Kapitel 9

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Allie

"Ich bin nur froh, dass wir da heil rausgekommen sind. Die waren dort echt hartnäckig!", sagte Julie, nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten. "Ja, wir mussten nur stundenlang wach bleiben, um den perfekten Zeitpunkt abzupassen, an dem sie nicht da sind", murrte ich, ehe ich den letzten Schutzzauber aussprach. "Jetzt hab Dich mal nicht so. Wir hätten sterben können!", erwiderte Julie, woraufhin ich die Augen verdrehte. "Wir könnten jeden Tag sterben." Julie musterte mich kritisch, ehe ihr wohl ein Licht aufging. 

"Du bist hungrig." "Bin ich nicht-" "Doch, bist Du. Wir haben unsere Vorräte ohnehin fast aufgebraucht. Ich gehe einkaufen. Hier in der Nähe ist ein Muggel-Dorf", beschloss Julie und schulterte ihren Rucksack. "Ich komme mit Dir", sagte ich und warf mir einen Pulli über. "Ganz bestimmt nicht-" "Du brauchst gar nicht zu protestieren. Nach meinem letzten Einkaufs-Vorfall sollten wir immer gemeinsam einkaufen gehen. Unser Zelt ist ja ohnehin geschützt", unterbrach ich sie. "Und was, wenn wir unser Zelt nicht mehr wiederfinden?", fragte Julie mich, woraufhin ich mit den Schultern zuckte. "Ich hab die Schutzzauber so ausgesprochen, dass ich sie mit Aufspürzaubern finden kann. Nur ich kann das", fügte ich hinzu, als ich Julies erschrockenen Blick sah. "Denk dran, ich habe Schutzzauber geübt bis zum Umfallen. Und Hermine hat mir geholfen."

Julie schien einigermaßen überzeugt und zog sich die Kapuze ihrer Jacke tief ins Gesicht. Ich tat dasselbe mit der Kapuze meines Pullis. 

Der Oktober war ungewöhnlich kalt. An manchen Bäumen hingen bereits Eiszapfen, einer der Flüsse war ebenfalls mit einer dünnen Eisschicht bedeckt und mein Atmen wurde sichtbar. Ich überlegte, ob ich zurückgehen sollte, um mir eine Jacke zu holen, aber wir waren bereits ein Stück gegangen und ich wollte nicht zu oft verschwinden und wieder auftauchen. Wir konnten keine Risikofaktoren gebrauchen.

"Sag mal, wir haben doch erst Oktober, oder?", fragte ich Julie, während ich anfing, heftig zu zittern. "Ja, eigentlich schon. Warte." Sie hielt mich an und forderte mich auf, meine Hände auszustrecken. Mit einem Schlenker ihres Zauberstabs beschwor sie kleine Flämmchen herauf, die sich in meine Hände legten. Ich schrie spitz auf. "Keine Sorge", beruhigte sie mich, "die verbrennen Dich nicht. Nur so wie Du zitterst, kannst Du was Wärmendes gebrauchen." Und sie hatte recht: Die Flämmchen verbrannten mich nicht, aber spendeten mir wenigstens ein wenig Wärme. "Danke", nuschelte ich, während die Wärme mich durchströmte. Was die Flämmchen aber nicht schafften, war dieses Gefühl von Verzweiflung, das sich verstärkte, je näher wir dem Dorf kamen...

Und genau in dem Moment, in dem vier schwarze Gestalten mit schwarzen Kapuzen hinter einem Baum hervorgeschwebt kamen, fiel es mir wie Augen von den Schuppen. Dieses Gefühl hatte ich bisher nur in meinem dritten Schuljahr gehabt, diese unendliche Kälte, dieses deprimierte Gefühl... vor meinem inneren Auge sah ich einen braunhaarigen Jungen, der auf einem Friedhof von einem grünen Lichtblitz getroffen wurde... ein schwarzhaariger Mann, der durch einen Torbogen fiel... und der weißhaarige Schulleiter, der kurz vor seinem Tod die Worte Severus. Bitte, flüsterte...

"Allie, reiß Dich zusammen, ich kann es jetzt nicht gebrauchen, dass Du zusammenbrichst - da kommen immer mehr! Expecto Patronum! Ach komm schon, das kann doch jetzt nicht sein, Expecto Patronum!"

Julies Stimme klang verzweifelt, auch wenn ich sie nur entfernt wahrnahm. Ich versuchte, die verschwommenen Bilder derjenigen, die ich lange vor ihrem eigentlichen Tod hatte sterben sehen, abzuschütteln. Das Einzige, was mich die endlos schwarzen Gestalten noch sehen ließ, waren Julies helle Flämmchen in meinen Händen...

Und mit meiner letzten Kraft schüttelte ich die Flämmchen ab, voller Panik, was in der Dunkelheit passieren würde. Unbeholfen griff ich nach meinem Zauberstab. Ich hatte noch nie einen Patronus herausbeschworen und ich war nicht sicher, ob ich es angesichts unserer gegenwärtigen Lage schaffen würde. Eine glückliche Erinnerung... es war so schwierig, zwischen all den Menschen, die ich nicht hatte retten können, eine glückliche Erinnerung zu finden... das Gefühl der Reue, die große Verzweiflung und all die Stunden, die ich an Claires, Julies und Marcos Schulter geweint hatte...

Doch dann blitzte ein anderes Bild auf. Claire, die mir auf den Rücken springt, während ich überfordert dreinschaue. Marco, mit einem lustig verzerrten Gesicht. Julie, die einfach neben dieser verrückten Szene steht, lächelt und den Daumen hebt. Ein Gefühl von purer Freude und Glück durchströmte mich...

"Expecto Patronum!"

Eine silbrige Gestalt in Form eines Elefanten brach aus meiner Zauberstabspitze hervor und erleuchtete den Wald, der durch die Dementoren so unendlich dunkel geworden war. Augenblicklich zogen sich einige von ihnen zurück. Ich eilte an Julies Seite, die mittlerweile schluchzend am Boden saß.

"Mein Dad, Allie... ich bin sicher, sie haben ihn mittlerweile gefangen... oh Allie!", weinte sie, woraufhin ich sie einmal schüttelte. "Du warst vor zwei Jahren eine der ersten im Raum der Wünsche, die einen gestaltlichen Patronus herausbeschworen hat. Wenn ich das jetzt kann, dann kannst Du das doch erst recht!" Julie schluchzte weiter. 

"Meine Erinnerung ist die, als wir am King's Cross Bahnhof standen, im ersten Jahr, und dieses lächerliche Foto gemacht haben. Deine Erinnerung war mal der Moment, in dem ich meinen Hogwarts-Brief bekommen hab. Wenn das nicht mehr funktioniert, denk an was anderes. Wie wär's mit dem Foto? Oder irgendeine Weihnachts-Erinnerung? Du liebst Weihnachten", versuchte ich es weiter verzweifelt, da aus der Richtung, in die mein Elefant nicht gekommen war, weiter massenhaft Dementoren kamen. Ich mochte jetzt einen gestaltlichen Patronus herausbeschwören können, aber er war nicht stark genug für diese Anzahl an Dementoren.

"Komm schon, Julie!", sagte ich frustriert, während ich meinen Patronus auf weitere Dementoren hetzte. Und offenbar war es dieses Bild von mir, wie ich verzweifelt versuchte, unsere Verteidigung aufrechtzuerhalten und sie gleichzeitig aus ihrer Schockstarre zu holen, das Julie aufweckte. Sie setzte sich auf und hielt zitternd ihren Zauberstab in die Luft. "Expecto Patronum!"

Ein silbriger Delfin gesellte sich zu meinem Elefanten und gemeinsam waren sie genügend Patroni, um die Dementoren fernzuhalten. 

Erleichtert atmete ich aus. Julie war so bleich, wie ich sie noch nie gesehen hatte. "D-das war..." "Furchtbar", beendete ich ihren Satz, woraufhin sie nickte. "Das trifft es ganz gut. Aber Du hast es geschafft. Den Patronus, meine ich." Ich nickte. "Das wär sonst jetzt auch schlecht ausgegangen." "Tut mir so leid, Allie, ich weiß nicht, wo das auf einmal herkam, ich war so überwältigt von diesen furchtbaren Gefühlen...", wimmerte Julie und schien wieder den Tränen nahe. "Das muss es nicht. Das waren am Ende mindestens zwanzig Dementoren, ich war auch völlig fertig", erwiderte ich und zog Julie auf die Füße. "Jetzt brauchen wir Schokolade."

"Wir gehen doch jetzt nicht in dieses Dorf! Da sind sie doch bestimmt hergekommen!", quiekte Julie und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. "Noch ein weiterer Grund neben der Nahrungsbeschaffung. Die armen Muggel, was die wohl durchmachen müssen-" "Herrgott, Allie, muss das jetzt wieder sein?", fuhr Julie mich an und schien sich langsam von dem Dementorenangriff zu erholen. "Du kannst es nicht abstreiten, wir brauchen was zu Essen, Julie. Und es ist ja nicht so, als ob wir direkt in die Dementoren reinrennen müssen. Wir beschwören die Dementoren von außerhalb. Wenn Dementoren hier sind, ist die Wahrscheinlichkeit auf Todesser vermutlich auch geringer - denn dann werden hier ja schon Angst und Schrecken verbreitet. Bitte, Julie, ich hab echt Hunger", erwiderte ich, woraufhin sie seufzte. "Immerhin bist Du Idiotin dieses Mal nicht alleine."

Als wir also in Sichtweite des Dorfes waren, ließen wir den Elefanten und den Delfin auf das Dorf los und befreiten das Dorf - zumindest für den Moment - von den Dementoren. Der Einkauf verlief glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle und wir kamen dank meines Aufspürzaubers mit einem Haufen Schokolade, einem Haufen Tütensuppen und frisch gefüllten Wasserflaschen wieder in unserem Zelt an. 

Trotz der Schokolade waren wir beide nicht in Rede-Laune. Der Dementorenangriff hatte uns beide ausgelaugt und Julie erklärte sich bereit, die erste Wache zu übernehmen. Ich hatte keine Kraft mehr zum Diskutieren, also legte ich mich in einen der Schlafsäcke. Und als wäre der Tag noch nicht ereignisreich genug gewesen, keimte in mir das bekannte Gefühl der Übelkeit auf. Ich überlegte kurz, die Vision zu verschieben, aber ich wusste, dass er klüger war, sie jetzt zu erdulden. Anderenfalls würde ich irgendwann in der Mitte eines Kampfes eine heftige Vision bekommen, was meinen sicheren Tod bedeuten würde.

***

Mein Zauberstab flog durch die Luft, sodass nur noch zwei Personen einen Zauberstab in der Hand hielten. Eine von ihnen hatte schulterlanges, blondes Haar, das in den letzten Stunden wohl mal Feuer gefangen hatte. Ich versuchte, mich auf ihr Gesicht zu konzentrieren, doch immer, wenn ich glaubte, dass es schärfer werden würde, verschwamm es wieder. Ich achtete nicht auf das Treiben um mich herum sowie die gesprochenen Worte, ich musste rausfinden, wer diese Person vor mir war. 

Ich lag wohl am Boden, denn ich sah zu der Person auf. Die Person war weder besonders groß noch nennenswert klein. Sie hielt den Zauberstab in der rechten Hand und ihre Körperhaltung wirkte erschöpft, aber gleichzeitig auch entschlossen. 

Ein grüner Lichtblitz traf die Person und als sie zu Boden fiel - was in Zeitlupe geschehen musste, denn ich konnte meinen Körper langsam auf sie zustürzen fühlen - wurde mir schlagartig klar, wer das wohl sein würde. Meine Hände schlossen sich um ihre Schultern, um sie aufzufangen. Ich strich ihr das Haar aus dem Gesicht.

Und dann kam die Erkenntnis, die ich vor zwei Sekunden schon bekommen hatte, mit erschütternder Gewissheit. Verzweiflung, Trauer und Wut kamen in mir auf, als ich die Leiche meiner besten Freundin, Claire Trescott, in meinen Armen hielt.

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