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[Hinweis: Dieses Kapitel enthält zum Teil Inhalte, auf die manche Leser sensibel reagieren könnten]

Erzähler PoV

Ein Raum, in dem deine schlimmsten Ängste lauern, still und heimlich hocken sie in der allumfassenden Dunkelheit und strecken gierig ihre knochigen Finger nach dir aus.

Ein Raum, indem gut böse und böse gut ist, indem dir der Verstand verdreht oder gar gänzlich geraubt wird, in dem nichts so ist wie es scheint und deine Augen dir die irrwitzigsten Streiche spielen.

Ein Raum, in dem das pure, sprichwörtliche, Böse lauert. Das, über welches nur hinter vorgehaltener Hand leise geflüstert, getuschelt und gemurmelt wird, in der verzweifelten Hoffnung, es so fernzuhalten. Oder es gar gänzlich seiner Existenz abzusprechen.

Ein Raum, viele Emotionen.

Zu viele, um von einer einzelnen Seele kompensiert werden zu können.
Ich war allein.
Dann war ich viele; und doch blieb ich allein.

Allein in dem Raum. Dem Raum, der aus dem Stoff war, aus dem Albträume gesponnen werden.

Starr vor Angst vernahm der Junge bereits die schweren Schritte, die unablässig die ausgetretenen, steinernen Stufen hinabschritten, dumpf und schwerfällig hallten sie in dem alten Gemäuer, welches so gar nicht mehr wirklich alt war, wider, und ließen die ersten Rückschlüsse auf die Gestalt, die sich da näherte, ein drakonisches Lächeln auf den Lippen und ein vorfreudiges Funkeln in den dunklen, toten Augen, zu.

Der Junge verstand die Welt nicht mehr.

Was hatte er bloß falschgemacht? Es war doch zunächst alles besser geworden.

Nach dem Wochenendausflug, dem allerersten, den er zusammen mit seinen beiden Elternteilen unternommen hatte, war zum ersten Mal etwas Ruhe in sein sonst so stürmisches Leben eingekehrt.

Keine neuen Verletzungen, keine weiteren Schmerzen, kaum verlorene Zeit.

Es hätte alles so schön sein können. Doch der Frieden währte nicht lang.

Zunächst war ihm die Veränderung nicht einmal aufgefallen. Es begann damit, dass seine Mama seine Berührungen scheute. Das liebevolle Abendritual, wenn Jeongguk sich mit seiner Mutter zusammen in sein kleines Bett kuschelte und ihm eine seiner Lieblingsgeschichten vorlas oder einfach nur leise sang, während sie ihm liebevoll immer wieder sanft durch sein weiches Haar fuhr, bis seine Lider schwer wurden, der Atem sich verlangsamte, ehe sich seine Brust lediglich nur noch in regelmäßigen Abständen monoton hob und senkte, zwei Herzschläge, die schlugen wie eins.

Ohne das der Junge sich einer Schuld bewusst gewesen wäre, hörten diese Abende, die die einzige tatsächliche Beständigkeit in Jeongguks Leben dargestellt hatten, nachdem auch seine Nanny von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden war, abrupt auf.

Doch der Junge fragte nicht danach.
Wie er es nie tat.
Es hätte nichts geändert.

Das nächste, was der Aufmerksamkeit des Jungen nicht entging, waren die abweisenden Blicke. Wann immer er versuchte, seiner Mama sein für ihn so elementar wichtiges Lächeln auf ihr, in letzter Zeit immer düsterer gewordenes, Gesicht zu zaubern, schenkte sie ihrem einzigen Sohn nun meist nicht mehr als eine grotesk verzerrte Fratze; physiologisch waren ihre Lippen durchaus zu einem Lachen verzogen, ihre Mundwinkel zeigten starr nach oben, als Reaktion auf Jeongguks Bemühungen, doch die ganze Haltung, die seine Mutter währenddessen auszustrahlen vermochte, ängstigte den Jungen.

Ihre Augen bohrten sich förmlich in die seinen, tief schienen sie bis in sein Innerstes vorzudringen, bis direkt in sein Herz. So fühlte es sich zumindest an.

Und obwohl die körperlichen Misshandlungen aufgehört hatten, ging es Jeongguk immer schlechter.

Das noch so aufgeweckte Kind wurde zum verschlossenen Eigenbrötler. In der Schule, so sagte man ihm, fing er immer wieder ohne Grund sinnlose Prügeleien an oder bedrängte seine Mitschüler.

Dabei konnte er sich an so ein Verhalten im Nachhinein, wenn er mit blutig geschlagener Nase und aufgeplatzter Lippe im Büro seines Rektors saß, gar nicht mehr erinnern.

„Du bist ein Lügner.", wurde zu ihm gesagt. „Nichts als Lügen kannst du, was ist nur aus dir geworden?" Unter dicken Krokodilstränen hatte seine Mutter in dem schicken Rektorenzimmer gestanden vor dem edel, glänzenden Sekretär aus Mahagoni; die runden Knäufe der unzähligen kleinen Schubladen waren penibel poliert worden und glänzten beinahe unnatürlich in der gnadenlosen Mittagssonne, die unablässig durch die durchlässigen Jalousien brannte und das geräumige Büro flutete.

Abwesend hatte der Junge die funkelnden, glitzernden Griffe betrachtet und sich gewünscht, woanders zu sein.

Er fokussierte seinen Blick nicht, als seine Mutter das erste Mal in der Öffentlichkeit ausholte und ihm eine kräftige Backpfeife verpasste.

Starr schaute er weiter in die Ferne, am Rande seines Blickfelds sah er die winzigen Staubkörner wild durcheinanderwirbelnd in den vereinzelt, einfallenden Sonnenstrahlen, beinahe als würden sie tanzen.

Fest genug, um nach außen hin eine strikte Erziehung zu geben, jedoch nicht so fest, dass sie Verdacht schöpfen würden.

Das waren die Anweisungen des Vaters gewesen und seine Frau meisterte diese Gratwanderung mit Bravur.

Der Rektor war ein burschikoser Mann; sein ausgeblichener, speckiger Ledergürtel hielt nur mit Mühe den überhängenden Bauch, den das eierschalenfarben, kartierte Hemd, tief in seine schwarze Anzughose gesteckt, straff umspannte. Seine wenigen Haare hatte er eitel über seine entblößte Kopfhaut gekämmt, durch die dicken Brillengläser warf er Jeongguks Mutter immer wieder zweideutige, laszive Blicke zu, nicht lange dauerte es und auf seiner Stirn hatten sich dicke Schweißperlen gebildet, die er sich immer wieder mit einem, wahrscheinlich noch von seiner Mutter bestickten Taschentuch, welches er in seiner ausgebeulten Hemdtasche aufbewahrte, sorgfältig abwischte.

Sie kannte diesen Schlag Mann.

In gewisser Weise waren sie alle so, dachte sie stumm, als sie den immer noch reglosen Jungen harsch am Handgelenk packte und ihn unsanft hinter sich herzog; die Schritte, die sie mit ihren hohen Absatzschuhen tat, waren langsam, doch bestimmt, ausladend wackelte sie mit der Hüfte und warf dem bereits stark schwitzenden Mann in seinem großen, ledernden Schreibtischstuhl hinter sich noch einen flüchtigen Blick über die Schulter zu, ehe sie zusammen mit ihrem Sohn verschwand.

Immer leichter fiel es ihr, sich ihrer Rolle zu fügen, bis sie schließlich gänzlich mit ihr verschmolz.

Die einfachen Tage der Kindheit des Jungen waren gezählt.

Das dunkle Zeitalter brach an.

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