blutbad I

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Ich erwache pünktlich am Morgen. Die Sonne heizt bereits die Scheiben meines Schlafzimmers auf und erhellt den glatten Steinboden, der einen kühlenden Effekt auf meine nackten Fußsohlen hat.
Ich schlurfe ins Bad und drehe die Dusche auf, lasse sie vorlaufen und wende mich dem großen Spiegel über dem Waschbecken zu. Meine braunen Haare liegen kreuz und quer über meinem Kopf verteilt.

Müde Augen schauen mir emotionslos entgegen. Aus der Leitung in der Dusche kommen zischende Geräusche.
Ich fasse meine Haare zu einem Dutt zusammen, entkleide mich und trete unter den Wasserstrahl. Hier drin in der Duschkabine klingt alles dumpf. Das Plätschern des blauen Goldes, mein Atem und das gleichmäßige Klopfen meines Herzens.

Ich forme meine Hände zu einer Schale, fange die durchsichtige Flüssigkeit auf und führe das eiskalte Wasser an meine Lippen. Sie tauchen ein und genießen das kühle Prickeln, als sich die Blutgefäße zusammenziehen. Dann öffnen sich meine Lippen und mein Mund empfängt die seiden-glatte Substanz, die über meine Zunge streichelt.

Ich schließe die Augen und blende das helle Licht für einen Moment aus. Dann ist es Zeit, die Leitung zu schließen.
Das Handtuch riecht bereits säuerlich und ich hänge es schnell zurück auf seinen Haken.
Mit rutschigen Schritten komme ich vor dem verglasten Südfenster zu stehen und scanne den Horizont. Nichts als rot-braune Erde bietet sich mir da. Mit einem festen Griff kippe ich den Fensterflügel, der größer ist als mein gesamter Körper.

Totenstille schlägt mir entgegen, zusammen mit einem herb süßlichen Geruch von Hitze und Staub. Die Landschaft um mich herum ist vertraut bewegungs- und leblos. Unter mir erstrahlen die Grüntöne der Pflanzenkollektion des Gartens. Das Poolwasser glitzert, wie flüssiges Silber, erinnert mich daran, wie ehrlich es ist, ihn ihm zu schwimmen. Kein Vogel erhebt seine Gesangsstimme, nicht mal ein kleines Piepen ist zu hören. Totenstille.

Auf dem Schminktisch in meinem Schlafzimmer stehen alle meine Schönheitsprodukte aufgereiht, ich arbeite mich von links nach rechts vor, über Gesichtswasser, Sonnencreme und Concealer. Mit einem weichen Pinsel zaubere ich mir rostbraune Farbe auf die Wangen und verdecke somit ein paar meiner unzähligen Sommersprossen.

Ich ziehe meine Beine unter den Stuhl und überkreuze sie, ein Seufzen verlässt meine Kehle, als ich mich erneut im Spiegelbild betrachte.
Ich zücke einen kleinen Lippenstift aus der Schublade des Tisches hervor und ziehe die Kappe ab. Ein Klicklaut hallt durch das Zimmer, dann wird es wieder still. Mit schnellen Bewegungen lasse ich die hellrote Farbe über meine geschwungenen Lippen gleiten und beobachte fasziniert, wie sich ihr Volumen gleich verdoppelt.

Ich werfe den Stift achtlos auf den Tisch und erhebe mich. Der Boden vor meinem Kleiderschrank hat sich bereits durch die Sonne aufgewärmt. Die Doppeltüren gleiten geräuschlos auseinander und präsentieren mir die Kleidungsstücke für den heutigen Tag: eine weiße Shorts, ein atmungsaktives, dunkelblaues Top und eine Jacke - für den Fall, dass ich rausgehen will.
Ich greife nach den sorgfältig gefalteten Sachen und streife sie mir über.

Im ersten Moment ist der Stoff glatt und kühl auf meiner hellen Haut. Dann aber beginnt mein Schweiß ihn zum Kleben zu bringen und er haftet an mir, bewegt sich keinen Zentimeter mehr. Meine Füße stecke ich in einer Art Gummischuh, bevor ich die lange Steintreppe ohne Geländer herunterschleiche.
Ich werde mich nie daran gewöhnen auf dieser Treppe keinen Halt zu finden. Immer wieder strecke ich die Hand hilfesuchend nach einem Geländer aus - nach irgendetwas greifbarem, etwas das mir Sicherheit gibt - und ich fasse jedes Mal aufs Neue ins Leere.

Der Kühlschrank brummt mir schon von Weitem entgegen. Der graue Stahlkoloss dominiert die lichtdurchflutete Küche mit der Kochinsel und den kleinen, aber leeren Geschirrschränken.
Vor den Fenstern wiegen sich die Farne und Gräser im Wind, werfen dünne Schatten auf den klimatisierten Fußboden, sie locken mich, einen Fuß aus dem Haus zu setzten.

Ich öffne den Kühlschrank und werfe einen schnellen Blick hinein. Die surrenden Tanks im Inneren strahlen eine angenehme Kälte aus. Ich lasse die Tür offen stehen, hole mir ein großes Glas und fülle den silbrig-roséfarbigen Inhalt eines Tanks darin ab. Ein Gluckern und Zischen erklingt, als ich den Zulauf wieder verschließe.
Mit einem Schubs lasse ich die Tür wieder zu knallen und balanciere mein Frühstück zur Kochinsel.

Ich verspüre eigentlich keinen sonderlichen Appetit, schon seit einiger Zeit nicht mehr, aber ich kippe den bleiartigen Inhalt schnell hinunter.
Eigentlich ein ganz gewöhnlicher Morgen, ich starre aus dem Fenster hoch zu dem schrecklich blauen Himmel und warte auf einen Vogel, der nicht vorbeifliegen wird.

Aber dann ist da dieses Geräusch. Die sonst so gewohnte Stille wird auf korrupte Art und Weise unterbrochen. Ich werde hellhörig und stelle mein Glas in die Spüle. Ein weiteres Geräusch folgt, dieses Mal leiser, unscheinbarer. Dennoch weiß ich, dass etwas nicht stimmt. Jeder einzelne Muskel in meinem Körper schreit Alarm.

Auf leisen Sohlen gehe ich auf den kleinen, weißen Schrank im Nebenzimmer zu und öffne ihn.
Der Handlauf des Schnellschuss-Gewehres schmiegt sich in meine Hände, als will er mir sagen, wie sehr er mich vermisst hat. Ich lege den Schultergurt um meinen Hals und entsichere die Waffe.

Ich wähle jeden Schritt bedacht, ohne eine Ahnung zu haben, wo sich die Eindringlinge befinden. Das Sicherheitssystem scheint mich mal wieder im Stich gelassen zu haben. Ich presse den Lauf der Waffe vor meinen Körper, so sehr, dass es schmerzt. Aber das ist gut, der Schmerz hält mich wach, aufmerksam, er vermittelt mir, dass ich jetzt keinen Fehler machen darf.

So leise wie es mir möglich ist, laufe ich in den Eingangsbereich des Hauses. Dort befinden sich die Monitore der Sicherheitskameras. Sie flackern mir bereits entgegen. Bevor ich die sichere Wand in meinem Rücken aufgebe, um zu ihnen herüberzulaufen, werfe ich noch einen prüfenden Blick zurück in die helle Küche. Alles sieht wie immer aus.

Ich schalte einmal durch jede Kameraperspektive, vom Hauseingang bis hin zu der Kamera, die auf dem Dach positioniert ist - nichts. Meine Waffe drückt in mein Schlüsselbein und erinnert mich daran, dass ich nicht allein bin.
Und tatsächlich, als ich zur Hauptkamera vor dem Tor zurückschalte, steht plötzlich ein Mann davor und schaut zu mir auf. Seine Augen werden von einer UV-Schützenden Brille verborgen, aber ich kann sehen, wie er die Kamera anpeilt. In seinem offenstehenden Mund fehlen einige Zähne.
Und auf seinem Rücken befindet sich eine große Schusswaffe der Klasse 8.

Mein Atem setzt für einige Sekunden aus, ich bewege mich keinen Zentimeter, warte darauf, was er als nächstes vorhat.
Wie konnte ich ihn nicht kommen sehen? Ich klemme mir entschlossen die Waffe unter den rechten Arm, mein Finger schlingt sich um den Abzug.
Ich löse die linke Hand für einen kurzen Moment, um das Mikrofon an der Kamera vom Tor anzuschalten. Sofort lastet das gesamte Gewicht der M16 auf nur einem Arm und ich komme ins Straucheln.

Die Leitung knistert, dann höre ich die Worte, die seinen sich langsam bewegenden Lippen entkommen: "Scheint ja niemand hier zu sein in der hübschen Hütte."
Er spuckt vor seine Füße in den Sand. Seine Arme sind der prallen Sonne ausgesetzt. Auf seinen Schultern ranken sich einige verblasste Tattoos. Ich riskiere einen weiteren Gleichgewichtsverlust und zoome mit der Kamera näher an ihn heran.

Ich kann ihn und seinen verschwitzen Körper geradezu riechen. Die abgetragene Lederweste, die um seinen Oberkörper spannt, starrt vor Dreck. Ebenso wie seine lange, schwarze Hose. Er ist zwar absolut verwahrlost, aber wenn es zu einem Zweikampf kommen sollte, habe ich keine Chance, dieser Muskelprotz würde mich nach zwei Minuten ausschalten.

Mein Blick fällt auf seine Stiefel - genau solche brauche ich. In meinen Gummischuhen komme ich in der Wüste nicht weit.
Der Mann wendet sich von der Kamera ab, hat jetzt die meterhohe Mauer im Visier. Mit seinen alten Knochen wird er diese nie erklimmen können.

"Hey Mann, komm mal hier rüber!"

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