Dienstag - 7.2 - die Ruhe nach dem Sturm

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Don't forget  -  it's fiction!

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Dieses Frühstück fällt deutlich stiller aus als die letzten. Bisher ist heute jede einzelne unserer Routinen durchbrochen worden, und es wird schwer werden, jetzt zu irgendeiner Form von Normalität zurückzufinden. Ich füttere Jin und Hoseok mit ganz viel Magnesium und Calcium, weil ihnen alle Gelenke und Muskeln weh tun. Das sollte etwas helfen. Immerhin sitzen wir wieder gemeinsam um unseren großen Tisch, und alle haben genug Appetit, dass Milchreis und Brötchen sich nicht völlig vernachlässigt fühlen müssen. Jimin hat nun auch den Milchreis für sich entdeckt und isst das mit Dosenobst. Ich bin heilfroh, dass er überhaupt isst nach dem Gau grade.
Vielleicht ist das unser Silberstreifen am Horizont heute: Jimin kann inzwischen auch essen, wenn er grade belastet ist, und das wird in den nächsten Wochen der Tour echt viel wert sein!
Ich schiebe eine Bohne in die rechte Hosentasche. Maja sieht es und schaut mich fragend an. Ich nicke unauffällig zu Jimin rüber, sie folgt meinem Blick, denkt einen Moment lang nach, grinst und schiebt auch eine Bohne.

Ich schaue mich am Tisch um. Tae hat wieder Herzchen-Kaffee gezaubert. Es ist zu einer liebevollen Gemeinschaftsgeste geworden (und bei ihm selbst zu Routine), über die sich alle Kaffeetrinker freuen. Ich schiebe noch eine Bohne, Maja folgt meinem Blick, ich schaue wie zufällig in Guks Tasse – sie schiebt eine Bohne. Dann gleich noch eine. Ich stutze. Sie schaut intensiv in den Garten. Und dann sehe ich es auch: wir waren zwar nie draußen, aber wir haben beim Lüften doch gemerkt, dass es draußen Tag für Tag wärmer geworden ist. Und jetzt sehe ich, dass über Nacht mein Quittenbaum angefangen hat zu blühen. Und dass er umschwärmt wird von Bienen. DAS ist wirklich ein Hoffnungszeichen! Wenn die Quitte blüht, stehe ich oft einfach im Garten vor dem Baum und freue mich an den zarten Knospen mit den fünf in sich gedrehten Blütenblättern. Es sieht so zauberhaft aus, wenn sie sich in der Sonne allmählich aufdrehen und erblühen! Maja hat Recht - dafür gibt es natürlich auch eine Bohne.

Jetzt wird Jin neugierig.
"Dürfen wir uns mitfreuen? Ihr schiebt die ganze Zeit Bohnen rüber, aber ich kann nicht entdecken, warum."
Süß!
„Klar darfst du!"
Ich freue mich über seine Aufmerksamkeit und Beobachtungsgabe.
"Die erste Bohne war, weil Jimin trotz des gruseligen Starts in den Tag schon ziemlich viel gegessen hat. Ich hatte nämlich befürchtet, dass ihm das auf den Appetit schlagen könnte. Aber es scheint ihm inzwischen leichter zu fallen, dem Stress innerlich entgegenzuhalten. Die zweite Bohne ist, weil ich mich so freue, wie Tae euch immer wieder mit so viel Liebe euren Lieblingskaffee mit Herzchen-Deko macht. Aber die dritte Bohne, die Entdeckung von Maja finde ich persönlich fast am schönsten."
Nun mischt sich Maja lächelnd ins Gespräch ein.
"Mami liebt ihren Quittenbaum im Garten. Und ganz besonders liebt sie die Blüten. Sie sind wunderschön. Die ersten sind heute Nacht aufgegangen. Schaut doch mal auf den Baum!"

Alle schauen in den Garten. Und ich beschließe, mich mal wieder über die behördlichen Anordnungen hinwegzusetzen. Ich stehe auf, gehe raus und pflücke drei Blüten – eine geschlossene Knospe, eine etwas geöffnete und eine der wenigen, die schon ziemlich weit offen sind. Die bringe ich rein und zeige sie den Jungs.
„Sehr ihr den ganz feinen rosanen Rand an jedem einzelnen Blütenblatt? Dadurch kann man so schön erkennen, wie die Blätter spiralförmig ineinander gedreht sind, bevor sie aufgehen. Es ist vielleicht albern, aber ich empfinde diese ersten geöffneten Blüten grade als ein Hoffnungszeichen an diesem Morgen."
Und schon wandern diverse Bohnen in rechte Taschen. Die Stimmung entspannt sich etwas.

Eine Weile habe ich nun drüber nachgedacht. Aber nun beschließe ich doch, es zu wagen.
„Ich weiß nicht, ob das jetzt gut ist, aber ich möchte was ansprechen. An der Reaktion von Hoseok vorhin habe ich gemerkt, dass das Geheul der Sirenen nicht mehr spurlos an uns vorüber geht. Ich habe ein bisschen Angst vor dem nächsten Mal. Wir können uns aber ja nicht im Keller vergraben. Und selbst da ist es zu hören. Habt ihr eine Idee, was wir tun können, damit es euch nicht ganz so erwischt? Leider wissen wir die Zeiten ja auch nur ungefähr."

„Glaubst du, dass das jetzt jedes Mal so schlimm wird? Dann sind wir hier in zwei Tagen alle durch. Das ertragen wir nicht!"
Namjoon steht die Sorge ins Gesicht geschrieben. „Ich weiß es nicht, Joonie. Das liegt in euren Seelen. Die Reaktion ist bei keinem von euch geplant oder kontrollierbar. Das macht es ja so schlimm. Ihr seid euch selbst ausgeliefert. Wir können nur uns gegen Mittag gemeinsam hier unten aufhalten und zum Beispiel spielen und dann alle Kopfhörer bereit liegen haben. Aber ob die noch helfen, wenn ihr die erst aufsetzt, wenn die Sirenen schon angefangen haben, weiß ich natürlich nicht. Haben wir eigentlich irgendwo Oropax im Haus? Oder habt Ihr Gehörschutz? Immerhin macht ihr ja Musik und seid auf der Bühne erheblichem Lärm ausgesetzt."

„Ne, haben wir nicht. Wir haben ja auf der Bühne meistens die Ohrstücke zur Selbstkontrolle in den Ohren. Und die sind bei der technischen Ausrüstung, die haben wir nicht bei uns."

„Aber ich habe ganz viel Oropax. Wir sind ja manchmal auch zusammen in Hotelzimmern, und ihr schnarcht alle wie bekloppt!"
Jeongguk lehnt sich grade ziemlich breit grinsend ziemlich weit aus dem Fenster. Wilder Protest von allen Seiten schallt ihm entgegen und er zieht immernoch grinsend den Kopf ein.
„O.K. - dann solltest du die jetzt mal opfern, damit wir den Lärm zumindest reduzieren können für die Vier. Oder für Drei? Wer von euch würde sich denn mit Ohrstöpseln sicherer fühlen?"
Hobi, Jin und Yoongi melden sich. Jeongguk holt die Stöpsel, während wir anderen den Tisch abdecken.

„Noch was. Ich habe keine Ahnung, ob das hilft. Aber wenn wir uns mental darauf einstellen, dass wir ein eingeschworener Haufen sind und das gemeinsam durchstehen wollen, dann könnte uns das zumindest dazu verhelfen, dass wir uns nicht so furchtbar hilflos fühlen dabei. Wir haben so viel gemeinsam geschafft in dieser Woche, wir verstehen uns blind. Und wir würden alle füreinander durchs Feuer gehen. Das IST jetzt das Feuer, und es ist eindeutig: wir gehen! Gemeinsam! Wir haben das vorhin überstanden. Es macht uns Angst. Aber es bringt uns nicht um! Versucht, das festzuhalten, falls die Panik uns wieder überfallen will. Lasst uns singen und nah beieinander sein. Dann wird es vielleicht nicht so schwer! Und natürlich hoffen wir, dass es nicht nochmal so schlimm kommt."
Alle nicken und sehen einander an. Sehr gemischte Gefühle sind auf den Gesichtern zu sehen ...
Möge uns das durchtragen, wie lange auch immer das hier noch dauert!

Namjoons Eltern melden sich bei ihm. Er lässt die anderen Jungs teilhaben am Gespräch. Sie berichten, dass Hobis Eltern sich bei ihnen gemeldet haben – voller Angst, aber auch voller Scham, dass sie so viel Probleme bereitet haben. Aber Namjoons Eltern konnten wohl offensichtlich viel zu deren Beruhigung beitragen, einfach weil sie selbst so gelassen damit umgehen. Alle atmen auf, weil damit wieder eine Belastung ausgeschaltet werden konnte. Namjoon bedankt sich sehr im Namen aller, dass seine Eltern uns so sehr unterstützen.

„Was wollen wir denn heute Vormittag machen?"
Tae schaut fragend in die Runde. Hobi denkt nach.
„Wir haben heute Morgen nicht trainiert. Wollen wir das nachholen? Oder wollen wir vielleicht mal wieder an unserem Wasser-Song weitermachen? Guk, Yoongi und Joonie haben ja weiter daran gearbeitet."
Sie beschließen, mit dem Wasser-Song weiter zu machen. Die drei Angesprochenen zeigen mal wieder, wie weit sie sind mit Vorarbeiten. Allmählich ist an der Musik zu hören, dass viel Dynamik im Stück ist. Der Text nimmt einerseits Gestalt an, andererseits ist sich Yoongi gar nicht sicher, ob er die ganze Geschichte parallel zu den Bewegungen erzählen will, oder vielleicht nur Stichworte einwerfen und den Tanz wirken lassen, oder die Geschichte eines einzelnen Menschen exemplarisch erzählen. Das ist noch sehr unausgereift. Darum räumen sie sich erstmal Platz frei, machen sich warm und proben wieder die Weltkugel, feilen an Wasserbewegungen und üben schließlich die Koordination der Bewegungen innerhalb der Maschine. Es ist gar nicht so leicht, Guk als Wasser da durchzuschleusen, ohne dabei sozusagen die pantomimische Form der Maschine zu verlieren. Andererseits hat sich Hobi echt coole Abläufe für die Maschine ausgedacht. Das wird super aussehen, wenn das erstmal alle drauf haben.

Die Arbeitsatmosphäre und die Routine dabei verschafft uns allen ein Gefühl von Sicherheit und Normalität. Wir elf, eine Gemeinschaft von Menschen, die sich ganz aufeinander verlassen können. Nach einer Weile ist es dann genug, und die Jungs räumen schnell das Wohnzimmer wieder in den normalen Zustand. Grade rechtzeitig.

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18.11.2018    -    21.4.2019    -    16.8.2019

29.10.2019    -    27.3.2020

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