April | Das Mind-Mirroring-Ding

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Kaum hatte Jakob die zwei Wörter "Jetzt" und "gleich" ausgesprochen, summten alle unsere Holos beinahe synchron. Es war eine weitere Nachricht von Simone, offensichtlich in Eile getippt, denn der Text enthielt mehrere Tippfehler, und ein paar Sätze, wo die Autokorrektur (Ja, die war leider nur zu 98% verlässlich) mit eingegriffen hatte.

Liebe Schüler,
In Namej der gesamten Lehrershaft haben wir beschlossen, in einer Woche eine Probephase mit dem Orchester zu fahren. Dies sollte eigentlich eine Überraschungsei sein, doch unter diesen besonderen Notenständern haben wir euch bereits miteimgeweiht. Der Unterricht findet ab morgen bis zum Tag des Abflugs wie gewohbt statt. Bitte bereitet euch schon einmal vor, und packt eure Sachn usw.

(Na gut, vergesst die 98%...Die Autokorrektur hatte vollkommen verkackt)

"Findest du das nicht auch ein bisschen seltsam?" fragte ich Lukas, welcher noch dabei war, stirnrunzelnd die Nachricht zu lesen. "Ich meine...Ein paar Sekunden später kommt so eine Nachricht...Simone muss wohl einiges mehr als wir wissen."

"Das glaub ich auch." bestätigte Anton meinen Verdacht. "Aber wenn Simone das nicht mit uns teilen möchte, muss sie wohl ihre Gründe dazu haben."

"Mhm." murmelte Lukas. "Aber was denkst du, machen die mit Tanja?"

Ich konnte nur ratlos mit den Schultern zucken. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht...Vielleicht geht Simone sie retten? Ich kann mir das aber schlecht vorstellen..." erwiderte ich.

"Vielleicht hat Simone in Wahrheit ja eine Ninja-Ausbildung auf der Erde absolviert, und hat richtig krasse Tricks drauf?" vermutete Elias, und kassierte dafür einen strafenden, aber humorvollen Blick von Jakob ein. 

"Könnte sein, scheint aber eher unrealistisch." erwiderte dieser. "Wie hätte Simone denn überhaupt auf die Erde kommen sollen? Care überwacht das doch alles, und die Regierung hat ein striktes Verbot für den Umgang mit Erdmännchen verhängt, also..."

Darauf folgte ein trübsinniges Schweigen. Die Unwissenheit verdarb uns allen die Stimmung. Vor allem aber bedrückte uns der Gedanke, dass wir wahrscheinlich nicht viel ausrichten konnten.

"So geht das doch nicht." wandte Anton ein. "Ich meine, klar. Simone hat wahrscheinlich noch irgendeinen Ass im Ärmel, aber sie verbirgt  offensichtlich jede Menge Geheimnisse vor uns. Außerdem hat sie noch nicht einmal das Ziel der Orchesterfahrt genannt...Da muss doch irgendetwas faul sein, oder?"

Ich nickte zustimmend, und fügte hinzu; "Ich kann nicht einfach nur rumsitzen und darauf warten, dass irgendetwas passiert. Oder dass irgendjemand sich darum kümmert. Und..." ich stockte kurz. "...Irgendwie fühle ich mich auch schuldig. Für das ganze. Kassandra...Keine Ahnung. Sie wusste irgendetwas wichtiges. Vielleicht...Kann ich mehr in Erfahrung bringen."

"Ich weiß nicht, Mia..." erwiderte Lukas mit besorgtem Gesichtsausdruck. "So, wie Kassandra ihre Rede bei dem Anruf rübergebracht hat, scheint sie genau darauf zu warten, dass du bei ihr auftauchst. Ich glaube ja, dass das ganze eine Falle ist..."

Ich zuckte kurz zusammen, da Lukas genau meine Gedanken im Hinterkopf in Worte gefasst hatte. Die Gedanken, welche mich schon seit dem Anruf die ganze Zeit geplagt hatten. Ich schwebte ständig in der Wolke aus Angst und Sorge, vermischt mit Unmengen von Schuldgefühlen.

"Wir finden erst mehr heraus." meldete sich Alex schüchtern zu Wort. "Danach können wir ja mal sehen, wie wir weiter vorangehen."

Dankbar lächelte ich ihn an. Manchmal schien er Gedanken erraten zu können.

"Und wie?" hakte Roland nach. "Hast du vor, wieder was zu hacken?"

Alex wurde ein wenig Rot im Gesicht. "Nein...Aber vielleicht kann ich ja ein wenig reinschauen? Oder reinhören?"

Ich begriff zuerst nicht, was er meinte, doch als er begann, sein Horn zusammen zu schrauben, ging mir ein Licht auf. "Deine magische Fähigkeit!" sagte ich erstaunt. "Ich dachte, du fändest es unhöflich, anderen Menschen hinterher zu spionieren?"

"Finde ich auch." erwiderte Alex, und wurde noch eine Spur röter. "Aber ich glaube, dass das hier ein Notfall ist."

Elias nickte anerkennend. "Dann sollten wir wohl einen guten Gegenstand finden...Vielleicht die Lampe in Simones Zimmer?"

Jakob rollte mit den Augen. "Bro. Simone ist doch bestimmt nicht in ihren eigenen Zimmer. Wir brauchen etwas besseres..."

"Vielleicht ihre Schuhe?" schlug Lukas vor. "Oooder..."

"Simones Holo!" warf ich ein.

Ein wenig enttäuscht drehte Lukas sich zu mir. "Das wollte ich doch sagen!" sagte er mit beleidigter Miene, jedoch von einem Ohr bis zum anderen grinsend. "Jetzt hast du mir die Show gestohlen..."

Ich lachte, und half Alex dabei, ein Armband um sein Handgelenk zu binden. "Was ist das?" fragte ich Elias, der ein weiteres Armband in der Hand hielt. In Regenbogenfarben, versteht sich. 

"Das ist so ein mind-mirroring-Ding." erklärte dieser. "Man kann sozusagen das sehen, was der andere sieht. Ich hab immer ein paar in der Tasche. Für alle Fälle."

"Ein paar." bemerkte Roland sarkastisch hustend. "Aber du wusstest ja, was kommen wird..." Dieses mal schüttelte Elias den Kopf. "Nein. Ich hab mir in den letzten Tagen kaum angeschaut, was die Zukunft für uns alle bereithält. Ein bisschen schon, aber diese Möglichkeit wurde wohl unter der unendlichen Auswahl nicht angezeigt..."

Elias reichte uns jedem ein Armband. Ich nahm es zögernd an, und warf einen Blick auf Alex, der sich auf die Unterlippe biss, und gleichzeitig an seinem Armband rumfummelte. Kein Wunder, ich würde auch nicht gerne meine Gedanken mit fünf weiteren Menschen teilen wollen.

"Ich brauch nicht." sagten in dem Moment Anton und Lukas beinahe gleichzeitig. Elias stutzte kurz, schien die Situation jedoch schnell zu begreifen. "Vielleicht sollte nur Mia das machen."

"Genau, und mit ihren poetischen Fähigkeiten dann berichten, was alles passiert ist." fügte Lukas grinsend hinzu. Ich runzelte die Stirn; "Wieso muss überhaupt jemand dabei sein? Kann Alex das nicht alleine?"

"Vielleicht, aber er spielt ja, weswegen er nicht bei dem zuhören kann, was Simone sagt. Und ich glaube, das ist jetzt erst einmal wichtiger, als zu sehen, wo sie ist."

Ich sah zu Alex - In seinem Gesicht breitete sich gerade Erleichterung aus. "Na gut." sagte ich. "Dann mach ich's."

Kurz darauf fing Alex an zu spielen. Für einen Moment lang war nur der bunte Wirbel zu sehen, welcher auch jedes mal auftauchte, wenn ich meine Fähigkeiten anwandte.

Dann wurde es hell.

"Jaja, die Einkäufe sind bald erledigt. Allerdings ist die bestellte Lieferung von euch nicht angekommen. Den Rest haben wir vorrätig, also - "

Kurze Stille.

" - Niki!"

Ich zuckte heftig zusammen, als Simones Stimme in meinen Gedanken wiederhallte. So wie sich das anhörte, leitete sie soeben einen Anruf. Mit einem Niki.

"Du kannst doch nicht ernsthaft Esmeralda in Gefahr bringen! Du weißt, was ich alles geopfert habe, nur damit sie in Sicherheit ist! Nach all dem...Wie?!"

Die Stimme des Anrufpartners war nicht hörbar, doch kurz darauf hörte ich Simone ausatmen. 

"Ich weiß, ich weiß. Es geht um etwas viel größeres...Jaja, die Kinder. Ich weiß nicht, was ich mit Tanja machen soll...Schließlich ist sie nur bei der Chefin ihres Vaters..."

Ihr Gegenüber schien sie zu unterbrechen. Ein paar Sekunden später ließ Simone ein resigniertes Seufzen hören.

"Ja, Niki. Ich weiß genau, wozu diese Frau fähig ist. Und jetzt, bring dich verdammt nochmal in Sicherheit! Es war schon gefährlich genug, dass du deine Tochter angerufen hast!"

Ich kapierte nicht, worum es ging, doch im selben Moment brach die Verbindung ab. Beide Verbindungen. Als ich halb benommen auf das Armband an meinem Handgelenk sah, realisierte ich noch kurz, wie es dunkel angekokelt war. 

Dann fielen mir die Augen zu.


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