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Taehyung PoV

Ausdruckslos blickte ich in die Augen des Mannes. Er hatte ein makelloses Gesicht, seine im Mondschein seidig glänzenden, dunklen Haare fielen im strähnig ins Gesicht, die geschwungenen Lippen waren leicht geöffnet, als sei er im Begriff, etwas zu erwidern. Ich betrachtete seine ausgeprägte Schulterpartie und den von feinen Adern überzogenen Hals.

Erneut überkam mich das Gefühl, als wenn seine bloße Aura mich versteinern lassen würde, mein Herz begann schneller zu pumpen und ich fühlte, wie meine Hände schwitzig wurden, wodurch mir die Kamera entglitt und dumpf auf meinem Bett landete.

Ruckartig richtete ich meinen Blick nach vorn und ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen.

Verdammt, Taehyung!, dachte ich mir. Wie kann dich ein simples Foto so aus der Fassung bringen? Unwirsch griff ich nach meiner Wasserflasche und trank einen großen Schluck, was mich jedoch nicht wirklich beruhigte.

So oft hatte ich mir dieses Foto nun schon angesehen, aber jedes Mal fühlte ich mich, als sei ich wieder an diesen Punkt zurückversetzt, in diese Nacht, an diesen Ort. Normalerweise würde ich das äußerst spannend finden, immerhin war dies einer der Gründe, weshalb mich die Fotographie so faszinierte.

Man versuchte einen 2D-Abdruck eines dreidimensionalen Moments, der aus so viel mehr bestand, auf dünnes Papier zu bannen und ihn so authentisch wie möglich zu bewahren.

Oftmals gelang das aus offensichtlichen Gründen nicht richtig und ich ärgerte mich, wenn meine Fotos so nichtssagend waren, wenn doch der Moment der Aufnahme so einzigartig war. Bei diesem Foto jedoch hätte ich mir nichts mehr gewünscht, als dass es nichts in mir auslösen würde.

Vielleicht hatte ich sogar gehofft, gar nichts auf dem Foto zu erkennen. Dass meine Augen mir einen Streich gespielt hätten und mich diese allumfassende Panik in dem Moment umsonst hatte verrückt spielen lassen.

Ich führte die Wasserflasche erneut zu meinem Mund, bevor ich mich endgültig von meinem Bett löste und das Wohnzimmer betrat, in dem meine Eltern schon den Frühstückstisch gedeckt hatten und meine Mutter mir lächelnd von der großen Kücheninsel aus zuwinkte.

Sie hatten von diesem kleinen Vorfall, wenn man es so nennen konnte, vor nun fast einer Woche tatsächlich nichts mitbekommen und obwohl ich dafür sehr dankbar war, weil mir das selbstredend einiges an Ärger erspart hatte, brannte es mir unter den Fingernägeln, Jemandem von der Nacht zu erzählen, sodass ich mit diesen quälenden Gedanken nicht mehr alleine war.

Leise schob ich den Stuhl des Esstisches zurück und setze mich neben meinen Vater, der wie jeden Morgen ganz in die Tageszeitung vor ihm vertieft war.

Ich nahm einen Schluck aus meiner Wasserflasche, da sah mein Vater auf und ich rümpfte unwillkürlich leicht die Nase.

»Sind wir etwa nervös, junger Mann?«, ertönte es dann plötzlich von ihm und er bedachte mich eines strengen Blickes.

Geschockt sah ich ihn an und überlegte fieberhaft, ob er mir gerade tatsächlich in den Kopf geguckt oder auf sonstig telepathischem Wege von meiner nächtlichen Begegnung erfahren hatte.

Da setzte sich meine Mutter zu uns und begann zu grinsen. »Du musst vor deinem ersten Arbeitstag doch nicht aufgeregt sein, du bist doch nun schon lange Kellner.« Sie warf mir einen liebevollen Blick zu.

Ich – immer noch perplex – entspannte mich leicht.

Das Grinsen meiner Mutter wurde breiter, als sie meine offensichtliche Verwirrung weiterhin sah »Die Sache mit deiner Nase, Schatz. Das machst du immer, wenn du nervös bist. Außerdem hast du allein heute morgen schon zweimal deine Wasserflasche wiederaufgefüllt und wir wissen alle, dass du nur so viel trinkst, wenn du vor irgendetwas Angst hast.« Sie zwinkerte mir zu. »Also mach dir keine Sorgen, du packst das schon.«

Verlegen lachte ich kurz auf und kratzte mich am Hinterkopf. Ich fing wohl wirklich langsam an, paranoid zu werden.

__

Nachdem wir zusammen gegessen und abgeräumt hatten, verließ ich zügig die Wohnung, um nicht zu spät zu meinem ersten Arbeitstag zu kommen.

Relativ schnell hatte ich eine Antwort von dem Café erhalten, zu dem ich mich jetzt aufmachte, sie hatten wohl bereits händeringend nach neuen Mitarbeitern gesucht und hätten auch jemanden ohne jegliche Erfahrung genommen, daher hatten sie mich nach einer kurzen Vorstellung und einem Probearbeiten mit Kusshand genommen und prompt eingestellt.

Die Kollegin, mit der ich heute zusammen arbeitete, schien nett zu sein, aber nicht viel zu reden. Darüber hinaus wirkte sie schnell verlegen, da ich aber mit dieser Reaktion gerade bei Frauen durchaus vertraut war, verschwendete ich keinen weiteren Gedanken daran.

Fröstelnd rieb ich meine Hände aneinander. Das Wetter war nun innerhalb einer Woche drastisch umgeschlagen und ich war wohl heute morgen noch zu optimistisch gewesen bei meiner Kleiderwahl, denn der Wind blies beißend durch die Löcher an den Knien meiner ripped Jeans und meines lockeren grauen Shirts.

Immerhin gab es bei meiner neuen Arbeitsstelle keinen Dresscode, wodurch ich vielleicht durch etwas figurbetontere Kleidung doch noch den ein oder anderen Won mehr Trinkgeld abstauben könnte- Man, Tae, sei froh, dass deine Gedanken wirklich niemand hören kann, sagte ich zu mir selbst und drückte die schwere dunkle Holztür des Cafés auf.

»Guten Morgen, Taehyung!«, begrüßte mich meine Kollegin sogleich und kicherte verlegen. Morgen? Es war mittlerweile kurz vor 12 Uhr mittags.

Mit dieser Floskel wurde ich eigentlich bisher um eine solche Uhrzeit nur von meinem besten Freund begrüßt, der Schlafen sozusagen als seinen höheren Lebenssinn ansah und auch gut und gerne mal bis zum späten Nachmittag schlief.

Amüsiert schüttelte ich leicht den Kopf. Vielleicht sollte ich die zwei mal bekannt machen, wenn Yoongi mich in den nächsten Ferien besuchen kam, sie würden sich bestimmt auf Anhieb verstehen.

Sogleich band ich mir eine Schürze um und begann meine Schicht. Der Uhrzeit entsprechend war erwartet wenig los, weshalb ich den Großteil der Zeit damit verbrachte, immer wieder über die schmale Theke zu wischen und mir schonmal die Speisekarte einzuprägen.

Wirklich auf die angebotenen Gerichte konnte ich mich dabei aber nicht konzentrieren, da meine Gedanken – wie schon vermehrt in der letzten Woche – immer wieder zu der mysteriösen Begegnung im Wald abdrifteten.

Ich konnte das Gesicht und vor allem den Blick dieses Mannes einfach nicht vergessen. Wie eiskalt seine Augen mich durchbohrt hatten, wie zielstrebig er auf mich zuging. Mir lief ein kleiner Schauer über den Rücken.

Wie sollte ich nun weiter vorgehen? Nach besagter Nacht hatte ich noch keinen Fuß wieder in den Wald gesetzt, obwohl ich mehrere Male kurz davor gewesen war, als ich frustriert an meinem Schreibtisch gesessen und mich wegen dieser Sache einfach nicht aufs Lernen konzentrieren hatte können.

Und nun war ich abermals mit den Gedanken nicht bei der Sache, es war doch zum Verrückt werden.

Wahrscheinlich steigerte ich mich in die Sache viel zu sehr hinein und der Typ war nichts weiter als irgendein Penner, der dort sein Nachtlager aufgeschlagen hatte und mir etwas Angst einjagen wollte.

Was war an der ganzen Geschichte eigentlich so gruselig gewesen?

So nahm ich mir vor, nach Arbeitsschluss meinen Mut zusammenzunehmen und mir die ganze Sache mal bei Tageslicht anzusehen.

Vielleicht könnte ich dieses Mal noch ein paar schöne Fotos ergattern, immerhin war noch Sommer und die Sonne ging spät unter. Hieß, ich hatte nach meinem Schichtende um 16 Uhr noch massig Zeit.

__

Gesagt, getan machte ich mich unmittelbar nach Beendigung meiner Schicht auf und ging schnellen Schrittes, damit mein Gehirn gar nicht erst auf die Idee kam, wieder umzukehren, mit meiner Kamera bewaffnet zum Wald. Am Rand des Gehölzes blieb verharrte ich kurz, sah mich um und lauschte.

Außer vereinzelten Vogelrufen und dem Rascheln der Blätter in den Baumwipfeln war nichts zu hören.

Ich betrat den Wald und lief bis zu der Stelle, an der ich vermutete den Weg verlassen und die Bahnschienen entdeckt zu haben. So ließ ich den Trampelpfad hinter mir und begab mich immer tiefer ins Gehölz.

Die Schienen jedoch fand ich nicht. Fluchend drehte ich mich nach einem längeren Fußmarsch um die eigene Achse und stieß genervt die Luft aus. Wie konnte ich mich allen Ernstes verlaufen haben?

Mitten in der Nacht im Stockdunkeln konnte ich also kilometerweit am Stück laufen und den Weg zurückfinden, aber am helllichten Tag war ich zu blöd, die Schienen wiederzufinden, die nur einige Meter vom vorgeschriebenen Weg entfernt waren und ging darüber hinaus offensichtlich noch so verkehrt, dass ich ebendiesen Weg jetzt nicht mehr wiederfand?

Ich atmete einmal tief durch, um mich zu sammeln, da fiel mir auf, dass sich die Bäume etwas weiter vor mir langsam lichteten. War ich nun einmal im Kreis gelaufen?

Hastig eilte ich weiter, bis ich plötzlich am Rand einer schmalen, geteerten Straße stand. Jedoch war dies nicht die Straße, von der aus ich losgelaufen war, diese schlängelte sich scheinbar mitten durch den Wald. Da hatte ich mich wohl etwas zu früh gefreut.

Gelangweilt setzte ich nun weiter einen Fuß vor den anderen und folgte der Straße in die Richtung, in der ich Zivilisation vermutete. Wo sollte diese Straße auch sonst hinführen?

Zum wiederholten Male schweiften meine Gedanken zu dem Mann auf meinen Fotos ab, anstatt diesen nachzugeben, beschleunigte ich jedoch meinen Schritt, als würde ich so auch von den Gedanken schneller Abstand nehmen. Es dauerte nicht lang, da erblickte ich in der Ferne auch schon das erste Haus.

Allerdings konnte ich mich an ein derart pompöses Anwesen in diesem kleinen Dorf überhaupt nicht erinnern.

Die Häuser hier waren ungefähr alle nach dem gleichen Schema errichtet worden und ich fragte mich automatisch, welcher Mensch auf die Idee kam, wenn er das Geld besaß, ein derartiges Anwesen gerade hier errichten zu lassen.

Ich kam dem Grundstück, welches, wie ich nun auch erkannte, von einem hohen gußeisernen Zaun umgeben war, immer näher und mir dämmerte langsam, dass dies nicht der Weg zurück in die Stadt war; sondern die Straße zu einem Privatanwesen. Klasse, Tae. Zu deinen Einfällen heute kannst du dich nur beglückwünschen.

Doch anstatt direkt wieder kehrt zu machen, schritt ich weiter auf das sich vor mir erstreckende Grundstück zu.

Fasziniert bestaunte ich die dunkle Fassade des Hauses, an der sich dutzende Schlingpflanzen den Weg gen Himmel bahnten. Direkt spürte ich, wie meine Hand zuckte und ich meine Kamera ergreifen wollte, da hielt ich einen Moment inne.

Hier wohnte doch bestimmt jemand. Dem gepflegten Vorgarten und dem scheinbar penibel von Unkraut befreitem Kopfsteinpflaster zufolge zumindest. Und von der Tatsache ausgehend, dass er diesen Palast, obwohl so eitel gepflegt, im Herzen eines dichten Waldes hatte errichten lassen sprach dafür, dass er kein allzu großer Menschenfreund sein könnte. Daraus folgerte ich, dass diese Person bestimmt nicht begeistert sein würde, wenn ich hier einfach auftauchen und lapidar ein paar Fotos schießen wollte.

Ich trat noch etwas näher an das Grundstück heran, jedoch nur um am ebenfalls mit Efeu und anderen Pflanzen überwucherten Eingangstor nach einem Namensschild oder ähnlichem Ausschau zu halten, doch ich erblickte nichts dergleichen. Wenn so etwas hier mal befestigt gewesen sein sollte, war es mittlerweile ebenfalls vollkommen von dem dichten Grün geschluckt worden.

Ich seufzte – wahrscheinlich schon zum wiederholten Male an diesem Tag – und drehte der Villa den Rücken zu, um der Straße diesmal in die garantiert richtige Richtung zu folgen.

Lustlos begann ich einen Stein vor mir her zu kicken, da hörte ich plötzlich ein lautes Knacken wie von einem Ast.

Augenblicklich schnellte mein Kopf zur Seite und ich starrte in die Richtung, aus der ich das Geräusch vernommen hatte, konnte die Ursache der Geräuschquelle jedoch nicht ausmachen.

Stattdessen erblickte ich etwas, womit ich heute nicht mehr gerechnet hatte, es noch zu Gesicht zu bekommen. Etwas weiter hinten, leicht verborgen hinter einigen Bäumen, erblickte ich den alten Waggon.

Ungläubig blieb ich stehen und lugte hinüber. Dann war ich ja gar nicht so falsch gegangen, versuchte ich mir einzureden, doch selbst meinem Unterbewusstsein müsste mittlerweile aufgefallen sein, dass dies hier ein ziemlicher Umweg gewesen war.

Ich überlegte kurz.

Aber was überlegte ich überhaupt, ich hatte den Waggon gesucht und da stand er. Bevor mich mein letzter Rest Mut noch verließ, ging ich schnurstracks erneut in den Wald hinein, den Blick auf das Objekt meiner Begierde gerichtet.

Je näher ich kam, desto bedachter wurden meine Schritte und ich versuchte so wenig Geräusche wie möglich zu machen, wie von selbst beschleunigte sich mein Herzschlag.

An der Lichtung angekommen blieb ich verunsichert stehen und ließ meinen Blick schweifen.

Bei Tageslicht konnte ich mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen, was ich an dieser Szenerie genau so unheimlich gefunden hatte.

Etwas sicherer griff ich meine Kamera, um die ersten Aufnahmen zu machen, als ich in der Bewegung stockte.

Glaubte ich wirklich, dass sich die Sache von neulich Nacht nochmal wiederholen würde, wenn ich jetzt durch den Sucher sah?

Diese Absurdität könnte sich nichtmal der schlechteste Hobbyautor eines maximal mittelmäßigen Groschenromans erlauben, also warum sollte ich davon ausgehen, dass es mir in der Realität geschehen könnte?

Ich lachte einmal kurz trocken auf, bevor ich die Kamera zu meinem Gesicht führte und durch die Linse nach vorne blickte.

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