März| Das Leben macht einem immer einen Strich durch die Rechnung...

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"Oh shit." fluchte Anton, während er in seinem Hornkasten rumwühlte. "Verdammt!"

Nach Simones ermutigender Rede hatte sie uns den Weg zu unserem Zelt erklärt, und noch einmal klargemacht, dass wir nicht zu spät kommen sollten.

Jetzt waren es schon fünf Minuten nach abgemachter Zeit.

"Was isn' los?" fragte Roland, und sah Anton fragend an. "Alles klar?"

"Scheiße..." murmelte Anton. "Ich hab mein...Mundstück im Band-Raum liegen lassen."

Es wurde kurz still.

"Du verarscht uns nicht?" fragte Jakob verwirrt.

"What the hell - Nein!" rief Anton mit verzweifeltem Gesichtsausdruck. "Ich verarsche euch nicht."

"Hach...Anton..." Elias rollte mit den Augen. "Du hast zufällig kein zweites dabei?"

Der Angesprochene schüttelte den Kopf. "Ich wechsle nie das Mundstück..."

Draußen vor dem Zelt war lautes Geschnatter zu hören. Das Zelt an sich war zwar abschließbar, doch bei Simone konnte ich mir sehr gut vorstellen, wie sie die Tür einfach einbrechen würde.

"Okay." begann Lukas langsam. "Das heißt es ist Zeit für Plan B. Alex, spielst du kurz was und schaust nach wo genau das Mundstück liegt?"

Alex sah ihn höflich-verwirrt an. "Koordinaten? So genau werde ich das vermutlich nicht sehen können..."

Lukas schüttelte den Kopf. "Nee, nur die Beschreibung wo das Mundstück liegt."

Sieben Minuten nach verabredeter Zeit. 

"Na gut..." murmelte Alex, und begann zu spielen. Sein Ton klang ziemlich weich, doch gleichzeitig auch irgendwie bestimmt. "In der Küche..." begann er, als das Stück geendet hatte. "Direkt neben dem Wasserkocher. Es liegt da ganz alleine."

"Kannst du es erreichen, Mia?" fragte Anton.

Ich war echt überwältigt von Alexs Künsten als Spion, doch viel Zeit blieb uns nicht. 

"Äh..." murmelte ich. "Denkst du das klappt aus solcher Entfernung? Ich meine, ich bin mir nicht sicher ob das klappen wird..."

"Schaffst du, Mia. Weißt du noch, das erste mal wo du den Derigierstab von Simone direkt auf Sven-Torbens Nase teleportiert hast? Klappt schon." sagte Lukas, und grinste.

"Ja! Die Aktion war echt geil..." meinte Jakob. Ein Lächeln schlich über sein Gesicht. "Wir müssen uns beeilen...Sonst bricht Simone die Tür noch auf..."

"Den Gedanken hatte ich auch." erwiderte ich. 

Dann begann ich zu spielen. 

Ich stellte mir das Mundstück neben dem Wasserkocher vor, und schloss kurz die Augen. Gleich darauf sah ich im inneren Auge, wie sich das Mundstück in einem bunten Strudel aus Farben verlor, und...

"Du hast es geschafft, Walküre!" rief Lukas. "Du hast...Wow, einen Gegenstand teleportiert, der so weit entfernt lag, und - "

Er kriegte sich nicht mehr vor Aufregung.

"Egal." unterbrach ich ihn. "Schön und gut, nicht mehr schön und gut wenn Simone kommt, und die Tür aufbricht. Wir sind spät dran."

Elias und Roland kabbelten sich wegen irgendetwas, doch als Anton die Tür öffnete, hörten sie auf. 

"Wir sollten echt gehen..." sagte Anton. "Danke, Anton und Mia...Ohne euch wäre ich am Arsch gewesen."

"Am Arsch der Welt, also ADW." korrigierte Lukas, während er sich seine Noten schnappte. 

"Junge, pass auf deine Wortwahl auf..." Roland imitierte einen alten Opa, und tat so als ob er keine Zähne mehr hätte. "Die Jugend heutzutage..."

Wir lachten, und liefen mit eiligen Schritten zum verabredeten Ort.

"Ihr. Seid. Spät. Dran."
Simone kochte vor Wut. Also ich meine nicht, dass sie irgendetwas zum Essen gekocht hätte, aber...Ach, ihr wisst schon was ich meine.

"Sorry. Wir hatten noch was zu tun." verteidigte Lukas, da er ja so wundervolle diplomatische Fähigkeiten besaß.

"Hm-hm. Ab mit euch." 

Tja.

Lukas' wundervolle diplomatischen Fähigkeiten schienen nicht ganz so zu funktionieren...

"Und Alex?" Simones Stimme wurde weicher. "Du schaffst das."

Wir sahen zu, wie Alex schüchtern nickte,(war das überhaupt möglich?) und gingen dann auf die Bühne.

"Guten Abend allerseits. Mein Name lautet Kassandra, und ich bin die Leiterin von Care. Am heutigen Abend präsentiert uns das Musikinternat Callisto ein einmaliges Programm, nämlich 'Bilder einer Ausstellung' von dem Erdmännchen-Komponisten Modest Mussorgsky!" ertönte eine Stimme aus dem Lautsprecher. Die perfekt aufgestylte Kassandra strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Das Konzert wird eine kleine Pause in der Mitte haben, wo wir hoffen, uns gemeinsam über verschiedene Dinge austauschen zu können. Nun begrüßen wir die Dirigentin dieses wundervollen Orchesters, Simone Yang!" 

Mit einem Lächeln trat Simone aus dem Vorhang hervor, und schritt zum Podest.

Es gab jede Menge Händeschütteln und "Danke-gleichfalls-Vielen-Dank-fürs-kommen"-Gerede, bis Simone sich endlich zu uns wandte.

"Okay." flüsterte sie. "Habt Spaß."

Nur das.

Dann hob sie den Taktstock, und gab Alex seinen Einsatz.

Das eigentliche Trompetensignal klang genau so schön auf dem Horn. Klar, Trompete hatte einen schärferen und herausstechenderen Klang, doch Horn konnte das mit seinem vielfältigen Klang wettmachen. 

Es war angenehm warm, und das ganze Orchester war beim spielen in eine beinahe feierliche Stimmung verfallen. 

"Walküre? Alles im Griff?" flüsterte Lukas bei einem gefühlt-Ewig-langen-Streicherstück.  

"Ja." flüsterte ich zurück. "Und nenn mich nicht so."

Das Konzert verlief einwandfrei bis zur Pause.

Bis zur Pause.

"Hey Mia, wollen wir was essen gehen?" rief Lukas, nachdem Simone das Zeichen zum Instrumente-ablegen-und-chillen gegeben hatte.

"Warte kurz. Ich such noch nach Anni." erwiderte ich, und stand auf. In einem fast hundertköpfigen Orchester war es manchmal (oft) schwierig, jemand spezifischen zu finden.

"Hinter dir." murmelte ihre Stimme plötzlich, und ich blickte in ihre hellgrauen Augen. 

"Whoa. Wie hast du dich so angeschlichen?"

"Ist nicht schwierig...Du weißt nicht wo Tanja ist?" erwiderte sie. "Ich dachte sie wäre bei den Holzbläsern gewesen, aber ich kann sie nicht auffinden..."

"Ruf sie an?" schlug Lukas vor, der dazugekommen war. "Oder nicht?"

"Mach ich schon..." murmelte Anni. "Wieso bin ich nicht selber auf die Idee gekommen - "

"Manchmal." unterbrach Lukas sie. "Braucht man halt ein 'Genie'...So wie mich. Jap, ich bin ein 'Genie', glaub ich, weil - "

Sein sinnloses Geplapper wurde von dem Holo-Rufton unterbrochen. 

"Was?"

Für einen kurzen Moment war ich verwirrt. Dann bemerkte ich, dass die Stimme aus Annis Holo-Uhr kam. 

"Tanja." Die Erleichterung in Annis Stimme war deutlich zu hören. "Alles okay bei dir?"

"Ja...Fühl mich schlapp, also hab ich Simone gesagt dass ich dableibe." erwiderte sie. 

Irgendetwas war faul. 

Irgendetwas, was ich nicht genau beurteilen konnte.

"Sicher dass es dir gut geht? Soll ich irgendwie - " begann Anni, wurde jedoch sofort von Tanja unterbrochen.

"Ist schon okay." Ihr rundliches Gesicht war ziemlich bleich. "Alles gut, mach dir keine Sorgen."

Dann biepte es plötzlich, und Annis Holo-Uhr zeigte an, dass Tanja aufgelegt hatte. 

"Mist...Irgendwas ist eben nicht okay mit ihr. Das merk ich doch..." murmelte ich, und sah fragend zu Lukas und Anni. 

"Ja...Irgendetwas ist komisch." stimmte Anni zu. Hinter der Bühne konnten wir das Geplapper und Geschnatter der Leute nur noch leise hören.

Lukas' haselnussbraunen Augen sahen besorgt aus, wie ich sie noch nie gesehen hatte. "Ich muss kurz noch mal nach Alex schauen."

"Ich geh mit." bot ich an, und zuckte mit den Schultern. "Vielleicht hat Herr van Beethoven wieder mal eine 'geniale' Idee?"

Anni nickte, während sie geistesabwesend in die Menge starrte. Anders als sonst sah sie ziemlich verloren aus, und da ich kaum anderes als ihre zuversichtliche Gestalt gesehen hatte, kam mir das seltsam komisch vor.

"Alles okay, Anni?" fragte ich besorgt. "Mit dir?"

"Hm-hm." erwiderte sie. "Geht ruhig schon mal, ich schaue nach...jemandem."

Dann lief sie um die Bühne herum, und verschwand in der riesigen Menge von aufgeregten Leuten.

"Gehen wir?" fragte Lukas. 

Schweigend liefen wir um die Bühne herum, direkt in Richtung Horn-Zelt. Keiner schien in der Nähe zu sein, weil vermutlich alle beim Essen waren.

"Weißt du wo Alex ist? Ich meine, wieso kannst du dir so sicher sein, dass er im Zelt ist?" fragte ich Lukas. 

"Keine Ahnung...Es ist nur eine Vermutung." erwiderte er.

Wir traten in das scheinbar leere Zelt ein, und sahen uns um. 

Kurz darauf ertönte ein klick.

"Hallo?" hörte ich Lukas' Stimme unsicher rufen. "Ist da jemand?"

Ich glaubte, irgendwo ein Kichern zu hören, aber das war vermutlich nur Einbildung. Keiner befand sich in diesem Raum, soweit ich sehen konnte.

"Da ist niemand." stellte ich 'schlauerweise' fest. 

Wir blickten uns an, und mich überkam plötzlich ein ungutes Gefühl. "Sollten wir lieber nicht - " begann ich, und drückte die Türklinke runter.

Naja, ich versuchte es.

"Ich glaube...Wir sind eingesperrt?" fragte Lukas mit leicht panischem Gesichtsausdruck.

"Hm..." murmelte ich, und kickte probehalber gegen die Tür. "Denkst du, wir können Simone anrufen und sie fragen ob sie die Tür aufbricht?"

"Ja, vielleicht..." erwiderte Lukas, während er seine Holo-Uhr rausholte. "Oh mist, mein Akku ist - "

Ich würde nie erfahren, was mit seinem Akku los war.

Denn im selben Moment wurde es stockdunkel.

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