April | Wir landen mitten in der Pampa

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Das Mädchen hatte einen Geigenkasten um die linke Schulter gehängt, und hielt in der rechten Hand die Geige und den Bogen. Ich hatte nie verstanden, wieso Streicher keine todesangst um ihre Instrumente hatten, wenn sie diese immer so hielten - schließlich ließ Holz sich ziemlich schnell zerstückeln...oder verbrennen.

"Hannah?!" fragte ich verwirrt und erstaunt gleichermaßen. "Wieso bist du hier?"

Diese verschränkte die Arme vor der Brust, und warf mir einen herausfordernden Blick zu; "Die Frage könnte gleichermaßen für dich gelten. Auf der Tür stand, dass der Zutritt für unbefugte verboten sei."

Lukas grinste; "Und du bist befugt oder wie?"

Hannah wurde rot, und murmelte etwas unverständliches. "Ich hab das Security-System dazu überredet, mich reinzulassen. Fingerabdrucksensoren mögen es anscheinend, angefasst zu werden." fügte sie hinzu.

"Macht auch Sinn..." murmelte ich in mich hinein.

"Jedenfalls," lenkte Hannah zum Thema zurück, "braucht ihr jetzt meine Hilfe oder nicht? Wie ich sehe, seid ihr schon reingekommen. Aber den Jet zu steuern wird ein wenig schwieriger, vermute ich."

"Naja, wenn du helfen kannst, ist das schön und gut...Aber ich glaube nicht, dass du dich in die Gefahr begeben möchtest." antwortete Jakob.

"Nicht unbedingt, aber mir ist grad sowieso langweilig geworden. Wohin geht's?" entgegnete Hannah, aus ihrer Stimme war Aufregung heraus zu hören.

"Tanja retten...", sagte Lukas, und schnalzte mit der Zunge. "Simone ist wahrscheinlich schon weg. Aber ich glaube nicht, dass sie das alleine schafft."

Hannah sah ein wenig skeptisch zwischen den Kontroll Displays und uns hin und her. Dann nickte sie entschieden, schob behutsam die Tür des Jets zu, und begann, ihren Geigenbogen zu spannen. "Wenn ihr mir die Richtung angebt - " sagte sie, " - dann kann ich euch hinfliegen. Hoffentlich."

"Alles klar," entgegnete Elias und begann weitere Befehle in sein Keyboard zu tippen. Kurze Zeit später blinkten die Displays im Cockpit Grün auf, und eine holografische Landkarte schwebte empor. "Nicht zu hundert Prozent aktuell, aber das müsste reichen."

"Perfekt." meinte Hannah. "Sind wir startklar?"

Wir öffneten kurz die Tür, und stellten die Holos nach draußen, in Hoffnung dass diese bei unserer Rückkehr noch vorhanden sein würden. Anschließend vergewisserten wir uns noch kurz, ob sich keine weiteren möglichen Tracker im Jet befanden, und schlossen die Tür.

"Startklar."

Hannah legte die Geige ans Kinn, und begann eine langsame Melodie zu spielen. Mit einem kaum hörbaren surren erhob sich der Jet in die Luft. Drinnen war außer Hannahs Stück nichts zu hören.

"Wir fahren erst durch einen ziemlich langen Tunnel unter der Erde, bis wir dann mitten im Wald rauskommen werden." erklärte Hannah während sie spielte. Wie kriegte sie das bloß hin? "Ab da muss jemand von euch die Richtung anweisen."

"Okay." entgegnete Elias. Seine Brille war etwas von seiner Nase gerutscht, was ihn jedoch nicht besonders zu stören schien. "Ich sorge weiter dafür, dass wir nicht entdeckt werden."

Ohne jegliche Turbulenzen verließ der Jet den düsteren Tunnel, und schoss hinauf in die bewölkte Nacht. "Wolken sind gut." meinte Alex, "Aber mit diesem grellen Weiß werden wir doch wahrscheinlich entdeckt, oder?"

"Ich kann ja mal fragen, ob der Jet etwas dagegen unternehmen kann." sagte Hannah, und begann ein anderes Stück zu spielen. Von innen konnte man nichts erkennen, doch als ich aus einen der großen Fenster sah, waren die beiden Seitenflügel des Jets nicht mehr zu sehen..

"Wow." staunte ich, "Wir sind unsichtbar geworden..."

Bei genauem Hinschauen konnte man sehen, dass sich der Jet in unglaublich hoher Geschwindigkeit seiner Umgebung anpasste. "Krass." stimmte Roland hinzu. Hannah lächelte nur, und spielte weiter.

Die Landschaft veränderte sich ziemlich schnell, was in Anbetracht der Fluggeschwindigkeit eigentlich nachvollziehbar war. Trotzdem war es spektakulär. Nach bereits kurzer Zeit verwandelte sich die grüne Waldlandschaft zu einem kahlen, steinigen Tal.

"Leicht links." drang Elias' Stimme zu mir durch. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie tief ich in Gedanken versunken war. "Laut Tracker müssten wir bald ankommen..."

"Bist du dir sicher?" fragte Lukas ein wenig zweifelnd. "Es sieht eher so aus, als ob wir mitten in der Pampa gelandet wären..."

Elias warf ihm einen empörten Blick zu; "Natürlich bin ich mir sicher! Außerdem sind wir nicht mitten in der Pampa, sondern im Nationalpark von Callisto. Auf jeden Fall in einem von ihnen."

"Ja, genau!" entgegnete Lukas, "Aber was sollte Care bitte mitten im Nationalpark von Callisto machen?"

"Keine Ahnung." antwortete Elias ein wenig genervt. "Aber Tanjas Holo-Signal kommt von hier her, außerdem - RUNTER!"

Glücklicherweise reagierte Hannah sofort. Der Jet geriet heftig ins schwanken, und blieb in den düsteren Wolken stehen. "Was." sagte die Geigerin mit zitternder Stimme, "Was. War. Das."

Ich sah aus dem Fenster, konnte jedoch nichts außer Dunkelheit erkennen. "Was war was?" fragte ich.

"Wir sind doch am richtigen Ort. Und anscheinend werden wir auch schon erwartet." meinte Roland, in seiner Stimme war ebenfalls ein leichtes Zittern. "Ich konnte es nicht genau erkennen, aber es sah so aus wie..."

"Am besten reden wir nicht weiter darüber." bestimmte Anton. "Aber wir müssen vorsichtig sein. Roland hat recht - wir werden tatsächlich erwartet."

Hannah setzte wieder den Bogen an, und begann ein neues Stück zu spielen. Ich kannte es nicht, jedoch klangen die tiefen Geigentöne tröstlich und ein wenig traurig.

"Wir hoffen darauf, dass der Jet uns noch weiter tarnt. Okay, runter." wies Elias an. Der Jet war kaum hörbar, als er im Takt von Hannahs Melodie nach unten sank. Wir durchstießen den dunklen Vorhang aus Wolken, und fanden uns in einem tiefen Tal wieder.

"Ich geh raus und mach mir ein Bild von der Lage." verkündete Jakob und öffnete schwungvoll die Tür, welche leise aufglitt. Ich ging ihm hinterher, und sog die kühle Abendluft ein.

Ein Blick durch die Umgebung, und man konnte sofort verstehen, wieso das hier zum Nationalpark ernannt worden war. In Callisto gab es viele grüne Wälder, unerforschte Dschungel und faszinierende Naturgebiete, aber das hier war immer noch besonders.

Bei genauem hinsehen waren die jeweiligen Erdschichten zu erkennen, an manchen Stellen waren diese sogar zu außergewöhnlichen Formen geschichtet. "Sieht aus wie eine riesige Zimtschnecke." kommentierte Hannah.

Sie hatte ihre Geige in den Kasten eingepackt, und rückte nun ihre Brille zurecht. "Und weiß jemand wo hier der Eingang ist?"

Die anderen stiegen nun auch aus dem Jet, und sahen sich um. Es war weit und breit keine Tür zu sehen, doch das wäre auch viel zu offensichtlich gewesen.

"Laut dem Tracker-Signal - " begann Elias leise, " - befindet Tanja sich direkt neben uns." Ich schauderte, und seltsames Gefühl kroch meinen Rücken hoch.

"Vielleicht gibt es einen geheimen Knopf." vermutete ich, "Auf jeden Fall sollten wir nicht zu lang hier stehen bleiben. Wenn wir erwartet werden, dann wird auch jemand draußen patrouillieren."

Wie auf Stichwort ertönte ein leises zischen. Roland schreckte hoch, als hinter ihm ein Sandfarbener Leguan auftauchte, welcher genau so lang wie sein Bein war. "Puh..." murmelte Anton, "Du hast recht, Mia. Wir sollten weitergehen."

Der Leguan huschte in eine Felsspalte. Sonst war nirgendwo auch nur ein Lebenszeichen zu erkennen. "Warte." sagte Alex leise, "Ich glaube, wir sind richtig. Aber das Gebäude ist unter uns."

"Woher weißt du das?" fragte Jakob verwirrt. "Wieso - "

Alex zuckte mit den Schultern; "Einfach nur eine Vermutung. Der Jet war schließlich auch unter der Schule."

"Hier ist etwas." rief Elias in dem Moment. "Seht ihr, wie die Erdschichten ein wenig verschoben sind? Von Natur aus wäre das überhaupt nicht möglich." Er drückte leicht dagegen, und die Erde unter uns begann zu beben.

"Was hast du gemacht?!?" fragte Jakob ein wenig panisch. "Keine Ahnung!" entgegnete Elias. Schlagartig hörte das Beben auf, und es herrschte abermals Stille.

"Da ist ein Eingang." bemerkte Hannah ehrfürchtig. Sie hatte recht - Vor uns war eine etwa zwei Meter große, runde Metalltür. Oder war das kein Metall? Trotz der Dunkelheit, die uns umgab, strahlte die Tür ein schwaches Leuchten von sich aus.

Roland nickte; "Ich bin mir sicher, dass sie sich öffnen wird. Aber wir können nicht alle rein - wir sind viel zu viele."

"Das stimmt," sagte Elias, "Ich bleibe mit Roland und Hannah hier, dann gehen Mia, Lukas, Alex, Anton und Jakob rein. Vielleicht finde ich noch ein paar Kontaktgeräte, womit ich euch die ungefähre Richtung angeben kann."

"Gute Idee." stimmte Hannah zu. "Jemand muss ja auf den Jet aufpassen. Und falls, Ähm, wenn ihr rauskommt, dann werden wir bereit sein, euch von hier wegzubringen."

Ihr "falls" war ein wenig deprimierend.

Lukas nahm eine Packung mit Ohrstöpseln von Elias entgegen, nahm sich eins raus, und reichte an die anderen weiter. "Hab ich selbst konstruiert," erklärte Elias, "aber die sind sicher. Glaub ich."

Mit diesen ermutigenden Worten nahm ich mir auch einen Ohrstöpsel aus der Packung, und steckte diesen in mein linkes Ohr. "Okay," meinte Jakob. "Dann mal los."

Er drückte gegen die Tür, welche sich jedoch keinen millimeter rührte. "Ich glaube, sie ist abgeschlossen..." vermutete er.

"Wie wär's mit ziehen?" schlug ich vor, und deutete auf den kleinen Türknauf.

Die Tür ließ sich problemlos öffnen. "Ähm." murmelte Jakob leise, während er verlegen grinste. "Dann mal los."

Wir ließen Elias, Roland und Hannah hinter uns, und traten in die Finsternis. Nachdem Anton als letzter durch die Tür gegangen war, knallte diese zu.

Jetzt war es stockfinster.

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