57| Alpha und Angreiferin

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 Es gibt keinem Grund sie zu retten oder zu verschonen. Gut - zumindest sollte es keinen geben.

~ Liam

~~

KALIE

Gib es ruhig zu – insgeheim stehst du darauf, von einem heißen Werwolf gerettet zu werden", vermutet Liam grinsend.

Noch nie bin ich so schnell aus der schrägen Umarmung einer Person geschlüpft. Und noch nie hat sich mein Körper gleichzeitig so sehr gegen diese Flucht gesträubt.

Selbst durch den weichen Stoff meines Hoodies schaffen Liams Finger es, ein angenehmes Prickeln auf der Haut meiner Oberarme zurückzulassen. Sein Duft hängt wie ein betäubender Nebel in meiner Nase und die Wärme, die seine Anwesenheit auf mich ausstrahlt, lässt meinen Puls losrasen.

Elektrisierende Schauer wallen gegen meinen Willen durch jede Zelle meines Körpers. Eine stumme Mahnung an mich. Die warnende Erinnerung daran, dass ich meine Gefühle noch immer nicht vollkommen unter Kontrolle habe.

Irgendwo zwischen ärgerlichen Gedanken, keuchenden Atemzügen und wild galoppierendem Herz bekomme ich mit, wie Liam seine strahlend blauen Augen auf das Tier hinter mir richtet. Den Wolf, der mich um ein Haar angefallen und zu Hackfleisch verarbeitet hätte, wäre ich ihm nicht mit einem filmreifen Seitensprung in letzter Sekunde entkommen.

Er scheint seinem Rudelmitglied eine stumme Botschaft zu vermitteln, denn der Koloss von einem Wolf gibt ein leises Schnauben von sich, ehe er in Richtung der zerfallenen Villa davontrabt.

Der Blick des Alphas lastet für wenige Sekunden weiter auf dem grauen Raubtier, dann dreht er sich zu mir um und lässt meinen Magen erschaudern.

„Was machst du hier?"

Ich richte mich auf, wische mir einzelne, wirre Strähnen aus dem Gesicht und drücke den Rücken durch, um einigermaßen gefasst zu wirken. Nicht wie jemand, der sich vor wenigen Sekunden noch des eigenen Ablebens sicher war.

„Nach was sieht es denn aus?", erwidere ich mit erhobenem Kinn, mir innerlich zu meiner festen Stimme gratulierend. Dafür, dass mein erneutes Nahtoderlebnis, das Wiedersehen mit Liam und allgemein diese ganze Situation – inklusive Timothys Tod, der Mateverbindung und das Ausschließen vom Plan – ein wildes Chaos in meinem Kopf anrichten, kann ich gerade erstaunlich klar denken.

Eventuell ist das hier aber auch nur die eigenartige Vorphase eines Schockzustandes.

„Ich weiß nicht." Liam verschränkt die Arme, sodass sich der Stoff des Shirts über seinen Schultern spannt. „Von einem meiner Wölfe gefressen werden? Eine...", er beäugt die silberne Zange, die während des Angriffs wie durch ein Wunder in meiner Hand kleben geblieben ist, „Grillparty veranstalten?"

Kurz kämpfe ich mit dem Drang, genervt die Augen zu verdrehen. Doch dann gewinnt der Wunsch, meinen Gegner im Blick zu behalten, Oberhand. Eine gute Entscheidung, denn dieser schiebt sich soeben an einer Kiefer vorbei auf mich zu.

„Du glaubst nicht ernsthaft, dass du mit diesem kleinen Teil hier etwas ausrichten kannst, oder?", versucht der Werwolf nun in weniger spöttischem Ton, mir Vernunft einzureden. „Ein Mensch wie du-"

„Ein Mensch wie ich wird sich nicht einfach hinterrücks von allen ausschließen lassen!", pfeffere ich heftig zurück, ehe er zu Ende sprechen kann. Möglicherweise hat Liam mit seiner Aussage einen Wunden Punkt getroffen.

„Ein Mensch wie ich ist an einer solchen Aktion beteiligt – von Anfang bis Ende!"

Meine Stimme zittert kaum merklich vor unterdrückter Wut. Innerlich fluchend beiße ich mir auf die Zunge, um Liam nicht noch mehr Einblick in meine wirren Lebens- und Gefühlssituationen zu geben.

Dieser neigt seinen Kopf zur Seite, leichte Falten auf der Stirn. „Nichts für ungut", merkt er an, „aber vermutlich gibt es einen Grund, warum Jeffrey dich Zuhause lassen wollte."

Empörung steigt in mir auf und lässt mich das Gesicht verziehen, sodass meine Nasenflügel sich aufblähen. Eine Geste, die ein amüsiertes Grinsen auf die Lippen meines Gegenübers malt.

„Also gehe ich richtig davon aus, dass du dich entgegen der Befehle deines Alphas hinter dem Rudel hergeschlichen und mit einer mehr als lächerlichen Waffe in den Kampf gestürzt hast?", stichelt er.

„Wenn du willst, kann ich dir die Zange gerne mal an die Wange halten, dann kannst du dich gleich persönlich von ihrer Nutzlosigkeit überzeugen – vorausgesetzt deine Haut hat sich bis dahin noch nicht qualvoll von deinem Schädel gelöst!"

Angriffslustig schreite ich auf ihn zu, mit dem silbernen Gerät direkt auf seine Nase zielend. Jedoch erzeugt die absichtliche Änderung des Themas, inklusive blutiger Drohung nur ein müdes Lächeln.

„Ist das ein Versuch, mir Angst einzujagen?" Unbeeindruckt beugt Liam sich zu mir hinunter, wobei er der glänzenden Zangenspitze gekonnt ausweicht. „Wenn ja warte kurz – ich schau mal ob ich irgendwo noch ein paar Grillwürstchen hab, die kannst du mit dem Teil wohl besser erschrecken als mich. Oder warte-" Er hält inne.

„Müssen es doch Kuchenstücke sein?" Liam kneift die Augen zusammen und macht Anstalten, mir die Zange aus der Hand zu pflücken. „Zeig mal her, man kann es nicht genau erkennen."

Ruckartig entziehe ich mich seiner Gegenwart, bevor eine weitere Berührung mein Herz ins Schwanken bringen kann, doch er folgt meinen Bewegungen, offenbar dazu entschlossen, nicht so leicht aufzugeben.

„Du machst dich über mich lustig!", zische ich, während ich ihn mit einem empörten Blick durchbohre. Liams Miene wird neutral.

„Erzähl keinen Scheiß – ich zittere vor Angst."

„Liam Blake, du bist ein überheblicher Feigling, der nichts anderes kann als reden!" Langsam aber sicher spüre ich, wie Verärgerung meine Nerven durchbrennen lässt.

„Aus deinem Mund kommt so viel – Versprechen, Ausreden, ominöse Andeutungen – aber nie die Wahrheit!"

Hitze steigt in mir auf. Und diesmal kommt sie nicht von meinen Hormonen, die, aufgeregt über die wenigen Zentimeter zwischen unseren Nasenspitzen, in meinem Bauch herumtanzen.

„Ach." Ein Luftzug streicht über meine Wangen, als Liam schnaubt. „Ich rede dir zu viel?" In seine Augen tritt ein provozierendes Funkeln, das mich vollkommen in den Bann zieht. Als er einen weiteren Zentimeter näher kommt, muss ich meinen Kopf in den Nacken legen, um das unausgesprochene Starr-Duell nicht zu verlieren.

„Wir können auch gerne etwas anderes machen, als hasserfüllte Gespräche zu führen." Mein Herz stolpert.

„Uns stattdessen auf unsere eigentlichen Rollen konzentrieren, zum Beispiel. Du weißt schon – ich, der entschlossene Alpha, der sein Rudel verteidigt und du, die furchteinflößende Angreiferin?"

Mein Gehirn braucht eine Weile, bis es die Worte über den hämmernden Puls in meinen Ohren hinweg entziffert hat. Meine Lungen erinnern sich nur allmählich wieder daran, wie Atmen geht. Dennoch schaffe ich es, zähneknirschend das Kinn zu recken und ihm ein „Bitte – wenn das heißt, dass du mich endlich ernst nimmst" entgegenzuspucken.

Der überraschte Ausdruck, der für den Hauch einer Sekunde über sein Gesicht huscht, ist ein beflügelnder Triumph für mich. Und noch besser wird meine Situation, nachdem Liam von mir wegrückt. Als würden meine Worte mit etwas Abstand ihre Bedeutung ändern. Ein ungläubiges Lachen löst sich aus seiner Kehle.

„Du willst nicht wirklich gegen mich- au, verdammt!" Fluchend reibt er sich mit der Hand über die Wange, an der seine Haut mit einem hässlichen Zischen Blasen zu bilden beginnt. Mein Mundwinkel zuckt zufrieden.

Da soll nochmal jemand sagen, ich könne nicht werfen.

Zwar liegt die Silberzange jetzt irgendwo hinter meinem Gegner am Waldboden, doch der entgeisterte Anblick des dunkelhaarigen Werwolfs ist ein lohnender Ausgleich dafür.

Nur währt dieser angenehme Augenblick der Überlegenheit nicht lange, denn die Ungläubigkeit auf Liams Zügen verschwindet genauso flüchtig, wie die roten Pusteln auf seiner reinen Haut zu heilen beginnen.

„Na schön", knurrt er, das Gesicht in eine grimmige Maske verwandelt. „Dann komm mal her, kleine Kratzbürste."

Eine Einladung, die ich nicht ausschlagen werde. Mit einem tiefen Atemzug hebe ich die zu Fäusten geballten Hände – ungefähr so wie die Helden in den Actionfilmen es immer tun – und fixiere den sportlich gebauten Jungen vor mir.

Adrenalin rauscht durch meine Adern; treibt ein erwartungsvolles Zittern in meine Fingerspitzen. Mein Blick schweift zielsuchend über seinen Körper. Ein letzter Atemzug, ein Anspannen der Muskeln und ich schnelle vor.

Tue das, was ich immer schon tun wollte, seitdem Liam mich nach der Vollmondnacht hat abblitzen lassen: Ihn schlagen. Ihm wehtun.

Oder so ähnlich.

Denn den spöttischen Werwolf zu tatsächlich zu treffen, stellt sich als unerwartet schwierig heraus. Mit einer mühelosen Eleganz weicht Liam meinen zunehmend unbeholfen wirkenden Attacken aus. Wieder und wieder – bis er in einem besonders günstigen Moment einfach nach meinem Arm greift, den Schwung meines Schlags an seinem Körper vorbeileitet und mich überrumpelt an sich vorbeistolpern lässt.

Das erschrockene Quieken, welches meine Kehle verlässt, kurz bevor meine Hände den schmalen Stamm einer Kiefer zu fassen bekommen, kann ich nicht mehr aufhalten.

„Nicht schlecht." Liam dehnt seine Schultern, indem er einen Arm an der Brust vorbeiführt und mit dem anderen drückt. Er sieht aus als würde er gleich einschlafen. „...Für eine blinde Schildkröte zumindest. Komm schon Kay – ich dachte du wärst sportlich."

Seine betont gelangweilte Miene, zusammen mit dem blöden Spitznamen lassen das Feuer in meinem Inneren auflodern. „Nenn mich noch einmal so", knurre ich unter schweren Atemzügen und stoße mich so heftig von der Kiefer ab, dass einzelne Birkenstücken wie braunes Papier zu Boden trudeln.

Mit einer Schnelligkeit, mich selbst überrascht, renne ich auf ihn zu. „Und du wirst-" Wieder verfehlt ein Schlag sein Ziel und meine Drohung endet in einem frustrierten Laut, als zwei Hände mich packen, herumwirbeln und gegen etwas Hartes pressen.

„Wirst was?", raunt Liam von hinten in mein Ohr. Seine linke Hand hält mein Handgelenk umklammert, der andere Arm hat sich fest um meinen Hals gelegt, was mich unweigerlich dazu zwingt, den Blick in den wolkenverhangenen Himmel zu heben. Irgendwann im Laufe meines Angriffs hat mein Arm seinen Weg hinter meinen Rücken gefunden, wo er nun zwischen Liams und meinem Körper gefangen ist.

„Mir noch einen von diesen entrüsteten Blicken schenken? Wieder auf mich losgehen?" Ich kann das amüsierte Grinsen förmlich vor meinem inneren Auge sehen. Hitze mischt sich mit dem Adrenalin in meinen Adern und wird von meinem rasenden Herz in Windeseile durch meinen Körper gepumpt.

„Ich weiß nicht", erwidere ich ein bisschen zu atemlos. „Wie wäre es mit dem hier?" Der Funke einer rettenden Idee zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht. Kurz nachdem die letzte Silbe meine Lippen verlassen hat, verlagere ich mein Gewicht, ignoriere den stechenden Schmerz in meiner Schulter und stoße meine Hüfte nach hinten, geradewegs in die empfindlichste Region meines Gegners.

Liam gibt einen gedämpften Laut von sich, der irgendwo zwischen Überraschung und Schmerz schwankt. Doch ich kann mich nur kurz über meinen geistreichen Einfall freuen, denn im nächsten Moment stolpert er auch schon taumelnd zurück – mit mir.

Ich schreie auf, versuche mich aus der unnachgiebigen Umklammerung seiner Hände zu lösen, doch mein Zappeln bewirkt nur, dass wir beide das Gleichgewicht verlieren. Liams Oberkörper trifft mit einem dumpfen Geräusch auf dem Waldboden auf. Ich mit ihm.

Immerhin federt der Junge unter mir meinen Sturz etwas ab, und lockert seinen Griff in dem Moment, in dem Schwerkraft und ein schlankes Mädchen ihm jegliche Luft aus dem Lungenflügeln pressen. So gelingt es mir, freizukommen, mich umzudrehen und die Hand zu einem Schlag zu erheben, der den dunkelhaarigen Werwolf nicht unbedingt bewusstlos gemacht, dafür vielleicht aber einen blauen Fleck zurückgelassen hätte.

Liams Augen blitzen auf; seine Hand schnellt vor und schließt sich warm und fest um meine Faust. Atemlos starre ich in das trübe Blau, in welches trotz des harten Sturzes ein schadenfroher Ausdruck getreten ist.

„Du kämpfst mit unfairen Mitteln", murmelt Liam, während lange schwarze Strähnen über meine Schultern auf sein Gesicht herabfallen. Sein Blick wandert langsam über meine Züge und macht es mir schwer, mit dem Gedanken beim Kampf zu bleiben.

Ich versuche die Erinnerungen, die diese Position in mir aufwallen lässt, herunterzuschlucken. Das Treffen im Wald, unsere Gespräche, seine frechen Anmerkungen, der... Moment in dem wir uns beinahe geküsst hätten. „Und du..." Meine Stimme bricht, als seine Augen an meinen Lippen hängen bleiben. „Bist einfach nur nervig."

Er lacht leise, was mein Herz zum Flattern bringt. „Nervig gut im Kämpfen, meinst du wohl."

Genau das tue ich. Aber zustimmen würde ich ihm niemals.

So bleibt es lediglich bei einem Augenverdrehen, gepaart mit einem missmutigen Seufzer, der überzeugender hätte sein können. Unschlüssig wandert mein Blick über Liams Gesicht, das auf einmal seltsam entspannt wirkt.

Ich mustere seine dunkelbraunen Haare, in denen sich bereits einzelne Nadeln, sowie Moosfetzen gesammelt haben; die himmelblauen Augen, in denen ich immer neue, hellere Sprenkel entdecke, je länger ich hinsehe; die gerade Nase, die ich ihm nur wenige Sekunden zuvor noch liebend gern gebrochen hätte; und seine Lippen, die...

„Kalie – um Lunas Willen!"

Wie ein Donnergrollen hallt die tiefe Stimme eines Mannes durch die Lichtung, vertreibt die Geister der Vergangenheit und lässt mich mit einem schmerzhaften Ruck in der Gegenwart aufschlagen.

Mein Kopf schnellt in die Höhe und innerhalb von Sekunden erfassen meine Augen die muskulöse Gestalt meines Onkels, der sich mit fassungsloser Miene rücksichtslos durch die wenigen verbliebenen Kämpfenden schiebt. Menschen, sowie Wölfe weichen ihm automatisch aus, wie als würde er eine ansteckende Seuche mit sich herumschleppen.

Schock erfasst meinen Körper wie einen kalten Blitz; bewirkt dass sich meine Beine abrupt anspannen und mein Körper Liams Nähe entflieht, als würde ich mich an ihm verbrennen.

Was vielleicht gar nicht so weit hergeholt ist.

Auch der Alpha des Crescent Rudels scheint die nahende Ankunft seines Rivalen registriert zu haben, den er folgt meinen hektischen Bewegungen und schnellt nach oben.

Doch so flink wie Jeffrey bei uns ist und ihm am Kragen packt, kann Liam gar nicht auf die Beine kommen. Die Bewegungen meines Onkels verschwimmen vor meinen Augen, als er den dunkelhaarigen Werwolf einfach packt, um ihn aggressiv gegen den nächstbesten Baum zu donnern.

Die etwa hüftbreite Kiefer erzittert unter der Wucht des Aufpralls, sodass die beiden Rudelführer von einem feinen Nadelregen eingehüllt werden.

„Findest du nicht, dass der Mord an einem meiner Jungwölfe zunächst ausreichen sollte, um den Zorn eines Alphas auf dich zu ziehen?", grollt Jeffrey McCartney mit vor Wut blitzenden Augen. „Oder warum fängst du auch noch an, meine eigene Familie zu beeinflussen?"

Die Sehnen in seiner Hand spannen sich an, als er diese höher wandern lässt, um sie fest um den Hals des jünger aussehenden Werwolfes zu legen, dessen Augen sich verwundert geweitet haben.

„All die Jahre haben wir deine Spielereien toleriert", fährt mein Onkel in einer Stimme fort, bei der meine Nackenhaare in die Höhe schießen. „Aber diese Art von Akzeptanz hört jetzt auf. Diesmal bist du zu weit gegangen, William Blake!"

Liam gibt ein ersticktes Husten von sich, verzieht den Mund jedoch zu einem frechen Grinsen. Ohne Zweifel scheint er die Drohung des dunkelblonden Mannes nicht ernst zu nehmen.

„Und was genau hat dieses Fass der Provokationen nochmal zum Überlaufen gebracht?", hakt er, wahnsinnig wie er ist, nach. „Die zufällige Unterschreitung des Mindestabstandes zu deiner kleinen Nichte, oder die traurige Wahrheit, dass ihr nicht in der Lage seid, auf eure Kinder aufzupassen?"

Jeffreys Arm zuckt; ich schreie auf, kann jedoch nichts tun.

Der Schlag ist hart und rücksichtslos. Er trifft Liam direkt auf der Wange, lässt seinen Kopf herumschleudern und mit einem grausigen Geräusch gegen die Baumrinde knallen.

Feste Seile scheinen sich um meinen Brustkorb zu schnüren und mich am Atmen zu hindern, während ich das Geschehen vor mir wie betäubt verfolge. Ich habe keine Ahnung, was genau dieses bohrende, kalte Gefühl in meiner Brust verursacht – der Schock über Jeffreys Zorn, oder die Angst um den dunkelhaarigen Werwolf.

Letzterer scheint wohl mehr auszuhalten als ich erwartet hätte, denn er fängt sich innerhalb mehrerer Herzschläge. Den tiefroten Tropfen ignorierend, der sich von einer Wunde über der Augenbraue einen Weg über seinen Wangenknochen bahnt, legt er den Kopf zurück und packt das Liam-typische halb emotionslose, halb spöttische Verhalten aus. Seine Abwehrmauer.

„Du bist ein Mörder! Und du wirst für deinen Taten bezahlen müssen!" Jeffrey hebt seine Hand, die immer noch zur Faust geballt ist, und verstärkt seinen Griff um Liams Kehle. Der Anblick lässt mich schlucken und einen Schritt nach vorne stolpern, unsicher ob ich handeln soll.

Würde ich mich jetzt zwischen die beiden werfen, hätte ich keine Ahnung, wie mein Onkel reagieren würde.

Der Alpha des McCartney Rudels scheint in dieser Verfassung rücksichtslos zu sein. Er ist eine dieser Personen, auf deren böse Seite niemand gerne gerät.

Liam ausgenommen natürlich. Der Junge mit den blauen Augen scheint auf der Hass-Seite Jeffreys geradezu vergnügt steppzutanzen.

Er senkt die Lider zu einem gelangweilten Blick und seufzt. „Vielleicht solltest du aufhören, deine Feinde dort zu suchen, wo du sie haben willst...", merkt der Alpha des Crescent Rudels in gefährlich ruhigem Ton an, während er und Jeffrey sich ein Starr-Duell liefern, das vor Abneigung nur so strotzt.

„Streng deinen Kopf an, Jeffi. Werd kreativ... Du kannst unmöglich glauben, dass wir für alles Böse in deinem Leben verantwortlich sind."

Ein verächtliches Schnauben löst sich aus der Kehle meines Onkels. „Wir haben Reste von deinen Sachen neben der Leiche unseres Jungwolfes gefunden – wie soll ich diesen Beweis denn deiner Meinung nach kreativ interpretieren?"

Liam lächelt. Dann geht alles ganz schnell.

Er reißt seinen Arm hoch, rammt die Ellenbeuge in die leicht gebeugten Unterarme meines Onkels und schafft es so, sich aus dem gnadenlosen Würgegriff zu befreien. Einen Wimpernschlag später hat er Jeffreys Kopf auch schon mit der anderen Hand ergriffen und gegen den Baum gerammt. Die Kiefer erzittert ein weiteres Mal unter einem dickköpfigen Werwolfschädel.

„Für was du mich hältst, könnte mir nicht gleichgültiger sein", stellt er trocken klar. „Aber du kannst mir vertrauen, wenn ich dir sage, dass ich besseres zu tun habe, als Meuchelmord an kleinen Kindern zu betreiben. In dieser Nacht war viel los. Und zufälligerweise war ich... woanders beschäftigt." Sein Blick zuckt zu mir.

„Also bleib entweder so starrköpfig und mach Jagd auf den, der sich gerade anbietet, oder finde heraus wer der tatsächliche Mörder des jungen Werwolfs ist."

Bedeutungsvolles Schweigen legt sich über die Anwesenden. Mein Blick sucht den von Jeffrey, und als ich seine Miene endlich zu Gesicht bekomme, ist es unmöglich zu sagen, ob er über Liams Worte nachdenkt, oder einfach nur benommen von der Kollision mit der Kiefer ist.

Jeffreys Augen verengen sich zu Schlitzen. Er öffnet den Mund, heftet seine grünen Iriden auf mich, doch was er im Begriff war zu sagen, würde ich nie erfahren.

Denn im nächsten Moment zuckt mein Onkel zusammen, wie als wäre er von einem unsichtbaren Schlag getroffen. Seine Augenbrauen wandern im gleichen Moment in die Höhe, in dem er leichenblass wird.

„Kalie." Mit wenigen, langen Schritten ist er bei mir; umgreift meinen Oberarm unerwartet sanft. „Wir müssen zu Bryan. Schnell."

„W-Was ist passiert?", stottere ich leicht überfordert, während ich gegen den Drang ankämpfe, mich zu Liam zu drehen. Jeffrey zieht mich weg von ihm; über Wurzeln, Moos und Grasbüschel. Ich kann den Blick des feindlichen Alphas im Nacken spüren.

„Sie... haben ihn gefunden", informiert mein Alpha mich nach einer Weile tonlos. „Der Verräter wurde enttarnt." 

~~

A/N:

Wie versprochen, eine - meiner Meinung nach ganz süße - Szene zwischen Kalie und Liam. :D

Ich hoffe sie hat euch gefallen und war es wert, dass ihr etwas länger warten musstet. :')

Im nächsten Kapitel geht es dann mit unserem Verräter weiter...

Arme Sharon. ^-^

Bis nächsten Montag also! <3

Ich gehe jetzt direkt mal die Kommentare aus dem letzten Kapitel beantworten. Habe ich die ganze Zeit bis jetzt nicht geschafte - eine Schande! O.o

Ok byee

LG Loony ♡

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