Morgendliches Intermezzo

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Der Morgentau weckte Piroska; er setzte sich an ihren Haaren und Wimpern ab, rollte aus dem Augenwinkel ihre Nase entlang und brachte sie zum Niesen. Sie öffnete träge die Augen und bemerkte, dass es noch dunkel war. Der Mond war untergegangen und noch kündigte kein Schein am Himmel die Dämmerung an. Eigentlich konnte sie noch weiterschlafen.

Moment – der Mond war untergegangen? Aber das bedeutete doch, Ylvigur war wieder Mensch!

Sie öffnete erneut die Augen und fand ihre Vermutung bestätigt. Sie war an einen weichen, warmen Wolfskörper geschmiegt entschlummert, jetzt lag sie in den Armen eines tief schlafenden, splitterfasernackten jungen Mannes. Statt erschrocken zu sein, war sie jetzt jedoch nur neugierig.

Mit Augen, Händen und Haut erkundete sie die Lage. Ylvigur hatte den linken Arm angewinkelt und die Hand unter den Kopf geschoben. Der Arm selbst diente ihr als Kissen und hatte sie in der Nacht wohl davor geschützt, mit der Wange direkt auf den Steinchen und Zweigen zu liegen, die den Boden bedeckten.

Den rechten Arm hatte er fest um ihre Schulter gelegt. Seine Hand lag leicht gekrümmt auf ihrem Hinterkopf, die Finger staken in ihrem Haar, als sei er eingeschlafen, während er ihren Kopf kraulte. Das rechte Bein ruhte schwer auf ihrer Hüfte. Piroska kam es vor, als ob er sie wie eine schützende Decke einzuhüllen suchte. Und im Schlaf hatte sie wohl auch nichts dagegen gehabt, denn sie hatte sich eng an ihn gekuschelt. Ihre rechte Hand lag zwischen ihnen auf seiner Brust, den linken Arm hatte sie ihm um die Taille gelegt. Alles in allem eine Stellung, die sie hätte erröten lassen sollen. Und als anständiges Mädchen hätte sie sich schnellstens befreien müssen. Aber dazu fand sie es viel zu gemütlich, so bei ihm zu liegen.

Sie drehte den Kopf, um ihn anzusehen. Von Ylvigurs Gesicht war nichts zu sehen, es war völlig von der schulterlangen roten Mähne verdeckt. Ihre widerspenstige Strähne war darüber gerutscht. Sie betrachtete das Bild, das sich ihren Augen bot; sie beide hatten wirklich fast dieselbe Haarfarbe. Ein wenig bräunlicher vielleicht war sein Haar, etwas mehr ins Orange spielend ihres, aber das mochte auch der Lichtreflex auf ihren Locken sein.

Sie löste die Hand von seiner Taille und strich ihm versonnen das Haar aus dem Gesicht. Im Schlaf wirkte seine Miene entspannter, aber selbst jetzt schien ein leichtes Lächeln um seine Mundwinkel zu spielen. Einen Moment zögerte sie, dann erinnerte sie sich selbst daran, was sie schon alles gewagt hatte; sie beugte sich etwas vor und küsste ganz leicht seine Lippen.

Er schlief ruhig weiter und das gab ihr den Mut, sacht über seine Wange zu streichen und mit Fingern und Augen sein Gesicht zu erforschen. Es war seltsam, wie gut sie es bereits kannte, nach diesen wenigen Tagen. Jetzt wollte sie fühlen, was sie bisher nur betrachtet hatte und sie suchte nach wölfischen Merkmalen in seinem Gesicht. Seine Augen standen leicht schräg, das war ihr gleich aufgefallen, aber sie hatte es natürlich nicht damit in Verbindung gebracht, dass er ein Werwolf sein könnte. Sie fuhr mit dem Finger über die stark ausgeprägten Jochbögen. Die Menschen der Gegend neigten ebenfalls zu kräftigen Wangenknochen, darum kam es ihr nicht so fremd vor, obwohl es bei ihm deutlicher war als bei den Menschen. Sie ließ die Finger seine Nase entlanggleiten, die vielleicht etwas zu lang und schmal war, ihr aber so gefiel. Der Nasenrücken bog sich leicht nach innen, was zur Folge hatte, dass die untere Gesichtshälfte eine Spur weit hervorragender war als bei einem Menschen. Piroska folgte dem breiten, weichen, im Schlaf leicht geöffneten Mund nach, fand das etwas spitze Kinn und spürte dann dem kräftigen Kiefer nach bis zum Ohr. Die Anzeichen waren sehr schwach, aber wenn man es wusste, konnte man sie gut erkennen. Jetzt verstand sie auch, wieso die Wachen und die Frau Großmutter Ylvigur sofort als einen Wilko ausgemacht hatten.

Ein Wilko war demnach nicht einfach ein Bewohner des Dorfes Wilkin, sondern ein Werwolf. Wilko – Piroska stockte in ihren Gedanken. Sie hätte es gleich ahnen müssen! Wilk bedeutete doch Wolf! Er hatte es ihr tatsächlich sofort gesagt, was er war. Nur war sie zu dumm gewesen, es zu verstehen.

Sie kicherte vor sich hin. Dann war sie wie das Kind im Märchen tatsächlich dem Wolf begegnet. Nur hatte er sie nicht zum Blümchenpflücken auf die Wiese geschickt, die es im Wald ohnehin nicht gab, sondern hatte die Waldblumen selbst für sie gepflückt und sie daran riechen lassen. In dem Moment hatte sie schon gedacht, wie schön es war, jemanden zu treffen, der ihr Interesse an der Natur und an allem Leben teilte.

Aus dem Gedanken heraus neigte sie sich zu ihm und küsste ihn zart auf die Lippen. Als sie ihn dann ansah, hatte sie den Eindruck, dass sich die Grübchen um seine Mundwinkel vertieft hatten. Konnte er im Schlaf spüren, was sie machte?

Sie küsste ihn noch einmal, um das auszuprobieren. Und fuhr zusammen, als er unerwartet den Kuss mit wilder Leidenschaft erwiderte. Nach dem ersten Schreck allerdings war sie mehr als einverstanden damit und blieb ihm nichts schuldig.

Nach Minuten hob er atemlos den Kopf und auch sie keuchte. Aber sie hatte noch genug Luft, um ihm vorzuwerfen: „Du hast mich reingelegt! Du warst die ganze Zeit wach!"

„Nicht die ganze Zeit", antwortete er träge. „Deine Berührungen haben mich geweckt. Bin ich dir sehr fremdartig vorgekommen?"

„Nein, eigentlich nicht. Ich versuchte nur, den Wolf in dir zu erkennen."

„Die Bestie hinter dem Menschen, meinst du?"

„Nein. Wölfe sind keine Bestien, das habe ich immer gewusst. Eher sind es manche Menschen."

„Ja, den Eindruck gewinne ich auch allmählich. Aber es gibt auch Menschen ganz anderer Art", er lächelte sie an. „Und darüber bin ich sehr froh." Er küsste sie erneut und es dauerte eine Zeitlang, bis sie antworten konnte. Allerdings dauerte es auch beinahe solange, bis ihr überhaupt eine Antwort einfiel.

„Und Wölfe sind auch ganz anders, als ich dachte. Vor allem hätte ich nie vermutet, dass sie so gut küssen können."

Ylvigur lachte. „Sie können noch eine ganze Menge mehr." Was, zeigte er ihr sogleich, denn jetzt senkte er den Mund auf ihren Hals. Statt zu beißen, wie Piroska erwartet hatte, begann er jedoch zu lecken und zu saugen. Komischerweise löste dieses Tun wunderbare Gefühle ganz woanders in ihr aus.

„Ich dachte, du beißt mich jetzt." Irgendwie musste sie sich ablenken.

„Warum sollte ich? Menschen halten länger, wenn man sie nicht anknabbert." Ylvigur streichelte ihre Schulter und ihren Arm und Piroska verfluchte in diesem Moment ihr Kleid, das sie daran hinderte, seine Hand auf ihrer Haut zu spüren.

„Um mich zum Werwolf zu machen." Inzwischen lag er halb auf ihr und Piroska bekam ihre rechte Hand frei. So konnte sie ihn mit beiden Armen umfangen und mit den Händen über seinen nackten Rücken streichen. Sie wunderte sich, wie zart und glatt seine Haut war. ‚Wie Stepans', dachte sie. Sie hatte oft Vater und Bruder die Schultern gerieben nach der harten Tagesarbeit. Die Haut ihres Vater war viel rauer.

„Wie soll das gehen?" Ylvigurs Mund war tiefer gewandert; er küsste sich jetzt den Rand ihres Ausschnitts entlang. Piroska ertappte sich bei dem Gedanken, dass er das doch lieber bei ihrem Unterkleid machen sollte statt bei ihrem züchtigen Tageskleid.

„Werde ich denn kein Werwolf, wenn du mich beißt?" Sie schob die Hände in sein weiches Haar. Im Gegensatz zu ihrem wies es keinerlei Knoten auf, obwohl auch er sich seit Tagen nicht gekämmt hatte. Glattes Haar hatte eindeutig seine Vorteile.

„Natürlich nicht! Werde ich zum Menschen, wenn du mich beißt?" Ylvigur rückte leicht von ihr ab und beschäftigte sich mit der Verschnürung ihres Mieders.

„Natürlich nicht! Was für eine alberne Frage!" Piroskas Hände wanderten wieder über Ylvigurs Rücken, spürten die Linien der Muskeln nach und fanden schließlich feste Hinterbacken, die sich ebenso gut zum sanften Darüberstreicheln als auch zum kräftigen Zupacken eigneten. Dem genießerischen Seufzen des Werwolfs nach zu urteilen sagte ihm beides zu.

„Deine Frage ist mindestens ebenso albern. Was sollte das bringen, andere Wesen zum Werwolf zu machen? Wenn meine Beute beim ersten Biss zum Werwolf wird, bevor ich sie reißen kann, wovon sollte ich dann leben?" Er hatte es geschafft, das Mieder war offen. Jetzt widmete er sich der Kordel, die ihr Kleid oben zusammenhielt. Der geschickt geschlungene Knoten bereitete ihm genau die beabsichtigten Probleme. Jetzt gerade war Piroska das allerdings gar nicht recht. Sie hätte ihm beinahe geholfen, brachte es aber nicht fertig, sich von den strammen Rückenmuskeln unter ihren Händen zu lösen.

Ylvigurs Frage klang irgendwie logischer als die Erzählungen der Alten im Dorf. „Es heißt bei uns, dass ganz normale Menschen in der Vollmondnacht zum Wolf werden. Und wen sie dann beißen, der wird ebenfalls zum Werwolf", wandte Piroska dennoch ein. Sie war froh über das Gespräch; dadurch wurde sie von den Gedanken an ihre und Ylvigurs Aktivitäten abgelenkt. Schließlich wurde immer offensichtlicher, wohin ihrer beider Tun sie führen würde, wenn sie so weitermachten. Aber es fühlte sich so gut an. Und auch irgendwie richtig. Als habe ihr Körper schon lange darauf gewartet. Nicht auf irgendjemanden, sondern nur auf Ylvigur. Außerdem, waren sie jetzt nicht ohnehin verlobt? Genauer dachte Piroska lieber nicht darüber nach, sie wollte sich jetzt nicht von Skrupeln und Zweifeln abhalten lassen.

„Nur weil wir bei Vollmond unsere Wolfsgestalt annehmen, müssen wir nicht gleich jemanden beißen." Er hatte nun auch die Kordel gelöst und zog ihr Kleid herunter. Und tat nun genau das, was sich Piroska vorhin gewünscht hatte: Er arbeitete sich mit Lippen und Zunge am Ausschnitt ihres Unterkleides entlang. Piroska schnappte daraufhin nach Luft und krallte die Fingernägel in Ylvigurs muskulöse Kehrseite. Der Werwolf zuckte zusammen und drängte sich näher an ihre Hände.

„Es heißt aber, der Vollmond würde nicht nur eure Gestalt verändern, sondern auch eure Triebe wecken." Piroska fragte sich, ob Ylvigur das Spiel noch beenden würde, bevor es allzu ernst wurde. Sie jedenfalls fühlte sich nicht mehr in der Lage dazu. Ihre Hände glitten unablässig wie von selbst über seinen Po und sie beherrschte nur mit Mühe den Wunsch, seinen Unterleib fest an ihren kribbelnden Schoß zu drücken.

„Hm. Das stimmt sogar." Ylvigur zog am Träger ihres Unterkleides, bis er sich über die Schulter ziehen ließ.

„Also doch?" hakte sie nach und gab dem Wunsch nun doch nach. Oh. Nein. Ylvigur würde das Spiel definitiv nicht beenden. Jedenfalls fühlte es sich nicht an, als ob er dazu noch in der Lage wäre.

„Naja, es ist nur ein anderer Trieb, den der Vollmond wachruft." Ylvigur rutschte an ihr herunter, wodurch sie den Kontakt mit seinen Hinterbacken verlor und ihre Hände wieder auf seinem Rücken landeten. Sie bedauerte das jedoch nicht, als sie seinen Mund auf ihrer Brust fühlte.

„Ach", sie verstand durchaus, was er meinte und war enttäuscht. „Hast du deshalb diese Nacht ..."

„Nein. Im Gegenteil. Als ich Wolf war und du Mensch und ich dich erst recht wollte, wusste ich, dass es noch ernster ist als ich zuerst dachte. Der Trieb dieser Nacht zielt nicht auf Menschen ab." Ylvigurs Hand glitt an ihrem Bein entlang und dann zog er ihren Rock hoch.

„Und jetzt, da du Mensch bist, holst du nach?" Warum konnte sie nicht den Mund halten und einfach genießen, dachte Piroska verärgert. Stepan hatte ihr oft genug gesagt, dass sie alles Schöne schwarzreden konnte, wenn sie dem schönen Schein nicht traute. Aber Piroska fiel es schwer zu glauben, dass jemand sie einfach um ihrer selbst mochte und sie nicht nach ihrem Nutzen für die anderen bewertete.

Ylvigur richtete sich auf und blickte sie ernst an. „Piroska, wenn du ein Wort von heute Nacht zurücknimmst, werde ich dich tatsächlich beißen", drohte er. „Du hast mir dein Wort gegeben und ich lasse dich da nicht heraus, nur weil du dir einreden willst, du wärst nicht schön oder nicht reich genug, um einen Mann zu fesseln. Nein, ich will nicht irgendeinen Trieb nachholen und dich nutzen, weil du gerade da bist. Ich will dich, deine gesamte kleine eigensinnige, bezaubernde Persönlichkeit mit allem Drum und Dran! Samt wirren Locken, Tritten ans Schienbein und gelegentlichen Räsonierens!" Er atmete tief. „Du kannst dir nicht vorstellen, welche Angst ich hatte, dass du zurückschrecken würdest, wenn du merkst, dass ich ein Werwolf bin. Ich hoffte auf deine Tierliebe und offenbar war das richtig."

Vor Erleichterung lachte Piroska auf. „Ich würde dich auch mögen – als Wolf und als Mensch – wenn ich Tiere weniger leiden würde. Aber du hast recht, gerade mit Hunden bin ich schon immer gut ausgekommen. Vielleicht eine Vorahnung?" Sie zog ihn zu sich herunter und küsste ihn heftig.

„Was auch immer, ich bin dankbar dafür", murmelte er noch und ging begierig auf sie ein. Allerdings verlor er sich weniger in diesem Kuss als sie, denn er hatte noch genug Geistesgegenwart, weiter an ihrem Rock zu ziehen, bis er ihre Beine freigelegt hatte. Piroska merkte es erst, als seine Hand zwischen ihre Schenkel schlüpfte. Und dann hatte sie auch nichts mehr dagegen einzuwenden.

Ylvigurs Finger erwiesen sich als äußerst geschickt. Eine ganze Weile war es Piroska unmöglich, etwas anderes wahrzunehmen als seinen Mund auf dem ihren und die zärtlichen Finger tief in ihr. Sie stöhnte in seinen Mund und plötzlich riss sie sich los, bäumte sich auf und zitterte am ganzen Körper.

Ylvigur fing sie auf, als sie zurücksank. Sie sah ihn verwirrt an und er lächelte liebevoll auf sie hinunter. „Das ist es, was Wölfe auch gut können", flüsterte er und strich über ihre erhitzte Wange.

„Das können sie aber gut", wisperte sie zurück und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Als Kind vom Lande war ihr durchaus klar, was er mit ihr gemacht hatte. Aber hatte er etwa vorgehabt, ihr Vergnügen zu verschaffen und selbst leer auszugehen? Oh nein, nicht mit ihr!

Sie setzte sich auf. Halb war ihr Kleid ohnehin schon heruntergerutscht, nun zog sie es ganz aus, samt Unterkleid. Ihr Mieder lag ohnehin schon irgendwo hinter ihnen.

Ihr kam ein ganz verwegener Gedanke. Er war doch ein Wolf ... und sie fand die Vorstellung, auf dem steinigen Boden zu liegen, mit seinem vollen Gewicht auf ihr, ohnehin nicht so verlockend ... und sie hatte sich diese Nacht schon so vieles getraut und er hatte es ihr nicht übelgenommen ...

Bevor sie fertig gedacht hatte, handelte sie schon. Sie breitete das Kleid als Unterlage aus und ließ sich auf Hände und Knie nieder. „Ich nehme an, als Wolf ist dir das lieber", sagte sie und warf ihm über die Schulter einen herausfordernden Blick zu.

Ylvigur sog scharf die Luft ein: „Piroska! Bei allen ...!" Für weitere Auslassungen fehlte ihm offenbar der Atem. Er kniete sich hinter sie und schmiegte sich an ihren Rücken. Es waren jedoch seine Hände, die sie zuerst spürte, eine zwischen den Schenkeln, die andere auf ihren Brüsten. Und sein Mund an ihrem Hals. Die nicht völlig abgeflauten Gefühle kamen sofort zurück und stiegen wieder an. Unwillkürlich bewegte sie ihre Hüften an den seinen.

„Geh auf die Ellbogen runter", flüsterte er ihr zu und sie gehorchte. Im nächsten Moment keuchte sie überrascht auf , als sie ihn in sich fühlte. „Gut so. So geht es besser", sie hörte den Spott in seiner Stimme. Er lachte sie schon wieder aus! Wütend stieß sie mit dem Po nach hinten, da sie sein Schienbein gerade nicht erreichen konnte und er stöhnte auf. Was sie noch ärgerlicher machte, denn es hatte sich nicht angehört, als habe sie ihm wehgetan.

Aber Ylvigur schien überall um sie herum zu sein, es gab kaum einen Körperteil an ihr, der die Gegenwart des Werwolfes nicht überdeutlich wahrnahm. Die Leidenschaft war stärker als die Wut und sie staunte nur darüber, dass Ylvigur das alles noch einmal in ihr auslösen konnte.

Ylvigur knurrte plötzlich, biss zart in ihren Nacken und schrie dann auf. Sein Körper schüttelte sich wie in Krämpfen, dann entspannte er sich. Er schlang einen Arm um Piroska und ließ sich mit ihr auf die Seite sinken.

Momentelang genoss sie die Nähe, dann kam ihr zu Bewusstsein, wie schamlos sie sich verhielt und sie versuchte, sich von Ylvigur zu lösen. Es ging nicht.

„Huh?"

„Verzeih, ich hätte dich warnen sollen", murmelte er. „Das ist bei Wölfen so."

Ach so. Bei Hunden war das auch so, das wusste sie bereits. Ihre aufkommende Panik legte sich gleich wieder. „Wie lange?"

„Nur einige Minuten", er knabberte schon wieder an ihrem Nacken herum und spielte mit ihren Brüsten. Piroska schloss die Augen und ließ sich verwöhnen. Es war so selten in ihrem Leben, dass sie sich einfach mal ausruhen konnte und noch seltener, dass man sie liebevoll streichelte. Sie hatte gar nicht gewusst, wie sehr Zärtlichkeiten nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele guttaten.

Sie erinnerte sich, dass sich Katinka einmal bei Malia beschwert hatte, Göran „hole sich nur, was er brauche und drehe sich dann einfach weg, um zu schlafen." Damals hatte sie das nicht verstanden. Jetzt begriff sie es und lächelte versonnen. Diese Gefahr bestand bei ihrem Werwolf jedenfalls schon mal nicht.

Dabei fiel ihr jedoch ein, was Katinka und Göran sagen würden, wenn sie die beiden jetzt sehen könnten. „Hältst du mich jetzt für kokett?"

„Natürlich nicht! Ich halte dich für sehr süß und lieb!"

„In Altkirch würden sie sagen, ich bin vom rechten Weg abgewichen."

„Unsinn. Du bist die ganze Zeit auf dem Weg geblieben. Ich kann's bezeugen."

„Aber du bist ein Wolf."

„Eben. Und du solltest mir nur begegnen, wenn du vom Weg gehst. Trotzdem hast du mich getroffen. Also hatten sie damit schon mal unrecht."

„Im Märchen ist sie auch auf dem Weg geblieben und fiel trotzdem dem Wolf zum Opfer", sagte Piroska nachdenklich.

„Ganz genau. Und trotzdem gab man ihr am Ende die Schuld dafür, was passiert ist."

„Ja, das habe ich auch nie so ganz verstanden."

„Und nun? Du warst brav, hast den großen bösen Wolf trotzdem getroffen und jetzt hat er dich auch noch gefressen."

„Ach so meintest du das."

Ylvigur lachte leise. „Ja, so. Du bist unglaublich süß, Piroska. So resolut und intelligent und doch in manchen Dingen ziemlich naiv."

„Ich komme mir eher unmoralisch und lasterhaft vor."

„Du? Wenn, dann hast du eher zuviel Anstand als zuwenig."

„Im Dorf schimpfen sie immer über mich. Weil ich gerne mit den Leuten rede, nennen sie mich liederlich und frivol." Piroska runzelte die Stirn. „Mein schlechter Ruf muss weit gedrungen sein. Der Anführer der Männer, die Jolanta zur Frau Großmutter brachten, hat mich an der Brücke wohl erkannt. Sie nutzten die Ablenkung durch uns, um ungesehen über den Fluss zu kommen", erklärte sie. „Jedenfalls sagte der Mann zur Frau Großmutter das gleiche, was Göran immer sagt. Ich würde mit jedem anbändeln, meinte er."

„Also mit mir hast du nicht angebändelt."

„Oh. Wie nennst du das, was wir gerade gemacht haben?"

Ylvigur lachte. Sie konnte die Vibration in ihrem ganzen Körper spüren. „So meinte ich das nicht. Du warst kein bisschen kokett, als wir uns getroffen haben, du hast nicht einmal den Versuch gemacht, mit mir zu flirten, sondern dich sehr ernsthaft unterhalten. So wie mit mir hättest du auch mit deinem Onkel oder einer Nachbarin gesprochen. Ich war es, der versucht hat, mit dir zu flirten, aber du bist nicht darauf eingegangen."

„Oh." Das war ihr gar nicht aufgefallen. Allerdings ... wenn sie jetzt darüber nachdachte ... alleine schon seine Anspielungen darauf, was für Berührungen Wölfe so mögen würden ... in Zukunft würde sie die Äußerungen ihres Liebsten wohl gleich auf Zweideutigkeiten prüfen müssen.

„Ja, oh! Ich habe dann akzeptiert, dass du nicht für nette Spielchen zu haben bist. Und erst später begriff ich dann, dass ich gar keine Spielchen wollte, sondern viel mehr."

„Jetzt auch noch?" Immerhin hatte er nun ja bekommen, was er wollte, dachte sie resigniert.

„Ja, natürlich, warum nicht?"

„Weil ich mich dir ... aber ich habe noch nie ..."

„Ich weiß. Das war nicht zu übersehen." Ylvigur grinste schelmisch.

„Oh." Das wollte erstmal verdaut sein.

„Aber was ist dann mit mir? Ich hab schon mal."

„Aber du bist auch ein Mann."

„Ehrlich? Nein, schon gut, ich weiß. Aber was hat das damit zu tun?"

„Mädchen sollen unberührt in die Ehe gehen. Männer hingegen sollen sogar Erfahrung mitbringen." Das hatte man ihr seit ihrer frühesten Jugend eingebläut.

„Sehr interessante Denkweise. Und mit wem sollen eure Männer Erfahrung sammeln?"

Darüber hatte Piroska noch nie nachgedacht. „Das ist wohl dann ein Problem."

„Eben. Und das kann man nur lösen, indem man Verbotenes oder zumindest Unmoralisches tut. Ich finde das ziemlich heuchlerisch."

„Und bei euch ist das nicht so?"

„Absolut nicht! Wir sind ehrlich zueinander."

„Ich glaube, dann werde ich mich bei euch vielleicht sogar wohler fühlen als in meinem Dorf."

„Darauf hoffe ich!" Ylvigur zuckte plötzlich und spannte alle Muskeln an, dann lockerte er sie wieder. Diesmal vollständig.

Piroska blieb trotzdem noch einige Minuten liegen. Es war einfach so schön in seinen Armen. Und sie vertraute darauf, dass es in seinem Dorf ebenfalls schön sein würde.

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