Der Anfang vom Ende

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng


"Das kann nicht sein! Was machst du denn hier?!", rufe ich fragend durchs Wohnzimmer, als ich Benedikt unerwartet vor mir sehe. "Du kennst diesen Mann? Du wirst nicht nur immer komischer, du hast auch immer seltsamere Freunde!", sagt meine Schwester, während sie mich erstaunt ansieht.

"Er ist nicht mein Freund, Mia. Er ist unser Onkel Benedikt."
"Was?! Der Benedikt, den mein Vater in seinem Labor erwähnt hat? Der, der aus dem "Mirage Experiment" ausgetreten ist? Wir müssen die Polizei rufen!", ruft Sarah erschrocken.

"Ich verstehe absolut gar nichts mehr, könnt ihr mir mal erklären was hier los ist?", sagt Mia.
"Mia, du gehst jetzt lieber auf dein Zimmer, dein Bruder und ich haben wichtige Dinge zu besprechen.", sagt Benedikt mit seiner rauen Stimme.
"Nein, ich möchte wissen was hier los ist und -"
"Du gehst auf dein Zimmer! Du weißt was Vater und Mutter gesagt haben: Wenn sie nicht da sind, hab ich zuhause das sagen. Also geh auf dein Zimmer Mia!", rufe ich. Ich hasse es, ihr Dinge vorzuschreiben. Doch es ist besser für sie.

"Na gut, ich möchte sowieso nicht bei euren schwachsinnigen Rollenspielen teilhaben. Und ich werde unseren Eltern erzählen, dass du dir mit irgendwelchen Typen und deinen Freunden Geschichten ausdenkst und die alle in unsere Wohnung kommen!", sagt Mia und verschwindet wütend in ihr Zimmer.

"Hey Florian, so dominant habe ich dich ja noch nie erlebt! Gefällt mir!", sagt Hannah augenzwinkernd. Ich werde leicht rot, doch dann ergreift Benedikt wieder das Gespräch.
"Also Florian, wie du dir denken kannst, bin ich nicht ohne Grund hier. Und wie ich an Sarahs Aussage feststelle, wisst ihr schon einiges über das "Mirage Experiment."

"Ja und wie wir das wissen. Was willst du hier? Arbeitest du mit Markow zusammen?", frage ich ihn.
"Du hast mich "Onkel Benedikt" genannt. Das kannst du normalerweise nicht wissen. Ich bin mir sicher, dass du Lara getroffen und.. -"
".. mit ihr und dem Zeitsprung ins Jahr 2007 gereist bin. Ja, das ist richtig.", mit diesen Worten beende ich seinen Satz. "Das erklärt trotzdem nicht, warum du hier bist."
"Sollen wir uns nicht erstmal setzen? Wir haben einiges zu besprechen."
"Der Meinung bin ich auch. Sarah sollte nicht die ganze Zeit stehen, sie hat schon genug hinter sich", antwortet Hannah besorgt.

Wir setzen uns ins Wohnzimmer und Benedikt beginnt zu erzählen, wieso er hier ist.
"Ich habe den Kontakt zu meiner Familie seit dem Vorfall in Rabenfeld damals abgebrochen. Dein Vater, deine Mutter und ich waren der Meinung, das dies am sichersten ist. Dr. Markow ist ein extrem gefährlicher Mann und war auch nach mir auf der Suche. Ich musste untertauchen. Aber bevor wir uns getrennt haben, habe ich deinen Eltern eine Nummer für den absoluten Notfall gegeben. Und diese hat deine Mutter heute aus einer Telefonzelle gewählt."

Sarah, Hannah und ich schauen ihn alle fragend an. Wir wissen, dass er selber mit Markow mal unter einer Decke gesteckt hat. Wie sollten wir ihm jetzt vertrauen?

"Was hat meine Mutter denn gesagt? Ich weiß noch nicht so ganz wie ich dir glauben kann."
"Sie hat mir erzählt, dass dein Vater verschwunden ist. In einem Streit hat er ihr gesagt, dass er zu Dr. Markow in die Villa möchte. Da es sich offensichtlich um einen Notfall handelt, hat sie mich gerufen."

Dieser Satz breitet in mir eine große Angst aus. Ist meine Mutter jetzt etwa auch in Gefahr oder bereits ein Opfer von Markows Machenschaften geworden?

"Deiner Mutter geht es gut", sagt Benedikt beruhigend, als er die Angst in meinem Gesicht erblickt. "Ich habe ihr gesagt, dass sie in mein Versteck untertauchen soll und ich dich und deine Schwester auch holen werde. Ich hätte nicht gedacht, dass Sarah auch hier ist. Aber natürlich lasse ich dich nicht einfach zurück zu seinem Vater gehen, wenn du in Gefahr bist"

"Das geht nicht so einfach! Wir müssen ihn stoppen!", ruft Sarah dazwischen, "wir dürfen meinen Vater nicht einfach weitermachen lassen!"

Nach diesem Satz ensteht erstmal eine kurze Pause, bis Benedikt wieder anfängt zu sprechen.

"Irgendwie habe ich es mir schon gedacht, dass es nicht so einfach ist. Wenn es um deinen Vater geht, war es noch niemals einfach. Ich bin ehrlich gesagt glücklich darüber, dass du nicht nach ihm kommst. Ich habe dich, als du noch ganz klein warst, mal in seinem Auto gesehen. Ich habe für dich damals gehofft, dass dir nichts passiert und du ein anderer Mensch wirst." Sarah errötet leicht bei dieser Aussage. "Vielen Dank..", antwortet sie leise.

"Egal wie viel ich sagen werde, ich werde eure Meinung nicht ändern können, oder?", fragt Benedikt uns und schaut uns alle abwechselnd mit der Hoffnung an, dass wir unsere Meinung doch noch ändern werden. Doch es ist zu viel passiert, um jetzt einfach abzuhauen. Und wer soll Markow stoppen, wenn wir es nicht tun? Wenn der Zeitsprung perfektioniert wird und Dr. Markow die Geschichte umschreiben kann, sind alle in Gefahr. Nicht nur wir.

"Das größte Problem ist, dass wir gegen Dr. Markow nichts in der Hand haben. Das sind wir bereits durchgegangen..", sagt Hannah mit Enttäuschung in ihren Worten.
"Das ist nicht ganz richtig. Wir haben Lara. Und wir haben mich."
"Dich und Lara? Wie soll uns das weiterbringen? Du bist hier und Markow hasst dich vermutlich. Und Lara ist in seinem Keller gefangen. Was sollen wir machen?", frage ich ihn.

"Ich weiß Dinge über die Vergangenheit, über die sonst niemand was weiß. Und wenn wir Lara befreien können, haben wir mit ihrer Kraft die Möglichkeit, das Blatt zu werden. Ich habe nicht erst seit heute, gestern oder seit einem Jahr einen Plan im Kopf. Ich habe ihn seit 2007."

"Wie lautet dein Plan?", frage ich Benedikt neugierig.
"Vertraust du ihm wirklich? Er hat schließlich mit meinem Vater zusammengearbeitet. Aber was wissen wir sonst über ihn? Ich sehe keinen Grund darin, ihm zu vertrauen", sagt Sarah misstrauisch.
"Ich vertraue ihm, weil er damals mein Leben gerettet hat", sage ich, "er hatte keinen Grund dazu. Er hätte mich damals sterben lassen können. Wenn er wirklich mit Markow unter einer Decke steckt, wäre es für ihn nur von Vorteil gewesen, wenn ich sterbe."
"Bist du dir sicher, dass er dich damals gerettet hat? Du warst doch noch so jung.. aber wenn du ihm vertraust, versuche ich es auch. Vielleicht ist das auch unsere einzige Wahl."

Benedikt fängt an zu erzählen was er weiß und wir hören ihm gespannt zu. Wenn es wirklich einen Plan gibt, mit dem Markow gestoppt werden kann, dann müssen wir ihn nutzen. Und uns alles anhören, was Benedikt weiß.

"Es ist wahr, dass ich damals für Dr. Markow gearbeitet habe. Ich war unerfahren, schwach und habe mich von seiner beherrscherischen, aggressiven Art unter Druck setzen lassen. Selbstverständlich ist das keine Ausrede. Das Blut vieler unschuldiger Menschen klebt auch an meinen Händen und Laras Leiden habe ich mit zu verantworten. Doch eines Tages konnte ich Laras Weinen, ihre Schreie und das Sterben von unschuldigen Kindern nicht mehr ertragen. Meine Träume und meine Schuldgefühle haben mich aufgefressen.

Es war der 16. November. An diesem Tag wollte Markow wie üblich seine Experimente fortsetzen, in dem er die Lebenskraft von anderen Kindern extrahiert, um Lara diese einzuflößen. Er hat 2 Jungen und 1 Mädchen aus ihren Schlafzimmern mit ins Labor geschleppt, um diese als Opfer für das Experiment zu nutzen. Wie immer hat er sie alle in eine Kammer gesteckt, um sie abwechselnd rauszuholen, ihrer Lebenskraft zu berauben und anschließend ihre Leichen wieder in die Kammer zu werfen, um sie später zu entsorgen."

Ich erinnere mich wieder an meinen Traum. Ich war auch in einer Kammer drin. Neben mir waren die Leichen von einem Jungen und von einem Mädchen. Auf meine Frage, ob ich an diesem Tag ebenfalls in dieser Kammer saß, nickt Benedikt nur zustimmend den Kopf. Ich spüre Sarahs und Hannahs Blicke voller Mitleid auf mir liegen. Ich spüre Gänsehaut am ganzen Körper und die Erinnerungen an den Traum kommen wieder hoch und ich erinnere mich an Bilder und an Gefühle, die ich am liebsten sofort vergessen würde. So viele Kinder mussten die gleichen Dinge durchmachen, doch im Gegensatz zu mir und Lara natürlich, mussten sie ihr Leben lassen.

"Das Mädchen und der erste Junge waren bereits tot und ihre Lebenskraft wurde Lara eingeflossen. Bei jeder Spritze zitterte sie am ganzen Körper. Ich konnte ihr Leiden spüren und auch wenn ihre Schreie durch ihren zugeklebten Mund nicht zu hören waren, waren sie in meinem Kopf deutlich zu hören. Ich hatte genug. Gerade als Dr. Markow den dritten Jungen, also Florian, holen wollte, habe ich den Miragekondensator sabotiert, ohne dass er es merken konnte. Gerade als die Maschine ihre Spritzen in dich stecken wollte, um dir dein Leben zu nehmen, bekam sie einen Kurzschluss und ging in Flammen auf. Und mit ihr das ganze Labor und ,wie ihr mittlerweile wahrscheinlich wisst, die ganze Psychiatrie."

Das ganze Szenario klingt so schrecklich und kommt mir so unglaublich vertraut vor. Obwohl mir eigentlich die Gründe fehlen, vertraue ich Benedikt komplett. Nein, viel mehr vertraue ich meinen Träumen.

"Und was ist dann passiert? Das ist doch noch nicht das Ende", sage ich und erwarte den Rest der Geschichte zu hören.

"Markow war schlauer, als ich dachte. Wir haben immer mit Handschuhen gearbeitet und keine Spuren hinterlassen. Und selbst wenn: Das Feuer würde sie beseitigen. Doch er hatte einen Plan für solche Situationen. Er wusste, dass die Feuerwehr und die Polizei Reste von Leichen und vom Labor finden würden. Also hatte er ständig Fingerabdrücke von unserem Chefarzt, Dr. Iwanow, gesammelt und in einer Schublade im Labor aufbewahrt. Davon wusste ich nichts. Das Feuer brach langsam genug aus, so dass er diese noch an 3 Stellen im Labor verteilen konnte. Und diese wurden später auch gefunden.

Dich hat er vorher zurück in die Kammer geschleudert, und dich deinem Schicksal ausgeliefert. Nach dem Verteilen der Spuren hat er sich Lara geschnappt und ist losgerannt. Ich sollte ihm direkt folgen, doch ich konnte dich nicht zurücklassen."

Ich erinnere mich an das Gespräch, das ich in meinem ersten Traum gehört habe.

"Jetzt beeil dich endlich, wir müssen hier weg!"
"Wir haben nicht mehr viel Zeit!".
"Und was ist mit dem Jungen?"
"Vergiss ihn. Er wird es sowieso nicht schaffen."

Es passt alles perfekt zu dem, was Benedikt sagt. Und er weiß nicht, dass ich davon geträumt habe. Es kann nicht sein, dass er sich nur die perfekte Geschichte ausgedacht hat. Dafür ist es viel zu ähnlich mit meinen Erinnerungen.

"Als ich es geschafft habe, dich zu retten, war es schon zu spät. Markow war schon lange verschwunden, die Polizei und die Feuerwehr kam und wir beide verschwanden ebenfalls in der Dunkelheit des Waldes."

"Doch eines passt noch nicht. Ich habe gelesen, dass du und Markow gegen Artjom Iwanow ausgesagt habt. So ist er im Gefängnis gelandet und hat sich später das Leben genommen."

Sarah und Hannah schauen mich beide an. Sie können immer noch nicht glauben, dass ich so viel herausgefunden habe. Irgendwo macht mich diese Reaktion auch stolz, ich fühle mich wie eine Art Detektiv. Aber das hier ist alles ernster, als irgendwelche Detektivspiele.

"Das ist richtig. Markow und ich hatten normalerweise an dem Tag keine Schicht in der Psychiatrie, deswegen wurden wir auch nicht verdächtigt. Nach den ganzen Geschehnissen habe ich dich zu meinem Bruder - also der Vater von Lara, Mia und mehr oder weniger von dir - gegeben. Ich habe ihm die Geschichte erklärt und so begann das Ganze. Ich habe ihm gesagt, dass Lara tot ist, um euch zu beschützen. Deswegen habe ich auch nicht gegen Markow ausgesagt. Und bin untergetaucht."

"Das ist alles so extrem feige!", ruft Hannah plötzlich vorwurfsvoll.
"Ja, du hast damit Florian und seine Familie beschützt, aber in erster Linie hast du deinen Arsch gerettet und einen Unschuldigen ins Gefängnis gehen lassen! Und du hast Florians Vater glauben lassen, dass seine Tochter gestorben ist!"

Jeder von uns wusste, dass Hannah die Wahrheit sagt. Auch Benedikt hat kein einziges Widerwort gegeben. Natürlich ist er nicht der eigentliche Mistkerl hinter dem ganzen Plan. Doch das Blut von Kindern, Laras zerstörtes Leben, der Tod meines Vaters... alles ist auch mit seine Schuld. Und seine Blicke und Gesichtszüge verraten, dass er dies auch weiß. Man muss es ihm nicht weiter vorwerfen. Vor uns sitzt ein gebrochener Mann, der von seiner Vergangenheit und seinen Schuldgefühlen eingeholt wurde.

"Es ging ja eigentlich um einen Plan..", führt Sarah das Gespräch fort, "und das ganze Hintergrundwissen erzählst du uns ganz bestimmt nicht einfach nur so. Der Plan besteht darin, dass wir mit Lara und dem Zeitsprung zu diesem Tag zurückreisen und Markow an der Flucht hindern. Oder sehe ich das falsch?"

"Du bist nicht ansatzweise so grausam, aber genauso schlau wie er und schnell darin Dinge zu erkennen. Ja, du hast den Plan perfekt erkannt. Es war mir immer klar, dass Markow aufzuhalten ist. Die Lösung besteht darin, mit dem Zeitsprung zu genau diesem Tag zu gelangen. Doch ich war immer alleine und zu feige dazu, um irgendwas zu bewirken. Auch heute wollte ich am liebsten einfach nur mit dir und Florian verschwinden. Doch ich vertraue in euch. Ihr könnt Dr. Markow stoppen."

"Wir? Willst du uns etwa nicht helfen?", fragt Hannah verwundert.
"Ich habe Florians Mutter versprochen, dass ich Florian und Mia zu ihr bringe. Ich kann Florian nicht überzeugen, das ist mir klar. Doch zumindest Mia muss ich mitnehmen. Das wird sie genug beruhigen, damit sie nicht auch noch aufbricht und etwas dummes anstellt. Und glaubt mir, ihr seid besser ohne einen dummen, feigen Mann wie mich dran. Hinterher drehe ich noch um und renne weg."

"Man Florian, wenn ihr wirklich verwandt wärt, wüsste ich langsam, woher deine manchmal feige Art herkommt!", ruft Hannah und muss leicht lachen.
Auch Sarah kann sich ein Lächeln nicht unterdrücken und selbst in Benedikts Gesicht kann ich für einen kurzen Moment ein ganz leichtes Lächeln entdecken. Plötzlich kann ich mir ein Lächeln selber nicht mehr unterdrücken. Es ist nicht der Moment dafür, doch es ist auch mal schön, Sarah nicht nur weinen zu sehen. Und das wir auch in diesen Tagen noch schöne Momente geben kann.

Ich kann Mia davon überzeugen, mit Benedikt mitzugehen. Auch wenn wir uns oft genug anzicken, meine Schwester hat vollstes Vertrauen in mir. Außerdem vermisst sie unsere Mutter und hat Angst um sie, also ist das nicht wirklich schwierig sie zu überzeugen. Benedikt fährt mit ihr im Auto davon.

"Also Leute, der Plan ist ja ganz toll, aber wie kommen wir an Lara ran?", fragt Hannah nachdenklich.

Doch bevor jemand antworten kann, klingelt Sarahs Telefon. Ihr Klingelton ist die Melodie von "The Final Countdown". Viel passender hätte es nicht sein können.

Sie zeigt uns das Display, auf dem "Vater" steht. Ich nicke, um ihr zu signalisieren, dass sie drangehen soll. Sie stellt ihr Handy auf Lautsprecher.

"Hallo Vater, alles gut? Ich habe mich spontan mit neuen Freunden aus der Schule verabredet. Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe."

"Sarah. Ich bin enttäuscht von dir. Warum konntest du dich nicht einfach raushalten?"

Markow hat aufgelegt und Sarah lässt vor Schock ihr Handy auf den Boden fallen und das Display zerbricht.



Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro