Kapitel 5

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Allie

"Alles weg. Kein lilafarbener Haarwuchs mehr", versicherte ich Julie, ehe ich mich wieder unserer Dosensuppe zuwandte. Leider hatte ich ihr, nachdem ich aus dem Dorf zurückgekehrt war, eine zu hohe Dosis an Murtlap-Essenz gegeben. Ich hatte damit vorher noch nie rumhantiert und Julie war durch ihre Schmerzen leider keine große Hilfe gewesen. Also war sie die letzten Tage mit lilafarbenem Haarwuchs in den Ohren umhergelaufen. Das hatte uns etwas mehr Mühe gekostet, uns Tino und seine Schergen vom Hals zu halten, da Julie durch den Haarwuchs nicht so gut hatte hören können.

Dennoch waren wir nun hier, in irgendeinem Wald und hoffentlich weit weg von den nächsten Todessern. Es war ein Wunder, wie sie uns immer wieder so schnell finden konnten. 

"Ein Glück. Ich hätte das nicht mehr lange ausgehalten", sagte die Braunhaarige und ließ ihre Haare wieder über ihre Schulter fallen. "Das war echt widerlich." Ich nickte verständnisvoll. "Hoffen wir, dass die Suppe nicht auch widerlich ist." Ich befüllte unsere Schüsseln, die wir mittlerweile sehr oft hatten magisch reparieren müssen. Wir hatten leider noch keinen Anti-Bruch-Zauber gefunden und so gut hielten die Schüsseln das ewige Reisen nicht aus. 

"Bohnensuppe. Ich dachte, Du hasst Bohnen?", kommentierte Julie das Essen, ehe sie einen Löffel voll Suppe aß. "Tue ich auch. Aber um ehrlich zu sein, habe ich einfach gegriffen, was ich bekommen konnte", erwiderte ich und tat es ihr gleich, nur um mein Gesicht zu verziehen. 

"Wenn wir schon bei diesem Dorf-Ausflug sind", setzte Julie an, doch ich unterbrach sie: "Nicht schon wieder." Julie stöhnte. "Doch schon wieder. Allie, das war total gefährlich! Du kannst Dich nicht in Dinge einmischen, wenn Todesser oder generell Anhänger von Du-Weißt-Schon-Wem im Spiel sind. Sie hätten Dich töten können!" "Ja und sie hätten genauso gut die Muggel in dem Laden töten können! Alle anderen Hexen und Zauberer sind abgehauen. Wie hätten die Muggel sich verteidigen sollen, kannst Du mir das sagen? Eben, sie hätten es gar nicht können!", fauchte ich und verschüttete beinahe meine Suppe.

Ich hätte Julie gar nicht erzählen dürfen, was in dem Dorf passiert war. Seit Tagen ermahnte sie mich, so etwas ja nicht wieder zu tun, weil wir ansonsten ja auch genau so gut hätten nach Hogwarts gehen können, um dort getötet zu werden. Sie hatte ja recht. Ich wusste selbst, dass die Aktion gefährlich gewesen war. Aber ich wusste auch, dass mein Gewissen es nicht zulassen würde, in solchen Situationen einfach wegzugehen.

"Allie, ich verstehe Dein Dilemma ja-" "Nein, Du verstehst mein Dilemma nicht, Julie. Diese Muggel - das könnten genauso gut meine Eltern sein! Klar, der Orden beschützt sie, aber ich kann nicht anders, als mir vorzustellen, dass meine Eltern diese wehrlosen Muggel sind, die von den Todessern gedemütigt und getötet werden!", fuhr ich sie an, woraufhin Julie sehr verletzt aussah. "Doch, Allie, ich verstehe es. Natürlich tue ich das. Ich bin nicht Claire und ich bin auch nicht Marco -  ich bin kein Reinblut. Meine Mum ist ein Muggel, genau wie Deine Eltern. Der einzige Schutz, den sie gegen die Todesser hat, ist mein Dad. Und auf den haben sie es wegen seiner Aktivität im Orden abgesehen. Also doch, Allie, ich verstehe Dein Dilemma sehr gut."

Ihr Tonfall war klar und deutlich, dennoch zitterte ihre Stimme. Ich hatte beinahe vergessen, dass ihre Eltern nicht beide Zauberer waren. Natürlich verstand sie meine Situation.

"Und trotzdem würdest Du die Muggel hilflos zurücklassen?", erwiderte ich nur, während ich meinen Reflex, sie zu umarmen, unterdrückte. "Obwohl Du weißt, dass sie wie Deine Mum sind?" "Ja, denn sie sind nicht meine Mum. Allie, wir zwei sind im Moment nur für zwei Personen verantwortlich: für uns zwei. Wir sind ein Team. Und wenn einer von uns was zustößt, dann hat die andere ein großes Problem. Und das weißt Du auch", erklärte Julie ihre Sichtweise und hatte sichtlich Mühe, ihre Stimme in einem ruhigen Tonfall zu halten.

Sie hatte recht. Wir würden das hier nur gemeinsam durchstehen. Und in Kämpfe außer unsere eigenen verwickelt zu werden gefährdete nicht nur die kämpfende Person, sondern auch die jeweils andere. Und trotzdem fand ich es falsch, zu wissen, was die Todesser mit den Muggeln anstellten, nur um wegzulaufen.

"Entschuldige mich für einen Moment", sagte ich, stellte meine Schüssel ab und verließ das Zelt. Ich brauchte jetzt einen Moment für mich.

Ich atmete die nicht mehr ganz so warme Luft ein und ließ meinen Blick über den Wald schweifen. Die Blätter wurden langsam trocken und färbten sich in Orange-, Rot- und Gelbtönen. Ein sanfter Wind brachte die Blätter dazu, sich an den Ästen zu bewegen, während die herunterfallenden Blätter durch den Wind weitergetragen wurden. Es war hier wirklich schön. Ein schöner Ort zum Campen. Wenn man nicht gerade von Todessern verfolgt wurde.

"Sicher, dass sie hier sind?" 
"Dieser Ort war auf der Liste als nächstes."

Wenn man bei Todessern war. Gar nicht so weit von uns entfernt hörte ich Tinos Stimme und die einer Frau. Weitere Stimmen redeten durcheinander.

"Wenn diese Liste überhaupt irgendetwas bringt."
"Sie haben ihre engsten Vertrauten befragt, da wird schon was dran sein."
"Sie könnten gelogen haben."
"Sie standen angeblich unter Veritaserum."
"Das hier ist doch ohnehin alles Zeitverschwendung. Wieso ist überhaupt Valentino unser Anführer?"

"Na weil ich Allie am besten kenne. Genug jetzt. Suchen wir weiter."

Tino klang gestresst. Wäre ich wohl auch, wenn ich meine Mission, zwei nicht fertig ausgebildete Hexen zu fangen, so sehr verkacken würde. Zum Glück gelang ihm seine Mission nicht, aber ich konnte seinen Stress verstehen. Vor allem, da seine Schergen jetzt wohl anfingen, an ihm zu zweifeln. Ich würde an ihrer Stelle vermutlich auch an seiner Kompetenz zweifeln.

"Sie müssen hier irgendwo sein. Sie müssen es einfach", redete Tino weiter und bald schon traten die Todesser in mein Sichtfeld. Zum Glück wirkten meine zahlreichen Schutzzauber, sodass sie mich nicht sehen konnten. 

Tino hatte wohl Verstärkung angefordert. Wo es bisher drei, höchstens vier weitere Todesser gewesen waren, versammelten sich mittlerweile neun Todesser hinter Tino. Einige von ihnen trugen ihre Masken, andere wiederum nicht. Doch sie alle trugen ihre langen schwarzen Roben. Diese ließ Tino noch blasser wirken, als er es sowieso schon tat. Er sah sogar noch blasser aus als die letzten Male, die wir ihn gesehen hatten.

"Ich schlage Dir einen Deal vor: Wenn sie in diesem Wald sind, dann darfst Du sie töten. Wenn sie es nicht sind, töte ich sie und kriege den Ruhm. Einverstanden?", fragte eine Todesserin Tino. Sie war etwa einen Kopf kleiner als Marcos Bruder, hatte kurze rote Haare und trug eine Kette mit einem Anhänger, der an eine Nadel erinnerte.

"Nein, Louise, nicht einverstanden. Das hier ist mein Auftrag. Ich töte sie", erwiderte Tino gestresst und fuhr sich durchs schwarze Haar. Die rothaarige Todesserin, die offenbar Louise hieß, trat Tino heran und fuhr ihm über die Schulter. "Stress Dich doch nicht so. Zur Not teilen wir den Ruhm. Wir kriegen das schon hin." Tino nickte, ehe er sich zum Rotschopf runterbeugte und sie leidenschaftlich küsste.

Mir wurde schlecht. Zuerst dachte ich, dass es wegen den sich beinahe auffressenden Todessern war, doch als sich die Welt um mich herum anfing, zu drehen, wusste ich, dass eine Vision im Anmarsch war. Ich hatte seit der Vision von Dumbledores Tod einige Zeit lang Ruhe vor den Visionen gehabt. Nicht, weil sie nicht gekommen waren, sondern weil ich sie lange Zeit unterdrückt hatte. Ich wusste, dass die An-Etwas-Wichtiges-Denken-Methode sie nicht für immer aufhalten konnte und sie dafür irgendwann stärker kommen würden. Aber erstens hatte ich es trotz aller Mühe im fünften und sechsten Schuljahr in meinen Voodoo-Stunden mit Trelawney und Firenze nicht gelernt, sie anders zu unterdrücken. Und zweitens hatte ich es mir nicht leisten können, mitten im Kampf eine Vision zu bekommen.

Doch jetzt war ich sicher. Also legte ich mich einfach mit pochendem Kopf auf den Boden und ließ es geschehen.

***

"Du hast ihn getötet!"

Lichtblitze, rote, grüne, in allen Farben. Geschrei von allen Seiten und viele Lichtblitze. Doch ich hatte meinen Zauberstab nicht in der Hand. Ich konnte keine Lichtblitze abfeuern.

"Und Euch töte ich auch."

Ein grüner Lichtblitz, ein Schrei und danach gähnende Leere.

***

Keuchend schreckte ich hoch.

"Alles okay? Ich hab Dich draußen liegen sehen. Hattest Du eine Vision?" Julies Stimme klang besorgt. Ich nickte nur leicht, spürte gleich darauf einen stechenden Schmerz im Kopf. "Was hast Du gesehen?", fragte Julie mich und streichelte mir über den Arm. "Noch nichts Besonderes. Jemand ist gestorben. Ich weiß nicht, wer. Aber da waren überall Lichtblitze und Zaubersprüche. Ich denke, es war eine Schlacht oder so etwas. Beim nächsten Mal finde ich mehr raus", antwortete ich.

Eine Sache hatte ich im letzten Schuljahr gelernt. Ich hatte gelernt, die Details zu beachten. Sie irgendwie einzuordnen, um Informationen zu sammeln. 

"Du glaubst, es ist eine gute Idee, mehr rauszufinden?", fragte Julie zaghaft, woraufhin ich sie kalt ansah. "Ja, natürlich denke ich das." "Aber nach der Sache mit Dumbledore-" "Können wir einfach nicht darüber reden?" 

Ich hatte Dumbledore nicht retten können. Ich hatte bisher niemanden mit meinen Visionen retten können. Oft genug hatte ich probiert, sie zu unterdrücken, oft genug hatte ich daran gedacht, die Menschen einfach sterben zu lassen. Doch das konnte ich nicht. Ich wollte diese Menschen retten und irgendwann würde es mir gelingen. 

Es musste mir irgendwann gelingen.

"Wir müssen hier bald wieder weg. Wir sitzen die Todesser aus und sobald sie weg sind, ziehen wir weiter", sagte Julie mit ernster Stimme, woraufhin ich wieder nickte. "Ich weiß. Wusstest Du, dass Tino jetzt eine Freundin hat?" Ich wollte jetzt nicht über ernste Dinge reden. "Die, die ihn da draußen fast aufgefressen hat? Ja, das habe ich gesehen. Sie passt überhaupt nicht zu ihm", erwiderte Julie.

Während Julie also den Tee zu Ende kochte, redeten wir weiter darüber, dass Louise und Tino wirklich nicht zusammenpassten und erörterten die unterschiedlichsten Grüne, wieso er sich dennoch mit ihr abgab.

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