Frostiges Wiedersehen

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Regina war sichtlich erfreut, sie zu anzutreffen, als sie die Tür öffnete und Emma vor ihr stand. „Kommen Sie doch rein", sagte die Brünette lächelnd. „Wollen Sie wieder ein Glas Apfelwein mit mir trinken?"
Diese Unverfrorenheit traf Emma unerwartet. War das ihr Ernst? Sie bot ihr nochmal das Zeug an, mit dem sie sie gestern erst abgefüllt hatte? Sie gab sich Mühe, ihr Gegenüber objektiv zu betrachten: Das Lächeln war echt, aber nicht ehrlich, was Emma an den kleinen Fältchen erkannte, die den verschlagenen Blick aus dunklen Augen umrahmten. Regina hatte blutroten Lippenstift aufgetragen und trug einen schwarzen Hosenanzug. Offene, in Stufen geschnittene Haare, die ihr bis zu den Schultern reichten. Die Haltung der Mörderin vor ihr war sehr gerade, dabei aber ungewöhnlich elegant. Sie hatte immer noch dieses gewisse Etwas, das sie so anziehend machte...
Sofort stoppte sich Emma in ihrem Gedankengang. Fast wäre ihr die mühsam errungene Professionalität wieder abhanden gekommen. Sie musste sich emotional distanzieren, sonst konnte sie den Plan direkt vergessen und sich vom Fall abziehen lassen. Und somit ihren Job riskieren. Verdammt.
Emma riss sich zusammen und erwiderte das Lächeln zurückhaltend. „Eigentlich", hauchte sie in verspieltem Ton, „hatte ich eher daran gedacht, mal mit Ihnen in die Stadt zu gehen."
Regina zog die Augenbrauen überrascht zusammen, schien die Möglichkeit kurz zu erwägen, lehnte dann aber ab: „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist."
„Eis essen? Vielleicht mag Henry ja mitkommen?" Emma ahnte, dass Henry der Sympathieträger für Regina war, der allein durch seine Anwesenheit verhinderte, dass die Menschen dieser Stadt sie angriffen, wie auch immer geartet.
Das schien auch Regina zu denken.
Im selben Moment kam Henry aus dem anliegenden Wohnzimmer gehechtet. Sein kleines Gesicht leuchtete vor Begeisterung. „Eis? Wer hat was von Eis gesagt?" Freudestrahlend sah er zwischen seiner Adoptivmutter und der Blondine hin und her. „Bitte, Mom! Du hast gestern Nein gesagt, als wir bei der Eisdiele waren!", bettelte er.
„Ich zahle auch", versuchte Emma die andere zu überzeugen, trotz der Tatsache, dass sie momentan nicht besonders gut bei Kasse war. Die erste Miete hatte sie schließlich im Voraus zahlen müssen, und das Geld noch nicht von ihren Arbeitgebern zurückbekommen. Nebenbei gesagt, musste sie noch ihre Wohnung in Boston unterhalten. Aber irgendwie war es ihr die Sache jetzt wert. Wenn sie ganz ehrlich war, wollte sie mit Regina und Henry Eis essen gehen.
„Na, wenn das so ist", grinste Regina, amüsiert den Kopf schüttelnd, „dann habt ihr mich überzeugt."
Zu Fuß gingen sie zu der Eisdiele, an der Emma die beiden an ihrem ersten Tag in Storybrooke sitzen gesehen hatte, nachdem sie von Granny rausgeworfen worden waren. Der Name des Ladens schien Any Given Sundae zu sein, jedenfalls verkündete das der blaue Schriftzug auf dunklerem Hintergrund, der über dem Eingang angebracht war. Die blau-weiß gestreifte Markise war ausgerollt und spendete trotz des Oktoberwetters zusätzlichen Schatten. Die Fassade bestand aus hellblauen Brettern. Eine riesige Glasscheibe gewährte großzügigen Einblick ins Innere des Ladens und somit auch auf die verschiedenen Eissorten.
Henry sprang auf und ab. So glücklich hatten ihn weder Regina noch Emma gesehen, seit sie in Storybrooke angekommen waren. „Ich will Schokoladeneis! Mit Zimtstreuseln!", jubelte der Junge.
„Mit Zimt-?" Regina runzelte skeptisch die Stirn.
„Mit Zimt", beharrte Henry.
Seine Mutter seufzte entnervt. Diese Zimt-Obsession. Sie kam nicht umhin, sich Sorgen zu machen, ob das noch normal war. „Haben die überhaupt Zimtstreusel?", fragte sie sich selbst laut.
Emma lachte. „Finden wir's raus. Wenn ja, will ich auch Zimt."
Regina stutzte kurz, gab dann aber klein bei. „Esst so viel Zimt wie ihr wollt", sagte sie augenverdrehend.
Gemeinsam betraten sie den Laden. Auch drinnen dominierten die Farben blau und weiß. Eine dünne blonde Frau um die fünfzig schaute hinter der Theke hervor. „Guten Ta-" Ihre Stimme erstarb. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht.
Emma war gleichermaßen erblasst und abrupt stehengeblieben. Sie starrte die Eisverkäuferin an. Dann fasste sie sich und gab die Bestellung auf. Es gab tatsächlich Zimtstreusel, und Emma wusste nur zu gut, wieso das der Fall war.
Regina hatte den Blickwechsel misstrauisch beobachtet und war so sehr in Gedanken versunken, dass Emma sie leicht am Arm rütteln musste, damit sie wieder ansprechbar wurde. „Entschuldige", sagte Regina eilig. „Ich hätte gerne..." Sie ließ den Blick über all die Eissorten wandern. Sie hatte in ihrem Leben nicht viel Eis gegessen. Cora hatte es ihr als Kind verboten, und irgendwie hatte sich das eingeprägt. „Vanille", wählte Regina schließlich, da sie keine Ahnung hatte, wie die meisten Sorten schmeckten. Sie wollte sich die Erinnerung an dieses Date nicht mit einem miesen Eis verderben. Moment, ein Date? War das hier wirklich ein Date? Überrumpelt von der Erkenntnis stand sie stocksteif neben Henry und legte ihm geistesabwesend eine Hand auf die Schulter. Er musterte sie verwirrt.
Wortlos legte Emma das Geld auf den Tresen und nahm das Eis entgegen.
Auf einmal sagte die Eisverkäuferin: „Können wir reden, Emma? Du musst wissen, es tut mir leid, was damals-"
„Ich will das nicht hören!", fuhr Emma ihr harsch ins Wort. Sie machte den Eindruck, als würde sie sich am liebsten die Ohren zuhalten. „Lass mich in Frieden." Ohne die Frau noch eines Blickes zu würdigen verließ sie als Erste die Eisdiele.
Draußen setzten sie sich auf eine Bank auf der anderen Straßenseite.
„Was war das denn eben?", wollte Regina neugierig wissen. In ihr war starkes Interesse geweckt worden. Diese Emma Smith schien spannender zu sein als gedacht.
Die Blondine schüttelte abwehrend den Kopf. „Lange Geschichte", murmelte sie, den Bürgersteig unter ihren Füßen betrachtend.
„Ich will sie hören", ermutigte Regina sie. Alles in ihr gierte danach, mehr über diese Frau zu erfahren, die sie erst kürzlich kennengelernt hatte.
„Na gut." Emma strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, was Regina fasziniert mit dem Blick verfolgte. „Ich wurde als Baby adoptiert." Jetzt hatte sie Reginas vollste Aufmerksamkeit, das wusste sie.
„Das... tut mir leid?", sagte Regina unsicher. Ihre Handflächen begannen zu schwitzen. War das die richtige Antwort gewesen? Wie reagierte man angemessen auf so etwas?
Emma schmunzelte traurig. „Es war definitiv nicht die schönste Zeit meines Lebens und ich werde vermutlich nie wissen, wer meine Eltern sind, weil die mich einfach in Boston in ein leeres Taxi gelegt haben und abgehauen sind." Sie zuckte unter Tränen die Achseln. „Aber das Leben geht weiter. Jedenfalls bin ich über die Jahre bei einigen Pflegefamilien untergekommen. Unter anderem bei Ingrid, der Frau eben. Sie war eine großartige Adoptivmutter, nur leider...", sie wählte ihre Worte mit Bedacht, „... ein wenig labil. Als ich einmal abends mit ihr unterwegs war, hat sie mich plötzlich, wie aus dem Nichts, vor ein Auto gezerrt. Sie dachte irgendwie, dass ich magische Kräfte hätte oder so. Komplett irre, ich weiß." Emma schüttelte fassungslos über ihre eigene Erzählung den Kopf. „Das war der letzte Abend, den ich bei der Familie verbrachte. Ich bin sofort weggerannt. Nichts konnte mich dazu bringen zu bleiben." Sie bemerkte mit einem Seitenblick auf Henry, dass der sich unwohl zu fühlen schien. Dabei hatte sie genau das vermeiden wollen. Aber sie konnte nichts sagen, was sie nicht verdächtig machen würde, mehr zu wissen als sie sollte.
Ein mitfühlender Blick wurde ihr von Regina zuteil. Emma verlor sich förmlich in den dunklen Tiefen dieser Augen. Dort lag so viel Schmerz und Wut begraben, aber auch eine Zärtlichkeit, die sie dort nicht vermutet hatte. Und diese Zärtlichkeit galt dem kleinen Jungen, der neben ihnen sein Schokoladeneis mit Zimtstreuseln verputzte. Jedoch wurde Emma irgendwie das Gefühl nicht los, dass ein Teil dieser Zärtlichkeit auch ihr galt. Was absolut lächerlich war, wenn man bedachte, dass sie sich gar nicht so lange kannten. Aber sie konnte sich des Gedankens nicht erwehren. Genauso wenig wie der Tatsache, dass sie unter Umständen... ähnlich fühlte.
Plötzlich spürte Emma etwas Nasses auf ihrem Oberschenkel. Dort befand sich nun ein halbflüssiger Tropfen Erdbeereis. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie ihr Eis angefangen hatte zu schmelzen. „Ernsthaft?", stöhnte Emma. „Manchmal bin ich ein bisschen tollpatschig", gab sie mit einem schiefen Grinsen zu und stand auf. „Hältst du kurz mein Eis, Roni?" Das war der absolute Stimmungskiller, und sie wusste es.
Regina zuckte bei der Nennung ihres falschen Namens kaum merkbar zusammen, nahm aber Emma das Eis ab. „Natürlich."
„Ich gehe schnell eine Serviette holen", sagte Emma und deutete mit einer Grimasse über ihre Schulter hinweg zur die Eisdiele. „Bin gleich wieder da!" Mit großen Schritten ging sie hinüber zum blau-weißen Laden.
Regina hatte den Eindruck, Emma hätte es sehr eilig, Abstand zwischen sich und die Brünette zu bringen. So als flüchtete sie vor etwas. Vor einem Gedanken? ... Vor einem Gefühl?

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