Eine unvergessliche Nacht

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Er bewegt sich weiter auf die Kisten zu. Mein Herz rast. Ich versuche möglichst wenig Geräusche zumachen, damit mein Vater mich nicht hört. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mal solch eine Angst vor meinem eigenen Vater haben würde. Er öffnet die oberste Kiste und scheint etwas in ihr zu suchen.

"Wo ist die Fernbedienung denn? Ich bin es wirklich satt, immer alles verstecken zu müssen", höre ich ihn so zornig sagen, wie ich ihn vorher noch nie gehört habe. Ist dies wirklich mein Vater, so wie ich ihn kenne? Er ist wie ausgetauscht.
„Na endlich", höre ich ihn sagen und er schließt die Kiste wieder. Er dreht sich um. Ich nehme meinen Mut zusammen und lehne meinen Kopf um die Kiste herum, um ihn zu sehen.

Ich habe Angst. Alles was Florian und Hannah über ihn gesagt haben, scheint wahr zu sein.Und meine Neugier könnte mich nun auch mein Leben kosten. Doch würde mein eigener Vater mich wirklich umbringen? Noch vor einer Stunde wäre meine Antwort ein klares Nein gewesen. Warum hätte ich sowas auch denken sollen, es ist absolut absurd. Doch jetzt im Moment habe ich keine Antwort mehr. Auf gar nichts.

Er bewegt sich auf die Schränke am Ende des Raumes zu. In seiner Hand sehe ich die Fernbedienung, die er in der Kiste gefunden hat.Doch es ist keine gewöhnliche Fernbedienung, wie man sie vom Fernseher kennt. Tatsächlich befindet sich nur ein großer, runder Knopf in ihrer Mitte und ansonsten hat sie keine anderen Knöpfe.

Nun betätigt er den Schalter auf seiner Steuerung. Ich höre, wie ein Mechanismus in Kraft gesetzt wird und zwei Schränke verschieben sich. Einer nach links, der andere nach rechts. Zwischen den Schränken offenbart sich ein weiterer,finsterer Raum. Was befindet sich in diesem Raum? Wieso versteckt er ihn so?

Ohne zu zögern betritt mein Vater diesen Raum. Mit leisen Schritten und pochendem Herzen folge ich ihm.Schritt für Schritt habe ich die Angst und die Befürchtung, dass er sich umdreht und mich sieht. Doch er ist auf den Raum fokussiert und bemerkt mich nicht. Ich verstecke mich hinter dem Schrank, der links zur Seite verschoben wurde. Erneut lehne ich mich um die Ecke, damit ich beobachten kann, was als nächstes passiert.Mein Herz rast und ich habe das unangenehmste Bauchgefühl, das ich jemals hatte. Mein Magen verkrampft und meine Beine zittern.

Mein Vater betätigt einen Lichtschalter und der Raum wird erhellt. Der Anblick, der sich mir bietet, ist einer, den ich niemals wieder vergessen werde. Es ist das grausamste, was ich jemals erblickt habe.Ich fürchte mich schon davor alleine Horrorfilme zu schauen, doch das hier ist nochmal ein völlig anderer Level. Das hier ist die Realiät.

Es fällt mir schwer, bei diesem Anblick und nicht zu schreien, oder wegen dem Geruch gar zu erbrechen. Auf dem Boden des Raumes sehe ich die verkümmerten Leichen von 2 Jugendlichen. Der metallische Geruch von Blut und die Fäulnis der Leichen liegen in der Luft. An den Körpern der Jugendlichen sind deutliche Einstiche zu erkennen, die aber zu groß sind, als das sie von normalen, herkömmlichen Spritzen stammen könnten. Doch bevor ich mich fragen kann, woher diese Einstiche denn kommen, sehe ich eine gewaltige, unheimliche Maschine. An dieser Maschine hängen große, bedrohliche Spritzen, die mit Schläuchen mit großen Phiolen verbunden sind. In ihnen befindet sich eine klare, leicht bläulich schimmernde Flüssigkeit. Auf einem Tisch sehe ich normale Spritzen,in denen ebenfalls Spuren dieser Flüssigkeit zu erkennen sind.

Keine Zweifel. Diese Maschine hier muss der Miragekondensator sein. Und diese bläuliche Flüssigkeit ist die Lebenskraft, von der mein Vater in sein Diktiergerät sprach. Mussten dafür die Jugendlichen sterben? Und wer musste noch alles sein Leben lassen? Das ist so grausam. Aber meine Gedanken werden unterbrochen, als ich sehe, wie mein Vater auf ein Mädchen zugeht. Ich habe sie bis hierhin übersehen, da mich die anderen Anblicke zu sehr schockiert und irgendwie auch gefesselt haben.

Das Mädchen hat schwarze Haare und sieht sehr gebrechlich aus. Von ihrer Statur her würde ich sagen, dass sie in meinem Alter ist. Ihre Augen sind verbunden, ihr Mund zugeklebt und sie ist mit Ketten an den Beinen am Boden angekettet. An ihren Armen sind ebenfalls Ketten, mit welchen sie an der Wand angebunden ist. An ihren Armen sehe ich Einstiche. Doch diese sind nicht so groß wie bei den Leichen. Diesmal sind es die Einstiche von normalen Spritzen. Ich habe großes Mitleid mit ihr und frage mich wie lange sie hier schon leiden muss.

„Hallo Lara", höre ich meinen Vater plötzlich mit bösem Unterton sagen, „schön dich zu sehen". Natürlich kann sie mit ihrem zugeklebten Mund nicht antworten. Und das weiß er auch.
„Du hast mir in den letzten Jahren wirklich Probleme bereitet. Erst in der Psychiatrie, dann auf dem Weg hierhin und nun auch in meinem neuen Labor. Zuletzt musstest du ja auch noch unbedingt diesen Jungen retten. Was hast du dir von ihm erhofft? Du hast mich wirklich wütend gemacht. Ich hatte dir in unserer Villa sogar ein eigenes Zimmer vermacht und das ist der Dank? Doch du bist viel zu wertvoll für mich, als das ich dich dafür hätte bestrafen können. Und eigentlich kann ich dir trotz allem dankbar sein, denn das Mirage Experiment ist fast abgeschlossen. Und gemeinsam werden wir geschriebene Geschichte umschreiben".

„Doch jetzt wird es erstmal Zeit, für deine tägliche Dosis", sagt er und nimmt eine der Spritzen vom Tisch. Er taucht sie in eine der Phiolen und saugt sie voll mit der bläulichen Flüssigkeit. „So viele Menschen mussten ihr Leben lassen. Doch ihr Leben war wertlos, im Vergleich zu deinem und meinem. Soviele andere Probanden haben die Experimente nicht überlebt. Doch dann habe ich dich getroffen."

Er geht mit langsamen Schritten auf sie zu. Mit einem Lächeln schaut er auf die Spritze in seine rHand und ist jetzt schon sichtlich daran erfreut, mit dieser Spritze in Laras Arm zu stechen.

„Direkt als ich dich das erste Mal an der Seite deines Onkels Benedikt sah, war mir bewusst, das du kein normales Mädchen bist. Im Laufe der Zeit habe ich die Fähigkeit gewonnen, besondere Auren zu erkennen. Das passiert wohl automatisch,wenn man so viele von ihnen auslöscht, das man kaum noch zählen kann. Aber keiner hat jemals um diese geweint. Fast alle von ihnen waren Waisenkinder, welche sowieso niemand mehr vermisst hat".

Er kniet sich vor ihr hin und reißt ihr das Klebeband vom Mund.
Sie atmet tief ein und aus, die Angst in ihr ist deutlich zu spüren.
„Warum erzählst du mir all das? Warum musst du mich mit Geschichten quälen, welche ich  schon kenne? Du musst mir nicht nochmal erzählen, wie du mir mein Leben weggenommen hast. Das weiß ich bereits.. Du hast sogar deine eigene Schwester und ihren Mann getötet, nur damit ihr Kind ein weiterer Patient in der Psychiatrie wird".

„Natürlich weißt du es bereits. Aber ich fand es erfreulich dir kurz vor dem Durchbruch nochmal alles vorzuhalten. Mich an meinem eigenen, perfekten Plan zu ergötzen.Mich an die Bilder von damals zurück zu erinnern und die Euphorie zu spüren. Die Bilder, wie ich damals den Brand in der Wohnung deiner Tante Johanna gelegt habe und dafür gesorgt habe, dass du unbeschadet bleibst. An diesem Tag ist deine Psyche gebrochen und dein Vater hat dich in die Psychiatrie gegeben. Das war der Anfang von etwas sehr, sehr Großem..".

Unter dem Tuch vor Laras Augen laufen Tränen hinunter. Ihr Schluchzen bereitet mir Schmerzen in meinem Herzen. Mein Vater ist ein grausamer Psychopath. Gerade als er mit seiner Spritze an Laras Arm ansetzt, möchte ich laut losschreien. Doch eine andere Stimme ertönt laut hinter mir.

„Es ist also wahr, meine Tochter lebt! Du Bastard hast sie mir genommen und mich in dem Glauben gelassen, dass sie tot sei!". Ich erschrecke und lehne mich wieder komplett hinter den Schrank, sodass mein Vater mich nicht erblicken kann. Ist dies Laras Vater? Er schaut kurz zu mir, doch an meinem Anblick erkennt er, dass ich selber nichts mit diesen Machenschaften zu tun habe. Er verrät nicht, dass ich mich hinter dem Schrank aufhalte.
„Vater!Lauf weg!", schreit Lara. Ich höre wie mein Vater ihr vor ihr Bein tritt und sie einen schmerzerfüllten Schrei von sich gibt, bevor ihr wieder der Mund zugeklebt wird.

„Sieh mal einer an.Benedikts Bruder und Laras Vater höchstpersönlich. Ich weiß nicht,woher du davon weißt, dass ich hier bin. Aber das ändert auch nichts mehr an der Tatsache, dass das Mirage Experiment so gut wie abgeschlossen ist."
„Mein Sohn hat mir von allem erzählt! Du machst keine Experimente mehr mit meiner Tochter und auch ihn bringe ich in Sicherheit vor dir. Meinen Kindern wirst du niemals wieder Leid zufügen!"
"Dein Sohn also, mhm..."

Ohne das mein Vater noch ein weiteres Wort sagen kann, packt Laras Vater ein Messer, das er zwischen Hose und T-Shirt versteckt hat und rennt auf ihn zu. Trotz allem breitet sich in mir immer noch eine Angst aus, dass meinem Vater etwas passieren könnte. Doch ich weiß, das er gestoppt werden muss.

Aber es kommt alles anders,als erhofft. Kaum hat Laras Vater den Raum betreten, höre ich den Schuss einer Pistole. Ich höre, wie ein Körper zu Boden fällt und ein lauter Knall ertönt.

Es ist mir direkt klar, wer zu Boden gegangen ist. Ich hätte niemals gedacht, dass mein Vater eine Pistole besitzt. Doch heute überrascht mich nichts mehr.
„Du bist wirklich lästig gewesen. Doch immerhin ist nun ein Problem mehr aus der Welt geschafft", höre ich meinen Vater erfreut sagen. „Und du Lara, wirst hier schön warten, bis ich mich um die Leiche deines Vaters gekümmert habe. Als ob du überhaupt eine andere Wahl hättest". Begleitet von einem boshaftem Lachen, steckt er ihr die Spritze in den Arm, um ihr ihre „tägliche Dosis" zu verabreichen. Noch während er sich wieder Lara zugedreht hat, schleiche ich mich hinter die Kisten und verstecke mich dort erneut.Plötzlich höre ich eine weitere Person die Treppe hinunter kommen. Wer kann es denn diesmal wieder sein?

„Schatz, was machst du denn hier wieder für einen Lärm?". Es ist meine Mutter, die die Treppe hinunter geht. Ich bekomme Hoffnung, dass sie den Wahnsinn hier beenden kann. Sie blickt auf die Leiche und dann auf meinen Vater. „Musste das wirklich wieder sein? Du weißt ich mag es nicht, wenn du Leute tötest. Aber lass die Leiche zumindest nicht einfach so hier rumliegen".
„Natürlich nicht, Liebling. Tut mir leid, dass ich deinen Schönheitsschlaf gestört habe. Aber glaube mir,bald werden wir alle Zeit der Welt besitzen". Die Hoffnung in mir verschwindet auf der Stelle. Sogar meine Mutter ist in alles involviert. Diese Welt erscheint mir nur noch als ein grausamer Platz, von dem ich verschwinden möchte.

Meine Mutter begibt sich wieder in Richtung Schlafzimmer. Mein Vater schaltet das Licht in Laras Raum aus, schließt diesen mit seiner Fernbedienung und steckt sich diese in seine Hosentasche. Er hebt die Leiche an, um sie die Kellertreppe hoch zu tragen und verschwindet mit ihr.

Stille kehrt ein. Doch nicht in meinem Kopf, in dem tausend schreckliche Gedanken und Bilder sind und auch nicht in meiner Brust in der mein Herz immer noch rast. Mit leisen Schritten gehe ich wieder in mein Zimmer und lege mich auf mein Bett. Kurz darauf höre ich draußen wie mein Vater etwas in seinen Kofferraum packt und kurz darauf losfährt.

Ich liege auf meinem Bett und betrachte mit tränenverschwommenden Augen und gebrochenem Herzen die Decke meines Zimmers.



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