4| Country in the air ✓

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Auge in Auge mit einem Raubtier. Nie hätte ich geahnt dass ich dies mal
(er-/über-) leben würde...

~ Kalie

~~

KALIE

Das Klopfen meines Herzens hallt in unnatürlicher Lautstärke in meinen Ohren wieder, pumpt Adrenalin durch meine Adern und versetzt meinen Körper in eine Art fiebrige Alarmbereitschaft.

Ich weiß nicht was ich tun soll, stehe einfach nur da und verfolge die Bewegungen des Raubtieres vor mir mit aufmerksamem Blick. Mein Kopf scheint wie leergefegt, denn für Gedanken ist in diesem Augenblick keine Zeit. Nicht, wenn ich jeden Moment von einem riesigen Berg aus Pelz und Muskeln angesprungen, und von einer Reihe scharfer Reißzähne attackiert werden kann.

Der etwa unterarmlange Ast in meiner Hand zittert unkontrolliert, während ich ihn auf den braunen Wolf richte. Mein Körper versucht instinktiv, das gefährliche Tier von mir fernzuhalten, wohingegen mein Verstand tief im Inneren bereits ahnt, dass einzig und allein ein Stück Holz als Waffe gegen ein solches Raubtier nicht wirklich von Nutzen sein wird.

Und als wären meine eigenen Zweifel bezüglich einer möglichen Flucht aus dieser Situation nicht schon schlimm genug, scheint auch der Wolf einen Augenblick lang innezuhalten, als ich mit einer ausschweifenden Handbewegung versuche, den Abstand zwischen uns zu vergrößern.

Beinahe schon verdutzt scheint das Tier auf den vor seiner Nase hin und her tanzenden Stock zu starren, ehe es den Kopf leicht anhebt, sodass ich wieder einmal vom durchdringenden Blick zweier himmelblauer Augen getroffen werde. Zwei Augen, die nahezu amüsiert funkeln.

Bilde ich mir das nur ein, oder macht sich dieser Wolf gerade über meine Waffe lustig?

Kopfschüttelnd schiebe ich diese Beobachtung auf meinen weiterhin etwas angeschlagenen Zustand und versuche, wenigstens mein Gehirn wieder zum Arbeiten zu bewegen. Denn außer tausend panische Gedanken und Theorien über meinen nahenden Tod, sowie den damit verbundenen Schmerz durch meinen Kopf zu schicken, könnte sich der unnütze Fleischklumpen gerne mal mit der Frage befassen, was ich tun muss, damit eben diese Szenarien nicht zur Realität werden.

Gerade als ich, Schritt für Schritt einen vorsichtigen Rückzug wagend, überlege ob mir ein kräftiger Schlag auf die Schnauze des Tieres so viel Zeit verschaffen könnte, um schnellstens auf den nächstbesten Baum zu hechten, passiert etwas Seltsames.

Der Wolf erstarrt in seinem kreisenden Lauf, mit dem er mich zuvor noch sorgfältig eingekesselt hatte. Seine Ohren zucken, sein Kopf schnellt in die Höhe und einer seiner Lefzen hebt sich an, wobei eine Reihe spitzer Zähne entblößt wird. Noch ehe ich mich über diese untypische, fast schon genervte Mimik im Gesicht des Raubtieres wundern kann, zuckt sein Kopf mit einem mal herum und seine Augen heften sich fest auf meine.

Noch immer schimmert in ihnen eine Intensität, die mich, gepaart mit dem faszinierenden Farbspiel in den Iriden des Wolfes, jedes mal gegen einen unsichtbaren Bann kämpfen zu lassen scheint, der sich wie lähmender Kokon über mich legt.

Doch genauso hypnotisierend wie die Wirkung dieses Tieres auf mich ist, genauso bedrohlich lässt seine Ausstrahlung die vielen kleinen Härchen auf meinen Armen in die Höhe schießen.

Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen dass dieser Blick, dieser eine Abschiedsgruß, ein Versprechen ist. Ein Versprechen auf ein Wiedersehen.

Nur weiß ich nicht, ob dieses Wiedersehen gut oder schlecht für mich ausgehen wird.

Glücklicherweise komme ich nicht mehr dazu, mir groß Gedanken über diesen merkwürdigen Ausdruck in den Augen des Wolfes zu machen, den nur Sekunden später wirbelt das Tier herum, um mit mehreren kräftigen Sprüngen in den Tiefen des Unterholzes zu verschwinden. Kaum in der Lage, mir einen Reim auf diese plötzliche Wendung zu machen, sehe ich dem braunen Waldbewohner hinterher. Wenige Sekunden lang lässt sich das geschmeidige Zusammenspiel seiner Muskeln noch hinter den einzelnen Blättern eines Busches ausmachen, dann verschwindet er endgültig aus meinem Sichtfeld.

Zurück bleibt ein sprachloses, ziemlich dumm dreinblickendes Mädchen mit Eichenast in der Hand - ich.

Jedoch lässt die Ursache für das abrupte Verschwinden des Wolfes nicht lange auf sich warten. Denn schon nach wenigen Sekunden verblüffter Stille, mischt sich ein leises Geräusch, das unverkennbare Tuckern eines Motors, unter die bereits vertraute Geräuschkulisse des Waldes.

Wie vom Blitz getroffen stehe ich da. Lausche. Dann renne ich los.

Ohne auf die Zweige zu achten, die mir auf meinem Weg durchs Unterholz wie lederne Peitschen ins Gesicht klatschen, stürme ich in die Richtung, in der ich die Landstraße vermute. Ohne den blutigen Kratzern, die einzelne Dornenranken auf meinen Waden hinterlassen, einen Funken Beachtung zu schenken, kämpfe ich mich durch die letzten Zweige eines Dickichts, während der Klang eines Motors in der Ferne lauter wird.

Bis zum Asphalt braucht es nur wenige Schritte, die ich in Rekordtempo hinter mich lege, nur um mit heftig beschleunigtem Puls mitten auf der Fahrbahn zum Stehen zu kommen.

Ob mein Herz sein Tempo wegen meines spontanen Sprints verdreifacht hat, oder die hoffnungsvolle Aufregung in meiner Brust den Ursprung hierfür darstellt, kann ich nicht genau sagen.

Doch ein Gedanke wird mir unmissverständlich klar, als sich ein rot flimmernder Umriss aus der erhitzten Luft am Horizont schält:

Das ist meine Chance. Unsere Chance.

Und vielleicht auch die Einzige, die sich uns noch bieten wird.

Von einer plötzlichen Nervosität erfüllt schreite ich unruhig auf dem kochend heißen Straßenbelag herum. Die Sohlen meiner Sneakers scheinen auf ekelhafte Weise bei jedem Schritt auf dem Asphalt kleben zu bleiben, was das Laufen noch ein Stück anstrengender macht.

Dennoch habe ich keine andere Wahl, als hier in der brennenden Hitze Stellung zu halten. Der Umriss des Autos, das - wenn ich mich geschickt anstelle - meine und des Taxifahrers Rettung bedeuten könnte, wird am Horizont immer größer. Es scheint sich zu meinem Glück tatsächlich in meine Richtung zu bewegen - und im Gegensatz zu meinem tierischen Verfolger von vorhin keine Fata Morgana zu sein.

Der Druck in mir steigt, als das Tuckern des Motors lauter wird. Die Frage, ob der Fahrer mich sehen wird und was ich tun kann, um gesehen zu werden, zerrt an meinen Nerven.

Schließlich entscheide ich mich dazu, mich am Rand der Straße auf einem kleinen Hügel zu positionieren und wild mit den Armen durch die Luft zu wedeln.

So baue ich so das aufgeregte Adrenalin in meinen Adern ab und vergrößere gleichzeitig meine Chancen, vom Fahrer gesehen und vor allem nicht über den Haufen gefahren zu werden, sollte er nicht rechtzeitig auf die Bremse treten.

Hier am Rand ist es sicherer, versuche ich mir einzureden. Und hier werde ich bestimmt gesehen.

Der lärmende rote Fleck in der Ferne entpuppt sich nach und nach als roter Pickup Truck. Er kommt näher, ist erst zweihundert, dann nur noch fünfzig Meter entfernt.

Ich ergänze meine Arm-winke-Kombination noch mit einem wilden auf-der-Stelle-Umhergehüpfe.

Sollte ich dieses Mal übersehen werde, werde ich mir das nie verzeihen. Dafür nehme ich es ohne zu zögern in Kauf, mich lächerlich zu machen.

Zu meiner Erleichterung wird das Gefährt tatsächlich langsamer, als es an mir vorbeirauscht. Innerlich betend wirbele ich herum, nur um mitzubekommen, wie der rostrote Truck nur wenige Meter hinter mir eine Vollbremsung einlegt.

Ein dreckiger Nebel aus trockener Erde und Staub wird durch das abrupte Stoppen der Reifen in die Luft befördert, was mich zum Husten bringt. Permanent blinzelnd und die Hand auf den Mund gepresst bahne ich mir meinen Weg durch die dunstigen Schmutzwolken.

Normalerweise wäre ich nicht so ungeduldig. Normalerweise hätte ich gewartet, den Dreck Dreck sein lassen und den Moment abgepasst, in dem die Luft nicht mehr von sämtlichen Schmutzpartikeln erfüllt ist, doch die Dringlichkeit der Situation lässt mich rücksichtslos werden. Rücksichtslos meiner Kleidung, meinen Augen und vor allem meiner Lunge gegenüber, die sicherlich eine Menge Spaß an all dem Staub haben wird.

Die Spannung meiner Nerven steigert sich mit jedem Schritt, den ich durch die nebligen Erdwolken mache. Mit jedem Schritt, bei dem ich kein fremdes Auto in meiner Umgebung ausmachen kann.

Umso erleichterter bin ich, sich der Schmutz in der Luft endlich verflüchtigt und den Blick auf einen etwas älteren, an manchen Stellen bereits zerkratzen Pickup freigibt.

Innerlich jubilierend beobachte ich, wie sich eine Gestalt im inneren des Wagens regt, Richtung Wagentür greift und diese kurze Zeit später öffnet.

Sofort schallt ohrenbetäubend laute Countrymusik durch den Wald, lässt Vögel in Bäumen panisch die Flucht ergreifen und mich erschrocken zusammenzucken.

Nicht, dass ich etwas gegen jene Musikrichtung hätte, aber I Should've Been A Cowboy in 100 Dezibel zu hören, ist nicht gerade angenehm für meine Ohren. So muss ich mich mit aller Macht zusammenreißen, um meine Hände nicht sofort hoch zu meinen Ohren schnellen zu lassen, damit sie die abnormale Lautstärke des Liedes etwas dämpfen.

Die spiegelnde Scheibe des Wagens schwingt beiseite, als jemand aus dem Auto heraussteigt. Eine ausgewaschene Jeans, ein kariertes Hemd und ein brauner Cowboyhut kommen hinter der rostroten Karosserie des Wagens zum Vorschein. Kurz glaube ich, mir diese - zugegeben - von der Kleidung her nicht wirklich in diese Region passende Gestalt nur einzubilden, doch als der ältere Mann schließlich seinen Mund öffnet und einzelne dumpfe Laute über den Lautstarken Gesang des Interpreten zu mir hindurchdringen, schiebe ich diese Vermutung beiseite.

Stattdessen sehe ich ich den Fahrer nur hilflos an, mit einer zögerlichen Geste auf das Armaturenbrett des Trucks deutend, auf dem sich wohl irgendwo das Radio, und somit auch der Ursprung der ohrenbetäubenden Musik befindet.

Ein verstehender Ausdruck huscht über das leicht gebräunte Gesicht des Fremden. Er tritt einen Schritt zurück, lehnt sich in sein Auto und vollbringt ein paar Handgriffe, die zur Folge haben, dass die kraftvolle Stimme, gepaart mit den sanften Gitarrenklängen und dem Schlagzeug von einer Sekunde zur anderen abrupt verstummt.

Die Stille danach wirkt wie Balsam für mein Trommelfell. Erleichtert, aber auch eine Spur von dieser bizarren Situation verunsichert, streiche ich mir eine schwarze Haarsträhne hinters Ohr und sehe zu dem Mann vor mir, den ich auf etwa sechzig schätze.

„Entschuldigen Sie bitte - manchmal vergesse ich einfach, wie laut die Musik aufgedreht ist", erwidert dieser soeben mit leichtem Akzent, sichtlich peinlich berührt.

Seine Aufmerksamkeit ist nun vollständig auf mich gerichtet. Er mustert mich verwundert. „Was machen Sie eigentlich so ganz alleine hier draußen? Ist Ihrem Auto der Treibstoff ausgegangen?"

Seine Worte erinnern mich unwillkürlich an die letzten Stunden, was bewirkt dass sich ein resigniertes Seufzen aus meiner Kehle löst.

„Vielen Dank, dass Sie angehalten haben", erinnere ich mich erst gewissenhaft an meine Manieren, ehe ich auf die Frage des Country-Cowboys eingehe. „Ich wünschte, es wäre so... aber leider haben ich und mein Taxifahrer ein paar Schwierigkeiten mehr."

Auf dem Gesicht des Fahrers spiegelt sich abwechselnd Überraschung, Ungläubigkeit, Entsetzen, sowie Mitgefühl, als ich meine momentane Situation in wenigen Worten so knapp wie möglich schildere.

Diese Erzählung, gepaart mit meinem verschmutzen, abgekämpften Aussehen muss sowohl außergewöhnlich, als auch ein bisschen erbärmlich auf dieses Mann wirken, in dessen Welt unerwartete Unfälle, stundenlange Wanderungen durch den Wald und Begegnungen mit gefährlichen Raubtieren sicherlich nicht allzu oft vorkommen.

Dennoch scheint er mich nicht mit diesem sensationslüsternen Funkeln in den Augen anzusehen, das so manche Menschen mit sich tragen, wenn sie sich in Gedanken bereits den kommenden Abend ausmalen, an dem sie die kürzlich erfahrene Geschichte brühwarm ihrer Familie berichten werden.

„Wenn Sie wollen, kann ich gerne einen kleinen Umweg fahren, um sie und den Taxifahrer im nächsten Dorf abzusetzen", bietet er mir stattdessen direkt an, nachdem ich geendet habe. Ein Angebot, das ich mit großen Augen, aber einem ebenso breiten Lächeln annehme.

„Das wäre wirklich sehr nett von Ihnen."

Der Fahrer winkt nur ab. „Keine Ursache. Ich habe sowieso erst heute Abend wieder Dienst. Und umso länger ich für den Weg brauche, desto weniger Zeit hat meine Frau, um mir die anstehende Nachtschicht auszureden."

Leicht resigniert schüttelt er den Kopf. „Die Leute in der Gegend sind sehr abergläubisch, wissen Sie? Jedes Mal wenn ich nicht vor der Dämmerung Zuhause bin, macht Susanne sich große Sorgen, ich könnte von einem Werwolf verschleppt oder von einem Vampir leergesaugt werden."

Als er meinem geschockten Blick begegnet, muss der ältere Mann amüsiert auflachen. „Machen Sie sich keinen Kopf", beruhigt er mich. „Der Glaube an Übernatürliches ist in dieser Region so etwas wie Tradition. Das heißt aber nicht, dass soeben genannte Gestalten tatsächlich existieren."

Es folgt eine einladende Handbewegung, welche sich auf den gesamten Innenraum bezieht, der mit seinen braunen Ledersitzen, dem Stapel aus CDs in der Zwischenablage und dem kleinen Duftbäumchen am Rückspiegel auf irrationale Weise zu dem Besitzer des Autos zu passen scheint.

„Also steigen Sie ein. Und sagen Sie mir am besten, in welcher Richtung der Straße Sie sich von ihrem Fahrer getrennt haben."

~~

Das leise Dudeln von fröhlicher Countrymusik mischt sich unter das stetige Brumme des Motors, während die Welt wieder einmal an mir vorbeirauscht.

Bäume, Büsche, Steine - vor ein paar Minuten noch war ich noch mitten drin, in den abgelegenen Weiten des des Nationalparks.

Vor ein paar Minuten noch waren die Hitze, die unwahrscheinliche Chance auf Rettung und die Angst vor bedrohlichen Waldtiere noch präsent.

Jetzt, wo ich wohlbehütet im Inneren eines nach Leder und Zimt duftenden Trucks sitze, die kühle Luft der Klimaanlage genieße und gedankenverloren nach vorne auf die Straße starre, wirken diese vergangenen Ereignisse nahezu surreal auf mich.

Der stundenlange Marsch durch die Hitze, meine Einbildung, ich wäre von irgendetwas verfolgt worden, dann die tatsächliche Begegnung mit einem echten Wolf, dessen spitzen Zähnen ich wohl nur knapp entkommen bin - über all diese Erinnerung hat sich ein eigenartiger Schleier gelegt.

Sie wirken verblasster, unbedeutender. Eine verrückte Geschichte, die man später seinen Freunden erzählt - jedoch nicht mehr wichtig. Denn mein kleines Waldabenteuer hat mich wieder zurück in die Zivilisation geführt. In eine Welt ohne die verzweifelnde Ungewissheit des eigenen Schicksals. Ohne bedrohliche Wölfe.

Statt mich also mit weiteren Rettungsplänen beschäftigen zu müssen, kann ich mich einfach entspannt im weichen Autositz zurücklehnen, zusehen wie sich die Straße vor dem Fenster des Wagens durch die Landschaft schlängelt und ein entspanntes Gespräch mit meinem Fahrer führen, der sich in der Viertelstunde Fahrt, die wie bereits miteinander verbracht haben, zwar noch nicht vorgestellt hat, aber mir darüber hinaus dennoch jede Menge über sich, seinen Job und seine Familie erzählt.

So weiß ich nun jegliches Detail über seine Kariere in einer bekannten Großstadt, wie er sich unerwarteterweise in eine Touristin verliebte, schließlich mit ihr in ihre Heimat zog und die kleine Polizeiwache des Dörfchens übernahm.

Gerade will der ältere Mann mit Cowboyhut neben mir thematisch zu seinem gerade Medizin studierenden Sohn umschwenken, da erregt ein kaum zu übersehenes Detail am Straßenrand meine Aufmerksamkeit, was mich aus meinem Sitz hochfahren und die Hand auf die Scheibe der Beifahrertür pressen lässt.

„Stopp!", rufe ich alarmiert, da ich die breite Schneise im Wald wiedererkannt habe. „Hier ist es!"

Der Fahrer tritt quietschend auf die Bremse, wendet und befördert sein Auto in einem Fahrstil Richtung Unfallstelle, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellen. Nachdem der Truck mit einem Ruck zum Stehen gekommen ist, lege ich zögerlich eine Hand auf den metallenen Griff der Beifahrertür, um auszusteigen.

Sofort scheine ich mit einer dickflüssigen Wand aus Wärme zu kollidieren, als ich aus dem Wagen klettere und mich suchend umsehe. Die Sonne brennt noch immer erbarmungslos von oben herab, sodass sich bereits nach wenigen Sekunden wieder ein leichter Schweißfilm auf meiner Stirn bildet, doch ich ignoriere diesen Umstand gekonnt.

Denn nicht die Sonne ist es, die mich mit ihrem vertrauten Anblick in den Bann zieht.

Vor mir klafft eine meterbreite Lücke im sonst so dichten Gebüsch des Waldes. Pflanzen sind plattgefahren, Zweige umgeknickt und zwei tiefe Bremsspuren ziehen sich von der Straße bis hin in die Tiefen des Unterholzes. Eine Szene, die längst vergessene Erinnerungen wieder lebendig werden lässt.

Das schwarze Etwas, welches das Taxi versteckt im Dickicht verfolgt...

Der Moment, in dem es auf die Fahrbahn springt...

Mein Schrei, dann das Quietschen der Bremsen...

Mit einem energischen Kopfschütteln verbanne ich diese Gedanken aus meinem Kopf, um mich wieder fokussieren zu können. Mit vorsichtigen Schritten und einem dicken Kloß im Hals wage ich mich voran, immer den deutlichen Abdrücken der Riefen nach.

Hinter mir verrät das leise Summen einer Melodie, dass der freundliche Mann mit dem Truck ebenfalls ausgestiegen ist und mir folgt.

Ich genehmige mir einen tiefen, beruhigenden Atemzug der erhitzten Waldluft, ehe ich meinen Weg fortsetze. Diesmal zügiger.

Hinter ein paar Büschen kommen schließlich die zerbeulten Überreste des gelben Taxis zum Vorschein. Doch zu meiner Verwunderung finde ich keinen erschöpften, leicht rundlichen Mann mit Schnauzbart daran gelehnt vor.

Es ist verlassen.

Eine skeptische Falte bildet sich auf meiner Stirn, während ich den Blick suchend über das umliegende Unterholz schweifen lasse, ein paar Mal die Stimme erhebe und nach dem bereits verletzten Taxifahrer rufe.

Nichts.

Mein Puls beschleunigt sich. Zusammen mit meinem Retter aus dem rostroten Truck suche ich den umliegenden Wald ab; zerre zahlreiche Türen des Taxis auf, um darin nach Hinweisen zum Verschwinden des Fahrers zu suchen.

Doch als ich schließlich nach einer halben Stunde vergeblicher Suche völlig fertig auf das trockene Laub des Waldbodens sinke, muss ich mir eingestehen, dass es keinen Sinn mehr hat.

Es gibt weder einen Notizzettel, noch irgendeinen anderen Hinweis auf den Standort meines Taxifahrers. Er ist nicht auf Klo, oder hier irgendwo in der Nähe unerwartet umgekippt.

Der nette Mann im gelben Hemd scheint wie vom Erdboden verschluckt.

Verschwunden.

~~

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A/N:

Uii, das Kapitel ist doch etwas länger geworden als beabsichtigt...aber Hauptsache der Cliffhanger sitzt hihi xD

Hat irgendjemand schon eine Meinung über Steven?

Und wer hat eine Vermutung, was mit dem Fahrer passiert ist? ;P

...vielleicht hat er ja auch einfach nur die nächste Mitfährgelegenheit genutzt um abzuhauen, oder ist ebenfalls in den Wald aufgebrochen? 0.0

LG Loony ♡

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