👑 Kapitel 1 ~ Die Bekanntgabe

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Kapitel 1 ~ Die Bekanntgabe

Und da fuhr sie, dachte ich mir und seufzte. Wie jeden Morgen hatte ich die Bahn verpasst und würde mich mit hunderten von Leuten in den kleinen Wagon zwängen müssen. Wäre ich doch nur dieses eine Mal schneller gelaufen als ich die einfahrende Tube gesehen hatte. Ich fragte mich, wann ich das letzte mal auch nur die Bahn - welche ich eigentlich nehmen sollte - nur ansatzweise gehört oder gar gesehen hatte. Es musste schon einige Zeit her sein, denn in den letzten Monaten war ich immer eine Sekunde vor Schulbeginn im Klassenzimmer erschienen.
Ich suchte nach der Anzeigetafel. Acht Minuten. Wenigstens musste ich heute nicht rennen. Die erste Stunde fiel aus und meine beste Freundin Amberly und ich hatten uns auf einen Kaffe verabredet. Es war mit Abstand der beste Kaffe in ganz Kyrelia. Wir waren Stammkunden, in jeder Mittagspause holten wir uns ein Croissant oder eine Schokoladenschnecke dazu noch einen Kaffe. Es war Tradition für uns beide geworden, seitdem ich auf die höhere Schule gegangen war. Zunächst fiel es mir schwer neue Freunde zu finden, aber mit Amberly hatte ich mich auf Anhieb gut verstanden und als ich - da ich sehr tollpatschig war - mein Lunch über sie geschüttet hatte, war sie mir keinen Moment böse. Ich schätze seitdem sind wir beste Freundinnen. Auch wenn es von der Gesellschaft nicht gerne angesehen wurde, uns konnte nichts trennen. Für uns existierten keine Reichen, Mittelständigen oder Arme.
Mein Smartphone piepste zweimal und aus meinen Gedanken gerissen zog ich es aus meiner roten Manteltasche heraus.

S.O.S
Hey Phi,
hab die U-Bahn verpasst, bin erst um fünf nach da. Muss dir unbedingt was erzählen. Wo bist du?

Als ich mit lesen fertig war tippte ich schnell:

Kein Problem, dann sind wir beide zur gleichen Zeit bei LittlElia. Meine Bahn kommt in... Jetzt!

Ich lies mein Handy zurück in meine Tasche gleiten und stieg in die Bahn ein. Vergebungslos suchte ich nach einem freien Sitzplatz, bis ich die Suche einstellte und mich an eine Glasscheibe lehnte.
Meine Hände suchten in meiner Handtasche nach dem Buch, welches ich gerade las. Es ging um einen Prinzen der seine Frau durch eine Art Castingshow suchen sollte. Mein absolutes Lieblingsbuch, nur zu gerne hätte ich einmal die Chance gehabt Teil von etwas gleichartigem zu sein. Nur leider gab es in Kyrelia keinen Prinzen oder gar eine Königsfamilie, zumindest keine von der ich wusste. Meine Suche wurde durch eine Durchsage unterbrochen, ich zog meine Hand aus der Tasche und lauschte Mariy Smith, der beliebtesten Moderatorin im Lande.

>>Sehr geehrte Bewohner von Kyrelia, ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Start in den Tag. Die neusten Meldungen aus Kyrelia werden Ihnen präsentiert von Kyrelias top Blumenladen Florelia.<<

Es war typisch für unser kleines Land jeden Morgen zur gleichen Zeit eine Durchsage mit News durch die Lautsprecher tönen zu lassen. Pünktlich um 07:45 Uhr. Es war uns Verboten Musik auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule zu hören. Gesprochen werden durfte nur bis fünf Minuten vor Durchsage und danach. Nicht viele hielten sich daran, ich musste es.
Hätten meine Eltern auch nur einmal mitbekommen, dass ihre Tochter Ophelia gesprochen hatte während der Durchsage, würde ich nicht nur Hausarrest bekommen, Nein ich würde vermutlich den Rest meines Lebens zuhause verbringen.

>>Aufgrund erneuter Ausschreitungen im östlichen Teil des Landes, sieht sich die Regierung dazu gezwungen Umfragen im ganzen Land zu starten. Hierzu werden alle Umfrageberechtigten im Alter von 16 bis 69 gebeten sich in den dafür vorgesehenen Lokalen einzufinden. Zusätzlich werden in jeder Provinz weitere Lokale eingerichtet um keine langen Warteschlangen zu bilden. An die Schüler unter den Berechtigten, für die Umfragen werdet ihr den heutigen Tag freibekommen. Jedoch nur die Schüler und Schülerinnen, welche bereits sechzehn Jahre alt sind! Jüngere Schulabsolventen werden in der Schule erwartet und bei unentschuldigten Fehlen wird ein Bußgeldbescheid an die Eltern geschickt.<<

Im hintern Teil der Bahn hörte ich einige Jungen und Mädchen diskutieren, ob sie nun zum Arzt gehen sollten oder doch lieber in der Schule antanzen würden. Wie sie sich entschieden bekam ich nicht mehr mit, denn die Meldungen gingen weiter, Mariy klang heute sehr bedrückt nicht freundlich wie sonst immer. Man konnte es in ihrer Stimme hören.

>> Des Weitern möchte ich darauf aufmerksam machen, dass in folgenden Provinzen immer noch zu wenig Steuer abgeben werden. Sie müssen verstehen, dass es wichtig ist Kyrelia so zu erhalten wie Sie es sich wünschen. Die Steuern tragen zu neuen Wohnungsbauten bei, die wie Sie wissen dringen notwendig sind. Deswegen werden die Arbeitsstunden der Arbeiter pro Woche von 44 auf 48 Stunden erhöht. Bitte hören Sie nun gut zu und achten Sie darauf, ob Sie in einer dieser Provinzen leben. Sollten Sie dies, melden Sie sich bitte auf Arbeit bei Ihrem Vorgesetzten und teilen Sie ihm mit, dass Sie die Ansage der Regierung gehört haben. Betroffen sind Myrena, Tyranos und Lyrata.<<

Man konnte sichtlich spüren, wie die Anspannung der Menschen stieg. Wir lebten im Bezirk Myrena, meine Eltern waren Teil der Regierung. Irgendwelche hohen Tiere, ich hatte keine Ahnung was genau sie arbeiteten. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch nie das Bedürfnis gehabt davon in Kenntnis gesetzt zu werden.
Wir gehörten zu den Reichen und wohnten somit im obersten Stockwerk des höchstes Hauses in Myrena. So wurde man auch in Kyrelia aufgeteilt - in Stockwerke. Es gab fünfzehn Stockwerke. In manchen Provinzen gab es jedoch auch weniger. Der Grund dafür war die Bevölkerungsdichte und die Entfernung der jeweiligen Provinz zur Hauptprovinz - Kyrenia. In Myrena gab es tatsächlich 15 Stockwerke.
    Unsere Wohnung war relativ zentral im Stadtkern, von Amberlys Stadtteil konnte man das Haus, in welchem wir lebten sehr gut erkennen. Manchmal kletterte sie auf das Dach ihres Wohnhauses und beobachtete das Stadtzentrum. Sie wusste, dass es verboten war, es störte sie jedoch nicht. Ihre Eltern arbeiteten den ganzen Tag, übernahmen Nachtschichten zusätzlich zu ihrer Tagschicht - nur um ihre drei Kinder ernähren zu können und sich den Luxus von Möbelstücken leisten zu können.
    Während mein Zuhause komplett eingerichtet war, zwei Badezimmer und vier Schlafzimmer hatte gab es in Ambs Zuhause nur das Wohnzimmer was einigermaßen vollständig eingerichtet war. Das Schlafzimmer von Amb und ihren Geschwistern hatte drei Betten einen Teppich - mehr gab es nicht. Für mehr reichte das Geld nicht. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie die untersten Stockwerke überleben konnten, wenn die Familie meiner besten Freundin schon kaum etwas besaß. Ihre Familie war eine Acht. Als Acht hatte man das Privileg seine Kinder in die Schule schicken zu dürfen, musste für diese aber mehr als reichlich Gebühren bezahlen. Amberlys Eltern gehörten zu den Mittelständigen der Achter, es war trotz allem schwer für sie zu überleben.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass niemand die Einteilung in Stockwerke und die extra Unterteilung in Arm, Mittelständig und Reich wirklich verstand. Wer blickte da denn durch? Ich jedenfalls nicht.

    Aus Protest gegen die Einteilung der Menschen hatten sich rebellische Gruppen gebildet. Diese waren mit der momentanen Situation so unzufrieden, dass sie dies durch Anschläge auf Regierungsgebäude ausdrückten. Ob man die Gruppen nun gut oder schlecht fand - müsste man für sich selbst einschätzen. Was man ihnen jedoch anrechnen musste, sie hatten noch nie jemanden verletzt.
    Nach dieser neuen Ansage würden die Rebellen definitiv weitere Brände entfachen und vielleicht dieses Mal sogar einen Schritt weiter gehen. Wie konnte es erlaubt werden, so hartarbeitenden Menschen noch mehr Arbeitsstunden aufzubrummen? Das war doch nicht menschlich!

>>Die Umfrageergebnisse werden wir heute Abend bekannt geben! Vielen Dank und bis bald!<<

Das Entsetzen war den Meschen ins Gesicht geschrieben, eine junge Frau fing fürchterlich an zu weinen. Sie erzählte einer älteren Frau, dass sie ihr Baby ja schon zehn Stunden am Tag alleine lassen würde und in ihrer Pause schnell nach Hause eilte um es zu versorgen, sie könne es doch unmöglich zwei weitere Stunden ohne Aufsicht lassen.
    Ich schluckte, die Frau tat mir leid, es war wirklich unverantwortlich ein Baby alleine zu lassen, nur damit man genug arbeiten gehen konnte um zu überleben. Einen kurzen Augenblick dachte ich daran, der Frau etwas Geld zu geben oder ihr meine Ermäßigungskarte für den Supermarkt zu übergeben, doch dazu kam ich nicht mehr. Ich musste aussteigen und hatte ein schlechtes Gewissen. Den Menschen ging es sichtlich schlecht und ich konnte nichts dagegen tun.

Die U-Bahn hielt und ich stieg aus, drehte mich noch einmal zu der Frau um und setzte mich dann in Bewegung. Das Café war nicht weit von unserer Schule entfernt, da ich dort heute jedoch nicht hin müsste, hatten ich und Amberly alle Zeit der Welt um den Kaffe und unser Gebäck zu verspeisen.
    Nach der kleinen Boutique rechts und dann konnte man bereits die Markise und kleinen weißen Gartenstühle erkennen. Amberly hatte sich draußen in die Ecke verschanzt und sah ungeduldig auf die Uhr. Ich wusste worauf sie wartete, es war gleich Zeit für den Schichtwechsel der Barista. Sie hatte seit einiger Zeit den Blick auf einen Jungen Namens Ben geworfen und versuchte immer die erste zu sein -wenn sie die Möglichkeit hatte - um ihn zu begrüßen.
Ich ließ mir etwas mehr Zeit um am Tisch anzukommen, da ich ihr die Möglichkeit geben wollte allein mit Ben zu sprechen, der wie es der Zufall wollte gerade jetzt an ihrem Tisch vorbei lief und kurz pausierte. Er lächelte und sie wurde augenblicklich rot, typisch.
    Amberly sah sich um und als sie mich entdeckte schien sie ihm unsere übliche Bestellung mit auf den Weg zu geben. Er trat ein und ich beschleunigte meines Schrittes und setzte mich neben sie.

Während sie mich begrüßte entledigte ich mich im sitzen meines Mantels, was mir sichtlich schwer fiel. Wieso hatte ich ihn denn überhaupt angezogen? Es waren bestimmt 27 Grad. Als ich fertig war kam Ben mit einem Tablett auf uns zu.

>> Ein Latte mit extra Karamellsirup und ein Croissant mit extra Erdbeermarmelade für Amberly.<< ,sagte er und stellte ihr das Glas und den Teller vor die Nase lächelte sie dabei kurz an und wandte sich dann zu mir. >>Und ein Latte sowie eine Schokoschnecke für dich, Phi.<<
Wir bedankten uns und Ben verschwand im Laden.

>>Also Ambs? Welche News hast du für mich? Bitte lass es was Gutes sein.<< ,fragte ich sie neugierig und nahm einen Schluck meines Lattes. Sie grinste und machte eine Geste des Schweigens. >>Das kann ich dir hier nicht erzählen. Zu viele Menschen die mithören könnten.<<
    Ich neigte meinen Kopf und sah sie bettelnd an. >>Du weißt doch genau wie neugierig ich bin! Das ist alles andere als Fair!<< ,sagte ich flehend und drehte mich gespielt beleidigt weg. Sie gab einen kurzen Seufzer von sich und meinte dann: >>Na gut. Meine Eltern hatten gestern wieder Besuch von den Anführern ihrer Gruppe. Sie sind wirklich stinksauer wie das momentan in Kyrelia abläuft. Sie wollen dringend eine neue Art der Regierung.<<
Sie nahm einen Bissen von ihrem Croissant, ich war mir unsicher ob sie noch etwas sagen würde also wartete ich bis ich ihr antwortete.
    >>Und was bitte wollen sie ändern?<< ,fragte ich verwundert. Sie zuckte mit den Schultern. >>Jedenfalls - ich denke du hast die Durchsage mitbekommen? - wo war ich? Ach ja, jedenfalls werden heute bei den Umfragen keine guten Ergebnisse herauskommen. Die Gruppen haben sich abgesprochen. Mehr hab ich nicht mitbekommen, ich war beim abspülen und meine Mum fand es komisch, dass ich zwanzig Minuten für fünf Teller und Besteck gebraucht habe.<<

    Was für eine Regierung wollten die Rebellen? Sie lehnten kategorisch die jetzige ab hatten aber laut meinen Eltern die vorherige auch verurteilt. Viele weitere Möglichkeiten gab es nicht, oder etwa doch?
    Meine Mum hatte mir einmal erzählt, dass bevor ich geboren wurde, also vor neunzehn Jahren, unser Land ein Königreich war, damals wollten Unbekannte die Königsfamilie absetzen. Der König, ich erinnere mich nicht mehr genau an seinen Namen, und dessen Frau seien auf unerklärliche Weise einfach über Nacht verschwunden und die Reichen erklärten, dass die Rebellen für das Verschwinden verantwortlich seien. Daraufhin fingen die Reichen an die Regierung nach ihrem Willen zu gestalten.
    Lea Kyrel - nach der unser Land benannt wurde - brachte die Idee mit den Stockwerken ein.
Die Sache mit den Rebellen ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie sollte unser Land ihrer Meinung nach regiert werden? Wollte man etwa Eisbären als Präsidenten wählen? Bei diesem Gedanken fing ich an zu lachen. Amb sah mich verwundert an und ich schüttelte nur den Kopf und gab ihr zu verstehen, dass ich mal wieder einen meiner inneren Monologe geführt hatte.

Inzwischen hatten wir ausgetrunken und fertig gegessen. >>Ich geh schnell bezahlen, danach machen wir uns auf den Weg zum nächstgelegenen Umfragelokal, oder?<< ,fragte ich sie und ohne auf Ihre Antwort zu warten stand ich auf ging in das Café und bezahlte.
    Als ich zurückkam stand Amberly schon bereit und reichte mir meinen Mantel. >>Lass uns zu dem Lokal bei der Schule gehen, es ist nicht weit und danach können wir vielleicht noch zu dir?<< ,sagte sie und wir beide setzten einen Fuß vor den anderen um uns auf den Weg zu machen.
>>Was denkst du, sollte ich gleich ankreuzen? Oder was kreuzt du an?<< ,fragte ich abwesend. >>Ich werde meine ehrliche Meinung kundtun. Vielleicht tut eine neue Art der Regierung Kyrelia ganz gut? Es ist wichtig, dass sich etwas ändert!<< gab sie von sich. Wir sprachen kein Wort mehr bis sich unser Weg trennte.
    >>Es ist anonym Ophelia! Du kannst deine Meinung äußern.<< ,flüsterte sie mir zu und verschwand in ihrer Kabine.

Meine Füße fühlten sich wie Blei an, jeder Schritt war schwer. Ich wusste was ich tuen musste, aber ob ich mich überwinden würde? Ich wusste es nicht.
Mit einem Ruck zog ich den Vorhang der Kabine zu setzte mich auf den Stuhl vor mir und begann den beigelegten Brief zu lesen.

Sehr geehrte Bewohner/innen Kyrelias, wir bedanken uns bei Ihnen für Ihr zahlreiches Erscheinen! Wie Sie wissen, ist es wichtig dass unser Land bestehen bleibt und nicht durch unnötige Angriffe zerstört wird. Wir möchten Ihnen hiermit die Möglichkeit geben sich zu äußern. Wenn sie Interesse an Änderungen haben oder zufrieden sind wie die momentane Lage ist können wir dies anhand der Umfragebögen auswerten.
Wir zählen auf Ihre Meinung!
Kyrelia zählt auf Ihre Meinung!
Vielen Dank,
die Regierung

Als ich fertig war atmete ich ein letztes Mal tief durch und fing an die Fragen durchzulesen. Nun würde ich meine Entscheidung treffen müssen. Und egal wie diese Sache ausging niemand würde erfahren wie ich abgestimmt hatte.

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