KAPITEL 1

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Emilio

„Alter, jetzt halt endlich deine scheiß Fresse", fuhr Blake Sid genervt an, der seit einer Viertelstunde ununterbrochen The Boys Are Back In Town sang. Doch der Junge mit den hellblond gefärbten Haaren ließ sich nicht im Geringsten von der schlechten Laune seines Freundes beeindrucken, denn Blake hatte meistens schlechte Laune. Das hatte sich auch nicht während der Zeit, die ich im Jugendknast gesessen hatte, geändert.

Allgemein hatte sich in den zwei Jahren, die ich im Bau gewesen war, weniger verändert, als ich gedacht hatte. Es war, als hätte man bei einem Film einfach auf Pause gedrückt und spielte ihn jetzt nach einiger Zeit weiter ab. Natürlich konnte man sich nicht mehr an alle Details vor der Pause erinnern, doch man kam auch ohne zurückzuspulen gut wieder rein. Zumindest bisher fühlte es sich so an, als wäre ich nie weg vom Fenster gewesen.

Ich war wieder bei meinem Onkel eingezogen und half ihm in der Werkstatt, um mir etwas Geld auf ehrliche Weise dazuzuverdienen. Das gehörte erstens zu meinen Bewährungsauflagen dazu und zweitens konnte ich das Geld gut gebrauchen. Außerdem würde ich, sobald die Sommerferien zu Ende waren, mein Abschlussjahr an der High School machen.

Ich war jetzt zwar mindestens zwei Jahre älter als die meisten meiner Mitschüler, aber immerhin hatte ich noch Sid an meiner Seite, der jetzt gerade seine dritte Ehrenrunde drehte, während Blake schon vor zwei Jahren seinen Abschluss gemacht hatte und seitdem in dem marokkanischen Spezialitätengeschäft seines Vaters arbeitete. Bevor ich verurteilt wurde, hatte Blake immer noch gesagt, dass er sobald wie möglich von zu Hause ausziehen würde, deshalb hatte es mich sehr verwundert, dass er ausgerechnet für seinen Vater, den er so sehr hasste, arbeitete, aber als ich ihn darauf angesprochen hatte, hatte er sofort abgeblockt und war jetzt noch schlechter gelaunt als normal.

Doch trotz der eiskalten Blicke, die er Sid zuwarf, dachte dieser gar nicht daran, zu verstummen. „Weißt du, Blaky-Boy, schon Kennedy hat immer gesagt: Singen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen", erklärte er überzeugt und blies den Rauch seines Joints in Ringen in die warme Abendluft.

Sid hatte die schrecklich Angewohnheit, zu jeder Situation passende Lebensweisheiten zu verkünden, die er sich entweder selbst ausdachte oder vollkommen falschen Personen zuordnete.

„Es ist aber Abend, du Spast. Und wenn du nicht gleich aufhörst, zu singen, werde ich dich vertreiben", entgegnete Blake und schubste Sid spielerisch nach vorne, um ihn gerade noch rechtzeitig wieder aufzufangen. Sid lachte daraufhin nur rau auf, während mir für einen kurzen Augenblick das Herz stehen blieb, schließlich saßen wir hier auf dem Dach einer der ehemaligen Autofabriken von Chrysler, von dem es mindestens hundert Meter in die Tiefe ging und ließen die Beine baumeln, als wäre es eine Schaukel auf dem Spielplatz.

Ich kam gerne hier hin, obwohl es immer etwas mühsam war, sich auf das, mit hohen Stacheldrahtzäunen umgebene, Gelände zu schleichen und dann durch den kaputten Lüftungsschacht in das Gebäude zu klettern. Da der Strom seit der Stilllegung der Fabrik abgeschaltet war, funktionierte auch der Fahrstuhl nicht mehr und man musste die ganzen Treppen zu Fuß besteigen. Aber wenn man erst mal oben angekommen war, lohnte sich all die Mühe. Von dem Dach des alten Motorenwerks hatte man einen atemberaubenden Ausblick über die ganze Stadt und konnte abends wunderbar die Sonne hinter den Wolkenkratzern untergehen sehen.

Um meine Entlassung aus dem Gefängnis zu feiern, hatten Sid, Blake und ich deshalb auch beschlossen, aufs Dach zu klettern und bei Joints und Bier über all das, was in den letzten Zeit passiert war, zu reden, während sich der Himmel vor unseren Augen von hellblau, zu rotorange bis hin zu dunkelblau verfärbte.

Ich liebte diesen Anblick. Hier oben auf dem Dach fühlte ich mich dem Himmel so nah und so unbefangen wie sonst nie in dieser Stadt. Auch wenn ich formal wieder auf freiem Fuß war, war ich immer noch nicht frei. Detroit hielt wie ein Raubtier alle seine Einwohner fest in seinen Klauen gefangen und ließ niemanden gehen. Hier kam niemand weg und deshalb gab es für mich nur dieses Dach, um mich an andere Orte zu wünschen. Doch in diesem Moment fühlte ich mich genau da wohl, wo ich gerade war.

Auch wenn ich es nicht laut aussprach, genoss ich es, endlich wieder mit meinen beiden besten Freunden zusammen zu sein. Ich hatte die beiden Idioten und ihre dummen Scherze echt vermisst. Zwischen uns hatte sich rein gar nichts verändert und dafür war ich unglaublich dankbar, denn es gab nicht viele Menschen in meinem Leben, die mir nahe standen. Da waren nur mein Onkel Toni, Blake, Sid, Marcio und ein paar andere Jungs von den Jokers.

Nachdem meine beiden Eltern gestorben waren, war ich bei Toni untergekommen, der mich zu den Canton Jokers gebracht hatte. In Marcio, dem Anführer, und den anderen Jungs hatte ich mit der Zeit so etwas wie eine zweite Familie gefunden und dort auch meine besten Freunde Sid und Blake kennengelernt. Außerdem war die Zugehörigkeit zu einer Gang die einzige Chance, in den kalten kalten und erbarmungslosen Straßen Detroits Schutz zu finden. Das Gesetz hatte hier in Canton längst versagt und die Polizei keinen Einfluss mehr, hier reagierten die Jokers. Natürlich kam man als Mitglied nicht umhin, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen, aber Marcio zwang einen zu nichts, was man absolut nicht tun wollte, womit er sich wahrscheinlich von vielen anderen Gangleadern abhob.

Heute Abend hatten Sid, Blake und ich auch noch eine Aktion geplant, aber dafür musste es erst mal richtig dunkel sein, deshalb konnten wir uns alle Zeit der Welt lassen.

Seufzend richtete ich meinen Blick gen Himmel, an dem schon die ersten Sterne leuchteten.

Wo war wohl das Sternbild Cassiopeia? Das müsste ich bei Gelegenheit mal nachgucken.

Seitdem ich vor ein paar Tagen, direkt am Tag meiner Entlassung, meinen Fast-Unfall gehabt hatte, ging mir das Mädchen, das mich von der Straße gezogen hatte, einfach nicht mehr aus dem Kopf. Das Funkeln in ihren dunkelbraunen Augen, ihre zarte, elfengleiche Gestalt und das unfassbar süße Lächeln hatten sich förmlich in mein Gedächtnis eingebrannt und erinnerten mich jedes Mal aufs Neue an ihren Korb. Ich hätte ihr gerne etwas dafür zurückgegeben, dass sie mich gerettet hatte, doch sie hatte abgeblockt, was mich tatsächlich etwas getroffen hatte. Ob ich sie jemals wiedersehen würde?

„Gib mal her", forderte ich Sid auf und zeigte auf seinen Joint. Ich wollte am liebsten all die Gedanken, die in meinem Kopf herumspukten einfach zusammen mit dem Rauch ausblasen.

„Bau dir doch deinen eigenen", nörgelte der blonde Junge, reichte ihn mir aber trotzdem.

Ich setzte ihn an meine Lippen und zog tief daran, um dann den Rauch auszublasen, der in grauen Wolken in den Himmel stieg und sich mit der warmen Abendluft vermischte. Das wiederholte ich ein paar Mal, bis ich das Gefühl hatte, dass meine Gedanken langsam verstummten und eine friedliche Ruhe in meinem Kopf einkehrte.

Es kam oft vor, dass ich das Gefühl hatte, meinen Kopf betäuben zu müssen, um meine ganzen umherwirbelnden Gedanken zu stoppen. Früher hatte es noch gereicht, wenn ich mit lauter Musik auf den Ohren Laufen gegangen war, aber mittlerweile brauchte ich andere Mittel.

Ich hatte mit meinen einundzwanzig Jahren wahrscheinlich schon mehr Scheiße als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben erlebt und das hatte seine Spuren hinterlassen. Ich war ein gebranntes Kind mit mehr Problemen, als ich sie an meinen Fingern abzählen konnte – nur die Aussicht es irgendwann aus dieser beschissenen Stadt zu schaffen und all die schrecklichen Erinnerungen, die ich mit ihr verband, hinter mir zu lassen, ließ mich weiterkämpfen. Aber wenn mir doch alles zu viel wurde, dann griff ich entweder nach der Flasche oder dem nächsten Joint.

Ich zog noch ein letztes Mal an dem Blunt in meiner Hand, dann reichte ich ihn Sid zurück.

„Der ist ja fast aufgeraucht. Fick dich, Milo", beschwerte sich Sid. „Das ist der Grund, warum ich nicht teile. Geiz ist das Wesen der Freundschaft, wie Oscar Wilde schon immer gesagt hat."

„Ich bin mir sicher, dass der Großzügigkeit gesagt hat, aber du wirst das schon besser wissen", meinte Blake trocken, während ein raues Lachen meinen Mund verließ.

„Ja, ich weiß es auch besser. Zumindest besser als du", erwiderte Sid eingeschnappt und kniff seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.

„Stimmt, ganz vergessen, du bist ja weiser als Nathan, deshalb machst du jetzt ja auch erst zum dritten Mal die zwölfte Klasse. Wie hieß es noch gleich ... alle guten Dinge sind drei?", stichelte Blake, wobei seine Stimme nur so vor Sarkasmus tropfte.

Wenn man ihn nicht kannte, würde man wahrscheinlich denken, dass er Sid hasste, aber Blake hatte einfach eine komische Art seine Gefühle auszudrücken. Er war emotional etwas verkrüppelt, was man ihm bei seinen Eltern aber echt nicht vorwerfen konnte.

„Hää, wer ist denn jetzt schon wieder Nathan?" Sid stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben und er blickte hilfesuchend zu mir, doch ich ließ ihn hängen, dafür war die Situation einfach viel zu lustig.

„Nathan der Weise, ein Drama aus Deutschland. Aber offensichtlich bist du nicht so kulturell bewandert wie ich", erklärte Blake besserwisserisch.

Ich nickte bestätigend, obwohl ich selber bis vor einer halben Minute noch nicht den leisesten Schimmer gehabt hatte, wer Nathan der Weise war, aber das musste ich ja nicht sagen. Stattdessen tat ich einfach so, als wüsste ich genau, wovon Blake sprechen würde.

Auch wenn Blake es hasste, darüber zu reden, las er überaus gerne und hatte sich so über die Zeit so viel unnötiges Wissen angeeignet, dass Sid und ich schon mal mit dem Gedanken gespielt hatten, ihn bei einer dieser Quizshows im Fernsehen anzumelden, aber dann hätte er uns wahrscheinlich eigenhändig geköpft. Blake war wirklich ziemlich intelligent, deshalb war ich tatsächlich etwas enttäuscht gewesen, als er mir erst erzählt hatte, dass er jetzt für seinen Vater arbeitete, anstatt aufs College zu gehen. Er könnte so viel mehr aus sich machen...

„Ich bewandere dich gleich mal kulturell", empörte sich Sid und boxte dem dunkelhaarigen Jungen gegen den Arm und das nicht gerade leicht.

Blake rieb sich die schmerzende Stelle und wollte gerade etwas entgegnen, als ich dazwischenging.

„Ich würde sagen, es ist dunkel genug. Wollen wir los?", wechselte ich das Thema und blickte hinter uns, wo neben den leeren Bierflaschen noch unsere Rucksäcke mit den Sprayflaschen lagen.

„Na gut", stimmte Sid mir zu. „Aber nächstes Mal lasse ich dich nicht ungeschoren davongekommen", meinte er dann noch zu Blake, der ihm daraufhin nur einen Vogel zeigte.

Ich stand auf und fischte schon mal nach dem schwarzen Hoodie und dem Tuch in meinem Rucksack, während Sid schnell die letzten Züge von seinem Joint nahm und Blake unsere Bierflaschen vom Dach schmiss, die am Boden mit einem Klirren in tausende Scherben zerbrachen. Dann zogen sich die beiden ebenfalls ihre dunklen Hoodies an und wir machten uns durch die alte Eisentür auf den Weg nach unten.

Nachdem wir die unzähligen Treppenstufen herabgestiegen waren und das Gelände durch das kleine Loch im Zaun wieder verlassen hatten, holten wir unsere Motorräder hinter dem Gebüsch hervor, wo wir sie immer versteckten.

Ich setzte mich auf meine Maschine und startete den Motor. Diese Ducati XDiavel S hatte ich selbst kaputt für immer noch ein halbes Vermögen gekauft und in monatelanger Arbeit wieder fahrtauglich gemacht. Seitdem war sie mein ganzer Stolz. Ich ließ noch nicht mal meine besten Freunde auf meinem Baby fahren, in der Angst, sie würden einen Kratzer in sie machen.

Sid und Blake nahmen ebenfalls auf ihren Motorrädern platz, dann starteten wir so schnell, dass der Kies unter unseren Reifen nur so spritzte. Nach wenigen Minuten erreichten wir eine größere Straße, die uns durch das stillgelegte Industriegebiet immer weiter in Richtung Innenstadt führte. Bald kamen wir an eine Hauptstraße, die uns direkt am Detroit River entlangführte. In dem dunklen Wasser spiegelten sich die Lichter der Hochhäuser, in denen die Menschen scheinbar niemals schliefen und schienen durch die Geschwindigkeit alle ineinander zu verschwimmen.

Es machte mir immer unfassbar viel Spaß, nachts durch die leeren Straßen der Metropole zu fahren und bei inoffiziellen Straßenrennen alles aus den Maschinen rauszuholen. Die Geschwindigkeit brachte mir fast dasselbe Gefühl an Freiheit, wie auf dem Dach der Chryslerfabrik zu sitzen und die Beine in hundert Meter Höhe baumeln zu lassen. Ich liebte es, den Wind in meinen Haaren zu spüren und zu fühlen, wie das Adrenalin durch meine Adern rauschte. Dann fühlte ich mich endlich mal gut.

Doch jetzt hatten wir eine andere Mission, das hier war keine Spaßfahrt.

Wir fuhren zur Mexicotown im Südwesten Cantons, wo in letzter Zeit immer öfter Mitglieder der Devils of Detroit aufgetaucht waren und sich somit in unser Territorium vorgedrängt hatten. Der Bezirk Canton war zu ungefähr zu gleichen Teilen zwischen den Jokers und den Devils aufgeteilt und es kam immer wieder vor, dass es Streitigkeiten um die Gebiete gab, die teilweise sogar in Straßenschlachten endeten. Die letzten Jahre war es jedoch erstaunlich friedlich zwischen den Gangs gewesen und auch ohne Friedensabkommen hatte es so etwas wie einen Waffenstillstand gegeben. Doch jetzt hatte der Leader der Devils gewechselt und der Neue strebte offensichtlich eine Territorialerweiterung in unserem Gebiet an, die wir jedoch im Keim zu ersticken gedachten.

Wir hielten auf dem leeren Parkplatz eines mexikanischen Spezialitätengeschäfts und zogen uns dort die Kapuzen über den Kopf und die Tücher ins Gesicht, sodass nur noch unsere Augen zu sehen waren. Dann schulterten wir unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg.

Sid machte als Erster vor einer Mauer, die zu einem Grundstück führte, Halt und zog eine Spraydose aus seinem Rucksack. Mit roter Farbe sprühte ein Clownsgesicht auf den Stein – das Zeichen unserer Gang.

„Guck mal, der sieht fast so aus wie du", wandte er sich grinsend an Blake.

„Ich glaube, der einzige Clown hier bist du", erwiderte dieser und griff ebenfalls nach seiner Sprayflasche, um auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen großen Clown an eine Häuserwand zu sprühen.

So liefen wir uns gegenseitig foppend durch die Straßen und hinterließen hier und da einen großen roten Clown, um jedem zu zeigen, unter wessen Kontrolle dieser Stadtteil stand.

Ich war gerade dabei, ein überdimensional großes Clownsgesicht unter eine Brücke zu sprühen, als ich das Kreischen von Sirenen hörte. Noch war es weit entfernt, aber das Geräusch schien direkt auf uns zuzukommen. „Scheiße, die Bullen kommen!", zischte ich und raffte schnell meinen Rucksack vom Boden auf.

Auch Sid und Blake schalteten sofort und griffen nach ihren Sachen. Dann nahmen wir die Beine in die Hand und rannten los.

Hier in der Nähe des Wassers trauten sich die Ordnungshüter noch, Patrouille zu fahren, doch je weiter es ins Viertel hineinging, desto seltener war mit einem Besuch der Bullen zu rechnen. Hier wagten sie sich nur noch in großen Mannschaften und schwer bewaffnet hin, was uns natürlich den Freiraum gab, dort zu tun und zu lassen, was wir wollten.

Deshalb hatten die Jungs und ich jetzt auch, ohne uns abzusprechen, den Weg zurück in die Mexicotown eingeschlagen. Wir rannten so schnell wir konnten und ich spürte meine Lunge brennen und mein Herz heftig gegen meinen Brustkorb schlagen, während mir das Adrenalin durch die Adern rauschte und meinen Körper zu Höchstleistungen antrieb. Sie würden uns nicht fassen. Sie durften uns nicht fassen...

Ich war schon oft vor der Polizei geflohen und sie hatten mich bis auf ein Mal nie fassen können. Doch nach diesem einen Mal hatte ich zwei Jahre hinter Gittern verbringen dürfen, deshalb legte ich es jetzt nicht wirklich darauf an, nochmal erwischt zu werden, schließlich war ich nur auf Bewährung draußen.

„Stehen bleiben, sonst schießen wir!", tönte es hinter uns aus einem Megafon, woraufhin mein Herz noch schneller schlug.

Doch an aufgeben dachte niemand von uns. Außerdem klang die Stimme noch viel zu weit entfernt, als dass wir wirklich in Schussweite der Polizisten wären. Und so rannten wir weiter.

„Durch den Garten, da können sie uns nicht folgen", rief ich meinen Freunden zu und sprang dann auch schon mit einer Schere über den Holzzaun.

Blake tat es mir nach und landete sicher auf der anderen Seite und auch Sid setzte zum Sprung an, verschätzte sich aber bei der Höhe und blieb mit dem Fuß hängen, sodass er zu Boden stürzte. Ich hörte nur seinen Aufschrei und das darauffolgende Fluchen in meinem Rücken und wusste sofort was passiert war.

Auch wenn ich schon viele Meter weitergerannt war und jede Sekunde entscheidend sein konnte, drehte ich mich um und sprintete zu Sid zurück, um ihm aufzuhelfen. Er ergriff dankbar meine Hand und ließ sich von mir auf die Beine ziehen, wobei er ein schmerzerfülltes Zischen ausstieß. Offensichtlich hatte er sich bei seiner Bruchlandung wirklich wehgetan.

„Da musst du jetzt durch, Kumpel. Sorry", murmelte ich mitleidig, riss ihn dann aber schon im nächsten Moment an seinem Arm hinter mir her.

Gerade noch rechtzeitig – denn in dem Moment, wo ich Sid hinter die Ecke des Hauses zog, hörte ich auch schon die Türen des Polizeiwagens zuschlagen. Ohne zu stoppen, zog ich meinen verletzten Freund weiter hinter mir her, bis ich mir sicher war, dass wir unsere Verfolger abgehängt hatten.

„Alles gut bei dir?", fragte ich ihn, als wir endlich in einer schmalen Seitengasse hielten. Ich stützte meine Hände auf meine Oberschenkel und rang nach Luft, denn ich fühlte mich so außer Atem, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Mein Körper bebte von der Anstrengung und ich konnte meinen Puls in den Ohren hören.

„Ich glaube, ich habe mir das Knie verdreht", presste Sid zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und blickte schmerzerfüllt auf sein Bein hinab. „Danke, dass du für mich umgedreht bist."

„Das war doch selbstverständlich", winkte ich ab und schlug Sid freundschaftlich auf die Schulter. Ich würde niemals einen Freund im Stich lassen, egal was das für mich bedeutete. Freunde und Familie gingen bei mir über alles. Bei diesem Gedanken hielt ich kurz inne. „Wo ist eigentlich Blake?", wunderte ich mich und blickte mich suchend um. Ich hatte noch gesehen, wie er hinter der Häuserwand verschwunden war, doch danach hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Hoffentlich war er nicht gefasst worden...

In diesem Moment spürte ich, wie es in meiner Hosentasche vibrierte. Schnell zückte ich mein Handy und atmete erleichtert auf, als mir Blakes Name auf dem Display angezeigt wurde. Ich nahm den Anruf an und drückte auf Lautsprecher, damit Sid mithören konnte.

„Wo seid ihr?", fragte Blake.

„Junction Avenue in einer der Seitengassen und du?"

„Ein paar Straßen von euch entfernt. Ich bin nochmal zurück, um die Bullen abzulenken, damit ihr flüchten konntet. Wir treffen uns an den Motorrädern", erklärte Blake und ich konnte an seiner Atmung hören, dass er joggte. Wahrscheinlich war er schon unterwegs zum Treffpunkt.

„Dann sehen wir uns ja gleich. Danke, Mann", sagte ich noch, doch Blake hatte schon aufgelegt, bevor ich mich ernsthaft bei ihm bedanken hätte können.

Er hatte es eben ebenfalls in Kauf genommen, festgenommen oder - noch schlimmer - beschossen zu werden, um Sid und mich zu schützen, denn auch er würde alles für seine Freunde tun. Das war es, was ich an Sid und Blake am meisten schätzte – ich konnte sich immer zu hundertzehn Prozent auf sie verlassen uns sie würden mir niemals in den Rücken fallen. Bei uns hieß es Einer für alle und alle für Einen und so waren wir ein ziemlich unschlagbares Team.

„Dann würde ich sagen, sollten wir uns auch mal auf den Weg machen. Mit meinem Krüppelbein brauchen wir bestimmt länger und dann ist Blake wieder angepisst", meinte Sid und ich nickte, denn er hatte Recht.

Blake würde es niemals zulassen, dass jemand etwas seinen Freunden antat, wenn tat er das selber. 


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Weiter geht es mit dem ersten ofiziellen Kapitel. Ein kleiner Einblick in die Welt von Emilio.

Was sagt ihr zu ihm und seinen Freunden?

Ich würde sagen, Blake is a mood haha und Sid irgendwie auch😂

Ich habe vor, bei dieser Geschichte wieder ein Kapitel pro Woche hochzuladen und hätte dafür dieses Mal den Mittwoch vorgeschlagen. Passt euch das oder fändet ihr einen anderen Tag besser?

Ansonsten wünsche ich euch ein schönes Wochenende und bis bald!☀️

Eure Amy

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