund. Ich kann nicht sagen, dass mich diese Entwicklung stört.

~ Liam

~~

KALIE

Nachdem ich mich an Liams Seite kilometerweit durch den Wald gequält habe, bin ich zu einer bedeutsamen Feststellung gekommen: Das Wetter hat sich gegen mich verschworen. Nicht nur, dass es seit heute Morgen schon wie verrückt stürmt, diesen Nachmittag scheint die Sonne ebenfalls Lust gehabt zu haben, an der kleinen Chaosparty des Windes teilzunehmen.

So ergibt sich nun also eine schräge Mischung aus schneidenden Windböen und sengender Hitze, die mich in den Wahnsinn treibt.

„Nicht schlappmachen!", ruft Liam mir nun schon zum dritten Mal von vorne zu, während er sich elegant an Büschen, Sträuchern und Zweigen vorbeischiebt, an denen ich stets mit irgendeinem Teil meines Körpers hängen bleibe. Und seien es nur die Haare, die plötzlich vom Wind in die Klauen des nächsten Brombeerbusches geweht werden.

Ich sag's ja - das Wetter hat sich gegen mich verschworen.

„Was murmelst du da?" Zweige Rascheln, als der Dunkelhaarige seinen Körper an einem Busch vorbei zu mir schiebt.

„Nichts!", erwidere ich schnell und senke leicht beschämt über die Tatsache, dass ich laut gedacht haben muss, den Blick auf meine Hände, die gerade damit beschäftigt sind, eine lange Haarsträhne aus besagtem Brombeerbusch zu befreien.

„Zeig her." Mit einer ruckartigen Handbewegung greift Liam nach dem dornenbesetzten Ast und bricht ihn kurzerhand ab, sodass er sich aus meinen Haaren löst und nach unten auf den bemoosten Waldboden trudelt.

„Für ein Kind des Waldes bist du aber ganz schön ruppig mit Pflanzen", stelle ich naserümpfend fest, woraufhin sich ein leises Lachen aus seiner Kehle löst.

„Wenn schon, dann Kind des Mondes", stellt er klar, „und gern geschenen."

~~

Nach weiteren zehn Minuten Waldmarsch löst sich die brütende Hitze unter dem Blätterdach endlich, gemeinsam mit den Bäumen, die sich nun allmählich zu lichten beginnen. Genießerisch recke ich mein Gesicht dem Wind entgegen. Die kühlen Luftmassen fahren durch meine Haare und umschmeicheln meine Haut, auf der sich während des Weges durch den Wald bereits ein leichter Schweißfilm gebildet hat.

Erst nach ein paar Momenten dringt die Erkenntnis über den Ort, an dem wir uns befinden, neben der Freude über die willkommene Abkühlung zu mir hindurch.

Mit einem plötzlich unguten Gefühl im Magen lasse ich den Blick über die steinige Wiese mit ihren zähen, langen Grashalmen, die hier und da verteilten Felsen und schließlich über die Stelle schweifen, an der sich das Gelände rasant zu einem meterhohen Abgrund absengt.

Liam hat mich zu den Klippen geführt. Zu dem Ort, an dem Elias seinen Unfall hatte und Jamie beinahe ebenfalls gesprungen wäre.

Gerade will ich die Stimme erheben, um meinen rätselhaften Begleiter zu fragen was das alles soll, als die nächste Windböe fernes Jubeln und Jauchzen an unsere Ohren trägt. Ich drehe den Kopf in die entsprechende Richtung, nur um hunderte Meter entfernt am Ufer des Waldsees eine Ansammlung an Personen zu erblicken, die dort Baden gehen.

Ich glaube sogar, Elias, Jamie und die Blackwood-Geschwister wollten heute auch zum Badesee kommen, erinnere ich mich augenblicklich an Clarys Worte von vorhin.

Und als ich tatsächlich den feuerroten Haarschopf von Jamie etwas abseits in der Sonne glitzern sehe, überkommt mich Nostalgie, gepaart mit einer bitteren Erkenntnis.

Was auch immer Liam mit seinem Ausflug zu den Klippen vorhat, ich habe keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen. Denn er ist momentan der Einzige, der die ganze Wahrheit über mich kennt. Inklusive verbotener Recherchen.

„Woran denkst du?", ertönt auf einmal eine leise Stimme neben mir, die mich zusammenzucken lässt. Kurz werfe ich Liam einen zögerlichen Blick zu, ehe ich all meine neuen Zweifel mit einem tiefen Seufzer aus meinem Kopf verbanne. Wieder einmal.

„Nichts. Ich habe nur meine Freunde da unten gesehen", antworte ich schließlich nur halb so unbekümmert, wie ich mich eigentlich fühle.

„Die Freunde, die dich die ganze Zeit über angelogen haben? Die, denen du jetzt selber etwas vorspielst?" Liam hebt skeptisch eine seiner Augenbrauen an. Sein Blick, sein Lächeln, seine Worte, sie haben etwas an sich, das mich über meine Trauer hinwegblicken lässt. Wie ein frischer Wind, der die düsteren Wolken der Wehmut hinfortbläst, sodass die Sonne dahinter wieder zum Vorschein kommt.

„Stimmt", meine ich mit einem leicht provokativen Blick zu Liam. „Ich sollte meine Zeit lieber mit demjenigen verbringen, der einen von ihnen fast getötet hat."

Falls dieser Einwurf ihm nicht gefallen haben sollte, lässt Liam es sich jedenfalls nicht anmerken.

„Elias ist ein Werwolf", erklärt er mir stattdessen nur trocken, „er hätte echt Pech haben müssen, um dabei draufzugehen."

Nun kann ich nicht anders, als ein amüsiertes Lachen auszustoßen. „Ach wirklich? Eine Schande, dass ich jetzt erst bemerke, was für eine reine Seele du eigentlich bist!"

Zwar trieft mein Kompliment nur so vor Sarkasmus, zaubert jedoch trotzdem ein breites Lächeln auf die Lippen des Dunkelhaarigen. „Sicherlich", stimmt er mit gönnerhaft zu, „und jetzt komm, der edle Ritter muss seine Weste noch weiter reinwaschen!"

Mit dieser kryptischen Aussage greift Liam nach meiner Hand und zieht mich mit sich ein paar Schritte weiter, zum Rand der Klippen.

Unwillkürlich spüre ich Unwohlsein in meinem Bauch rumoren, als wir nur wenige Handbreit vom Abgrund zum Stehen kommen. Liam gibt meine Hand wieder frei, wirft mir einen Seitenblick zu und lässt sich dann auf den Boden sinken, sodass seine Beine über dem Abgrund baumeln. Der Wind pfeift über die bergige Ebene, zerrt an unseren Klamotten und weht immer wieder dunkelbraune Haarsträhnen ins Gesicht des Blauäugigen.

„Sieh nach unten."

Stumm folge ich seiner Anweisung und richte meinen Blick gen Abgrund, wo die Böen des Sommerwindes hohe Wellen am Fuße der Klippen zerschellen lassen. Das Tosen des Wassers dringt selbst über das Heulen des Windes zu uns nach oben, gemeinsam mit der Gischt, die jedes Mal als weißer Schaum hoch in die Luft geschleudert wird.

Mehrere Herzschläge lang beobachte ich das faszinierende Spiel der Wellen, ehe ich meinen Blick wieder auf Liam richte.

„Was ist dort?"

„Keine Schatten", erwidert der Angesprochene tonlos, ohne mich anzusehen.

„Keine Schatten?", wiederhole ich verwirrt. „Aber das heißt..."

Meine Gedanken rasen aufgeregt, auf der Suche nach einer Erinnerung, für die diese Information gut sein könnte.

Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen.

Du warst letztens hier! Du und Jamie! Wären Ethan und ich nicht dazwischengekommen, hättest du ihn von den Klippen gestoßen - aber..."

„Aber er wäre nie in Gefahr gewesen", beendet Liam meinen Satz, seine Stimme so ausdruckslos wie ein leeres Blatt Papier. Für jemanden, der seine gute Seite vor ein paar Minuten noch prahlend angekündigt hat, wirkt er nun eigenartig still. Sein Blick ist auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne gerichtet, seine Gesichtszüge wirken nachdenklich.

„Weißt du...", beginnt er schließlich zögerlich, als ich mich wortlos neben ihm am Klippenrand niederlasse, „ich kann es mir noch so schön reden, aber ich bin kein guter Mensch. Ich lüge, ich manipuliere, ich verletze andere. Ich bin ein einziges Chaos aus Wut, Verbitterung und dunklen Geheimnissen. - Selbst mein bester Freund kennt mich nicht mal annähernd so gut, wie er denkt."

Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, wie sich seine Hände zu Fäusten ballen. „Aber wenn noch etwas Gutes in mir steckt, dann zeige ich es so."

Eine kurze Kopfbewegung, und ich sehe direkt in seine funkelnden Augen. Die zwei himmelblauen Diamanten, die mich mit ihrer atemberaubenden Schönheit jedes Mal wieder in den Bann ziehen. In ihnen liegt eine Intensität, bei der ich unwillkürlich Gänsehaut bekomme.

„Das alles betrifft Jamie nicht. Und dich noch weniger. Ihr seid nicht diejenigen, die...", Liam bricht ab und sucht nach Worten, „...diejenigen, mit denen ich noch etwas klären muss. Deshalb hatte ich nie die Absicht, irgendjemanden von euch ernsthaft zu verletzten. Dasselbe gilt für Elias...irgendwie." Er lacht unbeholfen auf, als könne er seine letzten Worte selbst noch nicht wirklich glauben.

Aber auch wenn diese Realisation für ihn unerwartet kommt, mir ist sie bewusst. Seit unserem gemeinsamen Ausflug ahnte ich bereits, dass hinter dieser spöttischen, herablassenden und herausfordernden Fassade nicht nur das pure Böse stecken kann.

Umso wärmer wird mir nun ums Herz, als ich zuhöre, wie Liam mir einen Teil seiner verkorksten Persönlichkeit anvertraut. Sich erklärt.

„Oh man." Er hebt eine seiner zuvor zur Faust geballten Hände an, um sich damit durch die ohnehin vom Wind schon zerzausten Haare zu fahren. Seine andere Hand hat sich verkrampft in den sandigen Boden gegraben. Offenbar hat ihn das Ende dieses Gespräches unwiderruflich aus seiner Komfortzone getrieben.

„Das muss sich jetzt echt schräg anhören - ich weiß auch nicht, warum ich dir das erzähle, ich-"

„Schon okay." Lächelnd greife ich nach seiner Hand auf dem Boden, damit er aufhört, die Erde weiterhin gedankenlos zu durchwühlen.

„Es klingt nicht schräg - im Gegenteil. Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast. Klingt, als hättest du schon ne Menge durchmachen müssen."

Einen Augenblick lässt Liam meine Worte auf sich wirken, den Blick auf das unter uns tosende Wasser gesenkt, die Lippen nachdenklich zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Dann hebt er seinen Kopf und seine Augen finden die Meinen.

„Danke", erwidert er schließlich leise, die Spur eines Lächelns auf den Mundwinkeln, das mein Herz zum Stolpern bringt. Ich schlucke, um den Gedanken an meinen verräterisch beschleunigten Pulsschlag beiseitezuschieben und erwidere sein zögerliches Schmunzeln.

„Kein Problem."

Noch immer sind unsere Blicke aufeinander gerichtet. Und so sehr ich es auch versuche, ich kann mich nicht aus dem Bann lösen, in den mich das Zusammenspiel aus seinen blauen Augen, dem markanten Gesicht und den dunklen Haarsträhnen auf seiner Stirn ziehen. Fast automatisch wandert mein Blick über seine ebenmäßige Haut, bis hin zu seinen Lippen und ich merke, wie die Stimmung zwischen uns umschlägt.

Mein letzter Kuss ist ewig her, und auch wenn ich nicht unbedingt vorhatte, mich auf den Gegenspieler meines Onkels einzulassen, in diesem Moment erscheint die Distanz zwischen Liam und mir - sowohl psychisch, als auch physikalisch - kleiner denn je.

Sein Anblick, seine Nähe, sein Geruch - all das fühlt sich auf eine merkwürdige, gar erschreckende Art und Weise vertraut an. Richtig. Als sollte es so sein.

Was passiert hier mit mir?!

Die Realität trifft mich mit einem harten Schlag und lässt die gemütliche Blase, in der wir uns zuvor noch befunden haben, wie einen Luftballon zerplatzen.

Ich sitze hier, am Rande einer meterhohen Klippe, drauf und dran einen beinahe fremden Jungen zu küssen, der mehr Fragen stellt als dass er Antworten gibt. Und all das nur, weil mir eine verrückte Intuition dazu rät?

Wow - sieht echt so aus, als wäre mein Herz mit mir durchgegangen.

„Jedenfalls", führe ich unser Gespräch mit einem verlegenen Räuspern fort und schaffe es endlich, meinen Blick von dem Dunkelhaarigen zu lösen. „Ich habe wieder ein weiteres Kapitel im Tagebuch gelesen."

„Hast du das." Liams Antwort klingt eher nach einer Feststellung als einer Frage, wobei ich den amüsierten Unterton in seiner Stimme kaum überhören kann. Seit unserem Gespräch wirkt er entspannt. Und da ich jeden Blick in seine Richtung sorgfältig vermeide, kann ich auch nicht sehen, ob er das leise Knistern zwischen uns ebenfalls bemerkt hat.

„Ja habe ich", bestätige ich spitz, kann mir aber ein winziges Grinsen nicht verkneifen.

„Und? Hat er wieder seitenlanges Geschwafel über die Mondgöttin zu Papier gebracht?"

Nachdenklich runzele ich die Stirn. „Ja, er hat wieder über Luna geschrieben, allerdings nicht nur das."

Nun wage ich doch einen Seitenblick zu Liam. „Da war auch noch eine gewisse Lorane. Eine Hüterin."

Liams Augenbrauen wandern nach oben. „In Zusammenhang mit dem Vollmond?", hakt er nach, woraufhin ich nicke. Der Dunkelhaarige grinst wissend und lässt sich nach hinten auf die bergige Wiese fallen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, den Blick in den Himmel gerichtet.

„Hüterinnen sind Hexen", erhebt er schließlich unerwartet seine Stimme. „Hexen, die einen Bund mit einem Rudel Werwölfe eingegangen sind. Sie erledigen kleine Zauber für die Wölfe und werden im Gegenzug vor anderen, übernatürlichen Wesen beschützt. Vor allem früher gab es viele Wesen, die hinter der Magie der Hexen her waren, weißt du?"

Seine Worte werden von einer weiteren Windböe davongetragen, meine Überraschung bleibt.

Liam darf mir keine Infos über seine Spezies geben, aber doch hat er dies soeben indirekt ein weiteres Mal getan.

„Man kann es nicht immer allen recht machen", antwortet der Dunkelhaarige nur nüchtern, als ich meinen Gedanken laut ausspreche und zuckt mit den Schultern. Seine Lippen sind zu einem frechen Grinsen verzogen, die Augen funkeln neckisch.

„Und jetzt gerade bin ich in Regelbrecher-Laune. Also nutz es besser aus, wenn du schlau bist."

Wieder kann ich nicht verhindern, dass sich ein amüsiertes Lächeln gegen meinen Willen seinen Weg auf meine Gesichtszüge bahnt.

Liam und seine Gefühlsschwankungen...

Entschlossen, diese unvorhergesehene Chance nicht verstreichen zu lassen, wende ich mich dem entspannt am Abgrund liegenden Jungen zu, rücke sicherheitshalber etwas von den Klippen ab und lasse mich im Schneidersitz neben seinem Kopf nieder.

„Was können Werwölfe alles so? Haben sie neben ihrer Wolfsgestalt noch andere, besondere Fähigkeiten?"

Liam schweigt einen spannungsgeladenen Augenblick, wobei ich mir sicher bin, dass er mich absichtlich auf die Folter spannt. Dann endlich fängt er an zu erklären.

„Im allgemeinen kann man wohl sagen, dass wir Werwölfe einfach bessere Sinne haben als Menschen. Wir können besser hören, sehen und riechen. Außerdem sind wird durchschnittlich stärker, schneller und wendiger. Und - ach ja - wir ernähren uns ausschließlich von rohem Fleisch, genauso gerne, wie wir nachts den Mond anheulen."

„Der letzte Satz war ein Scherz, oder?", frage ich misstrauisch nach und mustere das Gesicht des dunkelhaarigen Jungen neben mir skeptisch. Es wirkt emotionslos - nur ein winziges Zucken seines Mundwinkels verrät Liam.

„Sehe ich etwa aus wie eine impulsive, primitive Bestie, die der Verlockung des silbernen Lichts nicht widerstehen kann und auch sonst in Richtung Ernährung eher unkreativ ist?"

Ich sehe ihn gespielt zweifelnd an. „Willst du wirklich, dass ich dir diese Frage ehrlich beantworte?"

Der Anflug von Empörung, der einen Augenblick lang in Liams Gesicht aufblitzt, bringt mich abermals zum Lachen.

Belustigt und einfach nur froh, dass ich diese Geste des Glücks in all den Monaten der Trauer nicht verlernt zu haben scheine, lege ich kichernd den Kopf in den Nacken. Noch nie hat sich eine Gefühlsregung so gut angefühlt. In diesem Moment bin ich frei. Frei und Unbesorgt.

Als ich den Blick wieder von den einzelnen Wolken am tiefblauen Himmel abwende, bemerke ich, dass Liam sich mittlerweile aufgerichtet hat. Er kniet mit herausforderndem Gesichtsausdruck vor mir, seinen raubtierhaften Blick auf mich gerichtet.

„Na los, trau dich."

Die Worte sind eine Aufforderung, doch der leicht bedrohliche Unterton in seiner Stimme erzählt eine andere Geschichte.

Er fordert mich heraus.

Von einer spontanen Intuition ergriffen, lege ich meine Unterarme auf meinen Knien ab und neige den Kopf etwas, um Liam geradewegs in die Augen sehen zu können.

„Nächste Frage", übergehe ich seine Worte absichtlich, „sind du und deine Wolfsgestalt dieselbe Person, oder hast du so eine Art gespaltene Persönlichkeit?"

Die Sekunden verstreichen, doch ich wende meinen Blick nicht ab. Wir scheinen ein stummes Duell zu fechten. Ein Duell um Antworten. Eines, das derjenige verliert, der zuerst blinzelt.

Und sei es die Tatsache, dass mir der Wind immer wieder ablenkende Haarsträhnen ins Gesicht pustet. Sei es mein herausforderndes Lächeln oder mein sonst für mich untypisches Verhalten - schließlich ist Liam derjenige, der den Mund zu einer Antwort öffnet.

„Habe ich nicht. Ich bin alleine in meinem Kopf und auch glücklich damit."

Ich nicke verstehend, ehe mir ein neuer Gedanke unerwartet in den Kopf schießt und sich dort hartnäckig festsetzt. Unsicher spiele ich an meinem silbernen Kettenanhänger herum.

„Kannst du...", ich zögere einen Augenblick, zwinge mich dann aber doch weiterzusprechen. „Kannst du dich einmal verwandeln?"

Liam scheint genauso überrascht über diese plötzliche Frage zu sein wie ich, doch dann huscht ein belustigter Ausdruck über sein Gesicht.

„Wow, ich wusste gar nicht, dass wir schon so weit sind", bemerkt er süffisant, was bei mir abermals den Drang weckt, die Augen zu verdrehen.

„Falls du damit sagen willst, dass sich deine Sachen bei sowas nicht auf magische Weise mitverwandeln - ich sehe ja schon weg."

„Tu dir keinen Zwang an."

Mit klopfendem Herzen schließe ich demonstrativ deutlich die Augen und höre zu, wie sich das Geräusch von Schritten unter den mittlerweile etwas schwächer gewordenen Wind mischt.

Anfangs habe ich mich vor diesem Anblick gefürchtet, doch jetzt fühle ich mich auf irrationale Art und Weise bereit. Die Situation ist eine Andere - ich vertraue Liam. Und ich sterbe vor Neugierde, ihn in seiner zweiten Gestalt zu sehen.

Auch, wenn ich diese vermutlich bereits kenne.

Es raschelt, Kleidung fällt in einem dumpfen Ton zu Boden, dann ertönt ein leises Geräusch, als würde jemand seine Fingerknöchel mit den Händen zum Knacken bringen.

Nur wenige Sekunden später kann ich etwas Weiches in meinem Gesicht spüren und öffne zögerlich die Augen.

Vor mir steht der große, braune Wolf, den ich bereits aus dem Wald kenne. Aus der Nähe wirkt er noch eindrucksvoller, als ich ihn in Erinnerung habe. Das glänzende Fell ist in mehreren Brauntönen schattiert, der Körper unter dem Pelz geschmeidig und muskulös, in den Augen schimmert der vertraute Blauton.

Doch nicht nur das spöttische Funkeln in jenen himmelblauen Iriden, auch die Tatsache, dass der Wolf mich beim Vorbeigehen soeben zufällig mit seiner Rute gestreift hat, lassen mich Liam in dem fremden Raubtiergesicht wiedererkennen.

Noch während ich mir einzelne Tierhaare von den Lippen zupfe, strecke ich eine Hand nach dem imposanten Raubtier aus, das eine für mich faszinierende Mischung aus Bedrohlichkeit und Schönheit Ausstrahlt.

Erst scheint Liam mich kritisch zu beäugen, doch dann senkt er leise murrend den Kopf, sodass ich meine Hand in dem flauschigen Fell hinter seinen Ohren vergaben kann.

Es ist genauso weich wie es aussieht.

Strahlend lege ich nun auch meine andere Hand an den Hals des hübschen Raubtieres und beginne unter Liams mürrischem Blick, den braunen Wolf hinter den Ohren zu kraulen.

~~

~~

A/N:

Hallihallohallöchen! :D

Hiermit serviere ich Ihnen ein Kapitel Kiam - Bitteschön! x3

Haha - aber mal ehrlich, wie findet ihr Kalie und Liam denn so zusammen? Ich hoffe, diese Beziehung ist es irgendwie wert geshippt zu werden. xD

O.o

Wir werden jedenfalls bald sehen, wohin das Schicksal (oder ich >:D) die beiden guten Freunde demnächst so hinfürt...

Aber genug zu meinen Charakteren - wie geht es euch so?

Seit heute können ja viele Schulklasse (unter anderem meine) wieder offiziell wieder ins Szenario A starten, also mit allen Schülern in der Schule.

Yay. :')

- Nicht dass ich meine Klasse nicht mag, aber die entspannte Stille, die immer geherrscht hat, wenn nur die Hälfte da war, werde ich schon vermissen. xD

--

Frage zum Buch gestellt und dann einen abrupten Themenwechsel vollzogen? - CHECK

Mich bei meinen Lesern über mein Privatleben ausgeheult? - CHECK

Okay, dann kann ich ja schlussmachen! :'D

Habt noch einen schönen Abend ihr Lieben! <3

LG Loony ♡

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