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Ich rappele mich hoch, wische mir die Hände am Mantel sauber und klopfe mir den Sandschmuddel aus den Klamotten. Es ist Zeit für meine Mission. Cedric finden, Cedric ansprechen, ihm hübsche Augen machen, ganz so wie ich es die ganzen Tage über schon vor dem Spiegel übe, wofür mich die Mädels alle auslachen, aber egal. Cedric umarmen, ihm die Kette mit dem Schlüssel um den Hals legen, meine Arme hinter seinem Hals verschränken, die Kette vorsichtig schließen.

Der Rotwein, er tut mir gar nicht gut. Noch immer nicht.

Wie soll ihn finden, in dem Chaos? Er ist nicht der Kleinste, sein Kopf müsste herausgucken. Er trägt das Haar länger, wuschelig, auch das müsste ich sehen, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle, doch von dem ganzen Handygefuchtel, den aufblitzenden Lichtern, den Displayschlieren in der Luft ist mir schon ganz schwummerig.

Das Ding am Horizont verformt sich weiter, die Schreie der Zuschauenden vorne am Wasser werden spitzer. Von irgendwo, weit entfernt, dringt das Heulen von Sirenen an mein Ohr. Das da am Himmel ist nicht wirklich das, wofür es die ganzen Leute hier halten, oder! Das ist nicht wahr! Das ist ein schlechter Film! Ich reibe mir die Augen, blinzele, fokussiere wieder den Blick. Das schwarze Ungetüm hängt noch immer dort oben, und es verändert sich, schiebt Polygone unten, oben und seitlich heraus, zieht sie wieder zurück, ganz zart nur, unmerklich, als würde es atmen, gierig unsere Erdenluft einsaugen.

Unsicher tapse ich über den Strand. Ich will hier nicht alleine rumstehen, ich habe eine Mission. Ich mische mich unter die Leute. Diese verzerrten Gesichter, offenstehenden Münder, diese Blicke. So ist es also, so sehen wir Menschen also aus, wenn wir Dingen begegnen, die wir nicht verstehen, denen wir nicht gewachsen sind. Genauso starre wahrscheinlich auch ich in die Nacht, wenn ich Cedric finde und ihm die Kette um den Hals lege.

Ein paar Mal quatsche ich beinahe den Falschen an, lege ihm die Hand zärtlich auf den Rücken, fasse ihn am Arm. Das Wirrwarr in meinem Kopf wird nicht besser, ich stolpere, und nur die Tatsache, dass viele Menschen hier herumstehen, bewahrt mich davor, erneut zu fallen und in den letzten unberührten Sand vor der Invasion zu beißen. Meine Händen verkrallen sich in Ärmelstoff und Jackentaschen fremder Menschen. Handys wackeln, jemand motzt herum. Pass doch auf! Vorsicht im Straßenverkehr! Was ist los, Süße? Ich hangele mich weiter. Verständnislose Gesichter, abwehrende Hände, weggedrehte Schultern.

Irgendwann habe ich es geschafft, stehe ich am Wasser, streiche mir die verklebten Haare aus dem Gesicht und starre auf die stille Meeresoberfläche. Kaum eine Welle, nur ein winziges Kräuseln hier und da, ein kaum hörbares rythmisches Schwappen an meinen Füßen.

Das fremde Polygonding am Horizont macht mir Angst. Weshalb renne ich nicht weg, den Strand zurück, den Weg hinauf zum Bungalow, zurück zu den Mädels? Punsch trinken, Gesellschaftsspiele spielen, dummes Zeug quatschen, das wäre doch was! Besser als das hier.

Das Ding beginnt wieder zu pulsieren, sich auszustülpen, dieses Mal jedoch weiter als zuvor, wie zähe Teertropfen ohne Schwerkraft lösen sich einzelne Elemente vom Mutterschiff, suchen ihren eigenen Weg. Ich zucke heftig zusammen, als die finsteren Tropfen grellblau aufleuchten. Ein Stöhnen und Aufschreien um mich herum. Bewegung kommt in die Menge. Instinktiv schließe ich die Augen, doch die Lichter tanzen noch immer in meinem Blick, haben sich unwiderbringlich in meine Netzhaut eingebrannt.

Plötzlich stehen sie neben mir, Jule und Carmen, fassen mich an den Armen, ziehen mich hoch, helfen mir stehenzubleiben.

„Du solltest nicht hier unten sein!"

Jule lächelt mich an. Der Wind spielt sanft mit ihren hellen Haaren.

„Aber ihr habt doch gesagt, dass ich, Cedric, heute ..."

Carmen klingt nicht so freundlich. Ihre Stirn zeigt tiefe Falten.

„Du bist nicht gesund, Nele. Komm mit. Lass den Scheiß mit Cedric. Hier gibt 's keinen Cedric! Wie oft sollen wir noch ... wie oft noch, Nele?"

„Was?"

Meine eigene Stimme erschreckt mich zu Tode. Sie ist schrill, laut, eckig, voller Gift. Krank. Und sie erinnert mich an etwas. An gestern Abend, und den Abend davor, an letzte Woche. Ich blicke mich um, starre in die Gesichter der umherstehenden Leute. Was ist mit ihren Augen, so groß und schwarz, ihren Köpfen, lang und stachelig, ihren Mündern, Nadelstriche in weißer Haut, winzige spitze Zähnchen?

Es ist so unendlich lange her, dass ich es fast schon vergessen habe. Wo sind die Tage hin, die Wochen, Monate, Jahre? Weshalb wir, weshalb nicht all die anderen? Weshalb nicht Cedric?

Es ist so einsam hier auf FAROUT, so unendlich einsam.

Ich muss meine Medikamente nehmen, ich weiß. Es ist Zeit.

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