Kapitel V. - Etwas geht

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„Bist du zufrieden?" Die warme Stimme neben Bronwyn riss sie aus ihren Gedanken.

War sie es? Sollte sie es sein?

Sie wusste es nicht. Frustriert schüttelte sie den Kopf, dann sah sie zu der hageren Gestalt auf, die neben ihr neben dem Findling stand. Der Mann war groß, der dunkle Anzug lag eng um seinen Körper. Doch der rote Ton seiner Haut und das Fell, das ihn anstatt der Haare zierte, verrieten ihr, wer er war. Er war aufgetaucht, nachdem sie am Ende ihrer Flucht den Zeremonienhügel erklommen hatte. Die Familien waren weg, auch Ceridwens Körper war schon weggeschafft worden. Von hier hatte sie einen guten Blick auf das Dorf, das deutlich lebendiger wirkte als je zuvor.

Während sie regungslos das Chaos beobachtete, hatte der Mann einfach nur ins Leere gestarrt. Ein stiller Beobachter.

„Ich weiß, wer du bist", erklärte sie. Es war keine Herausforderung. Sein Konterfei zierte ihre Handelsmünzen und es gab niemanden, der sich mit ihm vergleichen ließ. Vor ihr stand Usmadis, Gebieter von Smadiland. Der Herr der Wünsche.

Er legte seinen großen Kopf schief. „Hast du mich in einer Vision gesehen?"

„Nein, ich..." Verblüfft zwinkerte sie. Einmal. Zweimal. „Du weißt, was ich bin?"

„Natürlich. Du bist das Kind, auf das ich gewartet habe. Die Tochter, die ich mir gewünscht hätte." Aus seinem Mund klang diese Formulierung merkwürdig. Als ob auch er nur jemand sei, der von Erfüllung träumte.

Sie schluckte und sah zu ihm auf. „Was ist passiert?"

„Was meinst du?" Er klang, als ob er sie wirklich nicht verstand.

Sie versuchte es erneut. „Kannst du mir sagen, warum der Geist in Elyn Ceridwen umgebracht hat?"

„Sie fühlte sich bedroht."

„Ich habe versucht, Ceridwen zu warnen." Eine Krähe landete in ihrer Nähe und musterte sie mit dunklen Knopfaugen. Ein Bote der Schuld.

„Sie wusste, dass ihre Zeit gekommen war."

„Dann ist es nicht meine Schuld?" Die Krähe flog fort und nahm ihre Befürchtungen mit sich.

„Nein, kleine Bree. Das ist es nicht."

„Was passiert jetzt?" Bronwyn blinzelte. Sie hatte nicht bemerkt, wie dunkel es schon geworden war. Im Dorf schien man ein Fest zu feiern, aber über das restliche Land, hatte sich die Nacht gesenkt.

„Kannst du es nicht sehen?"

„Nein", flüsterte sie. „Die Bilder sind unklar. Sie überlagern sich."

„Das liegt daran, dass du eine Wahl hast. Du stehst an einem Scheideweg, kleine Bree." Usmadis setzte sich neben sie. Seine Bewegungen waren vorsichtig und respektvoll. „Um dir deine Entscheidung zu erleichtern, biete ich dir einen Wunsch an."

„Ich könnte bleiben." Ihre Stimme zitterte ein wenig, jedoch nicht vor Angst. Sie war von den Ereignissen des Tages mehr als erschöpft.

„Du könntest bleiben", bestätigte er.

„Aber es würde sich nichts ändern." Leevis Vorwurf schwebte wie ein Gespenst vor ihr. Er hatte sie immer noch gehasst. Obwohl sie bewiesen hatte, dass sie keine Naturgeister beherbergte.

Usmadis nickte.

„Erzähl mir von dem Wunsch."

Usmadis schwieg und zunächst dachte Bronwyn, er hätte sie nicht gehört. Doch bevor sie sich wiederholen konnte, begann er zu sprechen. „Mir gehört die Gegenwart, die Vergangenheit vermag ich nicht zu ändern. Dein Wunsch muss dem 'jetzt' entspringen."

„Ich werde dich begleiten." Bronwyn versteifte sich. „Oh Wunsch und Wendung, die Bilder werden klarer."

Sie schloss die Augen und glitt auf Traumblasen entlang. Ihre Stimme war im Folgenden kaum mehr als ein Wispern. „Elyn wird sich erholen. Mutter wird ihr helfen. Sie brauchen mich nicht."

Der Herr der Wünsche legte sein Kinn auf seinen Unterarm. Es war eine merkwürdig anmutende, entspannte Geste.

„Aber mein Vater." In ihrer Vision sah sie ihn weinen. Es war kaum zu ertragen. Da fasste sie einen Entschluss. „Kannst du ein lebendes Abbild von mir schaffen?"

Ihre Frage traf ihn spürbar unvorbereitet. Doch nach kurzem Zögern nickte er. „Ich kann einen Homunkulus erschaffen."

„Wird er altern? Wird man dieses Wesen für mich halten."

„Wenn du es wünscht."

Bronwyn folgte den Bildern in ihrem Kopf. Sie sah, wie ein Mädchen, das so aussah wie sie, ins Dorf zurückkehrte. Ihr Vater schloss es in die Arme und lachte selig. Doch auch andere kamen. „Sie haben keine Angst mehr", stellte sie verblüfft fest.

„Nein. Der Homunkulus würde deine Gabe nicht tragen. Dein Volk wird die Andersartigkeit nicht mehr spüren."

„Tue es." Ihre bebende Stimme erreichte ihn. Sie spürte kaum, wie Usmadis ihr ein Haar heraus riss und für ihren Wunsch einen Körper schuf. Sie folgte den Bildern in ihrem Kopf, lebte das Leben des Homunkulus. Sie sah sich älter werden, einen Gefährten erwählen und Kinder bekommen. Ein Gefühl unfassbarer Freude durchfuhr sie. Ihr gehörte die Zukunft. Dann streckte sie Usmadis die Hand hin und folgte ihm in den Palast der Winde.


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