⬩Auf Wiedersehen⬩

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Barfuß stehe ich im Gras. Hoch oben. Der Wind bläst mir den Regen ins Gesicht. Noch ist es hell, aber ich sehe schon, wie die Sonne immer weiter nach unten steigt. Bald wird der Himmel mit einen wunderschönen rot übersehen sein. Auf das kann ich mich verlassen. Dass jeden Tag die Sonne untergeht und am nächsten Morgen wieder aufgeht. Aber ob es für mich einen nächsten Morgen gibt weiß ich nicht. Zumindest bleibt mir die letzte schöne Erinnerung. Zum letzten Mal stehe ich auf diesem Platz auf der Klippe und beobachte den Sonnenuntergang.

Eigentlich sollte ich nicht hier oben sein. Nicht mehr, haben sie gesagt. Wäre für mich zu gefährlich, besonders bei einem Wetter wie heute.

Mir war das egal. Ich ließ mir nichts mehr vorschreiben. 

Sie hatten ja recht. Aber ich war schon erwachsen, nach dem Alter zumindest. Im Geiste war ich noch immer ein Kind. Aber der Grund warum ich in einem Nachthemd, welches dem Krankenhaus gehörte, draußen auf der Klippe im Regen stehe, war nicht, weil ich mich noch wie ein Kind verhielt. Nein, ich wollte den Schmerzen ein Ende bereiten.

Und ich fand heute war ein guter Tag dafür.

Vor neun Jahren wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert. Hergebracht hatten mich meine Eltern, weil ich krank war. Schlimmer als sonst. Sie machten einen Test nach den anderen, bis die schockierende Diagnose kam – Leukämie. Ich hatte also Krebs. Schnell war klar, dass es für mich keine besonderen Überlebenschancen gab. Sie sagten mir, dass ich mit spätestens 13 tot sei. Vielleicht auch erst mit 14. Für meine Eltern brach die Welt zusammen. Ich nahm es erst mal tapfer auf. Vor allem, weil ich es damals noch nicht ganz so verstanden hatte. 

Später wurde mir bewusst, wie die Lage eigentlich genau stand. Und ich beschloss, dass ich leben wollte. Ich kämpfte. Ich musste Schmerzen durchstehen, die ein Kind  nicht haben sollte. Es war eine Qual, aber ich schaffte es. Ich erreichte meinen 15 Geburtstag, wider Erwarten der Ärzte. 

Es bestand also eine Chance, wenn auch nur eine kleine. Für eine kurze Zeit waren wir glücklich.

Aber nicht lange.

Es ging bergab. Meine Krankheit fraß mich auf. Sie zerstörte mich. Eines Nachts ging es mir so schlecht, dass meine Eltern die Rettung anriefen. Sie selber fuhren mit dem Auto nach. Aber sie kamen nie im Krankenhaus an. Zumindest nicht lebendig. Ein betrunkener Idiot schlief während dem Autofahren ein. Das Auto kam auf die falsche Straßenseite und zwang meine Eltern auszuweichen. Es war ein sehr windiger und regnerischer Tag, wie heute, deswegen kam das Auto ins Rutschen und es fiel die Klippe runter.

Nachdem es mir an dem Tag des Unfalls etwas besser ging, wagten die Polizisten es mir zu sagen. Mir zu sagen, dass meine Eltern nie wieder kommen würden, weil ein Betrunkener es nicht lassen konnte und selber mit den Auto fahren musste. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich begann zu schreien und zu kreischen. Ich konnte das nicht verstehen. Ich wollte es nicht. Ich wollte im Moment nur bei meinen Eltern sein. Ich wollte, dass sie mich in die Arme nahmen. Und mich trösteten. Ich schrie die Polizisten an, sie sollten verschwinden. Ich wollte allein gelassen werden. Ich wollte weg. Und ich rannte weg. Weit kam ich aber nicht, immerhin war ich von Ärzten und Polizisten umgeben. 

Die nächsten Wochen verbrachte ich im Krankenhaus. An manchen Tagen konnte ich nach Hause gehen, was jetzt das Haus meiner Tante war. Ich sprach so gut wie nichts. Mit niemanden. Ich weinte mich jeden Abend in den Schlaf. Aber ich kämpfte trotzdem gegen die Krankheit. Meine Eltern hätten es sich gewünscht. Ich kämpfte lange. Wenn die Schmerzen unerträglich wurden, wollte ich schon fast aufgeben, aber meine Tante zwang mich weiter zu kämpfen. Ich tat was ich konnte. Erlebte meinen 16. Geburtstag. Im Krankenhaus. Aber es ging mir bald ein wenig besser. Es schien wieder bergauf zu gehen. Ich gestattete es mir hin und wieder zu lachen und so schaffte ich es auch bis zu meinem nächsten Geburtstag. 

Nach ein paar Monaten aber, als es mir wieder richtig beschissen ging und ich mich aufgrund der Schmerzen kaum bewegen konnte, sagten die Ärzte sie könnten nichts mehr tun. Ich hatte nur noch ein paar Monate. Dann war es endgültig vorbei. Sie erwarteten keine Wunder mehr und um ehrlich zu sein, ich wollte auch keines mehr. Warum sollte ich es auch wollen? Ich müsste entweder weitere Jahre mit der Krankheit kämpfen, ohne meine Eltern, die der Hauptgrund waren, warum ich es so weit geschafft hatte. Oder ich wurde gesund, wäre aber trotzdem eine Waise. Ich akzeptierte meinen Tod. Stellte dem Tod aber zwei Bedingungen: Erstens wollte ich noch erwachsen werden; Zweitens wollte ich nicht im Krankenhaus sterben.

Deswegen stand ich nun auf der Klippe. An der Stelle, an dem meine Eltern den Unfall hatten. Ich flüchtete aus dem Krankenhaus als die Schwester ihre abendliche Routine beendete. Meiner Tante habe ich einen Brief hinterlassen, den hatte sie verdient, nach allem was sie für mich getan hatte.

Ja, heute war ein schöner Tag zum Sterben. Es passte.

Vor genau drei Jahren stürzte das Auto meiner Eltern diese Klippe herab. Und heute würde ich zu ihnen finden. Zum letzten Mal beobachtete ich den Sonnenuntergang. Zum letzten Mal würde ich Schmerzen spüren. Zum letzten Mal Trauer fühlen. Zum ersten Mal seit langer Zeit würde ich wieder bei denen sein, die ich liebte. Die ich so vermisste.

Ich dankte dem Tod ein letztes Mal, dass er die Abmachung einhielt.

Ich schloss die Augen.

Spürte ein letztes Mal den Wind auf meiner Haut.

Spürte ein letztes Mal den Regen, der mir ins Gesicht klatschte.

Spürte ein letztes Mal das Gras an meinen Füßen.

Ich sprang und dankte dem Tod, dass er mir die Schmerzen nahm.

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